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Krankheitshäufigkeit

Erkranken immer mehr Kinder und Jugendliche an Diabetes?

Wissenschaftliche Unterstützung: Dr. Joachim Rosenbauer

Weltweit und auch in Deutschland haben immer mehr Menschen Diabetes. Doch wie verhält es sich mit der Krankheitshäufigkeit bei Kindern und Jugendlichen? Und wie haben sich die Zahlen über die letzten Jahre verändert? Forschende haben nun aktuelle Schätzungen und Trends zur Diabetes-Prävalenz bei Kindern und Jugendlichen in Nordrhein-Westfalen (NRW) veröffentlicht.

 

Nach aktuellen Schätzungen sind von 10.000 Kindern und Jugendlichen in NRW 25 an Typ-1-Diabetes und 1 bis 2 an Typ-2-Diabetes erkrankt. Als Grundlage für die Schätzungen dienten Daten aus dem NRW-Diabetesregister. Dieses erfasst die Neuerkrankungen an Typ-1- und Typ-2-Diabetes. Ziel der Forschenden war es, die Krankheitshäufigkeit (Prävalenz) des Typ-1- und Typ-2-Diabetes in NRW über einen Zeitraum von 18 Jahren (2002 bis 2020) zu schätzen. Bei Typ-1-Diabetes wurden Kinder und Jugendliche der Altersgruppe 0 bis 19 Jahre in die Auswertung einbezogen, bei Typ-2-Diabetes die Altersgruppe 10 bis 19 Jahre.

Prävalenz ist ein Fachbegriff für die Krankheitshäufigkeit. Sie sagt aus, welcher Anteil der Menschen zu einem bestimmten Zeitpunkt oder innerhalb eines Zeitraums in der Bevölkerung zum Beispiel an einer Erkrankung erkrankt ist.

 

Prävalenz des Diabetes Typ 1 in NRW

Ende 2002 lag die Anzahl der Kinder und Jugendlichen mit Typ-1-Diabetes in NRW bei 5.686. 18 Jahre später – Ende 2020 – waren insgesamt 8.337 Kinder und Jugendliche mit Typ-1-Diabetes in NRW registriert.

Die geschätzte Prävalenz des Typ-1-Diabetes stieg von 143 Erkrankten pro 100.000 Personen Ende 2002 auf 247 Erkrankte pro 100.000 Personen im Jahr 2020 an. Daraus ergab sich eine durchschnittliche jährliche Zunahme um 2,9 Prozent. Der größte Anstieg war bei den Jugendlichen (15 bis 19 Jahre) zu verzeichnen. Allerdings waren die zeitlichen Trends nicht einheitlich: Die Zunahme der Gesamtprävalenz flachte über die letzten 5 bis 10 Jahre ab.

Insgesamt waren Jungen etwas häufiger von Typ-1-Diabetes betroffen als Mädchen.

 

Prävalenz des Diabetes Typ 2 in NRW

Die Zahl der Kinder und Jugendlichen mit Typ-2-Diabetes lag Ende 2020 in NRW bei 217. Im Vergleich dazu wurden Ende 2002 – 18 Jahre zuvor – 72 Kinder und Jugendliche mit Typ-2-Diabetes in NRW erfasst.

Ende 2002 lag die geschätzte Prävalenz des Typ-2-Diabetes bei 4 betroffenen Kindern und Jugendlichen pro 100.000 Personen. 18 Jahre später (Ende 2020) waren 13 von 100.000 Personen an Typ-2-Diabetes erkrankt. Somit stieg die Typ-2-Diabetes-Prävalenz im Durchschnitt um 6,4 Prozent pro Jahr. Der größte Anstieg zeigte sich bei der Altersgruppe 15 bis 19 Jahre. Allerdings flachte auch beim Typ-2-Diabetes die Zunahme der Gesamtprävalenz in den letzten Jahren ab.

Im Gegensatz zum Typ-1-Diabetes erkrankten Mädchen häufiger an Typ-2-Diabetes als Jungen.

 

Weitere Entwicklung beobachten

Die aktuellen Schätzungen verdeutlichen, dass Typ-1-Diabetes weiterhin die vorherrschende Diabetesform bei Kindern und Jugendlichen ist. Allerdings ist die Gesamtprävalenz des Typ-2-Diabetes von Kindern und Jugendlichen in NRW in den letzten 18 Jahren doppelt so schnell angestiegen wie die des Typ-1-Diabetes. Die Gründe für den Anstieg sind bislang nicht vollkommen geklärt.

Die weitere Entwicklung der Diabetes-Prävalenz wird auch im Hinblick auf die Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie von großer Bedeutung sein.

 

Quelle:

Baechle, C. et al.: Prevalence trends of type 1 and type 2 diabetes in children and adolescents in North Rhine-Westphalia, the most populous federal state in Germany, 2002-2020. In: Diabetes Res Clin Pract, 2022, 190: 109995