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Folgeerkrankungen

Je früher ein Typ-2-Diabetes beginnt, desto gefährdeter ist das Herz

Wissenschaftliche Unterstützung: Dr. Ralph Brinks

Menschen, die vor dem 40. Lebensjahr an Typ-2-Diabetes erkranken, haben ein deutlich höheres Risiko für eine Herz-Kreislauf-Erkrankung und sterben früher als Menschen ohne Diabetes. Im hohen Alter dagegen beeinflusst ein neu diagnostizierter Diabetes das Herz-Kreislauf-Risiko weniger. Wer einer Erkrankung also frühzeitig vorbeugt, kann gesunde Lebensjahre gewinnen.

Da die Zahl der übergewichtigen Jugendlichen und jungen Erwachsenen seit 3-4 Jahrzehnten zunimmt, erkranken auch immer mehr dieser jungen Menschen an Typ-2-Diabetes. Häufig sind sie einem erhöhten Risiko für eine Herz-Kreislauf-Erkrankung ausgesetzt. Ein schwedisches Forschungsteam an der Universität Göteborg hat daher vermutet, dass Menschen, die ihre Typ-2-Diabetes-Diagnose schon früh in ihrem Leben erhalten haben, einem höheren Herz-Kreislauf- und Sterberisiko ausgesetzt sind als diejenigen, die erst später an Diabetes erkrankten.

Daten aus dem schwedischen Diabetes-Register

Mit Hilfe von Daten aus dem schwedischen nationalen Diabetes-Register haben sie das Alter von Menschen zur Zeit ihrer Diabetes-Diagnose in Verbindung gebracht mit dem Risiko, eine Herz-Kreislauf-Erkrankung (beispielsweise Herzinfarkt oder Schlaganfall) zu entwickeln. Außerdem haben sie einen Zusammenhang mit dem Sterberisiko und der Lebenserwartung untersucht. Diese Informationen haben sie über einen Beobachtungszeitraum von mehr als 5 Jahren mit Daten von gleichaltrigen und gleichgeschlechtlichen Menschen ohne Diabetes aus der schwedischen Bevölkerung verglichen.

Junge Menschen mit Diabetes sind Hochrisikogruppe

Ihre Erkenntnis: Dem größten Risiko waren diejenigen ausgesetzt, die ihre Diabetes-Diagnose bis zum 40. Lebensjahr erhalten hatten. Die Sterberate war in der Gruppe derer, die so früh bereits erkrankt waren, doppelt so hoch wie unter gleichaltrigen Menschen ohne Diabetes. Das Risiko einer Herzerkrankung war sogar um mehr als das 4-fache erhöht und die Lebenserwartung um 10 Jahre geringer als die der Kontroll-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer.

Je später im Leben die Diabetes-Diagnose erfolgt war, desto mehr glichen sich die Risiken von Menschen mit und ohne Diabetes an. Diejenigen, die ihre Diabetes-Diagnose erst mit 80 Jahren oder noch später erhalten hatten, waren nicht stärker gefährdet als gleichaltrige Menschen ohne Diabetes.

BMI und Blutfette erhöht

Die Ursache für das hohe Herz-Kreislauf-Risiko jüngerer Menschen mit Typ-2-Diabetes könnte mit einem erhöhten Body-Mass-Index (BMI) zusammenhängen, vermuten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Der BMI von Menschen, die früh an Typ-2-Diabetes erkrankten, war in der Studie nämlich deutlich höher als der später im Laufe des Lebens Erkrankter, genau wie Blutfette und Blutzuckerspiegel.

Fazit: Herz-Kreislauf-Prävention früh starten

Die schwedische Registerstudie zeigt also, dass beim Typ-2-Diabetes das Diagnosealter das Risiko für eine spätere Herz-Kreislauf-Erkrankung und sogar die Lebenserwartung voraussagen kann. Das bedeutet: Vorbeugungsmaßnahmen sollten sich mehr als bislang geschehen auf diese junge Zielgruppe und weniger auf ältere Menschen mit sehr später Diabetes-Diagnose fokussieren. Denn je früher junge Menschen mit Typ-2-Diabetes Maßnahmen zur Vorbeugung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen ergreifen, desto mehr gesunde Lebenszeit gewinnen sie. Jede und jeder einzelne kann heute schon etwas tun. Denn zur Vorbeugung gehören auch Lebensstiländerungen wie Rauchstopp, ausgewogenere Ernährung und mehr Bewegung.

 

Quelle:
Sattar, N. et al.: Age at Diagnosis of Type 2 Diabetes Mellitus and Associations With Cardiovascular and Mortality Risks. Findings From the Swedish National Diabetes Registry. In: Circulation, 2019, 139: 2228-2237