Hauptinhalt anzeigen
Nachrichten
Prädiabetes

Erhöht Prädiabetes das Sterblichkeitsrisiko?

Wissenschaftliche Unterstützung: Prof. Dr. Christian Herder

Bevor ein Typ-2-Diabetes diagnostiziert wird, durchlaufen Menschen eine Vorstufe des Diabetes, den sogenannten Prädiabetes. Bei einem Prädiabetes sind die Blutzuckerwerte bereits erhöht, jedoch noch nicht so hoch, dass Fachleute von einem Diabetes sprechen.

In der Regel wird der Blutzucker-Langzeitwert (HbA1c-Wert) neben dem Nüchternblutzuckerwert zur Definition eines Prädiabetes verwendet. Jedoch wird der HbA1c-Wert als Diagnosekriterium für Prädiabetes von den Fachgesellschaften zum Teil als kritisch angesehen. Die amerikanische Diabetes Gesellschaft (ADA) empfiehlt einen HbA1c-Wert zwischen 5,7 bis 6,4 Prozent (39 bis 46 mmol/mol) als Kriterium für Prädiabetes. Ein internationales Expertenkomitee befürwortet jedoch den HbA1c-Bereich zwischen 6,0 bis 6,4 Prozent (42 bis 46 mmol/mol) zur Prädiabetes-Diagnose. Und die Weltgesundheitsorganisation (WHO) spricht sich derzeit gegen den HbA1c als Kriterium für die Definition von Prädiabetes aus. Dies wirft die Frage auf, ob der HbA1c-Wert unterhalb der Diabetes-Diagnose (HbA1c größer als 6,5 Prozent (größer 48 mmol/mol)) einen Einfluss auf das Sterblichkeitsrisiko hat.

Vergleich der Prädiabetes-Definitionen auf das Sterblichkeitsrisiko

Menschen mit einem ADA-definierten Prädiabetes sowie mit einem internationalen Expertenkomitee-definierten Prädiabetes weisen im Vergleich zu Menschen ohne Prädiabetes kein erhöhtes Sterblichkeitsrisiko auf. Zu diesem Ergebnis kommt eine Analyse deutscher Forscherinnen und Forscher, die Daten von 1.458 Patientinnen und Patienten aus 2 Kohortenstudien über einen Zeitraum von bis zu 18 Jahren auswerteten. Die Studie zeigt zudem, dass das Sterblichkeitsrisiko bei Personen mit neu diagnostizierter Diabetes-Erkrankung innerhalb der Studien erst nach einer Nachbeobachtungszeit von 12 Jahren, nicht aber bereits nach 4 oder 8 Jahren erhöht ist.

Eine aktuelle Metaanalyse, die ebenfalls Studien zum Sterblichkeitsrisiko bei Prädiabetes ausgewertet hat, kommt hingegen zu dem Schluss, dass das Vorliegen eines Prädiabetes im Vergleich zu Menschen ohne Prädiabetes generell mit einer erhöhten Sterblichkeit assoziiert ist. In dieser Metaanalyse war dies jedoch nur für die Prädiabetes-Definition über den HbA1c-Bereich des internationalen Expertenkommitees der Fall, nicht nach der ADA-Definition.

Diese Ergebnisse verdeutlichen, dass der Langzeit-Blutzuckerwert (HbA1c-Wert) nur begrenzt als Diagnosekriterium für Prädiabetes geeignet ist und dass eine international geltende Definition von Prädiabetes wünschenswert wäre.

Typ-2-Diabetes frühzeitig vorbeugen

Insgesamt zeigen die Studienergebnisse, dass es wichtig ist, das eigene Typ-2-Diabetes-Risiko zu kennen, um frühzeitig der Entwicklung eines Typ-2-Diabetes vorzubeugen. Mit Hilfe des Deutschen Diabetes-Risiko-Tests®, der vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE) und dem Deutschen Zentrum für Diabetesforschung (DZD) entwickelt wurde, können Sie Ihr persönliches Risiko, in den nächsten 5 Jahren an Typ-2-Diabetes zu erkranken, berechnen. Hier gelangen Sie zum Test!


Quelle:
Cai, X. et al.: Association between prediabetes and risk of all cause mortality and cardiovascular disease: updated meta-analysis. In: BMJ, 2020, 370: m2297
Kowall, B. et al.: Associations between haemoglobin A1c and mortality rate in the KORA S4 and the Heinz Nixdorf Recall population-based cohort studies. In: Diabetes Metab Res Rev, 2020, e3369 [Online ahead of print]