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Schwangerschaftsdiabetes: Im Überblick

Wissenschaftliche Unterstützung: PD Dr. Sandra Hummel

Schwangerschaftsdiabetes ist eine Stoffwechselstörung, die erstmals in der Schwangerschaft auftritt. Fachleute sprechen auch von Gestationsdiabetes.

Durch eine Schwangerschaft verändert sich der Hormonhaushalt im Stoffwechsel der Mutter. Das kann sich auch auf den Blutzuckerstoffwechsel auswirken: Ähnlich wie bei Typ-2-Diabetes reagieren die Körperzellen nicht mehr so sensitiv auf das Hormon Insulin (Insulinresistenz). Zusätzlich produziert die Bauchspeicheldrüse nicht genug Insulin, um die Insulinresistenz auszugleichen. Insulin ist notwendig, um den Zucker (Glukose) aus dem Blut in die Körperzellen aufnehmen zu können. Ohne genügend Insulin verbleibt der Zucker im Blut und der Blutzuckerspiegel steigt an. Überschreiten die Blutzuckerwerte dauerhaft einen bestimmten Grenzwert, liegt ein Schwangerschaftsdiabetes vor.

Nach der Entbindung verschwindet der Schwangerschaftsdiabetes meist wieder. Um kurz- und langfristigen Folgen für das Kind und die Mutter vorzubeugen, ist es jedoch wichtig, die Erkrankung frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.



1. Was sind die Symptome von Schwangerschaftsdiabetes?

Viele Frauen mit Schwangerschaftsdiabetes verspüren keine Symptome. Erst bei sehr hohen Blutzuckerwerten können Anzeichen wie beispielsweise gesteigerter Durst oder Müdigkeit auftreten. Häufig werden diese Symptome jedoch nicht mit einem Schwangerschaftsdiabetes in Verbindung gebracht, sondern mit gewöhnlichen Begleiterscheinungen einer Schwangerschaft verwechselt. Ein Zuckertest zwischen der 24. und 28. Schwangerschaftswoche gibt Aufschluss darüber, ob ein Schwangerschaftsdiabetes vorliegt oder nicht.

Mehr Informationen zum Krankheitsbild und den Symptomen von Schwangerschaftsdiabetes finden Sie in unserem Hintergrundartikel.
 

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2. Was erhöht das Risiko für einen Schwangerschaftsdiabetes?

Viele Faktoren beeinflussen, ob ein Schwangerschaftsdiabetes entsteht oder nicht. Das Risiko ist vor allem dann erhöht, wenn eine genetische Veranlagung und/oder Übergewicht vorliegt. Aber auch eine Reihe weiterer Faktoren können das Risiko für Schwangerschaftsdiabetes erhöhen. Dazu zählen zum Beispiel, wenn die Schwangere über 35 Jahre alt ist, während der Schwangerschaft übermäßig an Gewicht zunimmt oder bei einer vorherigen Schwangerschaft bereits einen Schwangerschaftsdiabetes hatte.

Mehr Informationen zur Entstehung und den Risikofaktoren von Schwangerschaftsdiabetes finden Sie in unserem Hintergrundartikel.
 

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Gut zu wissen:

Schwangerschaftsdiabetes tritt erstmals während der Schwangerschaft auf und verschwindet danach häufig wieder. Davon abzugrenzen ist eine Schwangerschaft mit bereits bestehender Diabetes-Erkrankung.

Frauen mit Typ-1- oder Typ-2-Diabetes können heute im Normalfall problemlos schwanger werden. Zwar gibt es bestimmte Risiken für Mutter und Kind, diese lassen sich jedoch bei guter Planung und optimaler Betreuung durch Fachkräfte vor und während der Schwangerschaft stark reduzieren.

Mehr Informationen zu Kinderwunsch bei bestehendem Diabetes finden Sie hier.


3. Wie funktioniert der Zuckertest zur Diagnose von Schwangerschaftsdiabetes?

Da Schwangerschaftsdiabetes oft keine typischen Symptome verursacht, wird allen Schwangeren zwischen der 24. und 28. Schwangerschaftswoche ein Screening-Test angeboten. Umgangssprachlich spricht man auch vom „Zuckertest“. Der Test wird in der Regel in einem 2-stufigen Verfahren durchgeführt: Zunächst mit einem Vortest, bei dem die Schwangere eine Zuckerlösung trinkt. Anschließend wird mit etwas Zeitabstand Blut abgenommen und der Blutzuckerwert bestimmt. Wird bei diesem Test ein bestimmter Wert überschritten, folgt morgens nüchtern ein oraler Glukosetoleranztest. Werden bei diesem Test bestimmte Werte überschritten, ist dies ein sicheres Anzeichen für Schwangerschaftsdiabetes. Fachleute sprechen dann auch von Gestationsdiabetes.

Wie der 2-stufige Blutzuckertest für Schwangere abläuft (oraler Glukosetoleranztest, oGTT) zeigt die diabinfo-Erklärgrafik:

Mehr zur Diagnose von Schwangerschaftsdiabetes finden Sie in unserem Hintergrundartikel.
 

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diabinfo-Podcast Schwangerschaftsdiabetes (Dr. Sandra Hummel)

Wir sprechen mit der Wissenschaftlerin Dr. Sandra Hummel von Helmholtz Munich unter anderem darüber, warum es immer mehr Fälle von Schwangerschaftsdiabetes gibt, was nach der Diagnose wichtig ist und wie die gesundheitlichen Risiken für Mutter und Kind möglichst niedrig bleiben.


4. Wie läuft die Behandlung und Ernährung bei Schwangerschaftsdiabetes ab?

Ziel der Behandlung von Schwangerschaftsdiabetes ist es, die Blutzuckerwerte möglichst in dem festgelegten Zielbereich zu halten. Dadurch werden Risiken für die Mutter und das ungeborene Kind gesenkt.

In vielen Fällen reicht es, den Lebensstil umzustellen und auf eine gesunde Ernährung sowie ausreichend Bewegung zu achten. Ein Ernährungsplan kann hierbei helfen, den Schwangerschaftsdiabetes zu kontrollieren und die angestrebten Werte zu erreichen. In manchen Fällen ist auch die Behandlung mit Insulin notwendig.

Mehr Informationen zur Behandlung von Schwangerschaftsdiabetes finden Sie in unserem Hintergrundartikel.
 

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5. Was können Folgen für das Kind und die Mutter bei Schwangerschaftsdiabetes sein?

In den meisten Fällen erleben Frauen mit Schwangerschaftsdiabetes eine normale Schwangerschaft und bringen ein gesundes Kind zur Welt. Sind die Blutzuckerwerte jedoch dauerhaft zu hoch, kann es zu kurz- und langfristigen Folgen sowohl für das Kind als auch für die Mutter kommen.

Folgen für das Kind können zum Beispiel Geburtskomplikationen und Anpassungsprobleme kurz nach der Geburt sein. Langfristig erhöht Schwangerschaftsdiabetes das Risiko für Kinder, später übergewichtig zu werden und somit eher ein metabolisches Syndrom zu entwickeln oder an Typ-2-Diabetes zu erkranken. Eine wichtige Rolle für die Gesundheit des Kindes spielt das Gewicht der Mutter – sowohl vor, während als auch nach der Schwangerschaft. Auch der Lebensstil des Vaters ist von Bedeutung.

Mehr Informationen zu den Risiken für das Kind bei Schwangerschaftsdiabetes finden Sie in unserem Hintergrundartikel.
 

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Ein Schwangerschaftsdiabetes kann auch bei der Mutter zu akuten Folgen wie eine Infektion der Harnwege oder Vagina führen oder vorzeitige Wehen auslösen, wodurch das Risiko für eine Frühgeburt steigt. Auch wenn der Schwangerschaftsdiabetes in vielen Fällen nach der Entbindung wieder verschwindet, kann es zu langfristigen Folgen für die Mutter kommen. So steigt unter anderem das Risiko, in den Jahren darauf an Typ-2-Diabetes zu erkranken. Es gibt jedoch viele Möglichkeiten, einen Typ-2-Diabetes zu verzögern oder auch ganz zu verhindern. Auch für andere Erkrankungen, zum Beispiel Herz-Kreislauf-Erkrankungen, ist das Risiko durch einen Schwangerschaftsdiabetes erhöht.

Mehr Informationen zu den Risiken für die Mutter bei Schwangerschaftsdiabetes finden Sie in unserem Hintergrundartikel.
 

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Erfahrungsbericht

Eine betroffene Frau erzählt, wie sie mit der Diagnose Schwangerschaftsdiabetes umgegangen ist und wie sich dadurch ihr Alltag verändert hat.
 

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diabinfo-Podcast Schwangerschaftsdiabetes - was nun? (Erfahrungsbericht-Podcast mit Julia Gagelmann)

Julia Gagelmann hatte in ihren beiden Schwangerschaften einen Schwangerschaftsdiabetes. Im diabinfo-Podcast berichtet sie über ihre Erfahrungen mit dem Diabetes und erzählt, wie sie sich nach der Diagnose gefühlt hat und welche Sorgen sie begleitet haben. Doch sie macht auch Mut: Hören Sie selbst!


6. Was macht die Forschung bei Schwangerschaftsdiabetes?

Um die Erkrankung Schwangerschaftsdiabetes noch besser zu verstehen, laufen deutschland- und weltweit zahlreiche Studien. So arbeiten Forschende daran, die Diagnose und Behandlung weiter zu verbessern. Auch wird untersucht, wie technische Hilfsmittel, beispielsweise Apps, den Alltag von Frauen mit Schwangerschaftsdiabetes unterstützen können. Zu den erblichen Faktoren, den Effekten des Stillens und der Rolle der Epigenetik bei Schwangerschaftsdiabetes wird ebenso geforscht.

Mehr Informationen zur Forschung bei Schwangerschaftsdiabetes finden Sie in unserem Hintergrundartikel.
 

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7. Wo kann man an klinischen Studien zu Schwangerschaftsdiabetes teilnehmen?

Klinische Studien sind ein wichtiger Baustein zur Erforschung von Schwangerschaftsdiabetes. Mit Ihrer Teilnahme an einer Studie helfen Sie der Wissenschaft, die Stoffwechselerkrankung vorzubeugen und besser behandeln zu können. In Deutschland laufen an verschiedenen Standorten klinische Studien zu Schwangerschaftsdiabetes. Sollten Sie Interesse daran haben, an einer Studie teilzunehmen, können Sie auf unserer Studienplattform nach aktuellen Studien suchen oder sich in unser Interessentenregister eintragen. Wird eine neue Studie bei uns hinterlegt, die auf Ihr Profil passt, erfahren Sie direkt per Mail davon.

Mehr über die Studien zu Schwangerschaftsdiabetes finden Sie auf unserer Studienplattform.
 

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Quellen:

Deutsche Diabetes Gesellschaft et al.: S3-Leilinie Gestationsdiabetes mellitus (GDM) - Diagnostik, Therapie und Nachsorge. Langfassung. 2. Auflage. 2018
Deutsche Diabetes Gesellschaft et al.: S3-Leilinie Gestationsdiabetes mellitus (GDM) - Diagnostik, Therapie und Nachsorge. Patientinnenempfehlung. 2. Auflage. 2018
Gemeinsamer Bundesausschuss: Patienteninformation. Ich bin schwanger. Warum wird allen Frauen ein Test auf Schwangerschaftsdiabetes angeboten? 2012
Kleinwechter, H. et al.: Gestationsdiabetes mellitus (GDM) – Diagnostik, Therapie und Nachsorge. In: Diabetologie, 2017, 12: S218-S232
Schäfer-Graf, U. et al.: Gestationsdiabetes mellitus (GDM), Diagnostik, Therapie und Nachsorge – Kurzfassung der S3-Leitlinie. In: Diabetologie, 2021, 16: S215-S225
Stand: 03.02.2023