Show main content
A collaborative effort by Helmholtz Munich, the German Diabetes Center, and the German Center for Diabetes Research
Nachrichten
Forschung

Übersichtsarbeit bestätigt: AID-Systeme verbessern die Glukosekontrolle bei Diabetes Typ 1

Wissenschaftliche Unterstützung: Dr. Anna Stahl-Pehe

Systeme zur automatisierten Insulinabgabe (Automated Insulin Delivery, AID) gelten als bedeutender Fortschritt in der Therapie des Typ-1-Diabetes. Eine aktuelle Übersichtsarbeit zeigt: AID-Systeme verbessern die Glukosekontrolle bei Menschen mit Typ-1-Diabetes im Vergleich zu herkömmlichen Insulintherapien.

 

Was sind AID-Systeme?

Immer mehr Menschen mit Typ-1-Diabetes nutzen AID-Systeme. Diese bestehen aus einem kontinuierlichen Glukosemesssystem (CGM), einer Insulinpumpe und einem Algorithmus, der die Insulinzufuhr automatisch steuert. Der Algorithmus berechnet laufend die benötigte Insulinmenge und passt die Abgabe über die Insulinpumpe entsprechend an. Ziel ist es, die Glukosewerte möglichst konstant im Zielbereich – in der sogenannten Time in Range – zu halten.

Man unterscheidet zwischen Hybrid Closed-Loop (HCL)-, Advanced Hybrid Closed-Loop (AHCL)- und Full Closed-Loop (FCL)-Systemen, auch bekannt als künstliche Bauchspeicheldrüsen. Während HCL- und AHCL-Systeme zu den Mahlzeiten noch eine manuelle Insulinabgabe erfordern, übernehmen FCL-Systeme die Insulinzufuhr vollständig automatisch.

 

Umfassende Untersuchung zu AID-Systemen

In einer systematischen Übersichtsarbeit werteten Forschende 46 klinische Studien aus, in denen AID-Systeme mit anderen Insulintherapien verglichen wurden. Die Analyse umfasste die Daten von 4.113 Teilnehmenden. Im Fokus standen HCL-, AHCL- und FCL-Systeme.

Die Studie wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert.

 

Mit AID-Systemen mehr Zeit im Zielbereich

Die Studie zeigt: Im Vergleich zur klassischen Insulinpumpentherapie erhöhen AID-Systeme die Zeit im angestrebten Zielbereich. Bei den besonders häufig genutzten AHCL-Systemen lag die Steigerung der Zeit im Zielbereich bei rund 24 Prozent. Auch die Zeit mit erhöhten Glukosewerten über 180 mg/dl (10 mmol/l) und stark erhöhten Glukosewerten über 250 mg/dl (13,9 mmol/l) wurde deutlich verringert. Der HbA1c-Wert verbesserte sich ebenfalls beim Einsatz der AHCL-Systeme.

Für die Zeit mit sehr geringen Glukosewerten unter 70 mg/dl (3,9 mmol/l) und unter 54 mg/dl (3 mmol/l)) konnten die Forschenden nur eine geringe Wirksamkeit feststellen.

 

Bedeutung für die Praxis

Die Ergebnisse können Menschen mit Typ-1-Diabetes und Behandelnde bei der Auswahl geeigneter Therapien unterstützen. Die Studie zeigt, dass AID-Systeme die Glukosekontrolle insgesamt verbessern können, vor allem durch eine verlängerte Zeit im Zielbereich. Allerdings ist der Nutzen nicht für alle Zielgrößen gleichermaßen belegt. Besonders zur Wirksamkeit bei Hypoglykämien und auf den HbA1c-Wert sind weitere Studien nötig, um die Evidenz zu stärken.

 

Quellen:

Deutsches Diabetes-Zentrum: Typ-1-Diabetes und AID-Systeme: Meta-Analyse belegt Wirksamkeit. Pressemitteilung vom 23.04.2025

Stahl-Pehe, A. et al.: Efficacy of automated insulin delivery systems in people with type 1 diabetes: a systematic review and network meta-analysis of outpatient randomised controlled trials. In: eClinicalMedicine, 2025, 82: 103190