Hauptinhalt anzeigen
Ein gemeinsames Angebot von Helmholtz Munich, des Deutschen Diabetes-Zentrums und des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung

Typ-1-Diabetes-Früherkennung

Wissenschaftliche Unterstützung: PD Dr. Sandra Hummel

Wel­che Mög­lich­kei­ten der Dia­be­tes Typ 1-Früh­er­ken­nung gibt es bei Kin­dern? Hilft eine Behandlung mit Nabelschnurblut? Hier finden Sie eine Auswahl an häufig gestellten Fragen zum Thema Diabetes-Früherkennung, mit denen Ihnen Patientinnen und Patienten in der Praxis oder Apotheke möglicherweise begegnen. 

Was muss ich bei der Säuglingsernährung zur Prävention eines Diabetes Typ 1 beachten?

Glutenhaltige Nahrung sollte nach Möglichkeit erst nach dem Alter von 6 Monaten gegeben werden, da es Untersuchungen gibt, die zeigen, dass eine sehr frühe Einführung von Gluten möglicherweise das Risiko für die Autoantikörperentstehung oder Typ-1-Diabetes erhöhen können.

Zudem wird diskutiert, ob Stillen vor Typ-1-Diabetes schützt beziehungsweise ob eine frühe Gabe von Kuhmilcheiweiß das Risiko an Typ-1-Diabetes zu erkranken, erhöht. Große epidemiologische Studien mit Teilnehmerinnen, die zusammen mit ihren Kindern von Geburt an über einen längeren Zeitraum beobachtet wurden, konnten jedoch keinen Zusammenhang zwischen der Stilldauer und einem späteren Typ-1-Diabetes-Risiko nachweisen. Eine Interventionsstudie lieferte keinen Hinweis, dass eine frühe Gabe von Kuhmilcheiweiß das Risiko für Inselzellautoimmunität erhöht. Da Stillen jedoch viele andere Vorteile für Kind und Mutter aufweist, wird eine ausschließliche Stilldauer von mindestens 4 bis 6 Monaten empfohlen.

Darüber hinaus befasst sich die Forschungsinitiative ‚A World Without 1‘ mit allen Studien und Projekten, die zum Ziel haben, Typ-1-Diabetes bei Kindern zu verzögern oder sogar zu verhindern.

Welche Möglichkeiten der Diabetes Typ 1-Früherkennung gibt es bei Kindern, wenn ein Elternteil oder beide an Diabetes Typ 1 erkrankt sind?

‚A World Without 1‘ – also eine Welt ohne Typ-1-Diabetes – ist eine Vision, die Forschende weltweit verfolgen. Unter diesem Schlagwort haben sie eine Reihe klinischer Studien ins Leben gerufen, die die Früherkennung und Verhinderung von Typ-1-Diabetes zum Ziel haben. 

  • In der Früherkennungsuntersuchung ‚Freder1k‘ wird bei Neugeborenen bis zur 6. Lebenswoche (U1, U2, U3) anhand eines Blutstropfens getestet, ob es Typ-1-Diabetes-Risikogene aufweist. Dies trifft auf etwa 10 von 1.000 Kinder in Deutschland zu. Die Freder1k-Studie läuft in Bayern, Niedersachsen, Sachsen, Thüringen und Hamburg ab. Deutschlandweit können Neugeborene mit einem nahen Verwandten mit Typ-1-Diabetes teilnehmen.  

  • Säuglinge, bei welchen in der Freder1k-Studie ein erhöhtes genetisches Risiko für Typ-1-Diabetes festgestellt wurde, können bis zum Alter von 3 Monaten an der AVAnt1A-Studie  teilnehmen. Die AVAnT1A-Studie – kurz für „Antiviral Action against Type 1 diabetes Autoimmunity“ – untersucht, ob eine Impfung gegen COVID-19 im Alter von 6 Monaten die Entstehung von Inselautoantikörpern und damit Typ-1-Diabetes verhindern kann. Zusätzlich möchten die Forschenden in Stuhl- und Speichelproben herausfinden, welche weiteren Viren eine Rolle bei der Entstehung von Typ-1-Diabetes spielen.  

  • An der Früherkennungsstudie ‚Fr1da‘  können in Bayern, Sachsen und Thüringen Kinder im Alter von 2 bis 10 Jahren teilnehmen. Bei der Kinderärztin oder dem Kinderarzt wird durch einen kleinen Stich in den Finger eine Blutprobe entnommen, die auf Inselautoantikörper hin untersucht wird.

  • Nahe Verwandte von Menschen mit Typ-1-Diabetes haben ein erhöhtes Risiko, an Typ-1-Diabetes zu erkranken. Deshalb können diese Personen zwischen 1 und 21 Jahren deutschlandweit an einer kostenlosen Untersuchung auf das Frühstadium der Erkrankung teilnehmen. 

  • In Niedersachsen können Kinder im Alter von 2 bis 6 Jahren im Rahmen der ‚Fr1dolin-Studie‘ auf Inselautoantikörper sowie auf das Vorliegen einer Hypercholesterinämie getestet werden. 

Wie ist der Einsatz von Nabelschnurblut zur Behandlung von Kindern mit Diabetes Typ 1 einzuschätzen?

In verschiedenen Forschungsansätzen zur Behandlung beziehungsweise Verhinderung von Typ-1-Diabetes wurde untersucht, ob das Immunsystem mithilfe von Stammzellen aus Nabelschnurblut gesunder Spenderinnen, wieder ins Gleichgewicht gebracht werden kann.

Es zeigte sich zwar, dass die Infusion von Nabelschnurblut nebenwirkungsfrei durchgeführt werden konnte, allerdings ließen sich keine relevanten Effekte der Infusion auf den Stoffwechsel und den Immunstatus der Kinder nachweisen. Es gab keinen Hinweis darauf, dass sich die Entwicklung von Typ-1-Diabetes durch diese Therapie positiv beeinflussen lässt. Dies deckt sich mit den Ergebnissen anderer Forschungsteams, so dass derzeit der Therapie des Typ-1-Diabetes mit Nabelschnurblut wenig Optimismus entgegengebracht werden kann.

Quellen:

A World Without 1 – K1ids are HeroesStudien und Projekte, die zum Ziel haben, Typ-1-Diabetes bei Kindern zu stoppen oder zu verhindern. Teil der Globalen Plattform zur Prävention des autoimmunen Diabetes (GPPAD)
Giannopoulou, E. Z. et al.: Effect of a single autologous cord blood infusion on beta-cell and immune function in children with new onset type 1 diabetes: a non-randomized, controlled trial. In: Pediatr Diabetes, 2014, 15: 100-109
Haller, M. J. et al.: Autologous umbilical cord blood infusion for type 1 diabetes. In: Exp Hematol, 2008, 36: 710-715
Haller, M. J. et al.: Autologous umbilical cord blood transfusion in young children with type 1 diabetes fails to preserve C-peptide. In: Diabetes Care, 2011, 34: 2567-2569
Institut für Diabetesforschung, Helmholtz Munich: Babydiab Study
Stand: 10.01.2025