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Forschung

Subtypen bei Vorstufe des Diabetes entdeckt

Prädiabetes ist nicht gleich Prädiabetes: Bei Menschen im Vorstadium des Typ-2-Diabetes gibt es 6 klar abgrenzbare Subtypen, die sich in der Krankheitsentstehung, dem Risiko für Typ-2-Diabetes und der Entwicklung von Folgeerkrankungen unterscheiden. Die neue Einteilung soll künftig helfen, durch gezielte Vorbeugung die Diabetes-Entstehung und die Entstehung von Folgeerkrankungen zu verhindern.

Typ-2-Diabetes entwickelt sich nicht von einem Tag auf den anderen. Oft durchlaufen die Menschen eine längere Vorstufe des Diabetes, in der die Blutzuckerwerte bereits erhöht, aber die Menschen noch nicht krank sind. Forschende haben nun mit Hilfe einer Clusteranalyse bei Menschen mit Prädiabetes 6 verschiedene Untergruppen mit unterschiedlichem Diabetes-Risiko identifiziert. Eine differenzierte Einteilung des Prädiabetes und des Diabetes ermöglicht es, eine individuelle und frühe Prävention und Therapie von Diabetes und seinen Folgeerkrankungen zu betreiben.

 

Einen ausführlichen Basisartikel zu den Subtypen des Diabetes finden Sie hier.

 

Prädiabetes: 6 unterschiedliche Typen identifiziert

Die Forschenden haben den Stoffwechsel von noch als gesund geltenden Menschen mit Prädiabetes detailliert untersucht. Die knapp 900 Probandinnen und Probanden stammen aus der Tübinger Familienstudie und der Studie des Tübinger Lebensstilprogramms und wurden in den vergangenen 25 Jahren wiederholt intensiv untersucht. Anhand von wichtigen Stoffwechselfaktoren wie Blutzuckerwerten, Leberfettgehalt, Körperfettverteilung, Blutfettspiegel und dem genetischen Risiko wurden 6 Subtypen des Prädiabetes identifiziert.

3 dieser Untergruppen (Cluster 1, 2 und 4) zeichnen sich durch ein niedriges Typ-2-Diabetes-Risiko aus. Die Personen des Clusters 1 und 2 waren gesund. Dabei gehören dem Cluster 2 vor allem schlanke Menschen an. Sie haben ein besonders niedriges Risiko, an diabetesbedingten Komplikationen zu erkranken.
Die Gruppe 4 bilden übergewichtige Menschen, deren Stoffwechsel jedoch noch relativ gesund ist.

Die 3 übrigen Subtypen (Cluster 3, 5 und 6) haben ein erhöhtes Risiko für Typ-2-Diabetes und/oder Folgeerkrankungen:

  • Menschen, die dem Subtyp 3 angehören, bilden zu wenig Insulin und haben ein hohes Risiko an Typ-2-Diabetes zu erkranken.
  • Menschen aus dem Cluster 5 weisen eine ausgeprägte Fettlebererkrankung und ein sehr hohes Diabetes-Risiko auf, weil ihr Körper resistent gegen die blutzuckersenkende Wirkung von Insulin ist.
  • Beim Subtyp 6 treten bereits vor der Diabetes-Diagnose Schädigungen der Niere auf. Hier ist auch die Sterblichkeit besonders hoch. 

Diese Einteilung des Prädiabetes konnte auch in einer weiteren Kohorte, bestehend aus beinahe 7.000 Probandinnen und Probanden der ‚Whitehall II Kohorte‘ in London, bestätigt werden.

Gezielter vorbeugen

In prospektiven Studien soll zukünftig geprüft werden, wie weit die neuen Erkenntnisse für die Einteilung von einzelnen Personen in Risikogruppen anwendbar sind. Sollte dies der Fall sein, könnten Menschen mit hohem Typ-2-Diabetes-Risiko künftig früh erkannt und spezifisch behandelt werden, so die Autorinnen und Autoren. Dies sei ein Ansatz, um der Stoffwechselerkrankung gezielt vorzubeugen und so der Diabetes-Pandemie entgegenwirken zu können.


Quelle:
Wagner, R. et al.: Pathophysiology-based subphenotyping of individuals at elevated risk for type 2 diabetes. In: Nature Medicine, 2021, 27: 49-57

Deutsches Zentrum für Diabetesforschung e.V. (DZD): Subtypen bei Vorstufe des Diabetes entdeckt. Pressemitteilung vom 04.01.2021