Adipositas: Im Überblick
Wissenschaftliche Unterstützung: Prof. Dr. Christina Holzapfel

Bei Adipositas (starkem Übergewicht) handelt es sich um eine chronische Erkrankung. Sie beruht auf einer übermäßigen Vermehrung des Körperfetts aufgrund einer langfristig positiven Energiebilanz. Das bedeutet, es wird mehr Energie (Kilokalorien) über die Nahrung aufgenommen, als durch den Stoffwechsel und körperliche Aktivität verbraucht wird. Die überschüssige Energie wird in Form von Fettdepots im Körper gespeichert. Es tragen zahlreiche genetische, biologische, psychische und sozioökonomische Faktoren – wie Einkommen und Bildung – sowie Lebensstil- und Umweltfaktoren zur Entstehung einer Adipositas bei.
Adipositas kann sich negativ auf das Wohlbefinden und die Lebensqualität auswirken und ist mit einem erhöhten Risiko verbunden, Begleit- und Folgeerkrankungen zu entwickeln. Sie erfordert eine umfassende und lebenslange Behandlung. Die Basis bilden die Ernährungs-, Bewegungs- und Verhaltenstherapie. Zusätzlich können Formuladiäten und Medikamente unterstützend eingesetzt werden. Auch ein chirurgischer Eingriff kann in manchen Fällen sinnvoll sein. Digitale Werkzeuge wie Apps und Schrittzähler und sogenannte Digitale Gesundheitsanwendungen (DiGAs; Apps auf Rezept) unterstützen die Gewichtsreduktion.
Durch einen gesundheitsförderlichen Lebensstil mit einer ausgewogenen Ernährung, regelmäßiger Bewegung, wenig Stress und ausreichend Schlaf kann der Entstehung von Übergewicht und Adipositas vorgebeugt werden.
Adipositas zählt wie Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu den sogenannten nicht-übertragbaren Erkrankungen.
Auf dieser Seite finden Sie die wichtigsten Informationen über Adipositas auf einen Blick.
Inhaltsverzeichnis
1. Krankheitsbild Adipositas
Adipositas ist eine von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und dem Deutschen Bundestag anerkannte chronische Erkrankung. Zusätzlich stellt Adipositas einen Risikofaktor für zahlreiche Begleit- und Folgeerkrankungen wie Bewegungseinschränkungen, Typ-2-Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Atemstörungen während des Schlafs (Schlafapnoe-Syndrom) dar.
Die Ursachen für Adipositas sind vielfältig: Genetische Veranlagung, eine kalorienreiche Ernährung, Bewegungsmangel, Stress und Schlafmangel spielen ebenso eine Rolle wie sozioökonomische (Bildung, Einkommen und Berufstätigkeit), psychische und Umweltfaktoren. Einmal eingelagerte Fettreserven lassen sich nur schwer wieder abbauen und bedürfen einer umfassenden und lebenslangen Therapie – individuell angepasst und unter fachlicher Betreuung.
Je früher Adipositas erkannt und behandelt wird, desto besser stehen die Chancen, das Körpergewicht zu senken, Begleit- und Folgeerkrankungen vorzubeugen und somit den Gesundheitszustand, die Lebensqualität und das Wohlbefinden zu verbessern.
Weitere Informationen zur Entstehung und dem Krankheitsbild Adipositas finden Sie hier.
2. Welche Begleit- und Folgeerkrankungen können mit Adipositas einhergehen?
Adipositas erhöht das Risiko für eine Vielzahl von Begleit- und Folgeerkrankungen, die den gesamten Körper betreffen. Dazu zählen zum Beispiel:
- Stoffwechselerkrankungen wie Typ-2-Diabetes und/oder eine Fettleber
- Atemstörungen während des Schlafs (Schlafapnoe-Syndrom)
- Rücken- und Gelenkbeschwerden (Arthrose)
- Fettstoffwechselstörungen
- Bluthochdruck
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen
- Tumorerkrankungen
Besonders eine bauchbetonte (abdominelle) Adipositas, bei der sich das Fett im Bauchraum ansammelt, ist mit einem erhöhten gesundheitlichen Risiko verbunden. Zudem steigt das Risiko mit dem Schweregrad und der Dauer der Adipositas an. Aber auch die genetische Veranlagung wirkt sich auf das individuelle Risiko aus.
Neben körperlichen Beschwerden geht Adipositas häufig auch mit einer eingeschränkten Lebensqualität und psychosozialen Folgen wie Stigmatisierung, Depressionen und/oder Angststörungen einher.
Mehr Informationen zu den verschiedenen Begleit- und Folgeerkrankungen von Adipositas finden Sie hier.
3. Was kann ich tun, um Adipositas vorzubeugen?
Das Risiko für eine Entstehung von Übergewicht und Adipositas kann durch mehrere Maßnahmen gesenkt werden. Dabei spielt der Lebensstil eine entscheidende Rolle: Denn eine ausgewogene Ernährung, viel Bewegung, wenig Stress und ausreichend Schlaf sind die wichtigsten Faktoren, um das Körpergewicht im Normalbereich zu halten und Folgeerkrankungen zu vermeiden.
Die Ernährung sollte möglich vielfältig, abwechslungsreich und an den individuellen Bedarf angepasst sein. Dafür eignen sich verschiedene Ernährungsformen. Zudem gilt es, hochverarbeitete Lebensmittel und zuckergesüßte Getränke zu meiden.
Als körperliche Aktivität empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) eine Kombination aus Ausdauer- und Krafttraining, für Menschen ab 65 Jahren auch Gleichgewichts- und Koordinationsübungen. Zusätzlich sollte so viel Bewegung wie möglich in den Alltag integriert und die Sitzzeiten reduziert werden.
Es gilt, Stress zu vermeiden sowie auf ausreichend Schlaf und einen regelmäßigen Schlafrhythmus zu achten.
Weitere Informationen darüber, was Sie tun können, um Übergewicht und Adipositas vorzubeugen, finden Sie hier.
4. Wie hoch ist mein Risiko und wie wird Adipositas diagnostiziert?
Das Risiko, Adipositas zu entwickeln, wird durch eine Vielzahl von stark und weniger stark beeinflussbaren Faktoren erhöht. Eine Rolle spielt die genetische Veranlagung. Das Alter und bestimmte Stoffwechselerkrankungen stellen weitere nicht beeinflussbare Risikofaktoren dar.
Zu den beeinflussbaren Risikofaktoren zählen neben einer kalorienreichen Ernährung und Bewegungsmangel zum Beispiel anhaltender Stress und sozioökonomische Faktoren wie ein niedriger Bildungsstand und geringes Einkommen.
Die Diagnose von Adipositas erfolgt anhand des Body-Mass-Index (BMI). Diese Maßeinheit setzt das Körpergewicht ins Verhältnis zur Körpergröße. Ein BMI von 25 kg/m² oder höher gilt als Übergewicht, ab einem BMI von 30 kg/m² liegt eine Adipositas vor.
Gut zu wissen:
Formel zur Berechnung des Body-Mass-Index (BMI):
BMI = Körpergewicht (kg) / Körpergröße zum Quadrat (m²)
Zudem wirkt sich die Verteilung des Körperfettes auf das Gesundheitsrisiko aus: Besonders das sogenannte viszerale Fett, das sich um die Organe im Bauchraum anlagert, geht mit einem hohen gesundheitlichen Risiko einher. Dieses kann mithilfe des Taillenumfangs bestimmt werden.
Ausführliche Informationen zu den Risikofaktoren und der Diagnose von Adipositas finden Sie hier.
5. Wie wird Adipositas behandelt?
Als chronische Erkrankung erfordert Adipositas eine lebenslange, individuell abgestimmte Behandlung. Ziel der Therapie ist es, das Körpergewicht langfristig zu reduzieren, die Entwicklung von Begleit- und Folgeerkrankungen zu verhindern und die Lebensqualität zu verbessern.
Die multimodale Basistherapie der Adipositas basiert auf einer Kombination aus Ernährungsumstellung, mehr Bewegung und Verhaltenstherapie. Wenn damit keine ausreichende Gewichtsreduktion erzielt wird, können unterstützend Formuladiäten oder Medikamente eingesetzt werden. In Deutschland sind aktuell die 3 Wirkstoffgruppen Lipasehemmer (Orlistat), GLP-1-Rezeptoragonisten (Liraglutid und Semaglutid) und duale Rezeptoragonisten (Tirzepatid) zugelassen.
In manchen Fällen kann ein chirurgischer Eingriff eine weitere Behandlungsoption darstellen. Bei der Adipositas-Chirurgie, häufig auch als bariatrische oder metabolische Chirurgie bezeichnet, stehen verschiedene Methoden wie die Schlauchmagenbildung und der Magenbypass zur Verfügung.
Zudem können seit 2020 ergänzend zur Adipositas-Behandlung sogenannte Digitale Gesundheitsanwendungen (DiGAs; Apps auf Rezept) eingesetzt werden.
Mehr Informationen über die verschiedenen Ansätze zur Behandlung von Adipositas und wie diese helfen können, das Körpergewicht zu reduzieren und langfristig zu stabilisieren, finden Sie hier.
6. Wie verbreitet ist Adipositas in Deutschland?
In den letzten Jahrzehnten ist die Häufigkeit von Übergewicht und Adipositas angestiegen. In Deutschland ist mehr als die Hälfte der Erwachsenen von Übergewicht betroffen. Davon weist etwa ein Viertel einen BMI von 30 kg/m² oder höher auf und gilt als adipös.
Während die Häufigkeit von Übergewicht und Adipositas insgesamt mit dem Alter zunimmt, haben auch immer mehr Kinder und Jugendliche ein erhöhtes Körpergewicht.
Mehr Informationen zur Verbreitung von Adipositas in Deutschland finden Sie hier.
Weitere Informationen zu Adipositas
Quellen:
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Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte: Verzeichnis für digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA). (Letzter Abruf: 17.02.2025)
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Deutsche Adipositas-Gesellschaft et al.: S3-Leitlinie Adipositas - Prävention und Therapie. Version 5.0. 2024
Deutsche Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie: S3-Leitlinie Chirurgie der Adipositas und metabolischer Erkrankungen. Version 2.3. 2018 (Gültigkeit abgelaufen, in Überarbeitung)
Deutsche Gesellschaft für Ernährung (Hrsg.): 15. DGE-Ernährungsbericht. Bonn. 2024
Deutsche Gesellschaft für Ernährung: Gut essen und trinken – die DGE-Empfehlungen. (Letzter Abruf: 17.02.2025)
Guh, D. P. et al.: The incidence of co-morbidities related to obesity and overweight: A systematic review and meta-analysis. In: BMC Public Health, 2009, 9: 88
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Wackerhage, H. et al.: WHO-Leitlinien zu körperlicher Aktivität und sitzendem Verhalten. In: Bayerisches Ärzteblatt, 2021, 3: 91-93
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Stand: 17.02.2025