Folgeerkrankungen vorbeugen
Wissenschaftliche Unterstützung: Prof. Dr. Karsten Müssig
Diabetes kann zu schweren Folgeerkrankungen führen. Denn hohe Blutzuckerwerte können langfristig verschiedene Organe schädigen und Stress oder sogar psychische Erkrankungen verursachen.
Doch die gute Nachricht ist: Es gibt Möglichkeiten, Folgeerkrankungen eines Diabetes vorzubeugen oder die Entstehung hinauszuzögern. Am besten ist, Sie handeln frühzeitig und kümmern sich um Ihre Diabetes-Erkrankung.
Der 1. Schritt ist, sich über die verschiedenen Folgeerkrankungen, ihre Entstehung und Maßnahmen zur Vorbeugung zu informieren. Im 2. Schritt können Sie selbst viel tun, um möglichen Folgen vorzubeugen: Führen Sie einen gesunden Lebensstil, achten Sie auf einen gut eingestellten Blutzuckerspiegel und nehmen Sie regelmäßig ärztliche Untersuchungen wahr.
Wo im Körper können Langzeitfolgen des Diabetes auftreten?
Wenn bei einer Diabetes-Erkrankung der Blutzuckerspiegel langfristig immer wieder von der Norm abweicht, kann dies die großen und kleinen Blutgefäße beeinträchtigen und damit zu Folgeerkrankungen an unterschiedlichen Stellen im Körper führen. Diese Folgeerkrankungen erhöhen die Krankheitslast und können die Lebensqualität deutlich einschränken. In unserer Infografik ist veranschaulicht, welche Organe häufig betroffen sind.
Achten Sie auf sich und Ihren Körper und führen Sie einen gesunden Lebensstil. Damit tun Sie sich etwas Gutes.
Ausgewogene Ernährung
Ernähren Sie sich ausgewogen und abwechslungsreich. Besonders viele ballaststoffreiche Lebensmittel, wie Gemüse und Obst sowie Vollkornprodukte und Hülsenfrüchte, sollten auf Ihrem Speiseplan Platz finden. Zudem sollten bevorzugt pflanzliche Öle verwendet werden.
Mehr Informationen zur Ernährung bei Typ-2-Diabetes finden Sie hier.
Lesen Sie hier, was Sie über die Ernährung bei Typ-1-Diabetes wissen sollten.
Regelmäßige Bewegung
Bewegen Sie sich regelmäßig. Besonders wichtig ist die regelmäßige Bewegung im Alltag. Suchen Sie sich zudem eine Sportart, die Ihnen Spaß macht.
Mehr Informationen über Bewegung und Typ-2-Diabetes erfahren Sie hier.
Sport bei Typ-1-Diabetes: Alles Wichtige finden Sie hier.
Tabak und Alkohol vermeiden
Tabakkonsum ist ein entscheidender Risikofaktor für das Auftreten von Herz- und Gefäßerkrankungen. Alkoholgenuss erhöht das Risiko für eine Fettleber, aus der sich eine Fettleberhepatitis und eine Leberzirrhose entwickeln können.
Normalgewicht halten und Übergewicht reduzieren
Achten Sie auf ein normales Körpergewicht. Wenn Sie unter Übergewicht leiden, versuchen Sie das Gewicht zu reduzieren. Gelingt es Ihnen, 5 bis 10 Prozent Ihres Ausgangsgewichtes abzunehmen, kann das Ihren Zuckerstoffwechsel deutlich verbessern.
Eine langfristig gute Einstellung des Blutzuckers reduziert das Risiko, dass Folgeerkrankungen auftreten und ist das A und O bei deren Vorbeugung. Besprechen Sie mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt, welcher Blutzucker-Langzeitwert (HbA1c-Wert) angestrebt werden sollte. Je nach Vor- und Begleiterkrankung kann sogar ein etwas höherer Zielwert sinnvoll sein. Starke Über- oder Unterzuckerungen sollten so gut es geht vermieden werden.
Bluthochdruck und erhöhte Blutfette können die Gefäßfunktion zusätzlich beeinträchtigen. In Leitlinien wird empfohlen, den oberen Blutdruckwert unter 140 mmHg zu halten. Besprechen Sie Ihren Zielwert jedoch zusätzlich mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt.
Gut zu wissen:
Je nach betroffenem Organ sind weitere Maßnahmen zur Vorbeugung entscheidend. Informieren Sie sich in unseren Hintergrundartikeln!
Regelmäßige ärztliche Untersuchungen
Nehmen Sie alle Vorsorgeuntersuchungen bei Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt wahr. Die wichtigsten Kontrolluntersuchungen sind im Gesundheits-Pass Diabetes der Deutschen Diabetes Gesellschaft aufgeführt und können dort auch dokumentiert werden. Menschen mit Typ-2-Diabetes sollten diese Untersuchungen ab der Erstdiagnose regelmäßig durchführen. Für Menschen mit Typ-1-Diabetes werden sie ab dem 11. Lebensjahr oder 5 Jahre nach der Diagnose wichtig.
Wichtige Untersuchungen nach dem Gesundheits-Pass Diabetes der Deutschen Diabetes Gesellschaft:
Alle 3 Monate:
- Kontrolle des Körpergewichts und Taillenumfangs
- Messung des Blutdrucks
- Bestimmung des Blutzucker-Langzeitwerts (HbA1c)
- Erfassung der Häufigkeit schwerer Unterzuckerungen
- Kontrolle der Spritzstellen
- Abfrage des Rauchstatus
1-mal im Jahr:
- Bestimmung der Blutfettwerte
- Untersuchung der kleinen und großen Blutgefäße
- Untersuchung der Nieren auf eventuelle Funktionsstörungen
- Untersuchung des Herzens
- Untersuchung der Zähne und des Zahnhalteapparates
- Untersuchung der Füße
- Untersuchung der Nerven
- Abklären des Wohlbefindens, zum Beispiel in Bezug auf eine Depression
Alle 2 Jahre:
- Untersuchung der Augen
Je nach Befund kann es ratsam sein, die oben genannten Untersuchungen auch öfter durchzuführen. Beobachten Sie zudem Ihren Körper regelmäßig. Hat sich das Gefühl in den Füßen verändert? Haben Sie vielleicht eine Wunde? Nehmen Sie Veränderungen an anderen Stellen, wie zum Beispiel den Augen oder Zähnen wahr? Sprechen Sie Ihre Ärztin oder Ihren Arzt auf Veränderungen an, die Sie wahrgenommen haben.
Detailliertere Informationen zu den Untersuchungen bei den einzelnen Folgeerkrankungen erhalten Sie in den jeweiligen Artikeln. Hier finden Sie eine Übersicht!
Quellen:
American Diabetes Association: Standards of Medical Care in Diabetes - 2019. In: Diabetes Care, 2019, 42: S1-S193
Bundesärztekammer et al.: Nationale Versorgungsleitlinie Therapie des Typ-2-Diabetes. Langfassung. 1. Auflage. Version 4. 2013 (Gültigkeit abgelaufen, in Überprüfung)
Deutsche Diabetes Gesellschaft: S3-Leitlinie Therapie des Typ-1-Diabetes. 2. Auflage. 2018
Deutsche Diabetes Gesellschaft et al.: Gesundheits-Pass Diabetes. 2017
Landgraf, R. et al.: Therapie des Typ-2-Diabetes. In: Diabetologie, 2018, 13: S144-S165
Stand: 18.12.2019