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Neue Studienergebnisse

Wenn der Diabetes mehr als nur Sorgen macht

Eine Diabetes-Erkrankung fordert Disziplin. Das kann im Alltag nicht nur für Stress sorgen, sondern in manchen Fällen auch zu Depressionen und Essstörungen führen. Eine Studie untersuchte jetzt, wie weit die psychische Gesundheit bei jungen Menschen mit Typ-2-Diabetes in Mitleidenschaft gezogen wird.

 

 

Diabetes Typ 2 und die psychische Gesundheit

Eine Diabetes-Erkrankung bedeutet oft Stress. Sie stellt tagtäglich Anforderungen an die betroffenen Personen. So muss regelmäßig der Blutzucker gemessen oder auf die Ernährung und ausreichend Bewegung im Alltag geachtet werden. Auch Bedenken, Sorgen und Ängste im Zusammenhang mit der Erkrankung und möglichen Folgeerkrankungen können zur emotionalen Belastung beitragen. Oft kann deshalb eine Diabetes-Erkrankung mit Stress, Depressionen und/oder Essstörungen verbunden sein.

Ein amerikanisches Forschungsteam hat nun untersucht, wie häufig Depressionen, Essstörungen und eine eingeschränkte gesundheitsbezogene Lebensqualität (englisch: health-related quality of life, HRQoL) bei Heranwachsenden mit Typ-2-Diabetes vorliegt.

Insgesamt nahmen 514 Personen mit Typ-2-Diabetes an der Studie teil. Die Teilnehmenden waren im Durchschnitt 22 Jahre alt und wurden in den USA in einem klinischen Diabetes-Zentrum betreut. Im Zeitraum von 2014 bis 2020 wurde jedes Jahr die Häufigkeit an Depressionen, Essstörungen sowie die gesundheitsbezogene Lebensqualität anhand von Fragebögen gemessen. Zu Beginn der Studie (2014) bestand der Typ-2-Diabetes der Teilnehmenden im Schnitt bereits 9 Jahre.

 

Psychische Belastung weit verbreitet

Insgesamt lagen bei vielen Personen Depressionen vor und sie empfanden sich häufig in ihrer gesundheitsbezogenen Lebensqualität eingeschränkt. Zu Beginn der Studie hatten 14 Prozent der Teilnehmenden Symptome einer Depression. 6 Jahre später war der Anteil noch größer: Fast jede 5. Person wies Symptome auf (19 Prozent). Auch bei der gesundheitsbezogenen Lebensqualität wurden die Einschränkungen während des Studienzeitraums größer. Zu Beginn zeigten sich 13 Prozent davon eingeschränkt, 6 Jahre später waren es 16 Prozent.

Frauen waren häufiger von Depressionen und einer eingeschränkten Lebensqualität betroffen als Männer. Gleiches gilt für Personen mit einem geringeren familiären Einkommen. Zwischen den verschiedenen Ethnien zeigten sich keine Unterschiede.

 

Essstörungen bei Diabetes Typ 2

Selbst herbeigeführtes Erbrechen sowie das Verwenden von Abführmitteln kam ebenfalls häufig unter den Studienteilnehmenden vor und nahm im Laufe der Zeit zu. Selbst herbeigeführtes Erbrechen kam dabei 3-mal häufiger vor als in einer Gruppe von Studierenden, die zum Vergleich herangezogen wurde (3 Prozent im Vergleich zu 1 Prozent). Auch die Einnahme von Abführmitteln erfolgte bei Personen mit Typ-2-Diabetes 4-mal häufiger (4 Prozent). Die Häufigkeit einer Binge-Eating-Störung („exzessives Essen“) blieb bei den Heranwachsenden über die Jahre hinweg gleich groß.

 

Weitere Zusammenhänge der mentalen Gesundheit

Personen mit höherem Blutzucker-Langzeitwert (HbA1c), Bluthochdruck oder einer fortschreitenden Augenerkrankung (Retinopathie) wiesen im Verlauf der Studie häufiger Symptome einer Depression auf als Personen ohne diese Merkmale beziehungsweise mit niedrigerem HbA1c-Wert. Ebenso zeigte sich, dass Personen mit höherem Body-Mass-Index (BMI), höherem systolischem Blutdruck (oberer Wert), Bluthochdruck oder mit fortschreitender Retinopathie häufiger eine eingeschränkte gesundheitsbezogene Lebensqualität hatten als Personen ohne diese Merkmale. Essstörungen waren mit einem höheren BMI verbunden.

In unserem Artikel „Wie kann Diabetes Gehirn und Psyche beeinflussen?“ informieren wir über erhöhten Stress bei Diabetes, Angst und Depressionen, Essstörungen bei Diabetes und weitere Themen. Die Arbeitsgemeinschaft Diabetes und Psychologie e.V. der Deutschen Diabetes Gesellschaft stellt außerdem Informationen, Adressen und einen Selbsttest (WHO-5 Wohlfühltest) auf ihrer Website zur Verfügung: www.diabetes-psychologie.de.

 

Quellen:

Schulze, A.-K.: Junge Erwachsene mit Typ-2-Diabetes: Hohes Risiko für Depressionen und Einschränkungen der Lebensqualität. In: Dtsch Arztebl, 2022, 119: A-574 / B-475

TODAY Study Group: Longitudinal Association of Depressive Symptoms, Binge Eating, and Quality of Life With Cardiovascular Risk Factors in Young Adults With Youth-Onset Type 2 Diabetes: The TODAY2 Study. In: Diabetes Care, 2022, 45: 1073-1081