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Forschung

Unterscheiden sich die 5 Subtypen des Diabetes im Auftreten von Erektionsstörungen?

Das Auftreten von erektilen Funktionsstörungen steigt bei Männern mit Diabetes mit dem Alter und der Diabetes-Dauer. Zudem kommt diese Komplikation bei Typ-2-Diabetes weitaus häufiger vor, als bei Typ-1-Diabetes. Forschende untersuchten nun die Häufigkeit von erektilen Funktionsstörungen in den 5 Subgruppen des Diabetes. Die untersuchten Männer waren erst seit weniger als einem Jahr von Diabetes betroffen. Dabei kamen sie zu dem Ergebnis, dass diejenigen, die von einem schweren Insulinresistenz-betontem Diabetes (SIRD) betroffen waren, am häufigsten unter erektilen Funktionsstörungen litten.

 

Einen ausführlichen Basisartikel zu den Subtypen des Diabetes finden Sie hier.

 

Die 5 Subtypen des Diabetes

Da die herkömmliche Einteilung von Diabetes in die 2 häufigsten Formen – Typ-1 und Typ-2 – die vielfältigen Ursachen und Auswirkungen des gestörten Blutzuckerstoffwechsels nicht angemessen widerspiegeln kann, gibt es mittlerweile eine Einteilung des Diabetes in 5 Subtypen. Hierbei unterscheidet man:

  • Schwerer Autoimmun-Diabetes (SAID); entspricht dem klassischen Typ-1-Diabetes
  • Schwerer Insulinmangel-betonter Diabetes (SIDD)
  • Schwerer Insulinresistenz-betonter Diabetes (SIRD)
  • Moderater Übergewichtsdiabetes (MOD)
  • Moderater Altersdiabetes (MARD)

 

Studie untersucht Unterschiede der Subtypen in Bezug auf erektile Funktionsstörungen

Diese 5 Subtypen des Diabetes unterscheiden sich in ihren diabetesassoziierten Komplikationen. Beispielsweise haben Personen mit schwerem insulinresistenten Diabetes vermutlich ein höheres Risiko für Leber- und Nierenerkrankungen, während Personen mit einem Insulinmangel-betonten Diabetes eher ein gestörtes Schmerzempfinden wie Kribbeln oder Taubheitsgefühl an den Händen und Füßen aufweisen.

Ob es bezüglich dem Auftreten von erektilen Funktionsstörungen auch Unterschiede zwischen den Diabetes-Subtypen gibt, ist bislang nicht bekannt. Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, untersuchten Forschende 351 Männer im Alter von 18 bis 69 der Deutschen Diabetes-Studie (GDS). Die Teilnehmenden waren weniger als 1 Jahr von Typ-1- oder Typ-2-Diabetes betroffen. Ebenfalls untersucht wurden 124 Männer der GDS ohne Diabetes-Diagnose, die mindestens 18 Jahre alt waren, normale Blutzuckerwerte aufwiesen und keine Verwandten ersten Grades mit Diabetes hatten.

 

Männer mit SIRD und SIDD haben ein höheres relatives Risiko für Erektionsstörungen

Die Forschenden konnten zeigen, dass 23 Prozent aller untersuchten Männer mit Diabetes an erektilen Funktionsstörungen litten. Verglichen mit den Männern ohne erektile Funktionsstörungen, waren die betroffenen Personen unter anderem älter, hatten einen höheren Body-Mass-Index (BMI), höhere Triglyzeridwerte und geringer HDL-Cholesterinwerte. Zusätzlich konnte gezeigt werden, dass Männer ohne Diabetes weniger erektile Funktionsstörungen aufwiesen (11 Prozent), als solche mit Diabetes.  

Bei der Untersuchung des Auftretens von erektilen Funktionsstörungen bei Männern mit Diabetes, wurden zudem folgenden Beobachtungen gemacht:

Die Häufigkeit der Funktionsstörungen war am höchsten bei Personen mit schwerem Insulinresistenz-betonten Diabetes (SIRD; 52 Prozent), am geringsten bei Personen mit schwerem Autoimmun-Diabetes (SAID; 7 Prozent) und im mittleren Bereich bei Personen mit schwerem Insulinmangel-betonten Diabetes (SIDD, 31 Prozent), moderatem Übergewichtsdiabetes (MOD; 18 Prozent) und moderatem Altersdiabetes (MARD; 29 Prozent).

Ein Vergleich der Subgruppen untereinander (indem die anderen 4 Subgruppen als Referenz verwendet wurden) zeigte, dass Männer mit schwerem Insulinresistenz-betonten Diabetes (SIRD) und schwerem Insulinmangel-betonten Diabetes (SIDD) das höchste relative Risiko für erektile Funktionsstörungen aufwiesen. Sie hatten also häufiger erektile Funktionsstörungen als Männer, die von anderen Diabetes-Subtypen betroffen waren.

 

Verschiedene Mechanismen liegen erektilen Funktionsstörungen zu Grunde

Die Studie zeigt, dass sich erektile Funktionsstörungen zwischen den Subtypen des Diabetes unterscheiden. Das hohe relative Risiko für erektile Funktionsstörungen bei Männern, die erst seit weniger als einem Jahr von SIRD oder SIDD betroffen waren, deutet darauf hin, dass sowohl Insulinresistenz, als auch Insulinmangel ausschlaggebende Faktoren für die Entwicklung der Komplikation sein könnten. Die Mechanismen, die der erektilen Funktionsstörung in diesen Fällen zu Grunde liegen, scheinen also nicht identisch zu sein. Die Forschenden schlussfolgern zudem, dass die beiden besonders gefährdeten Subgruppen des Diabetes gezielt auf erektile Funktionsstörungen untersucht werden sollten, sodass eine frühzeitige Behandlung angestrebt werden kann.

 

Auch Prädiabetes kann in Subtypen unterteilt werden

Wussten Sie schon, dass es mittlerweile auch für das Stadium des Prädiabetes verschiedene Subtypen gibt? In unserem Podcast „6 Subtypen des Prädiabetes“ mit Prof. Dr. Robert Wagner erfahren Sie mehr darüber. Hören Sie doch mal rein!

 

Quelle:
Maalmi, H. et al.: Differences in the prevalence of erectile dysfunction between novel subgroups of recent-onset diabetes. In: Diabetologia, 2022, 65: 552-562