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Diabetesbedingte Komplikationen

Wie schnell treten Folgeerkrankungen bei Diabetes Typ 1 auf?

Wissenschaftliche Unterstützung: Dr. Oana Patricia Zaharia

Die Diagnose Typ-1-Diabetes kommt meist unerwartet und plötzlich. Zu hohe Blutzuckerwerte und Risikofaktoren wie Bluthochdruck und erhöhte Blutfette können langfristig zu diabetesbedingten Folgeerkrankungen führen. Forschende haben nun untersucht, wie häufig Menschen mit Typ-1-Diabetes bereits innerhalb des ersten Jahres nach der Diagnose Komplikationen entwickeln.

 

Bei beinahe jedem 10. Erwachsenen mit Typ-1-Diabetes zeigen sich innerhalb des ersten Jahres nach der Diagnosestellung bereits diabetesbedingte Komplikationen. Das ergab eine Auswertung der Daten von insgesamt 1.779 Personen (Durchschnittsalter: 36 Jahre) mit einem vor weniger als einem Jahr diagnostizierten Typ-1-Diabetes. Die Daten stammen aus der Deutschen Diabetes-Studie (GDS) (268 Teilnehmende) und dem bundesweiten Diabetes-Patienten-Verlaufsdokumentation (DPV)-Register (1.511 Teilnehmende).

 

Nieren und Augen häufig betroffen

Insgesamt waren am häufigsten die Augen (diabetische Retinopathie) und Nieren (diabetische Nephropathie) betroffen. Seltener traten Schäden an den großen Blutgefäßen (makrovaskuläre Komplikationen) auf. Dazu zählen Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems wie Herzinfarkte oder Schlaganfälle.

 

Bluthochdruck und Fettstoffwechselstörung oft unbehandelt

Die Studienteilnehmenden wiesen insgesamt eine gute Blutzuckerkontrolle, jedoch ein relativ schlechtes Risikofaktor-Management auf. Bei rund einem Viertel (24 Prozent) aller Teilnehmenden wurde Bluthochdruck diagnostiziert. Medikamentös behandelt wurden jedoch nur 13 Prozent der Teilnehmenden aus dem DPV-Register und 9 Prozent der Personen aus der Deutschen Diabetes-Studie.

Ebenso wurden bei 2 Drittel (67 Prozent) aller Teilnehmenden erhöhte Blutfettwerte festgestellt. Es nahmen jedoch nur 7 Prozent der Personen aus dem DPV-Register und 2 Prozent der Patientinnen und Patienten mit Typ-1-Diabetes aus der Deutschen Diabetes-Studie Cholesterinsenker ein.

Eine Fettstoffwechselstörung mit von der Norm abweichenden Triglyzerid- und HDL- sowie LDL-Cholesterinwerten kann bei Menschen mit Typ-1-Diabetes im weiteren Verlauf zu einem erhöhten Herz-Kreislauf-Risiko und damit zu diabetesbedingten Komplikationen führen, warnt das Studienteam. Besonders gefährdet seien Patientinnen und Patienten, die zusätzlich Bluthochdruck und eine verminderte Insulinsensitivität aufweisen.

 

Fachkräfte und betroffene Personen besser schulen

Um das Komplikationsrisiko für Erwachsene mit Typ-1-Diabetes gering zu halten, ist eine engmaschige und normnahe Blutzuckerkontrolle von Beginn an erforderlich. Zudem sollten veränderbare Risikofaktoren, insbesondere solche für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, regelmäßig kontrolliert und konsequent behandelt werden, so das Fazit des Studienteams. Hierfür sollten Ärztinnen und Ärzte sowie auch Patientinnen und Patienten entsprechend geschult werden.

 

Quelle:
Zaharia, O. P., Lanzinger, S. et al.: Comorbidities in Recent Onset Adult Type 1 Diabetes: A Comparison of German Cohorts. In: Front Endocrinol, 2022, 13: 760778