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Diabetes-Risiko

Schwangerschafts­diabetes begünstigt spätere Blutzuckerstörungen

Wissenschaftliche Unterstützung: Dr. Stefanie Haschka

Ein Schwangerschaftsdiabetes, auch Gestationsdiabetes genannt, verschwindet in den meisten Fällen nach der Geburt des Kindes wieder. Betroffene Frauen haben allerdings ein erhöhtes Risiko, im Laufe ihres Lebens einen Typ-2-Diabetes zu entwickeln. Wie häufig sich nach einem Schwangerschaftsdiabetes eine Diabetes-Vorstufe, ein sogenannter Prädiabetes, oder ein Typ-2-Diabetes entwickelt, untersuchte nun eine Studie bei 202 Frauen.

 

Seit dem Jahr 2011 werden schwangere Frauen routinemäßig mittels eines 75 Gramm oralen Glukosetoleranztests (oGTT) auf Schwangerschaftsdiabetes getestet. Zuvor wurde das Screening vornehmlich nur bei Frauen mit einem erhöhten Risiko auf einen Schwangerschaftsdiabetes durchgeführt. Ein erhöhtes Risiko lag zum Beispiel bei Übergewicht, einem bekannten Typ-2-Diabetes in der Familie oder Schwangerschaftsdiabetes in früheren Schwangerschaften vor.

 

Hohe Anzahl an Prädiabetes nach 5 Jahren

Während des 5-jährigen Beobachtungszeitraums wurde bei 111 Frauen (55 Prozent), bei denen ein Schwangerschaftsdiabetes diagnostiziert worden war, ein Prädiabetes festgestellt. Ein Typ-2-Diabetes wurde bei 12 (6 Prozent) und ein Typ-1-Diabetes bei 2 Teilnehmerinnen (1 Prozent) diagnostiziert.

Verglichen mit früheren Studien war der Anteil neu aufgetretener Diabetes-Fälle zwar deutlich geringer, allerdings wurden durch das routinemäßig durchgeführte Screening auch weniger schwerwiegende Fälle erfasst und beobachtet.

 

Einmaliger Glukosetoleranztest nach der Schwangerschaft möglicherweise nicht ausreichend

Durch die jährlich durchgeführten oGTTs in der Beobachtungszeit nach der Schwangerschaft zeigte sich weiterhin, dass sich der Blutzuckerstoffwechsel häufig nicht kontinuierlich verschlechterte. Es konnten durchaus auch Schwankungen von Jahr zu Jahr gesehen werden. Ein einmalig durchgeführter oGTT nach der Schwangerschaft könnte daher nicht ausreichen, um einen möglichen Prädiabetes oder Diabetes zu erfassen, so die Autorinnen und Autoren.

 

Risikofaktor Schwangerschaftsdiabetes

Die vielen Fälle eines Prädiabetes verdeutlichen das stark erhöhte Risiko für einen gestörten Blutzuckerstoffwechsel nach einem Schwangerschaftsdiabetes. Auch wenn bis zur Entwicklung eines Typ-2-Diabetes häufig mehr als 5 Jahre vergehen, stellt die regelmäßige Nachsorge nach einem Schwangerschaftsdiabetes ein wichtiges Werkzeug zur Erfassung stoffwechselbedingter Risiken dar.

 

Quelle:
Haschka, S. J. et al.: Pre-diabetes, diabetes and fluctuations of glucose tolerance after gestational diabetes mellitus: 5-year-follow-up of a contemporary, prospective study in Germany. In: BMJ Open Diab Res Care, 2022, 10: e002621