Die neue S3-Leitlinie „Therapie und Prävention der Adipositas im Kindes- und Jugendalter“ wurde gemeinsam von 40 Expertinnen und Experten aus 16 medizinisch-wissenschaftlichen Fachgesellschaften, Berufsverbänden und weiteren Organisationen erarbeitet.
Sie zeigt: Weder den übergewichtigen Minderjährigen selbst noch ihren Eltern kann die Schuld an einer Adipositas gegeben werden. Vielmehr führen die sogenannten „adipogenen“ Lebensbedingungen in Konsum- und Wohlstandsgesellschaften zu einem Anstieg an extremem Übergewicht bei Kindern und Jugendlichen. Laut den Forschenden seien die derzeitigen Maßnahmen unzureichend und teilweise unpassend, da sie in erster Linie am Verhalten der Betroffenen und nicht an deren Lebensbedingungen ansetzten. Ein wichtiger Schritt wäre beispielsweise den Zuckergehalt vieler Lebensmittel, insbesondere von Getränken, zu reduzieren.
Bessere Therapie- und Schulungsangebote erforderlich
Weiter fordert die Leitlinie eine Ausweitung des ambulanten Therapieangebots. Hierbei sollten Bewegungs-, Ernährungs- und Verhaltenstherapien kombiniert werden. Besonders zeige auch die Schulung von Kindern im Grundschulalter positive Effekte. Für ältere Jugendliche, die unter extremer Adipositas leiden, müssten laut der Leitlinie jedoch neue Therapiekonzepte geschaffen werden, da bei ihnen die Erfolgsrate deutlich niedriger liege.
Eine entscheidende Rolle bei der Früherkennung und Behandlung von Übergewicht in jungen Jahren spielen laut den Autoren außerdem Haus- und Kinderärzte. Deshalb sollte das Thema schon in der Ausbildung angehender Ärztinnen und Ärzte einen hohen Stellenwert einnehmen.
Quellen:
Universitätsklinikum Ulm: Gesellschaftlicher Lebensstil als Ursache für Adipositas bei Kindern und Jugendlichen. Pressemitteilung vom 14.11.2019
Aerzteblatt online: Prävention von Adipositas bei Kindern erfordert gesündere Lebensbedingungen. Artikel vom 12. November 2019