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Ernährung bei Diabetes Typ 1

Wissenschaftliche Unterstützung: Theresa Kössler

Menschen mit Diabetes brauchen keine spezielle Diabetes-Diät oder besondere Lebensmittel. Eine Diabetes-gerechte Ernährung entspricht einer individuell angepassten, ausgewogenen vollwertigen Mischkost.

Menschen mit Diabetes sollten die täglichen Mahlzeiten so gestalten, dass sie an die eigene Lebenssituation angepasst sind. Jeder Mensch hat andere Vorlieben, finanzielle Möglichkeiten oder eine andere Kultur. Am besten besprechen Menschen mit Diabetes ihre Ernährung in einem ärztlichen Gespräch oder bei einer qualifizierten beziehungsweise zertifizierten Ernährungsberatung.

Bei einer intensivierten Insulintherapie kann die Ernährung ganz flexibel gestaltet werden. Es ist wichtig, die Kohlenhydratmengen der Lebensmittel mit Hilfe von Nährwertangaben und Tabellen abzuschätzen, um dementsprechend die Insulinmenge darauf anpassen zu können. Mit Übung gelingt dies meist sehr gut und der Spaß und Genuss am Essen geht nicht verloren.

Wie ernähre ich mich eigentlich richtig?

Die Ernährung sollte ausgewogen und abwechslungsreich sein sowie nährstoffreiche, wenig-verarbeitete Lebensmittel mit vielen Ballaststoffen enthalten. Sehr energiereiche Lebensmittel mit zugesetzten Zuckern sowie stark-verarbeitete Getreideprodukte, sogenanntes raffiniertes Getreide, sollten hingegen möglichst vermieden werden.

Wie auch für Menschen ohne Diabetes eignen sich verschiedene Ernährungsformen für Menschen mit Diabetes. Neben einer vollwertigen Mischkost, deren Hauptkomponenten Gemüse, Obst, Hülsenfrüchte, Nüsse, Samen, Vollkornprodukte, fettarme Milch- und Fleischprodukte sowie Fisch bilden, stellen auch kohlenhydrat- oder fettreduzierte Ernährungskonzepte sowie die sogenannte Mittelmeer-Diät oder eine vegetarische beziehungsweise vegane Ernährungsweise mögliche Optionen dar. Bisher konnte jedoch nicht eindeutig geklärt werden, ob eine bestimmte Ernährungsform für Menschen mit Diabetes langfristig besonders geeignet ist.

Eine ausgewogene Ernährung versorgt den Körper mit lebenswichtiger Energie und Nährstoffen und steigert die Lebensqualität. Vitamine und Mineralstoffe tragen dazu bei, dass wir uns fit fühlen und viele Vorgänge im Körper richtig funktionieren.

  • Sekundäre Pflanzenstoffe aus Obst und Gemüse unterstützen zum Beispiel das Immunsystem.
  • Ballaststoffe sorgen beispielsweise für eine gute Verdauung.
  • Manche Fette (zum Beispiel aus fettem Seefisch oder Leinsamen) unterstützen unsere Denkprozesse.

Eine ausgewogene Ernährung kann Menschen mit Typ-1-Diabetes helfen, ein gutes Stoffwechselmanagement zu erreichen. So kann sie außerdem helfen, Begleit- und Folgeerkrankungen vorzubeugen, darunter Nervenerkrankungen, Herzinfarkt oder das Diabetische Fußsyndrom.

Hier erfahren Sie mehr zu den Folgeerkrankungen des Typ-1-Diabetes!

Nach aktuellem Wissensstand kann keine bestimmte Ernährungsform oder Diät für Menschen mit Diabetes empfohlen werden. Zwar werden immer häufiger bestimmte Ernährungskonzepte genannt, die besonders für Menschen mit Diabetes geeignet sein sollen. Doch bisher hat die Forschung nicht eindeutig geklärt, ob und welche Konzepte die meisten Vorteile bieten.

Die Diabetes-Fachgesellschaften gehen derzeit davon aus, dass es kein Ernährungsmuster gibt, das für alle Menschen mit Diabetes gleich gut geeignet ist. Welche Ernährung sich am besten eignet, scheint von Mensch zu Mensch verschieden. Deswegen wird eine individuell zugeschnittene Ernährungsberatung für Menschen mit Diabetes empfohlen. In diesem Rahmen kann ein an die Diabetes-Therapie sowie die persönlichen Vorlieben und Alltagsgegebenheiten angepasstes Ernährungskonzept aufgestellt werden, dass sich für jede beziehungsweise jeden Einzelnen im Alltag umsetzen lässt.

Laut der aktuellen Datenlage scheint eine kohlenhydratreduzierte Ernährung am ehesten zu einer Verbesserung des Zuckerstoffwechsels beizutragen. Eine Ernährung mit weniger Kohlenhydraten lässt sich durch verschiedene Ernährungsmuster umsetzen. Die Deutsche Diabetes Gesellschaft weist jedoch darauf hin, dass man sich nicht allein auf das Mengenverhältnis der Hauptnährstoffe – Kohlenhydrate, Fett und Eiweiß – beziehen sollte. Auch die Zusammensetzung der Nährstoffe beziehungsweise die Eigenschaften von Lebensmitteln spielen eine entscheidende Rolle. Dabei sind speziell die Zusammensetzung des Fettgehalts, der Anteil an Ballaststoffen und die Wirkung von kohlenhydrathaltigen Lebensmitteln auf den Blutzuckerspiegel bei der jeweiligen Ernährung zu berücksichtigen.

Spezielle Lebensmittel für Menschen mit Diabetes sind nicht erforderlich. Sie enthalten oft bestimmte Zuckeraustauschstoffe, wie beispielsweise Fruktose. Diese Stoffe haben den gleichen Energiegehalt wie gewöhnlicher Zucker und bieten dadurch keine Vorteile. Zusätzlich können diese Produkte viel Fett und dadurch mehr Energie als normale Lebensmittel enthalten. Deshalb ist es seit 2012 in Deutschland nicht mehr erlaubt, spezielle Lebensmittel für Menschen mit Diabetes zu verkaufen.

Kohlenhydrate sind neben Fett und Eiweiß wichtige Energielieferanten für den menschlichen Körper. Alle Kohlenhydrate bestehen aus Zuckerbausteinen, manche nur aus 1 oder 2 Zuckerbausteinen (zum Beispiel Fruchtzucker oder Haushaltszucker), andere sind lange Ketten von Zuckerbausteinen (zum Beispiel Stärke). Der Körper wandelt über die Nahrung aufgenommene Kohlenhydrate zu Glukose (1 Zuckerbaustein) um. Die Glukose dient als Energielieferant. Gelangt Glukose ins Blut, steigt der Blutzucker an. Weil beim Typ-1-Diabetes der Kohlenhydratstoffwechsel gestört ist, sollten Betroffene wissen, welche Lebensmittel auf den Blutzucker wirken.

Lebensmittel können bezüglich ihrer Blutzuckerwirksamkeit in vier Kategorien eingeteilt werden:

  • Kohlenhydratreiche Lebensmittel, die den Blutzucker stark erhöhen
    Zu dieser Kategorie gehören Getreideprodukte, Nudeln, Reis, Kartoffeln, Obst, Saft, ausgewählte Milchprodukte sowie gezuckerte Lebensmittel und Getränke. Diese Lebensmittel sollten besonders beachtet werden, wenn der Insulinbedarf für eine Mahlzeit berechnet wird.
  • Kohlenhydrathaltige Lebensmittel, die den Blutzucker nur wenig erhöhen
    Dabei handelt es sich um Hülsenfrüchte (zum Beispiel Bohnen oder Linsen), Nüsse (zum Beispiel Erdnüsse oder Walnüsse) sowie Kerne und Samen (zum Beispiel Kürbiskerne oder Mohn). Diese Lebensmittel enthalten neben teils nur geringen Mengen an Kohlenhydraten, hohe Mengen an Ballaststoffen und Fett. Diese Eigenschaften sorgen dafür, dass die Kohlenhydrate nur langsam ins Blut übergehen. Deshalb müssen die Lebensmittel bei der Berechnung des Insulinbedarfs häufig nicht beachtet werden.

    Bei Hülsenfrüchten oder größeren Mengen Nüssen und Samen sollte dies aber gemeinsam mit dem Diabetes-Team ausgetestet werden, da beispielsweise der erhöhte Fettgehalt zu einem Blutzuckeranstieg führen kann.

Gut zu wissen:

Wenn eine Mahlzeit besonders viel Fett und Eiweiß enthält, kann der Blutzucker verzögert ansteigen.

  • Eiweißreiche und fettreiche Nahrungsmittel, die den Blutzucker nicht oder nur verzögert erhöhen
    Zu dieser Kategorie gehören Fleisch, Quark, Eier, Tofu, Butter, Mayonnaise, Wurst und Käse. Auch diese Kategorie fließt üblicherweise nicht in die Berechnung des Insulinbedarfs ein. Fachleute haben jedoch festgestellt, dass auch Eiweiß und Fett den Blutzuckerspiegel erhöhen können. Häufig deckt aber das für die kohlenhydratreichen Lebensmittel berechnete Insulin diesen Anstieg ab.

    Enthält eine Mahlzeit besonders viel Fett und Eiweiß, kann eine Fett-Protein-Einheit berechnet werden (zum Beispiel bei Pizza). Denn wenn besonders viel Fett und Eiweiß aufgenommen wird, wandelt der Körper einen Teil davon in Zucker um. Deshalb kann der Blutzuckerspiegel 3 bis 5 Stunden nach der Mahlzeit ansteigen. Mit Hilfe des Diabetes-Teams und Nährwerttabellen können Menschen mit Diabetes lernen, eine Fett-Protein-Einheit zu berechnen und dafür Insulin zu spritzen.
     
  • Wasserreiche Lebensmittel, die den Blutzucker nicht erhöhen
    Dabei handelt es sich um Gemüse, Salat und Pilze. Diese Lebensmittel enthalten nur wenige Kohlenhydrate und viele Ballaststoffe, weshalb sie auf den Blutzucker keine wesentliche Wirkung haben. Zudem sind sie nährstoffreich, kalorienarm und tragen zum Sättigungsgefühl bei.

Für Menschen mit Typ-1-Diabetes ist es sehr wichtig, den Kohlenhydratgehalt von Speisen und Getränken richtig abzuschätzen. Der Kohlenhydratgehalt wird in der Regel mit Kohlenhydrateinheiten beschrieben, die Kurzform dafür ist KE. 1 KE entspricht 10 Gramm Kohlenhydraten.

Manchmal wird die Menge der Kohlenhydrate auch in Broteinheiten (BE) angegeben. Eine BE entspricht 12 Gramm Kohlenhydraten. Weil Lebensmittelhersteller BE jedoch nicht mehr kennzeichnen müssen, kann das Rechnen mit KE leichter sein. Denn die Angabe der Kohlenhydratmenge pro 100 Gramm ist auf allen verpackten Lebensmitteln verpflichtend. Die KEs können dann entsprechend der verzehrten Portion berechnet werden.

In Kohlenhydrat- oder Nährwerttabellen können Menschen mit Diabetes nachschlagen, wie viel Gramm Kohlenhydrate in einem Lebensmittel enthalten sind. Dennoch können die Werte auch voneinander abweichen. Gründe dafür sind beispielsweise, dass Früchte je nach Reifegrad unterschiedlich viel Zucker enthalten oder andere Analyseverfahren zur Bestimmung des Zuckergehalts verwendet wurden. Es kann deshalb sinnvoll sein, nur eine Tabelle zu verwenden anstatt zwischen unterschiedlichen Tabellen zu wechseln.

Die genaue Insulindosis, die benötigt wird, um eine KE abzudecken, ist von Mensch zu Mensch verschieden. Alle Betroffenen müssen die Insulindosis mit Hilfe ihres Diabetes-Teams sowie mit Blutzuckerselbstkontrollen für sich herausfinden.

Beispiel für die KE-Berechnung:

Toastbrot enthält 48 g Kohlenhydrate pro 100 g.

Eine Scheibe wiegt 20 g.

20 g sind 1/5 von 100 g.

48 g / 5 = 9,6 g
 

Eine Scheibe Toastbrot enthält 9,6 g Kohlenhydrate. Das entspricht ca. 1 KE.

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler konnten bisher keine idealen Kohlenhydratmengen in der Ernährung ermitteln. Dies gilt sowohl für Menschen mit Diabetes als auch für Menschen ohne Diabetes. Die Deutsche Diabetes Gesellschaft gibt an, dass 45 bis 60 Prozent der Gesamtenergie über Kohlenhydrate aufgenommen werden kann. Allerdings wird diese Empfehlung von vielen Studien als zu hoch angesehen.

Die aktuelle Datenlage deutet darauf hin, dass eine kohlenhydratreduzierte Ernährung am ehesten zu einer Verbesserung des Zuckerstoffwechsels beitragen kann. Je nach Definition zeichnet sich eine moderate kohlenhydratreduzierte Ernährung durch einen Anteil von 26 bis 45 Prozent Kohlenhydrate an der Gesamtenergiezufuhr aus.

Die Deutsche Diabetes Gesellschaft empfiehlt jedoch langfristig nicht speziell die Zufuhr von einem Hauptnährstoff in der Ernährung zu begrenzen. Auch betont sie, dass die Zusammensetzung der Nährstoffe beziehungsweise die Eigenschaften von Lebensmitteln, wie zum Beispiel Fettsäuremuster oder Ballaststoffanteil, wichtiger sind als ihre prozentual aufgenommene Menge.

Menschen mit Diabetes sollten Kohlenhydrate aus Gemüse, Hülsenfrüchten und Vollkornprodukten essen. Diese Lebensmittel enthalten unter anderem viele Ballaststoffe, wodurch der Blutzucker langsamer ansteigt. 40 Gramm Ballaststoffe am Tag sollten Menschen mit Diabetes essen. Dies entspricht beispielsweise 5 Portionen Gemüse und Obst (1 Apfel, 1 Schale Himbeeren, Salat, Tomaten, Linsen) sowie 2 bis 3 Scheiben Vollkornbrot.

Gut zu wissen:

Wichtiger als die Menge sind die Eigenschaften der kohlenhydratreichen Lebensmittel.

Andererseits sollten weniger Weißmehlprodukte und freie Zucker verzehrt werden. Diese Lebensmittel lassen den Blutzucker schnell ansteigen. Fachgesellschaften empfehlen, nicht mehr als 50 Gramm freien Zucker pro Tag zu essen. Dies entspricht etwa 12 Teelöffeln pro Tag. Mit freiem Zucker ist aller Zucker gemeint, der Speisen und Getränken zugesetzt wird, sowie Zucker, der natürlicherweise in Honig, Sirup, Fruchtsäften und Fruchtsaftkonzentraten enthalten ist.
Achtung: Häufig enthalten verarbeitete Lebensmittel viel Zucker, obwohl sie salzig schmecken.

Zum Süßen von Speisen und Getränken gibt es Alternativen zum herkömmlichen Zucker. Diese Alternativen können in 2 Gruppen eingeteilt werden:

Süßstoffe
Süßstoffe werden künstlich hergestellt. Sie haben keinen Einfluss auf den Blutzucker und liefern keine Energie. Laut Fachgesellschaften können Süßstoffe helfen, ein gesundes Körpergewicht zu erreichen oder zu erhalten, wenn dadurch die Aufnahme von energiereichen zuckerhaltigen Nahrungsmitteln vermindert wird.

Es ist allerdings darauf zu achten, dass die akzeptablen täglichen Aufnahmemengen nicht überschritten werden. Diese Mengen definiert die Europäische Union (EU). Alle Lebensmittelhersteller in der EU müssen sich bei der Verarbeitung von Süßstoffen in Lebensmitteln an diese Höchstmengen halten, sodass hier keine Bedenken bestehen sollten. Beispiele für Süßstoffe sind

  • Cyclamat,
  • Saccharin,
  • Acesulfam,
  • Aspartam oder
  • Stevia.

Für sie muss kein Insulin gespritzt werden.

Zuckeraustauschstoffe
Zuckeraustauschstoffe kommen meist natürlich vor und haben keine Wirkung auf den Blutzucker. Da der Großteil der Zuckeraustauschstoffe dennoch Kalorien enthält, sollten sie in großen Mengen vermieden werden. Auch können hohe Mengen vieler Zuckeraustauschstoffe Bauchschmerzen oder Durchfall verursachen. Beispiele für Zuckeraustauschstoffe sind

  • Sorbit,
  • Xylit,
  • Isomalt,
  • Maltit oder
  • Laktit.

Für sie muss kein Insulin gespritzt werden.

Achtung: Auf einer Lebensmittelverpackung werden Zuckeraustauschstoffe dennoch als Kohlenhydrate deklariert. Menschen mit Typ-1-Diabetes sollten genauer hinsehen, ob es sich um blutzuckerwirksame oder -unwirksame Kohlenhydrate handelt. Ist ein Austauschstoff enthalten, muss dieser bei der Berechnung der Insulindosis abgezogen werden.

Der glykämische Index (GI) beschreibt die Wirkung von kohlenhydrathaltigen Nahrungsmitteln auf den Blutzuckerspiegel. Er sagt aus, wie schnell und wie stark der Blutzucker ansteigt, nachdem das Nahrungsmittel gegessen wurde.

Als Richtwert gilt der Blutzuckerspiegel nach Aufnahme von 50 Gramm Traubenzucker, der gleich 100 Prozent gesetzt wird. Beim Vergleich mit anderen Lebensmitteln, wird genau die Lebensmittelmenge verwendet, die ebenfalls 50 Gramm Kohlenhydrate enthalten. Das wären beispielsweise 100 Gramm Linsen oder 60 Gramm Cornflakes. Kohlenhydrathaltige Lebensmittel mit hohem GI (zum Beispiel Weißbrot, Cornflakes, Pommes frites) lassen den Blutzuckerspiegel rasch und hoch ansteigen. Umgekehrt gelangen kohlenhydrathaltige Lebensmittel mit einem niedrigen GI (zum Beispiel Hülsenfrüchte, Gemüse, Vollkornprodukte) langsamer ins Blut, was einen mäßigeren Blutzuckeranstieg zur Folge hat.

Um die Wirkung eines kohlenhydrathaltigen Lebensmittels auf den Blutzuckerspiegel in Bezug auf die zugeführte Kohlenhydratmenge einschätzen zu können, wird häufig auch die glykämische Last (GL) berechnet. Sie stellt einen Anhaltspunkt für die Blutzuckerantwort auf eine Portion des kohlenhydrathaltigen Lebensmittels dar. Die GL ergibt sich aus dem Produkt von GI und der verwertbaren Kohlenhydratmenge (in Gramm) pro Lebensmittelportion, geteilt durch 100.

Gut zu wissen:

Formel zur Berechnung der glykämischen Last (GL):

GL = GI x verzehrte verwertbare Kohlenhydrate [g] / 100

So haben beispielsweise Baguette und Möhren einen ähnlichen GI. Durch den hohen Anteil an Ballaststoffen und dem daraus folgend geringeren Anteil an verwertbaren Kohlenhydraten, ist die GL von Möhren aber deutlich geringer im Vergleich zur GL von Baguette.

Nahrungsmittel mit vielen komplexen Kohlenhydraten und Ballaststoffen haben generell einen niedrigeren GI. Doch auch die Zubereitungsart beeinflusst den GI. Gekochte Möhren haben beispielsweise einen höheren GI als rohe Möhren. Außerdem beeinflussen auch die Beilagen einer Mahlzeit, wie schnell die Kohlenhydrate ins Blut gelangen.

Kohlenhydratreiche Lebensmittel mit niedrigem GI sind eine geeignete Wahl, vorausgesetzt auch die anderen Inhaltsstoffe des jeweiligen Lebensmittels sind gesundheitsförderlich.

Geringe Mengen Alkohol sind für erwachsene Menschen mit Diabetes erlaubt. Alkohol führt jedoch dazu, dass die Leber keinen Zucker mehr ins Blut freisetzt und der Blutzucker absinkt. Somit steigt die Gefahr für eine Unterzuckerung. Deshalb sollte Alkohol nur zusammen mit kohlenhydrathaltigen Mahlzeiten aufgenommen werden. Besondere Vorsicht ist auch bei alkoholischen Getränken nach dem Sport oder zusätzlicher Bewegung geboten – auch hier besteht die Gefahr einer Unterzuckerung.

Des Weiteren ist zu beachten, dass Alkohol eine hohe Energiedichte hat und dadurch bei einem regelmäßigen Verzehr zu einer Gewichtszunahme führen kann.

Das Tageslimit bei Alkohol liegt für Frauen bei 10 Gramm pro Tag, für Männer bei 20 Gramm pro Tag. 20 Gramm Alkohol entsprechen ungefähr einer Flasche Bier (0,5 Liter) oder einem Glas Wein (0,2 Liter). Allerdings dürfen diese Grenzwerte nicht als Aufforderung zum täglichen Konsum von Alkohol aufgefasst werden. Laut der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen sollte auch bei einem risikoarmen Konsum an mindestens 2 Tagen pro Woche kein Alkohol verzehrt werden.

Die meisten Menschen mit Typ-1-Diabetes bevorzugen die intensivierte Insulintherapie, weil sie ein flexibles Essen und Trinken ermöglicht. Mit Hilfe erlernter Insulinselbstanpassung ist es möglich, die Essenszeiten und Insulingaben beliebig nach Bedarf zu variieren, ohne dass der Blutzuckerspiegel stark schwankt. Für gewählte Mahlzeiten und Kohlenhydratmengen wird rasch wirkendes Insulin so angepasst, dass der Blutzucker im Normbereich bleibt.

Die intensivierte Insulintherapie ermöglicht, dass zum Beispiel Einladungen zum Abendessen, Nachmittagskaffee oder einer Geburtstagsparty einfach spontan wahrgenommen werden können. Es ist auch möglich, eine kleinere Mahlzeit als üblich zu verzehren, wenn man weniger Hunger verspürt, oder das Frühstück am Wochenende später als an den Arbeitstagen einzunehmen.

Hier erfahren Sie mehr zur intensivierten Insulintherapie!

Menschen mit einem Body-Mass-Index über 25 kg/m² gelten als übergewichtig. Ab einem Body-Mass-Index von 30 kg/m² gilt man als krankhaft übergewichtig (adipös). Übergewicht und Adipositas vermindern die Lebensqualität und tragen zur Entstehung vieler Begleit- und Folgeerkrankungen bei.

Um abzunehmen, sollten übergewichtige Menschen weniger Energie zu sich nehmen, als sie verbrauchen. Dafür sollten sie nur wenige energiedichte Lebensmittel mit vielen ungesunden Fetten und freien Zuckern verzehren (zum Beispiel Softdrinks, fettige und süße Backwaren oder Wurstwaren) und sich regelmäßig bewegen. Zusätzlich sollte, wenn möglich, auf Alkohol verzichtet werden.

Nach der Gewichtsabnahme ist es wichtig, dass Gewicht auch zu halten. Neben der Ernährung ist dafür auch Bewegung besonders wichtig.

Hier erfahren Sie mehr über Übergewicht und Adipositas!

Hier erfahren Sie mehr über Sport und Typ-1-Diabetes!

Alle Menschen mit Diabetes sollten an einem Schulungsprogramm teilnehmen. Eine Ernährungsberatung, die individuelle Fragen und Bedürfnisse klärt, sollte Teil dieser Schulung und der medizinischen Betreuung sein. Hier lernen Menschen mit Diabetes ganz genau, wie und warum sich Lebensmittel und Mahlzeiten auf den Blutzucker auswirken. Bei der Suche nach einem geeigneten Programm kann die behandelnde Ärztin oder der behandelnde Arzt weiterhelfen.

Hier erfahren Sie mehr zu Patientenschulungen!

Hier finden Sie eine Liste mit Anlaufstellen!

Gut zu wissen:

Ernährungsberatung ist Teil jedes Schulungsprogramms für Menschen mit Diabetes.

Quellen:

American Diabetes Association: Standards of Medical Care in Diabetes - 2019. In: Diabetes Care, 2019, 42: S1-S193
Deutsche Diabetes Gesellschaft: Stellungnahme des Ausschuss Ernährung der DDG zum Consensus Report: Nutrition Therapy for Adults with Diabetes or Prediabetes. 2019 (Letzter Abruf: 03.03.2020)
Deutsche Diabetes Gesellschaft: S3-Leitlinie Therapie des Typ-1-Diabetes. 2. Auflage. 2018
Deutsche Diabetes Gesellschaft: S3-Leitlinie Ernährungsempfehlungen zur Behandlung des Diabetes mellitus – Empfehlungen zur Proteinzufuhr. Version 1.0. 2015
Deutsche Diabetes Gesellschaft et al.: Deutscher Gesundheitsbericht Diabetes 2019. Kirchheim Verlag, Mainz, 2019
Deutsche Diabetes Gesellschaft et al.: S3-Leitlinie Diagnostik, Therapie und Verlaufskontrolle des Diabetes mellitus im Kindes- und Jugendalter. Langfassung. 2015
Deutsche Gesellschaft für Ernährung: Süßstoffe in der Ernährung. In: DGEinfo, 2007, 4: 55-58
Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e. V.: Alkohol – Basisinformationen. 14. Auflage. 2017
Evert, A. B. et al.: Nutrition Therapy for Adults With Diabetes or Prediabetes: A Consensus Report. In: Diabetes Care, 2019, 42: 731-754
Mach, R. L.: Alternative Süßungsmittel. In: Aktuel Ernahrungsmed, 2018, 43: S50-S54
Schrader, R. et al. (2018): Gut leben mit Typ-1-Diabetes. 9. Auflage. Elsevier GmbH, München, ISBN: 9783437457586
Strohm, D.: Glykämischer Index und glykämische Last – ein für die Ernährungspraxis des Gesunden relevantes Konzept? In: Ernährungs Umschau, 2013, 60: M26-M38
Toeller, M. et al.: Evidenz-basierte Ernährungsempfehlungen zur Behandlung und Prävention des Diabetes mellitus. In: Diabetes und Stoffwechsel, 2005, 14: 75-94 (Gültigkeit abgelaufen, in Überarbeitung)
Verband der Diabetesberatungs- und Schulungsberufe: Diabetes und Ernährung. 1. Auflage. 2017
Stand: 09.03.2020