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Diabetes-Diagnose

Typ-2-Diabetes: Darmbakterien verbessern die Prognose

Im Tagesverlauf verändern sich Anzahl und Zusammensetzung der im menschlichen Darm aktiven Bakterien. Sie bilden das sogenannte Darmmikrobiom. Bei Menschen mit Typ-2-Diabetes gehen diese tageszeitlichen Schwankungen verloren. Dies haben Forschende in einer der größten Studien zum Thema Mikrobiom und Diabetes mit mehr als 4000 Personen gezeigt.

Die mikrobielle Zusammensetzung des Darms ist komplex und individuell sehr verschieden. Viele Faktoren, wie Umwelteinflüsse, Lebensstil, Genetik oder Erkrankungen, beeinflussen das Ökosystem der hilfreichen Bakterien im Darm.

In ihrer Studie untersuchten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nun die Bedeutung tageszeitlicher Schwankungen des Mikrobioms im Zusammenhang mit der Erkrankung Typ-2-Diabetes im Rahmen einer prospektiv-vorausschauenden Kohortenstudie. Dabei wird ein Querschnitt aus der Bevölkerung beobachtet, ohne dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer irgendwelche Symptome einer Krankheit zeigen. Die Studienteilnehmenden werden im Laufe der Zeit nachbeobachtet. So lässt sich erkennen, ob eine bestimmte Beobachtung, also beispielsweise Änderungen im Darmmikrobiom, typisch für das spätere Auftreten einer Erkrankung ist.

Verbesserte Diagnose und Prognose von Typ-2-Diabetes möglich

Es zeigte sich, dass man auf eine mögliche Typ-2-Diabetes-Erkrankung schließen kann, wenn bestimmte Darmbakterien keine tageszeitliche Rhythmik aufweisen, sich also in Zahl und Funktion im Laufe des Tages nicht verändern. Dieses Wissen könne laut den Forschenden sowohl die Diagnose als auch Prognostik von Typ-2-Diabetes verbessern. Diese Bakterien, die sich im Tagesverlauf nicht mehr verändern, sind damit Marker für eine potenzielle Erkrankung. Solche Marker werden auch Risikosignatur genannt.

Das Forschungsteam betont allerdings, dass neben Bakterien und deren Unterschiede je nach Tageszeit noch weitere Parameter wie der Body-Mass-Index eine Rolle spielen, um ein späteres Erkranken einer Person besser vorhersagen zu können.

Die Untersuchungen untermauern die Hypothese, dass Veränderungen im Mikrobiom einen Einfluss auf ernährungsrelevante Erkrankungen haben. Welchen Einfluss eine Darmflora, die sich im Tagesverlauf (nicht) verändert, auf andere Mikrobiom-assoziierte Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Darmkrebs hat, könnte das Thema weiterer Forschungen werden.


Quellen:
Reitmeier, S. et al.: Arrhythmic gut microbiome signatures predict risk of Type 2 Diabetes. In: Cell Host & Microbe, 2020
Technische Universität München: Darmbakterien verbessern Prognose von Typ-2-Diabetes. Pressemitteilung vom 06. Juni 2020