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Begleiterkrankungen

Diabetes als Risikofaktor für frühe Darmkrebserkrankungen

Menschen mit Typ-2-Diabetes haben ein erhöhtes Risiko, bereits vor dem 50. Lebensjahr an Darmkrebs zu erkranken. Damit ist ihr Risiko ähnlich hoch wie das von Personen, in deren Familien gehäuft Darmkrebs auftritt. Dies ist das Ergebnis einer landesweiten Bevölkerungsstudie aus Schweden, an welcher Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des deutschen Krebsforschungszentrums aus Heidelberg maßgeblich beteiligt waren.

Darmkrebs ist in Deutschland und weltweit die 3.häufigste Krebsart und die 2.häufigste Krebs-Todesursache. Die Anzahl der jungen Darmkrebspatientinnen und -patienten nimmt stetig zu. Forschende möchten daher herausfinden, welches die spezifischen Risikofaktoren für Darmkrebs bei jungen Erwachsenen sind. Menschen mit einem erhöhten Risiko könnten so gezielt Vorsorgeuntersuchungen zugeführt werden. In Deutschland haben Frauen und Männer derzeit ab 50 Jahren Anspruch auf Maßnahmen einer Darmkrebsfrüherkennung.

Typ-2-Diabetes und Darmkrebs haben einige Risikofaktoren gemeinsam, zum Beispiel Fettleibigkeit, Bewegungsmangel und verschiedene Stoffwechselfaktoren. Doch obwohl frühere Untersuchungen bereits zeigten, dass das Darmkrebsrisiko bei Typ-2-Diabetes erhöht ist, galt Diabetes bislang nicht als anerkannter Risikofaktor für frühe Darmkrebserkrankungen.

Ein Wissenschaftlerteam aus Deutschland und Schweden wertete nun die Daten von fast 13 Millionen Menschen über einen Zeitraum von 1964 bis 2015 aus, welche in einem schwedischen Krebsregister gesammelt waren. Ziel war es, das Darmkrebsrisiko insbesondere im Alter unter 50 Jahren bei Menschen mit Diabetes mit und ohne Darmkrebserkrankungen in der Familie zu bestimmen.

Ergebnis:

  • Bei Menschen mit Diabetes war in allen Altersgruppen das Risiko für Darmkrebs erhöht.
  • Das Risiko, in jungen Jahren an Darmkrebs zu erkranken, war bei Menschen mit Diabetes ohne familiäre Vorbelastung ähnlich hoch wie bei Menschen ohne Diabetes, in deren Familie bereits Darmkrebs aufgetreten war.
  • Am höchsten war das Darmkrebsrisiko bei Personen mit Typ-2-Diabetes, bei welchen in der Verwandtschaft 1. Grades Darmkrebs festgestellt wurde. Im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung war bei diesen Personen das Risiko, bereits vor dem 50. Lebensjahr Darmkrebs zu entwickeln, etwa 7-fach erhöht.

Die Autoren empfehlen daher in Deutschland Menschen mit Diabetes, spätestens im Alter von 50 Jahren eine Untersuchung zur Darmkrebsfrüherkennung wahrzunehmen.

 

Quelle:
Ali Khan, U. et al.: Personal History of Diabetes as Important as Family History of Colorectal Cancer for Risk of Colorectal Cancer: A Nationwide Cohort Study. In: Am J Gastroenterol, 2020, 115: 1103-1109