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Folgeerkrankungen

Können Biomarker Diabetes-Folgeschäden voraussagen?

Wissenschaftliche Unterstützung: Prof. Dr. Christian Herder, Dr. Sofia Urner

Bestimmte Entzündungsmarker deuten bei Menschen mit Diabetes schon früh im Krankheitsverlauf auf eine verschlechterte Nierenfunktion hin. Das ergab eine Untersuchung der Deutschen Diabetes-Studie.

Bei Menschen, deren Diabetes-Erkrankung vor weniger als einem Jahr diagnostiziert wurde, können bestimmte Biomarker für Entzündungen im Körper auf die Funktion der Niere hinweisen. Darunter sind einige „neue“ Biomarker, bei denen dieser Zusammenhang bislang noch nicht festgestellt wurde. Die Untersuchung wurde durchgeführt im Rahmen der Deutschen Diabetes-Studie. In dieser fortlaufenden Studie werden Personen beobachtet, deren Diabetes-Diagnose vor weniger als 12 Monaten gestellt wurde.

In der aktuellen Studie hat die Forschungsgruppe untersucht, inwiefern die Konzentrationen von 74 Biomarkern im Blut der Patientinnen und Patienten mit der Nierenfunktion sowie mit einer möglichen Verschlechterung über einen Zeitraum von 5 Jahren nach der Diabetes-Diagnose in Zusammenhang steht. In die Studie eingeschlossen waren 165 Personen mit Typ-1- sowie 291 Personen mit Typ-2-Diabetes.

Neue Zusammenstellung von Biomarkern untersucht

Analysiert wurde eine komplett neue und relativ breite Zusammenstellung von Biomarkern, die mit Entzündungen und Erkrankungen der Niere einhergehen. Darunter waren sowohl Marker, die bereits mit Nierenerkrankungen bei einer seit längerem bestehenden Diabetes-Erkrankung in Zusammenhang stehen, als auch neue Biomarker, die in diesem Kontext bislang noch nicht evaluiert wurden.

6 Biomarker im Zusammenhang mit Nierenfunktion

Bei Patientinnen und Patienten mit Typ-1-Diabetes standen insgesamt 7, bei Typ-2-Diabetes sogar 24 der untersuchten Biomarker in Zusammenhang mit einer verschlechterten glomerulären Filtrationsrate. Die glomeruläre Filtrationsrate ist ein wichtiger Indikator für die Nierenfunktion. Bei 6 dieser identifizierten Biomarker waren höhere Konzentrationen im Blut bei beiden Diabetes-Typen mit einer schlechteren glomerulären Filtrationsrate assoziiert, unabhängig von anderen Risikofaktoren.

Jedoch zeigten sich keine Zusammenhänge dieser Biomarker mit einer möglichen Verschlechterung der Nierenfunktion in den Folgejahren.

Auch Menschen mit Diabetes-Vorstufe auf Biomarker testen

Da immer mehr Studien zeigen, dass bereits Menschen mit einer Vorstufe des Diabetes, dem sogenannten Prädiabetes, ein höheres Risiko einer Nierenerkrankung aufweisen als stoffwechselgesunde Personen, wäre eine Biomarker-Testung auch bei diesen Menschen sinnvoll, schreibt die Studiengruppe. Damit können frühere Prozesse in der Entwicklung von Diabetes-Folgeschäden besser verstanden werden. In künftigen Studien müsse zudem untersucht werden, welche dieser Biomarker Nierenschäden vorhersagen können und welche vielleicht sogar bei der Entwicklung einer Behandlungsoption helfen können.
 

Quelle:
Maalmi, H. et al.: Biomarkers of inflammation and glomerular filtration rate in individuals with recent-onset type 1 and type 2 diabetes. In: J Clin Endocrinol Metab, 2020, 105: dgaa622