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Typ-1-Diabetes

Personen mit Typ-1-Diabetes und zusätzlichen Autoimmunerkrankungen

Wissenschaftliche Unterstützung: Dr. Nicole Prinz

Nicht selten ist Typ-1-Diabetes mit weiteren autoimmunologischen Erkrankungen assoziiert. Dies ist unter anderem darauf zurückzuführen, dass viele Autoimmunerkrankungen einen ähnlichen genetischen Hintergrund aufweisen. Forschende stellten nun fest, dass Personen mit Typ-1-Diabetes und zusätzlicher Autoimmunerkrankung deutliche Unterschiede zeigen im Vergleich zu Personen mit isoliertem Typ-1-Diabetes. So wird bei Typ-1-Diabetes und Morbus Addison oder Hashimoto-Thyreoiditis mehr Insulin benötigt. Zudem zeigt sich, dass die Rate der diabetischen Neuropathie bei zusätzlicher Hashimoto-Thyreoiditis oder Morbus Basedow höher ist, während die Rate der Mikroalbuminurie niedriger ist.

 

Untersucht wurden Personen mit zusätzlichem Morbus Addison, Morbus Basedow oder Hashimoto-Thyreoiditis

Ziel dieser kürzlich veröffentlichten Forschungsarbeit war die Analyse der demografischen und klinischen Merkmale von Personen mit Typ-1-Diabetes, die eine oder mehrere weitere Autoimmunerkrankungen aufweisen. Hierzu wurden Daten aus einem großen standardisierten Register ausgewertet – dem multizentrischen prospektiven Diabetes-Follow-up-Register (DPV).

Die Studienpopulation umfasste 6.188 Patientinnen und Patienten mit Typ-1-Diabetes und zusätzlichem Morbus Addison, Morbus Basedow und/oder Hashimoto-Thyreoiditis. Als Referenzgruppe wurden 107.457 Personen mit isoliertem Typ-1-Diabetes, die durch das Fehlen weiterer Autoimmunerkrankungen definiert wurde, ebenfalls in die Studie eingeschlossen. Alter, Geschlecht, Diabetes-Dauer, Migrationshintergrund und Art des Insulins wurden in die Analyse miteinbezogen.

 

Die Ergebnisse zeigen relevante Unterschiede

Die Forschenden stellten fest, dass in allen Gruppen mit zusätzlichen Autoimmunerkrankungen mehr Frauen betroffen waren, als Männer. Die Personen mit isoliertem Typ-1-Diabetes ohne weitere Begleiterkrankungen hatten außerdem eine kürzere Erkrankungsdauer im Vergleich zu denjenigen mit zusätzlichen Autoimmunerkrankungen.

Auffallend war außerdem eine höhere tägliche Insulindosis bei Personen mit Morbus Addison oder Hashimoto-Thyreoiditis, verglichen mit den Personen ohne weitere Autoimmunerkrankung.

Während bei 1,8 Prozent der Personen mit isoliertem Typ-1-Diabetes eine Retinopathie auftrat, kam diese bei Personen mit zusätzlicher Hashimoto-Thyreoiditis mit insgesamt 1,5 Prozent etwas seltener vor. Demgegenüber wiesen 3,1 Prozent der Personen mit einem zusätzlichen Morbus Basedow eine Retinopathie auf.

Eine Mikroalbuminurie trat bei 15,5 Prozent der Personen mit Typ-1-Diabetes ohne weitere Autoimmunerkrankung auf. Bei zusätzlichem Morbus Basedow war eine Mikroalbuminurie mit 10,6 Prozent insgesamt seltener. Auch bei Typ-1-Diabetes und zusätzlicher Hashimoto-Thyreoiditis trat dies nur bei 14,3 Prozent auf.

Eine diabetische Neuropathie kam bei Personen mit Morbus Basedow mit 2,1 Prozent und bei Personen mit Hashimoto-Thyreoiditis mit 1,8 Prozent häufiger vor, als bei isoliertem Typ-1-Diabetes mit 0,8 Prozent.
 

Zusätzliche Autoimmunerkrankungen bei Typ-1-Diabetes können den klinischen Verlauf des Typ-1-Diabetes beeinflussen

Die Forschenden schlussfolgern, dass Personen mit Typ-1-Diabetes und mindestens einer zusätzlichen Autoimmunerkrankung bestimmte Charakteristiken aufweisen. Daraus ergeben sich veränderte Verläufe des Typ-1-Diabetes, die beachtet werden sollten. Laut den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sollen in Zukunft die Ergebnisse der Studie in anderen Registerkohorten validiert werden, um weitere statistisch signifikante Unterschiede zu erkennen.

 

Quelle:

Prinz, N. et al.: Characteristics of Patients with Type 1 Diabetes and Additional Autoimmune Disease in the DPV Registry. In: J Clin Endocrinol Metab, 2021, dgab376