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Neue Forschungserkenntnisse

COVID-19-Infektionen und Diabetes Typ 1 bei Kindern

In den Pandemiezeiten erkrankten mehr Kinder und Jugendliche an Typ-1-Diabetes als sonst. Der Zusammenhang zwischen Pandemie und Autoimmunerkrankung wird bisher eher in indirekten als direkten Ursachen vermutet. Jetzt liegen neue Studienergebnisse dazu vor, ob SARS-CoV-2-Infektionen und Typ-1-Diabetes in Zusammenhang stehen.

 

Erhöhte Typ-1-Diabetes-Inzidenz bei Kindern in Pandemiezeiten

Eine deutsche Studie kam Anfang 2022 zu dem Ergebnis, dass es während der COVID-19-Pandemie einen statistisch signifikanten Anstieg der Typ-1-Diabetes-Inzidenz bei Kindern gab. Die Spitzeninzidenz von Typ-1-Diabetes trat dabei mit einer zeitlichen Verzögerung von circa 3 Monate nach Spitzeninzidenzen von COVID-19 in den Jahren 2020 und 2021 sowie nach Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie auf.

Die Autorinnen und Autoren der Studie hatten angemerkt, dass die Ursachen für den Anstieg der Typ-1-Diabetes-Inzidenz noch unbekannt seien. Sie vermuteten jedoch eher indirekte als direkte Auswirkungen der Pandemie.

So kam es bei Kindern und Jugendlichen durch ein erhöhtes Stresslevel durch die Pandemie selbst oder durch soziale Isolation und Schulschließungen zu einer schlechteren psychischen Gesundheit. Psychologischer Stress spielt sowohl bei der Entstehung als auch bei der Entwicklung und dem Ausbruch von Typ-1-Diabetes eine Rolle.

 

Studie untersucht direkten Zusammenhang zwischen COVID-19 und Diabetes Typ 1

Eine weitere aktuelle Studie überprüfte, ob eine frühere Infektion mit SARS-CoV-2 in Verbindung mit einem Frühstadium eines Typ-1-Diabetes steht. Die Forschenden untersuchten dafür von 2020 bis 2021 über 50.000 Kinder und Jugendliche im Alter von 1 bis 18 Jahren in den Vereinigten Staaten und Deutschland (Bayern) auf SARS-CoV-2-Antikörper und Inselautoantikörper.

Eine Infektion mit dem Coronavirus wurde bei einem Drittel der amerikanischen (32,3 Prozent) sowie bei 6 Prozent der deutschen Kinder und Jugendlichen festgestellt. Multiple Inselautoantikörper – die ein Frühstadium definieren und mit einer Progressionsrate von 50 Prozent für das Auftreten eines klinischen Typ-1-Diabetes innerhalb von 5 Jahren verbunden sind – kamen insgesamt in der amerikanischen Gruppe bei 21 Jugendlichen (0,45 Prozent) und bei der deutschen Gruppe bei 141 Kindern (0,30 Prozent) vor. Zusätzlich kamen bei 26 amerikanischen (0,55 Prozent) und 54 deutschen (0,11 Prozent) Kindern und Jugendlichen einzelne Inselautoantikörper vor. Das Vorhandensein eines Inselautoantikörpers steht in Verbindung mit einem Risiko von 30 Prozent, innerhalb von 5 Jahren einen klinischen Diabetes zu entwickeln.

 

Gibt es einen Zusammenhang zwischen SARS-CoV-2-Infektion und Autoimmunität?

Es zeigte sich, dass sich die Häufigkeit an multiplen und einzelnen Inselautoantikörpern bei Kindern und Jugendlichen mit SARS-CoV-2-Infektion statistisch nicht signifikant von Kindern und Jugendlichen ohne SARS-CoV-2-Infektion unterschieden hat. Außerdem konnten die Forschenden aufzeigen, dass eine vorherige Infektion mit SARS-CoV-2 in keinem statistischen Zusammenhang mit dem Auftreten von einzelnen oder multiplen Inselautoantikörpern bei Kindern und Jugendlichen steht.

Ein Teil der Kinder und Jugendlichen aus Bayern mit SARS-CoV-2-Infektion wurde zudem über einen Zeitraum von 9 Monaten bis 2 Jahre nachbeobachtet. Keines der 465 Kinder entwickelte in dieser Zeit Inselautoantikörper.

 

Quellen:

Kamrath, C. et al.: Incidence of Type 1 Diabetes in Children and Adolescents During the COVID-19 Pandemic in Germany: Results From the DPV Registry. In: Diabetes Care, 2022, 45: 1762-1771

Rewers, M. et al.: SARS-CoV-2 Infetions and Presymptomatic Type 1 Diabetes Autoimmunity in Children and Adolescents From Colorado, USA, and Bavaria, Germany. In: JAMA, 2022 (online)