Hauptinhalt anzeigen
Nachrichten
Mittelmeer-Diät

Gesunde Ernährung ist wichtiger als Abnehmen

Wissenschaftliche Unterstützung: Theresa Kössler

Ein paar Pfunde zu viel? Kein Grund zur Besorgnis. Gesunde Ernährung kann das gesundheitliche Risiko, welches Übergewicht mit sich bringt, reduzieren. Ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen verbleibt jedoch. Zu diesem Ergebnis kommen schwedische Forschende, die Langzeitstudien mit Zehntausenden von Teilnehmenden ausgewertet haben.

Schweres Übergewicht kann krank machen. Zu den Folgen von Adipositas zählen unter anderem Typ-2-Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen – die Todesursache Nummer 1 in Deutschland. Doch das Körpergewicht ist nicht alles. Auch die Ernährung spielt eine wichtige Rolle.

Eine Gruppe schwedischer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler hat den Zusammenhang zwischen Body-Mass-Index und Ernährung jetzt erstmals systematisch untersucht. Sie nutzten hierfür Daten, die bei groß angelegten bevölkerungsbasierten Kohortenstudien über Jahrzehnte gesammelt worden waren und an denen 79.003 schwedische Erwachsene mittleren und höheren Alters (im Mittel 61 Jahre) teilgenommen hatten. Die Versuchsteilnehmerinnen und -teilnehmer waren im Laufe der Langzeitstudien mehrmals nach Alter, Größe, Gewicht und ihren Ernährungsgewohnheiten befragt worden.

Obst, Gemüse, Olivenöl senken das Sterberisiko

Die Wissenschaftler ermittelten für jeden Studienteilnehmer den Body-Mass-Index und vergaben Punkte für gesunde Essgewohnheiten im Sinne einer mediterranen Ernährungsweise. Dieser „mMED-score“ berücksichtigte den Verzehr von Obst und Gemüse, Hülsenfrüchten, Nüssen, Vollkornprodukten, Olivenöl und fermentierten Milchprodukten – also die Bestandteile einer Mittelmeerdiät. Mit in die Auswertung gingen auch das Alter zum Zeitpunkt des Todes sowie die Todesursache ein.

Das Ergebnis: Sowohl das allgemeine Sterberisiko als auch das Risiko, an Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu versterben, steigt bei einem Body-Mass-Index über 30 kg/m². Diese Risiken lassen sich jedoch durch die strengere Einhaltung einer mediterranen Ernährungsweise senken: So unterscheidet sich die allgemeine Sterbewahrscheinlichkeit der übergewichtigen Menschen , die sich gesund ernähren, kaum von der sich ebenfalls gesund ernährenden Normalgewichtigen. Die negativen Gesundheitseffekte der Fettleibigkeit lassen sich also durch eine gesunde Ernährung (beispielsweise Mittelmeerdiät) kompensieren. Das Risiko, an Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu versterben, wird ebenfalls verringert, bleibt jedoch erhöht im Vergleich zur Gruppe der normalgewichtigen Personen.

Schlank sein allein ist kein Garant für Gesundheit

Andersherum funktioniert es nicht: Schlechte Ernährung kann nicht durch einen optimalen Body-Mass-Index ausgeglichen werden. Im Gegenteil: Normalgewichtige, die sich ungesund ernähren, haben sogar eine höhere Gesamtmortalität als sich ungesund ernährende übergewichtige Menschen. Die Autoren der Studie vermuten, dass in der hier betrachteten Gruppe von Menschen mittleren oder höheren Alters das erhöhte Sterberisiko der normalgewichtigen Personen auf Unter- beziehungsweise Mangelernährung zurückzuführen sein kann.

Ob sich die Ergebnisse dieser Beobachtungsstudie auch auf andere Kohorten – beispielsweise jüngere Altersgruppen oder extrem übergewichtige Menschen – übertragen lassen, ist bisher noch nicht geklärt. Hierfür sind weitere, kontrollierte Studien erforderlich.


Quelle:
Michaëlsson, K. et al.: Combined associations of body mass index and adherence to a Mediterranean-like diet with all-cause and cardiovascular mortality: A cohort study. In: PLoS Med, 2020, 17: e1003331