Dass Übergewicht in der Schwangerschaft das Risiko für Schwangerschaftsdiabetes, Schwangerschaftsvergiftung (Präeklampsie) oder andere Komplikationen bei der Geburt erhöhen kann, ist lange bekannt.
Herz-Kreislauf-Erkrankungen häufiger
Seit einiger Zeit besteht zudem der Verdacht, dass Kinder übergewichtiger Mütter auch später im Leben gesundheitlich beeinträchtigt sind. Einige Studien zeigen, dass das Risiko einer frühzeitigen Herz-Kreislauf-Erkrankung und eines frühzeitigen Todes bei diesen Nachkommen höher ist als bei Kindern normalgewichtiger Mütter.
Infos zu Geburten seit 1950
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Schottland haben nun erstmals untersucht, inwiefern ein zu Beginn der Schwangerschaft festgestelltes Übergewicht der Mutter das Risiko eines Typ-1- oder Typ-2-Diabetes beim Nachwuchs erhöht. Hierfür hat das Forschungsteam Informationen aus zwei schottischen Datenbanken zusammengeführt: Aus der „Aberdeen Maternity and Neonatal Databank“, einem schottischen Geburtenregister, wurden die Geburten von 1950 bis 2011 in Zusammenhang gebracht mit den Daten von Patientinnen und Patienten, die bis 2012 im nationalen Diabetes-Register („Scottish Care Information-Diabetes“) verzeichnet waren.
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben untersucht, ob bei 118.201 Personen im Alter von 1 bis 62 Jahren, bei deren Müttern während der Schwangerschaft der BMI (Body-Mass-Index) bestimmt worden war, ein Typ-1- oder Typ-2-Diabetes diagnostiziert wurde. So konnten sie das Diabetes-Risiko von Kindern übergewichtiger Mütter mit dem von Kindern normalgewichtiger Mütter vergleichen.
Typ-2-Diabetes-Risiko deutlich erhöht
Die Datenbanken-Analyse hat ergeben, dass das Risiko, später im Leben an Typ-2-Diabetes zu erkranken, bei Nachkommen von Müttern mit Adipositas (BMI ab 30 kg/m²) 3,5-fach erhöht war im Vergleich zu Nachkommen normalgewichtiger Mütter. Bei Kindern übergewichtiger Mütter (BMI 25-29,9 kg/m²) war das Typ-2-Diabetes-Risiko um das 1,4-fache erhöht. Diese Zahlen wurden für verschiedene Eigenschaften der Mütter korrigiert, die das Ergebnis verzerren könnten, wie z. B. Sozialstatus der Mutter, Alter der Mutter bei der Geburt oder Anzahl der Geburten. Das Gewicht der Mutter hatte keinen Einfluss auf eine Typ-1-Diabetes-Erkrankung des Nachwuchses. Insgesamt waren 24,8% der Schwangeren übergewichtig und 9,5% der Schwangeren hatten Adipositas. Diese Zahlen seien seit den ersten Datenbankeinträgen in den 1950er-Jahren sehr stark gestiegen, bemerken die Autorinnen und Autoren in ihrem Studienbericht in Diabetologia.
Fazit: Maßnahmen gegen Übergewicht schützen Mutter und Kind
Immer mehr Frauen im gebärfähigen Alter sind übergewichtig oder haben Adipositas, so die erste Erkenntnis der schottischen Studie. Zweitens treibt dieses überschüssige Gewicht in der Schwangerschaft beim Nachwuchs die Risiken für Diabetes und Folgeschäden, wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, in die Höhe. Frauen sollten also gezielt zu den möglichen gesundheitlichen Folgen von Übergewicht beraten werden und überschüssigen Pfunden durch gesunde Ernährung und viel Bewegung im Alltag selbst vorbeugen.
Quelle:
Lahti-Pulkkinen, M. et al.: Consequences of being overweight or obese during pregnancy on diabetes in the offspring: a record linkage study in Aberdeen, Scotland. In: Diabetologia, 2019, 62: 1412-1419