Closed-Loop-Systeme: Zukunft der Diabetestherapie
Bei Menschen mit Typ-1-Diabetes produziert die Bauchspeicheldrüse kein Insulin mehr. Um ihren Glukosespiegel in einem bestimmten Bereich zu halten, sind sie daher auf externe Insulingaben angewiesen. Zusätzlich ist mehrmals täglich eine Glukosemessung notwendig.
Systeme zur automatischen Insulinabgabe, auch „Closed-Loop“ oder „künstliche Bauchspeicheldrüse“ genannt, gelten als Zukunft der personalisierten und präzisen Diabetes-Versorgung. Ein Sensor misst den Glukosegehalt im Gewebe, während ein Algorithmus die Entwicklung des Gewebezuckers im Blick behält und die Insulinabgaben automatisch dosiert. Bei den Systemen auf dem Markt handelt es sich genauer gesagt um „hybride“ Closed-Loop-Systeme. Diese heißen so, weil nach wie vor Kohlenhydrate gezählt und in das Gerät eingegeben werden müssen. Auch körperliche Aktivitäten müssen angekündigt werden, sodass der Insulinbedarf rechtzeitig angepasst werden kann.
Gelten die Vorteile auch für Kinder?
Die Berichte der Nutzenden sind überwiegend positiv. So ist nicht nur von einer gestiegenen Lebensqualität die Rede, sondern führe die optimierte Glukosekontrolle auch zu besserem Schlaf, weniger starken Schwankungen des Verlaufs und die Werte liegen deutlich öfter im Zielbereich.
Eine besondere Herausforderung ist die Glukosekontrolle bei Kindern mit Typ-1-Diabetes. Denn die Symptome von hohen und niedrigen Glukosewerten können von Kindern meistens nicht zuverlässig eingeschätzt und geäußert werden. Kontinuierliche Glukosemesssysteme (kurz: CGM) unterstützen die Eltern der Kinder daher enorm: Der Glukosewert ist hier ständig im Blick. Allerdings ist der mögliche Vorteil einer Therapie mit Closed-Loop-Systemen gegenüber einer Nutzung von Glukosesensor und Insulinpumpe bei jungen Kindern noch unklar.
Closed-Loop-System mit positivem Einfluss auf viele Bereiche
An der kürzlich veröffentlichten Studie beteiligten sich 8 Zentren aus Österreich, Deutschland, Luxemburg und England. Es wurden Daten von 74 Kindern in einem Alter von 1 bis 7 Jahren eingeschlossen. Ein Teil der Kinder nutzte über 16 Wochen hinweg ein Closed-Loop-System. Ein anderer Teil nutzte eine Insulinpumpe und einen Glukosesensor, die nicht über einen Algorithmus miteinander verbunden waren. Die Eltern der Untersuchungsgruppe steuerten den Algorithmus über eine App auf einem Tablet.
Die Kinder mit Closed-Loop-System befanden sich zu 71,6 Prozent der beobachteten Zeit im Zielbereich, der zwischen 70 bis 180 mg/dl (3,9 bis 10 mmol/l) lag. Bei Kindern ohne App betrug der Anteil im Zielbereich 62,9 Prozent der Zeit. Die Ergebnisse unterschieden sich statistisch signifikant voneinander: Kinder mit Closed-Loop-Systemen befinden sich für längere Zeit im Zielbereich als Kinder ohne dieses System.
Auch Hypoglykämien konnten erfolgreich reduziert werden. Die Zeit mit niedrigen Glukosewerten allerdings nicht – die Unterschiede zwischen den Gruppen waren nur gering und statistisch nicht signifikant.
Dadurch, dass der Glukosespiegel mittels Closed-Loop-System länger im Zielbereich gehalten werden konnte, verbesserte sich auch der HbA1c-Wert von 7,0 Prozent (53 mmol/mol) auf 6,6 Prozent (48,6 mmol/mol) signifikant. Ein weiterer Vorteil des Closed-Loop-Systems.
Trotz der relativ niedrigen Zahl an teilnehmenden Kindern, konnte gezeigt werden, dass die Kontrolle des Glukosespiegels mittels hybridem Closed-Loop-System auch bei jüngeren Kindern bedeutend verbessert werden kann.
Quellen:
Ärzteblatt online: Typ-1-Diabetes: Künstliche Pankreas verbessert Blutzuckereinstellung bei Patienten im Vorschulalter. Artikel vom 04.02.2022
Ware, J. et al.: Randomized Trial of Closed-Loop Control in Very Young Children with Type 1 Diabetes. In: N Engl J Med, 2022, 386: 209-219