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Epigenetik

Hat die Ernährung werdender Väter Einfluss auf die Gesundheit der Kinder?

Eine aktuelle Studie legt nahe, dass die Ernährung werdender Väter nicht nur ihre eigene Gesundheit beeinflusst, sondern auch die ihrer Kinder. Zentrale Erkenntnis: Ist ein Vater zum Zeitpunkt der Zeugung übergewichtig, erhöht dies das Risiko, dass seine Kinder ebenfalls Übergewicht oder Stoffwechselerkrankungen wie Typ-2-Diabetes entwickeln.

 

Die Rolle der Väter bei der Vererbung von Gesundheitsrisiken 

Die Forschenden werteten zunächst die Daten von mehr als 3.000 Familien aus. Dabei stellten sie fest, dass das Körpergewicht der Väter das ihrer Kinder beeinflusst. Dieser Effekt zeigte sich unabhängig von anderen Faktoren wie dem Körpergewicht der Mutter oder der Genetik der Eltern. 

In weiteren Experimenten analysierten die Forschenden mitochondriale RNAs (mt-RNAs) in den Spermien von Mäusen. Sie wollten nachweisen, dass über mt-RNAs auch nicht-genetische Eigenschaften des Vaters an die Nachkommen weitergegeben werden können. 

 

Was sind mitochondriale RNAs? 

Mitochondriale RNAs (mt-RNAs) sind Moleküle, die in den Mitochondrien vorkommen. Mitochondrien werden oft als „Kraftwerke der Zelle“ bezeichnet, da sie für die Energieproduktion zuständig sind. Dabei sind mt-RNAs ein Zwischenprodukt bei der Produktion von Proteinen, die notwendig sind, um Nährstoffe in Energie umzuwandeln. Neuere Forschungen zeigen, dass Spermien bei der Befruchtung Fragmente der mt-RNAs in die Eizelle tragen. 

 

Bei Zeugung: Einfluss der Ernährung des Vaters wird übertragen  

In den Experimenten erhielten Mäuse 2 Wochen lang besonders fettreiche Nahrung im Vergleich zu einer Ernährung mit normalem Fettgehalt. Mit den Spermien der fettreich ernährten Mäuse befruchteten die Forschenden Eizellen „im Reagenzglas“. Sie stellten fest, dass die von den Spermien übertragenen mt-RNA-Bruchstücke („mt-tsRNA”) die Genexpression in den Embryonen verändern. Das bedeutet, sie regulieren, welche Gene „gelesen“ werden, um Proteine herzustellen. Dies wirkte sich wiederum auf die Gesundheit der Nachkommen aus.  

Damit konnte die Studie nachweisen, dass eine ungesunde Ernährung des Vaters vor der Zeugung eine erhöhte Neigung zu Übergewicht und Stoffwechselerkrankungen bei den Kindern zur Folge haben kann. Ein bisher unbekannter Aspekt der epigenetischen Vererbung.  

 

Bedeutung für die Gesundheitsvorsorge von Männern 

Weitere Forschungen sind nötig, um diese Ergebnisse zu untermauern und auf den Menschen übertragen zu können. Die Erkenntnisse deuten aber schon jetzt auf die Relevanz der Gesundheitsvorsorge von Männern mit Kinderwunsch hin. Ernähren sich werdende Väter gesünder, könnte dies das Risiko der Kinder senken, im Laufe ihres Lebens an starkem Übergewicht (Adipositas) oder Typ-2-Diabetes zu erkranken. 

 

Quellen: 

Helmholtz Munich: Ernährung werdender Väter entscheidet mit über die Gesundheit der Kinder. (Letzter Abruf: 18.09.2024) 

Tomar, A. et al.: Epigenetic inheritance of diet-induced and sperm-borne mitochondrial RNAs. In: Nature, 2024, 630: 720-727