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Folgeerkrankungen

Spielt das Alter bei der Typ-2-Diabetes-Diagnose eine Rolle?

Wissenschaftliche Unterstützung: Iryna Yurchenko

Zu hohe Blutzuckerwerte können langfristig kleine und große Blutgefäße schädigen und zu Nieren-, Nerven-, Augen- und/oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen. Forschende sind nun der Frage nachgegangen, ob das Alter bei der Diagnosestellung eines Typ-2-Diabetes einen Einfluss auf das Risiko für diabetesbedingte Folgeerkrankungen hat?

 

Verläuft die Erkrankung bei Jüngeren aggressiver?

Typ-2-Diabetes und die damit verbundenen Komplikationen tragen weltweit zu mehr als 8 Prozent aller Todesfälle bei. Während die Stoffwechselstörung früher hauptsächlich als Krankheit mittleren und höheren Alters angesehen wurde, tritt sie zunehmend häufiger auch bei jüngeren Erwachsenen, Jugendlichen und sogar Kindern auf.

Aktuell wird vermehrt diskutiert, ob ein frühes Erkrankungsalter bei Typ-2-Diabetes mit einer schlechteren Prognose verbunden ist. Denn zum einen verbringen jüngere betroffene Personen mehr Lebenszeit mit ihrer Erkrankung. Dies dürfte die Wahrscheinlichkeit für frühzeitige Folgeerkrankungen erhöhen. Zum anderen gibt es Hinweise, dass eine Typ-2-Diabetes-Erkrankung bei jüngeren Menschen möglicherweise aggressiver verlaufen kann.

Eine systematische Metaanalyse hat diese Aspekte nun näher unter die Lupe genommen: Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wollten wissen, ob das Alter bei Diagnosestellung eines Typ-2-Diabetes einen Einfluss auf das Risiko für Folgeerkrankungen und die Sterblichkeit (Mortalität) hat.

 

Daten von mehr als 1 Million Menschen ausgewertet

In die Analyse schlossen die Forschenden Daten aus 26 Studien mit insgesamt mehr als 1 Millionen Erwachsenen aus 30 Ländern ein. In den Studien wurde untersucht, wie häufig Herz-Kreislauf-Erkrankungen (kardiovaskuläre Erkrankungen), Augenerkrankungen (Retinopathie), Nierenerkrankungen (Nephropathie) oder Nervenerkrankungen (Neuropathie) sowie Todesfälle bei Erwachsenen mit Typ-2-Diabetes auftraten.

Tatsächlich ergaben die Auswertungen, dass ein jüngeres Alter bei Diagnosestellung des Typ-2-Diabetes mit einem erhöhten Risiko für eine Erkrankung der großen oder kleinen Blutgefäße und mit dem Sterberisiko verbunden war.

Unabhängig vom aktuellen Alter der Teilnehmenden war jede Alterszunahme um 1 Jahr bei Diagnosestellung des Typ-2-Diabetes mit den folgenden prozentualen Risikoabnahmen verbunden:

  • Erkrankungen der großen Blutgefäße: 3 Prozent
  • Erkrankungen der kleinen Blutgefäße: 5 Prozent
  • Erkrankung der Herzkranz-Gefäße: 2 Prozent
  • Erkrankung der Hirngefäße: 2 Prozent
  • Periphere Gefäßerkrankung: 3 Prozent
  • Retinopathie: 8 Prozent
  • Nephropathie: 6 Prozent
  • Periphere Neuropathie: 5 Prozent
  • Mortalität (aller Ursachen): 4 Prozent

 

Frühzeitig Folgeerkrankungen vorbeugen

Die Auswertung zeigt: Ein jüngeres Alter bei der Diagnose eines Typ-2-Diabetes ist mit einer schlechteren Krankheits-Prognose verbunden. Auch in der jüngeren Altersgruppe sollten daher rechtzeitig Maßnahmen ergriffen werden, um diabetesbedingte Folgeerkrankungen vorzubeugen oder diese zu verzögern.

Es sollten frühzeitige und nachhaltige Interventionen bei den Personen mit einem erhöhten Risiko für Diabetes mellitus Typ 2 durchgeführt werden, um die Diabetes-Entwicklung zu verzögern und das Blutzucker- sowie kardiovaskuläre Risikoprofil zu verbessern. Dazu gehören eine gute Blutzuckerkontrolle und die Verringerung von Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Im Mittelpunkt steht die Anpassung des Lebensstils hin zu einer ausgewogenen Ernährung, viel Bewegung und Rauchverzicht.
 

Quelle:
Nanayakkara, N. et al.: Impact of age at type 2 diabetes mellitus diagnosis on mortality and vascular complications: systematic review and meta-analyses. In: Diabetologia, 2021, 64: 275-287