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Diabetes Typ 2: Ernährung

Wissenschaftliche Unterstützung: PD Dr. Sabrina Schlesinger

Eine Ernährungsumstellung bildet gemeinsam mit regelmäßiger Bewegung die Basis der Behandlung von Typ-2-Diabetes. Diese Basisbehandlung reicht zu Beginn der Erkrankung oft aus, sodass Menschen mit Typ-2-Diabetes keine Medikamente einnehmen müssen. Das gilt insbesondere für übergewichtige Menschen mit Typ-2-Diabetes: Sie profitieren besonders von einer ausgewogeneren Ernährung, mehr Bewegung und die damit einhergehende Gewichtsreduktion sowie gesteigerte Fitness.

Verschiedene Ernährungsformen, wie beispielsweise eine mediterrane oder vegetarische beziehungsweise pflanzenbetonte Ernährung, eignen sich für Menschen mit Typ-2-Diabetes. In Rücksprache mit der behandelnden Ärztin oder dem behandelnden Arzt beziehungsweise einer qualifizierten Ernährungsfachkraft sollten Menschen mit Typ-2-Diabetes den Ansatz wählen, der sich gut in ihren Alltag integrieren lässt und den sie am besten einhalten können.

Der Spaß und Genuss am Essen sollte nicht verloren gehen, damit die Ernährungsumstellung auch langfristig umgesetzt wird. Denn kurzfristige Crash-Diäten sind in der Regel nicht erfolgreich und führen zum Jo-Jo-Effekt, was mit einer erneuten Gewichtszunahme einhergeht.



1. Warum ist die Ernährung so wichtig?

Eine ausgewogene Ernährung versorgt den Körper mit lebenswichtiger Energie und Nährstoffen. Zudem steigert sie das Wohlbefinden und die Lebensqualität. Vitamine und Mineralstoffe tragen dazu bei, dass wir uns fit fühlen und viele Vorgänge im Körper richtig ablaufen. Sekundäre Pflanzenstoffe aus Obst und Gemüse unterstützen zum Beispiel das Immunsystem. Ballaststoffe sorgen unter anderem für eine gute Verdauung, eine längerfristige Sättigung, verlangsamen die Aufnahme von Zucker aus dem Blut und unterstützen die Darmflora. Bestimmte Fette, sogenannte ungesättigte Fettsäuren wie sie zum Beispiel in Rapsöl, fettreichem Fisch, Nüssen oder Leinsamen vorkommen, unterstützen unsere Denkprozesse.

Einer Studie aus dem Jahr 2023 zufolge sind etwa 70 von 100 Typ-2-Diabetes-Erkrankungen auf eine ungesunde Ernährung zurückzuführen. Dabei ging die Entwicklung eines Typ-2-Diabetes besonders mit einem unzureichenden Verzehr an Vollkornprodukten sowie einem übermäßigen Verzehr von verarbeiteten Getreideprodukten wie weißem Reis, Weißbrot oder weißen Nudeln, sowie von verarbeitetem und unverarbeitetem roten Fleisch einher. Eine Übersichtsarbeit kam zu vergleichbaren Ergebnissen: Es zeigte sich ein Zusammenhang zwischen dem Verzehr von rotem und verarbeitetem Fleisch sowie von Speck und zuckergesüßten Getränken und einem erhöhten Auftreten von Typ-2-Diabetes (Inzidenz). Hingegen war der Verzehr von Vollkornprodukten und Ballaststoffen mit einem geringeren Auftreten von Typ-2-Diabetes verbunden. Die Evidenz (Aussagekraft) für diese Zusammenhänge wird als robust eingeschätzt.

In der Therapie des Typ-2-Diabetes bildet die Ernährung zusammen mit regelmäßiger Bewegung die Grundlage und erleichtert den Umgang mit der Erkrankung. Besonders zu Beginn können Menschen mit Typ-2-Diabetes durch eine Lebensstiländerung ihren Blutzuckerspiegel stark beeinflussen. Oftmals reichen bereits eine Ernährungsumstellung und vermehrte körperliche Aktivität zur Behandlung aus, ohne dass blutzuckersenkende Medikamente erforderlich sind.

Durch eine ausgewogene und abwechslungsreiche Ernährung können Menschen mit Typ-2-Diabetes auch das Risiko für die Entwicklung von Folge- und Begleiterkrankungen senken. Dazu zählen zum Beispiel:

Auch auf erhöhte Blutfettwerte und Bluthochdruck, die häufig gemeinsam mit Typ-2-Diabetes auftreten, wirkt sich eine gesunde und ausgewogene Ernährung positiv aus.

Hier erfahren Sie mehr zu möglichen Folgeerkrankungen des Typ-2-Diabetes.

diabinfo-Podcast Ge­sun­de Er­näh­rung für Einsteiger (Prof. Dr. An­dre­as Frit­sche)

Prof. Dr. Andreas Fritsche, Diabetologe und Lehrstuhlinhaber für Prävention und Ernährungsmedizin am Universitätsklinikum Tübingen, erklärt im diabinfo-Podcast, wie ein möglicher realistischer erster Schritt hin zu einer gesünderen Ernährung aussehen kann. Zudem spricht er darüber, welche Faktoren unseren Geschmack prägen.


2. Wie ernähre ich mich mit einem Diabetes Typ 2 richtig?

Die Ernährung bei Typ-2-Diabetes sollte immer ausgewogen und abwechslungsreich sein. Das bedeutet: Nährstoffreiche, wenig verarbeitete Lebensmittel mit vielen Ballaststoffen sollten bevorzugt werden. Sehr energiereiche Lebensmittel mit zugesetzten Zuckern und gesättigten Fetten sowie Weißmehlprodukte wie Weißbrot, weißer Reis und weiße Nudeln, sollten hingegen möglichst vermieden werden.

Nach aktuellem Wissensstand gibt es nicht die EINE Ernährungsweise für Menschen mit Typ-2-Diabetes. Stattdessen wirken sich verschiedene Ernährungsformen positiv auf den Zuckerstoffwechsel, die Blutfette und das Risiko für Folgeerkrankungen aus. So stellen zum Beispiel

  • eine pflanzenbasierte (pflanzenbetonte, vegetarische und vegane) Ernährungsweise,
  • die sogenannte mediterrane Ernährung (Mittelmeerkost),
  • eine kohlenhydratarme Ernährung sowie
  • eine proteinreiche Ernährung

mögliche Optionen für Menschen mit Typ-2-Diabetes dar.

Weitere Informationen zu den einzelnen Ernährungsformen sowie eine Einordnung der wissenschaftlichen Datenlage in Bezug auf Typ-1- und Typ-2-Diabetes finden Sie hier.

 

Bisher konnte nicht eindeutig geklärt werden, ob eine bestimmte Ernährungsform für Menschen mit Typ-2-Diabetes langfristig besonders geeignet ist. Deswegen wird eine individuell zugeschnittene Ernährungsberatung für Menschen mit Typ-2-Diabetes empfohlen. In diesem Rahmen kann ein – an die Diabetes-Therapie sowie die persönlichen Vorlieben und Alltagsgegebenheiten angepasstes – Ernährungskonzept aufgestellt werden. Wichtig dabei ist, dass es sich individuell im Alltag umsetzen lässt.

Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) rät Menschen mit Typ-2-Diabetes, sich an den Gemeinsamkeiten der Ernährungsmuster, die sich positiv auf das Typ-2-Diabetes-Management auswirken, zu orientieren. Das bedeutet zum einen, Gemüsesorten mit einem hohen Ballaststoff- und geringen Stärkegehalt sowie wenig verarbeitete Lebensmittel zu bevorzugen. Außerdem sind zugesetzte Zucker sowie stark verarbeitete Getreideprodukte zu reduzieren oder gar zu vermeiden.

Auch die Zusammensetzung der Nährstoffe beziehungsweise die Eigenschaften von Lebensmitteln spielen eine entscheidende Rolle für das Typ-2-Diabetes-Management. Dabei zu berücksichtigen sind:

  • Die Zusammensetzung des Fettgehaltes (möglichst ungesättigte Fettsäuren, zum Beispiel in Rapsöl, fettreichem Fisch, Nüssen und Leinsamen enthalten)
  • Der Anteil an Ballaststoffen
  • Die Wirkung von kohlenhydrathaltigen Lebensmitteln auf den Blutzuckerspiegel

Gut zu wissen:

Spezielle Lebensmittel für Menschen mit Diabetes sind nicht erforderlich. Sie enthalten oft bestimmte Zuckeraustauschstoffe, beispielsweise Fruktose. Diese Stoffe haben den gleichen Energiegehalt wie gewöhnlicher Zucker und bieten dadurch keine Vorteile. Zusätzlich können diese Produkte viel Fett und dadurch mehr Energie als normale Lebensmittel enthalten. Dies kann zu einer Gewichtszunahme und zur Entstehung einer Fettleber führen. Deshalb ist es seit 2012 in Deutschland nicht mehr erlaubt, spezielle Lebensmittel für Menschen mit Diabetes zu verkaufen.

Subtypen des Diabetes Typ 2

Forschende haben eine neue Klassifizierung in insgesamt 5 Diabetes-Subtypen vorgeschlagen. Mit den Subtypen sollen die Komplexität und die individuellen Verläufe des Diabetes mellitus genauer abbildbar und behandelbar sein. Sie unterscheiden sich in Bezug auf:

  • Den Krankheitsursprung
  • Den Krankheitsverlauf
  • Das Risiko für diabetesbedingte Komplikationen

Detaillierte Informationen zu den einzelnen Diabetes-Subtypen finden Sie hier.

Bisher ist die Datenlage zur Ernährung der Diabetes-Subtypen sehr begrenzt. Deshalb lassen sich noch keine spezifischen Ernährungsempfehlungen für die einzelnen Subtypen ableiten. Dies unterstreicht die Wichtigkeit einer individualisierten Ernährungstherapie, um das gesamte Potential der Basistherapie ausschöpfen zu können.

Hafertage:

Liegt bei Personen mit Typ-2-Diabetes eine starke Insulinresistenz vor, können sogenannte Hafertage beziehungsweise Ballaststofftage helfen, die Insulinresistenz zu senken. Bei den Hafertagen werden über einen Zeitraum von 2 bis 3 Tagen ausschließlich haferhaltige Mahlzeiten mit einem hohen Ballaststoffanteil verzehrt. Die Energieaufnahme während der Hafertage ist niedriger als der Energieverbrauch.

Aufgrund der Zusammensetzung des Hafers und des hohen Anteils an Ballaststoffen, speziell ß-Glucan, kommt es zu einem geringeren Anstieg des Blutzuckers im Vergleich zu anderen Mahlzeiten, die eine vergleichbare Kohlenhydratmenge enthalten.

Hafertage sind sehr effektiv, sollten jedoch nur unter ärztlicher Kontrolle durchgeführt werden. Besonders bei Menschen mit einer Insulintherapie ist das Risiko für eine Unterzuckerung erhöht, da sich die Wirksamkeit des Insulins verbessert.


3. Muss ich auf Kohlenhydrate und Zucker besonders achten?

Kohlenhydrate sind neben Fett und Eiweiß wichtige Energielieferanten für den menschlichen Körper. Alle Kohlenhydrate bestehen aus Zuckerbausteinen, manche nur aus 1 oder 2 Zuckerbausteinen (zum Beispiel Fruchtzucker und Haushaltszucker), andere sind lange Ketten von Zuckerbausteinen (zum Beispiel Stärke). Damit der Körper lebenswichtige Energie gewinnen kann, wandelt er über die Nahrung aufgenommene Kohlenhydrate zu Glukose (1 Zuckerbaustein) um.

Eine kohlenhydratreduzierte Ernährung kann zu einer Verbesserung des Zuckerstoffwechsels und zu einer Gewichtsabnahme beitragen. Je nach Definition zeichnet sich eine moderate kohlenhydratreduzierte Ernährung durch einen Anteil von 26 bis 45 Prozent Kohlenhydrate an der Gesamtenergiezufuhr aus. Eine Ernährung mit weniger Kohlenhydraten lässt sich durch verschiedene Ernährungsmuster, zum Beispiel eine mediterrane Ernährung, umsetzen.

Mehr Informationen zur kohlenhydratreduzierten (low carb) Ernährung finden Sie hier.

 

Menschen mit Typ-2-Diabetes sollten Kohlenhydrate bevorzugt aus

  • Vollkornprodukten mit einem hohen Anteil an ganzen Körnern,
  • Gemüse mit geringem Stärkegehalt, zum Beiapiel Blattgemüse, Kohl, Paprika, Zucchini, Tomaten, Gurken und Spargel,
  • Hülsenfrüchten wie Bohnen, Erbsen, Linsen, Soja und
  • zuckerarmem Obst, zum Beispiel Äpfel, Birnen, Beeren, Zitrusfrüchte und Melone,

aufnehmen. Diese Lebensmittel enthalten unter anderem viele Ballaststoffe, wodurch der Blutzucker langsamer ansteigt. Es wird die tägliche Aufnahme von mindestens 30 Gramm Ballaststoffen empfohlen. Dies entspricht beispielsweise 5 Portionen Gemüse und Obst, mindestens 1 Portion Hülsenfrüchte pro Woche sowie 2 bis 3 Scheiben Vollkornbrot.

Gut zu wissen:

Vollkorn ist nicht gleich Vollkorn: In Bezug auf die Blutzuckerwirksamkeit ist es besonders wichtig, nicht nur auf den Ausmahlungsgrad, sondern besonders auf den Anteil an ganzen Körnern in Vollkornprodukten zu achten. Je mehr ganze Körner in Vollkornprodukten enthalten sind, desto langsamer und geringer steigt der Blutzuckerspiegel nach dem Verzehr an.

Folgende Lebensmittel sollten Menschen mit Diabetes hingegen in geringen Mengen essen oder vermeiden:

  • Weißmehlprodukte wie Weißbrot/-brötchen, weiße Nudeln und weißer Reis
  • Produkte mit freien Zuckern, zum Beispiel Süßigkeiten, Gebäck, Desserts, gesüßte Getränke
  • Fast-Food und Fertigprodukte mit einem hohen Anteil an gesättigten Fettsäuren wie Tiefkühlpizza, Fertiggerichte in Dosen, Pommes Frites und Chips
  • Verarbeitete Wurstwaren

Diese Lebensmittel lassen unter anderem den Blutzucker schnell ansteigen. Fachgesellschaften empfehlen, maximal 50 Gramm freien Zucker pro Tag (weniger als 10 Prozent der Gesamtenergiezufuhr) zu essen. Dies entspricht etwa 12 Teelöffeln pro Tag. Mit freiem Zucker ist aller Zucker gemeint, der Speisen und Getränken zugesetzt wird, sowie Zucker, der natürlicherweise in Honig, Sirup, Fruchtsäften und Fruchtsaftkonzentraten enthalten ist. Zuckergesüßte Getränke sollten möglichst vermieden und durch Wasser oder ungesüßten Tee ersetzt werden.

Achtung: Häufig enthalten verarbeitete Lebensmittel viel Zucker, obwohl sie salzig schmecken.

Auch stärkehaltige Gemüsesorten wie Kartoffeln und Mais sowie Obst(-produkte) sollten Menschen mit Typ-2-Diabetes in Maßen verzehren. Dabei sind die Portionsgrößen und die Zubereitung zu achten.

Gut zu wissen:

Die Kohlenhydrateinheiten (KE)-Tabelle von diabinfo.de und dem Verband der Diabetes-Beratungs- und Schulungsberufe in Deutschland e.V. (VDBD) liefert einen umfangreichen Überblick zu verschiedenen Lebensmitteln und ihrem Kohlenhydratgehalt.

Ergänzend stehen auf diabinfo.de Saisonkalender mit saisonalen Obst- und Gemüsesorten inklusive Angabe zu den enthaltenen Kohlenhydraten je 100 Gramm zur Verfügung.

Ist eine Insulintherapie bei Menschen mit Typ-2-Diabetes erforderlich, müssen die Kohlenhydrat- und Insulinmenge aufeinander abgestimmt werden.


4. Was ist der glykämische Index?

Der glykämische Index (GI) beschreibt die Wirkung von kohlenhydrathaltigen Nahrungsmitteln auf den Blutzuckerspiegel. Er sagt aus, wie schnell und wie stark der Blutzucker ansteigt, nachdem das Nahrungsmittel gegessen wurde.

Als Richtwert gilt der Blutzuckerspiegel nach Aufnahme von 50 Gramm Traubenzucker, der gleich 100 Prozent gesetzt wird. Beim Vergleich mit anderen Lebensmitteln wird genau die Lebensmittelmenge verwendet, die ebenfalls 50 Gramm Kohlenhydrate enthalten. Das wären beispielsweise 100 Gramm Linsen oder 60 Gramm Cornflakes. Kohlenhydrathaltige Lebensmittel mit hohem GI (zum Beispiel Weißbrot, Cornflakes, Pommes frites) lassen den Blutzuckerspiegel rasch und hoch ansteigen. Umgekehrt gelangen kohlenhydrathaltige Lebensmittel mit einem niedrigen GI (zum Beispiel Hülsenfrüchte, Gemüse, Vollkornprodukte) langsamer ins Blut, was einen mäßigeren Blutzuckeranstieg zur Folge hat.

Gut zu wissen:

Lebensmittel können anhand des glykämischen Index (GI) in 3 Gruppen eingeteilt werden:

  • Ein GI von 70 oder höher gilt als hoch.
  • Lebensmittel mit einem GI von 56 bis 69 weisen einen mittleren GI auf.
  • Ein GI von 55 oder kleiner wird als niedrig eingestuft.

Um die Wirkung eines kohlenhydrathaltigen Lebensmittels auf den Blutzuckerspiegel in Bezug auf die zugeführte Kohlenhydratmenge einschätzen zu können, wird häufig auch die glykämische Last (GL) berechnet. Sie stellt einen Anhaltspunkt für die Blutzuckerantwort auf eine Portion des kohlenhydrathaltigen Lebensmittels dar. Die GL ergibt sich aus dem Produkt von GI und der verwertbaren Kohlenhydratmenge (in Gramm) pro Lebensmittelportion, geteilt durch 100.

Gut zu wissen:

Formel zur Berechnung der glykämischen Last (GL):

GL = GI x verzehrte verwertbare Kohlenhydrate [g] / 100

So haben beispielsweise Baguette und Möhren einen ähnlichen GI. Durch den hohen Anteil an Ballaststoffen und dem daraus folgend geringeren Anteil an verwertbaren Kohlenhydraten, ist die GL von Möhren aber deutlich geringer im Vergleich zur GL von Baguette.

Nahrungsmittel mit vielen komplexen Kohlenhydraten und Ballaststoffen haben generell einen niedrigeren GI. Doch auch die Zubereitungsart beeinflusst den GI. Gekochte Möhren haben beispielsweise einen höheren GI als rohe Möhren, da durch das Kochen die Zellstruktur aufgebrochen wird und die Kohlenhydrate schneller freigesetzt werden. Außerdem beeinflussen auch die Beilagen einer Mahlzeit, wie schnell die Kohlenhydrate ins Blut gelangen.

Menschen mit Typ-2-Diabetes sollten kohlenhydratreiche Lebensmittel mit einem niedrigen GI bevorzugen. Dabei wirkt sich ein niedriger GI beziehungsweise eine niedrige GL nicht nur positiv auf den Blutzuckerspiegel, sondern auch auf die Blutfette aus. Zudem geht ein niedriger GI/GL mit einem höheren Verehr von Ballaststoffen, Mikronährstoffen und sekundären Pflanzenstoffen sowie einem geringeren Verzehr von stark verarbeiteten Lebensmitteln einher.

GI und GL kohlenhydrathaltiger Lebensmittel (Durchschnittswerte):

Bitte beachten Sie, dass die Werte stark variieren können, insbesondere beim Brot, je nach Rezeptur.

Lebensmittel

GI [in Prozent]

Kohlenhydratmenge [Gramm/Portion]

GL pro Portion

Weizenbrot (Weißbrot)

73

15

11

Weizenvollkornbrot

75

15

11

Gemischtes Getreide- oder Ölsaatenbrot

56

15

8

Dinkel-Weizenbrot

61

15

9

Roggenbrot

60

15

9

Haferbrot

65

15

10

Cornflakes

80

20

16

Jasmin-Reis (gekocht)

89

45

40

Basmati-Reis (gekocht)

60

45

27

Weißer Reis (gekocht)

73

45

33

Brauner Reis (gekocht)

65

45

29

Parboiled Reis (gekocht)

64

45

29

Langkorn-Reis (gekocht)

62

45

28

Quinoa (gekocht)

53

45

24

Spagetti (weiß, gekocht)

47

40

19

Vollkornspagetti (gekocht)

50

40

20

Kartoffel (gekocht)

73

20

15

Kartoffel (gekocht und über Nacht abgekühlt)

49

20

10

Kartoffelpüree

79

20

16

Kartoffelpüree (Instant)

84

20

17

Süßkartoffel (im Backofen)

88

20

18

Süßkartoffel (gekocht)

46

20

9

Modifiziert nach Atkinson, F. S. et al. (2021)


5. Sollte ich Gewicht abnehmen?

Übergewicht und starkes Übergewicht (Adipositas) tragen zur Entstehung von Typ-2-Diabetes bei. Forschende konnten in vielen Studien zeigen, dass Menschen mit Typ-2-Diabetes und Übergewicht/Adipositas durch einen Gewichtsverlust ihre Blutzuckerwerte deutlich verbessern können.

Des Weiteren können Übergewicht und Adipositas – neben Typ-2-Diabetes – zu einer Vielzahl an Folgeerkrankungen führen, die die Lebensqualität stark beeinträchtigen können. Dazu zählen zum Beispiel FettstoffwechselstörungenBluthochdruck, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs-, Nieren- und Lungenerkrankungen sowie auch psychische Erkrankungen. Durch eine Gewichtsreduktion kann der Entwicklung dieser Folgeerkrankungen vorgebeugt und die Lebensqualität gesteigert werden.

Die angemessene Gewichtsabnahme sollte individuell im Rahmen einer Ernährungsberatung festgelegt werden. Bei der Gewichtsabnahme – insbesondere bei älteren Menschen mit Typ-2-Diabetes – ist darauf zu achten, dass der Verlust an Muskelmasse möglichst gering ist.

Nach der Gewichtsabnahme ist es wichtig, das Gewicht auch langfristig zu halten. Dafür spielen – neben der Ernährung – regelmäßige Bewegung (auch schon mit geringer Intensität) und eine dauerhafte Verhaltensänderung eine entscheidende Rolle. Sowohl die Strategie zur Gewichtsabnahme als auch zum anschließenden Gewichtserhalt sollte sich jeweils an den individuellen Vorlieben und der Umsetzbarkeit orientieren.

Der Ersatz von Mahlzeiten durch sogenannte Formuladiäten mit einem niedrigen Kaloriengehalt können als erste Maßnahme genutzt werden, um eine reduzierte Kalorienaufnahme zu erreichen und somit die Gewichtsabnahme zu fördern. Es ist jedoch entscheidend, dass diese Erfolge sowie die weitere Gewichtsreduktion durch eine langfristige Ernährungsumstellung aufrechterhalten werden. Für die langfristige Gewichtsabnahme und die Stabilisierung des Körpergewichts stehen verschiedene Optionen zur Verfügung:

  • Eine moderate kohlenhydratarme Ernährung, bei der die Aufnahme von einfachen Kohlenhydraten wie Zucker und raffinierten Kohlenhydraten reduziert wird.
  • Eine pflanzenbasierte Ernährungsweise in Form einer mediterranen oder vegetarischen Ernährung, bei der die Aufnahme von tierischen Produkten reduziert wird und pflanzlichen Lebensmittel wie Vollkornprodukte, Gemüse, Obst, Hülsenfrüchte, Nüsse und gesunde Fette vermehrt verzehrt werden.
  • Auch durch Intervallfasten kann bei einer negativen Energiebilanz eine Gewichtsabnahme erfolgen. Aufgrund des erhöhen Risikos für Unterzuckerungen, ist eine ärztliche Kontrolle erforderlich.
  • Um das Gewicht langfristig zu halten, sind sowohl kohlenhydratarme (low carb) als auch fettreduzierte (low fat) Ernährungsformen wirksam. Die Wahl zwischen ihnen sollte individuell erfolgen, basierend auf persönlichen Präferenzen und gesundheitlichen Zielen.

 

Nach aktuellem Kenntnisstand ist in Bezug auf die Gewichtsabnahme keine Ernährungsform klar überlegen. Der langfristige Erfolg einer Ernährungsweise zur Gewichtsabnahme hängt oft von der Einhaltung, der persönlichen Präferenz und der Kompatibilität in den Alltag ab. Daher ist es wichtig, eine Ernährungsweise zu wählen, die für die jeweilige Person nachhaltig ist und sich in den Alltag integrieren lässt.

Hier erfahren Sie mehr über Übergewicht und Adipositas und die Behandlungsmöglichkeiten.

Gut zu wissen:

Eine Gewichtsabnahme sollte immer in enger Abstimmung mit einer Ernährungs- oder Diabetes-Beratung erfolgen und ärztlich überwacht werden. Besonders bei Menschen mit Typ-2-Diabetes und einer Insulintherapie ist eine enge Therapiekontrolle erforderlich, um gegebenenfalls die Insulindosis anpassen zu können und Unterzuckerungen zu vermeiden.


6. Kann Diabetes Typ 2 durch eine Ernährungsumstellung rückgängig gemacht werden?

Ein ungesunder Lebensstil begünstigt die Entwicklung eines Typ-2-Diabetes. Durch eine Gewichtsreduktion und Ernährungsumstellung sowie regelmäßige Bewegung können manche Personen ihre Blutzuckerwerte wieder vollständig normalisieren. In diesem Fällen sind keine blutzuckersenkenden Medikamente mehr erforderlich. Dies gilt insbesondere für übergewichtige beziehungsweise stark übergewichtige (adipöse) Menschen, die noch nicht lange an Typ-2-Diabetes erkrankt sind. Fachleute sprechen in diesem Zusammenhang von einer Remission des Typ-2-Diabetes. Die aktuelle Studienlage deutet darauf hin, dass bei einer bestehenden Adipositas eine Gewichtsabnahme von 15 Kilogramm oder 15 Prozent des Ausgangsgewichts angestrebt werden sollte, um eine Diabetes-Remission zu erreichen.

Allerdings ist bisher unklar, ob eine Remission dauerhaft erreicht werden kann.


7. Was ist mit Zuckerersatzstoffen?

Zum Süßen von Speisen und Getränken gibt es Alternativen zu herkömmlichem Zucker. Diese Zuckerersatzstoffe oder Süßungsmittel können in 2 Gruppen eingeteilt werden: Süßstoffe und Zuckeraustauschstoffe, auch Zuckeralkohole genannt. Sie zählen zu den Zusatzstoffen. Das bedeutet: Bevor sie bei der Herstellung von Lebensmitteln verwendet werden dürfen, müssen sie ein Zulassungsverfahren durchlaufen. Zudem müssen sie auf den Lebensmitteln im Zutatenverzeichnis aufgeführt werden.

Das Süßungsmittel ABC von diabinfo.de liefert eine Übersicht über die wichtigsten Eigenschaften von Zucker, Zuckeraustauschstoffen und Süßstoffen und die dazugehörigen Stoffe.

 

Süßstoffe

Süßstoffe werden künstlich hergestellt und weisen eine sehr hohe Süßkraft auf – meist sind sie 30- bis 3.000-fach süßer als herkömmlicher Zucker. Zu den Süßstoffen zählen zum Beispiel Cyclamat, Saccharin, Acesulfam, Aspartam und Stevia. Sie sind häufig in kalorienreduzierten Lebensmitteln wie Süßwaren, Desserts und Erfrischungsgetränken oder in verarbeiteten Lebensmitteln enthalten. Zudem gibt es sie als Tafelsüße.

Die wichtigsten Eigenschaften von Süßstoffen sind:

  • Sie haben keinen Einfluss auf den Blutzucker.
  • Sie liefern keine oder nur sehr wenige Kalorien.
  • Sie verursachen keine Karies.

Im Rahmen des Zulassungsverfahrens definiert die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) für die Süßstoffe eine akzeptable tägliche Aufnahmemenge (engl.: Acceptable Daily Intake, kurz ADI). Es ist darauf zu achten, dass diese Höchstmengen nicht überschritten werden. Alle Lebensmittelhersteller in der EU müssen sich bei der Verarbeitung von Süßstoffen in Lebensmitteln an diese Höchstmengen halten. Zudem dürfen Süßstoffe nur in bestimmten Lebensmitteln verwendet werden.

Zuckeraustauschstoffe

Zuckeraustauschstoffe kommen meist natürlich vor. Beispiele für Zuckeraustauschstoffe sind Sorbit, Xylit, Isomalt, Maltit oder Laktit. Aufgrund des ähnlichen Geschmacks und Volumens werden sie ähnlich wie Zucker in Lebensmitteln eingesetzt und verarbeitet. Sie sind beispielsweise in Speiseeis, Konfitüren oder zuckerfreiem Kaugummi zu finden.

Die wichtigsten Eigenschaften von Zuckeraustauschstoffen sind:

  • Sie haben nur eine geringfügige Wirkung auf den Blutzucker.
  • Sie enthalten im Vergleich zum herkömmlichen Zucker weniger Kalorien.
  • Sie verursachen keine Karies.
  • Sie können in größeren Mengen Bauchschmerzen oder Durchfall verursachen.

Für Zuckeraustauschstoffe werden keine Höchstmengen festgelegt, mit Ausnahme für Polyglycitolsirup (E 964). Wenn der Anteil an Zuckeraustauschstoffen in einem Lebensmittel über 10 Prozent des Gesamtprodukts liegt, ist der Warnhinweis „Kann bei übermäßigem Verzehr abführend wirken“ auf der Verpackung verpflichtend.

 

Sowohl für Süßstoffe als auch für Zuckeraustauschstoffe muss kein Insulin gespritzt werden. Allerdings muss beachtet werden, dass Zuckeraustauschstoffe auf Lebensmittelverpackungen auch als Kohlenhydrate deklariert werden. Menschen, die mit einer Insulintherapie behandelt werden, sollten genauer hinsehen, ob es sich um blutzuckerwirksame oder -unwirksame Kohlenhydrate handelt. Sind Zuckeraustauschstoffe enthalten, müssen diese bei der Berechnung der Insulindosis abgezogen werden.

Gesundheitliche Wirkung

Generell gilt – nach aktuellem Kenntnisstand – der Verzehr von Zuckerersatzstoffen unter Einhaltung der jeweiligen Höchstmengen als unbedenklich.

Die gesundheitliche Wirkung von Süßstoffen und Zuckeraustauschstoffen wird allerdings immer wieder kontrovers diskutiert. Besonders im Fokus stehen mögliche Effekte auf das Körpergewicht, die Darmflora sowie das Auftreten von Adipositas, Typ-2-Diabetes, Krebs und/oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Insgesamt ist bisher nur wenig über die genauen Wirkmechanismen von Zuckerersatzstoffen im menschlichen Körper – insbesondere langfristig und bei regelmäßigem Konsum – bekannt. Zudem reicht die Studienlage nicht aus, um ein mögliches gesundheitliches Risiko abschließend zu bewerten. Es besteht weiterhin ein hoher Forschungsbedarf, um genaue Aussagen zur gesundheitlichen Wirkung von Zuckerersatzstoffen treffen zu können.


8. Was ist mit Alkohol?

Alkoholkonsum geht mit einem erhöhten Risiko für eine Vielzahl von Erkrankungen wie Leber-, Nerven- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen einher. Laut aktuellem Stand der Wissenschaft schädigen bereits geringe Mengen Alkohol die Gesundheit. Deswegen rät die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e.V. (DHS) komplett auf Alkohol zu verzichten oder den Konsum möglichst zu reduzieren. Dies gilt für Menschen mit und ohne Diabetes.

Informationen und Tipps, wie ein Alkoholverzicht gelingen kann, finden Sie hier.

Starker Alkoholkonsum kann bei Menschen mit Typ-2-Diabetes zu einer schlechteren Einstellung des Zuckerstoffwechsels führen. Dadurch steigt auch das Risiko für diabetesbedingte Folgeerkrankungen. Bei Menschen mit Typ-2-Diabetes, die Insulin spritzen oder bestimmte blutzuckersenkende Medikamente einnehmen, steigt außerdem durch den Konsum von Alkohol die Gefahr für schwere Unterzuckerungen – insbesondere nachts. Deshalb sollte Alkohol nur zusammen mit kohlenhydrathaltigen Mahlzeiten aufgenommen werden.

Menschen mit Typ-2-Diabetes sollten mögliche Risiken und den Umgang mit Alkohol mit ihrem Diabetes-Team abklären.


9. Wer unterstützt mich bei der Ernährungsumstellung?

Kleine Schritte machen den Start häufig leichter als eine radikale Veränderung. Nach und nach können neue Schritte eingeleitet werden, bis das gewünschte Ziel erreicht ist. Ziel der Ernährungstherapie bei Typ-2-Diabetes ist eine individuell angepasste, ausgewogene Ernährung, die den individuellen Nährstoffbedarf deckt und zu einer Verbesserung des Zuckerstoffwechsels beiträgt.

Eine Ernährungsumstellung sollte mit der behandelnden Ärztin oder dem behandelnden Arzt, auch im Hinblick auf mögliche, bereits bestehende Folgeerkrankungen, abgestimmt werden.

Alle Menschen mit Diabetes sollten zudem an einem Schulungsprogramm teilnehmen. Eine Ernährungsberatung, die individuelle Fragen und Bedürfnisse klärt, sollte Teil dieser Schulung und der medizinischen Betreuung sein. Bei der Suche nach einem geeigneten Programm kann die behandelnde Ärztin oder der behandelnde Arzt weiterhelfen.

Hier erfahren Sie mehr zu Patientenschulungen bei Typ-2-Diabetes!

Hier finden Sie eine Liste mit Anlaufstellen!

Quellen:

Atkinson, F. S. et al.: International tables of glycemic index and glycemic load values 2021: a systematic review. In: Am J Clin Nutr, 2021, 114: 1625-1632
Bundesinstitut für Risikobewertung: Süßungsmittel: Mehrheit der Studien bestätigt keine Gesundheitsbeeinträchtigung – allerdings ist die Studienlage unzureichend. 2023 (Letzter Abruf: 19.04.2024)
Bundeszentrum für Ernährung: Süßungsmittel. (Letzter Abruf: 19.04.2024)
Deutsche Adipositas-Gesellschaft et al.: Quantitative Empfehlung zur Zuckerzufuhr in Deutschland. Konsensuspapier. 2018. Bonn
Deutsche Diabetes Gesellschaft: Stellungnahme des Ausschuss Ernährung der DDG zum Consensus Report: Nutrition Therapy for Adults with Diabetes or Prediabetes. 2019 (Letzter Abruf: 19.04.2024)
Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e.V.: Empfehlungen zum Umgang mit Alkohol.2023 (Letzter Abruf: 19.04.2024)
Evert, A. B. et al.: Nutrition Therapy for Adults with Diabetes or Prediabetes: A Consensus Report. In: Diabetes Care, 2019, 42: 731-754
International Standards Organization: ISO 26642-2010. Food products – Determination of the glycaemic index (GI) and recommendation for food classification. Geneva. 2010
Landgraf, R. et al.: Therapie des Typ-2-Diabetes. In: Diabetol Stoffwechs, 2023, 18: S162-S217
Lingvay, I. et al.: Obesity management as a primary treatment goal for type 2 diabetes: time to reframe the conversation. In Lancet, 2022, 399: 394-405
Neuenschwander, M. et al.: Role of diet in type 2 diabetes incidence: umbrella review of meta-analyses of prospective observational studies. In: BMJ, 2019, 366: I2368
O´Hearn, M. et al.: Incident type 2 diabetes attributable to suboptimal diet in 184 countries. In: Nat Med, 2023, 29: 982-995
Skurk, T. et al.: Empfehlungen zur Ernährung von Personen mit Typ-2-Diabetes mellitus. In: Diabetol Stoffwechs, 2023, 18: S270-S304
Strohm, D.: Glykämischer Index und glykämische Last – ein für die Ernährungspraxis des Gesunden relevantes Konzept? In: Ernährungs Umschau, 2013, 60: M26-M38
Szczerba, E. et al.: Diet in the management of type 2 diabetes: umbrella review of systematic reviews with meta-analyses of randomised controlled trials. In: BMJ Med, 2023, 2: e000664
Verband der Diabetes-Beratungs- und Schulungsberufe in Deutschland e.V.: Diabetes und Ernährung. 2. Auflage. 2023
Verbraucherzentrale: Süßungsmittel: Was sind Süßstoffe und Zuckeraustauschstoffe? (Letzter Abruf: 19.04.2024)
Stand: 19.04.2024