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Diabetes Typ 2: Medikamente

Wissenschaftliche Unterstützung: Prof. Dr. Andreas Birkenfeld, Prof. Dr. Michael Roden, Dr. Theresia Sarabhai

Eine Steigerung der körperlichen Aktivität, Ernährungsumstellung und weitere Lebensstilmaßnahmen reichen nicht für alle Menschen mit Typ-2-Diabetes als Behandlung aus. Gelingt es mit dieser Basistherapie nicht, den Stoffwechsel wieder in den Griff zu bekommen, verordnen die behandelnden Ärztinnen und Ärzte in der Regel Medikamente, die den Blutzucker (die Blutglukose) senken. Sie können als Tabletten (orale Antidiabetika) eingenommen oder in das Unterhautfettgewebe gespritzt werden (zum Beispiel GLP-1-Rezeptoragonisten).

Denn zu hohe Blutzuckerwerte können langfristig das Risiko für Folgeerkrankungen wie Herz-Kreislauf-Krankheiten oder Erkrankungen an den Nieren, Augen und Nerven, erhöhen. Allerdings tragen Menschen mit Typ-2-Diabetes häufig weitere Risikofaktoren, zum Beispiel Bluthochdruck, erhöhte Blutfette und Übergewicht mit sich, die eine individuell abgestimmte Therapie erfordern können.

Nachfolgend stellen wir Ihnen – basierend auf den aktuell gültigen Leitlinien – allgemeine Informationen zur Behandlung von Diabetes mellitus zusammen. Bitte beachten Sie, dass diese Informationen keine ärztliche Beratung ersetzen können und keine Empfehlungen für einzelne Therapien enthalten. Bitte besprechen Sie individuelle Therapieoptionen mit Ihrer behandelnden Ärztin oder Ihrem behandelnden Arzt.

Gemeinsam individuelle Therapieziele festlegen

Nicht alle Menschen mit Diabetes sprechen auf ein Diabetes-Medikament gleich gut und dauerhaft an und nicht alle vertragen es. Deswegen ist es wichtig, dass die behandelnde Ärztin oder der behandelnde Arzt gemeinsam mit der Patientin beziehungsweise dem Patienten im Vorfeld die individuellen Therapieziele formuliert und die Therapiemöglichkeiten bespricht. Diese sollten realistisch und für die Patientin oder den Patienten im Alltag umsetzbar sein.

Kriterien, die bei der gemeinsamen Festlegung der individuellen Therapieziele berücksichtigt werden sollten, sind

  • die jeweilige Lebenssituation und der jeweilige Lebensstil,
  • das Alter,
  • eventuell bestehende körperliche oder geistige Beeinträchtigungen,
  • der allgemeine Gesundheitszustand,
  • Wertvorstellungen und bisherige Erfahrungen sowie
  • mögliche Auswirkungen der Therapiemaßnahmen auf die Lebensqualität der Patientin beziehungsweise des Patienten.

Basierend auf den gemeinsam festgelegten Therapiezielen sowie dem individuellen Risikoprofil der Patientin beziehungsweise des Patienten ergeben sich nach derzeitigem Stand der Forschung 2 mögliche Therapiestrategien:

  • Senkung des Risikos für diabetesbedingte Begleit- und Folgeerkrankungen unter Zuhilfenahme des Blutzucker-Langzeitwertes (HbA1c) und eines individuell vereinbarten Zielbereichs.
  • Senkung des Risikos für das Auftreten einer Herz-Kreislauf- und/oder Nierenerkrankungen durch den Einsatz von spezifischen Medikamenten. Für diese blutzuckersenkenden Medikamente konnten in wissenschaftlichen Studien risikoreduzierende Effekte auf die Entwicklung sowie den Verlauf von Herz-Kreislauf- und Nierenerkrankungen nachgewiesen werden.

Neben dem Ziel langfristige diabetesbedingte Begleit- und Folgeerkrankungen zu vermeiden, zielt die medikamentöse Therapie ebenfalls auf die Vermeidung von akuten Komplikationen wie Unter- und Überzuckerungen ab. Zusätzlich sollte bei Menschen mit Typ-2-Diabetes der Einfluss der Medikamente auf das Körpergewicht berücksichtigt werden.

Ein weiterer wichtiger Aspekt, der bei der Festlegung der Therapiestrategie aus ärztlicher Sicht berücksichtigt werden sollte, ist das Vorliegen von sogenannten Endpunktstudien zu den einzelnen Wirkstoffen. Bei Endpunktstudien handelt es sich um randomisierte kontrollierte Studien, in denen zum Beispiel die Wirksamkeit von Wirkstoffen untersucht wird. Die Nationale Versorgungsleitlinie „Typ-2-Diabetes“ (2021) hat bei der Beurteilung der Wirkstoffe Studien und Metaanalysen mit den nachfolgenden patientenrelevanten Endpunkten herangezogen:

Wie wirken die verschiedenen Antidiabetika?

Es gibt mehrere Wirkstoffklassen von Antidiabetika, die auf unterschiedliche Weise im Körper wirken:

  • Manche Medikamente regen die Produktion von Insulin an (Sulfonylharnstoffe und Glinide) und können dadurch auch Unterzuckerungen (Hypoglykämien) verursachen.
  • Andere erhöhen die Wirksamkeit des körpereigenen Insulins und haben daher ein geringeres Risiko für Unterzuckerungen (Metformin und Glitazone).
  • Oder sie führen dazu, dass Insulin bedarfsgerecht gebildet wird, solange der Blutzucker erhöht ist (DPP-4-Hemmer [Gliptine] und GLP-1-Rezeptoragonisten [Glutide]).
  • Wieder andere Medikamente erhöhen die Ausscheidung von Zucker (Glukose) über die Nieren (SGLT-2-Hemmer [Gliflozine]).
  • Oder sie verzögern den Abbau der Kohlenhydrate im Darm, wodurch diese langsamer ins Blut gelangen (Alpha-Glukosidasehemmer).

 

Wie verläuft die medikamentöse Behandlung bei Typ-2-Diabetes?

Die nicht-medikamentöse Therapie, die auch als Basistherapie bezeichnet wird, bildet die Grundlage der Behandlung des Typ-2-Diabetes. Zur Basistherapie gehören Schulung, Ernährungsumstellung, Steigerung der körperlichen Aktivität und gegebenenfalls eine Gewichtsabnahme und Tabakentwöhnung. Erst wenn diese Maßnahmen nicht mehr ausreichen, um die individuellen Therapieziele zu erreichen, sollte laut der Nationalen Versorgungsleitlinie „Typ-2-Diabetes“ (2021) zusätzlich mit einer medikamentösen Therapie begonnen werden.

Vor Therapiebeginn wird die behandelnde Ärztin oder der behandelnde Arzt die Patientin oder den Patienten über die Vor- und Nachteile der unterschiedlichen Therapiemöglichkeiten aufklären. Dabei werden neben den individuell festgelegten Therapiezielen auch das Risiko der Patientinnen und Patienten für Herz-Kreislauf- und Nierenerkrankungen berücksichtigt.

Je nachdem, ob kein Risiko, ein erhöhtes Risiko oder aber bereits eine bestehende Herz-Kreislauf- oder Nierenerkrankung vorliegt, unterscheidet man zwischen einer Monotherapie (Behandlung mit einem Medikament) und einer Therapie mit einer Kombination von Diabetes-Medikamenten:

  • Menschen mit Typ-2-Diabetes, die kein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen (kardiovaskuläre Erkrankungen) aufweisen, wird laut Nationaler Versorgungsleitlinie eine Monotherapie mit Metformin empfohlen.
  • Liegt bereits eine Herz-Kreislauf- oder Nierenerkrankung (Nephropathie) vor, kann eine Kombination von Metformin plus einem SGLT-2-Hemmer oder einem GLP-1-Rezeptoragonisten für die Patientinnen und Patienten vorteilhaft sein.
  • Menschen mit Typ-2-Diabetes und einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen sollten gemeinsam mit der behandelnden Ärztin oder dem behandelnden Arzt das weitere Vorgehen individuell bewerten – unter Berücksichtigung der individuellen Therapieziele und der Vor- und Nachteile der Therapiemöglichkeiten.

Um sehen zu können, ob eine Therapiemaßnahme greift, empfiehlt die Nationale Versorgungsleitlinie „Typ-2-Diabetes“ (2021), die jeweils gewählte Behandlung 3 bis 6 Monate konsequent beizubehalten.

Ergänzend zu der Nationalen Versorgungsleitlinie „Typ-2-Diabetes“ (2021) wurden 3 Informationsblätter für Patientinnen und Patienten veröffentlicht:

Welche blutzuckersenkenden Medikamente gibt es?

Biguanide

Dazu zählen Substanzen wie Metformin

Metformin zählt zu der Substanzklasse der Biguanide und wird in den Leitlinien bei Typ-2-Diabetes weiterhin als Medikament der 1. Wahl empfohlen, wenn kein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen (kardiovaskuläre Erkrankungen) besteht. Der Wirkstoff mindert die Freisetzung von Zucker (Glukose) aus der Leber und steigert die Insulinempfindlichkeit (Insulinsensitivität) der Körperzellen. Es kann zu einer Senkung des LDL-Cholesterinspiegels beitragen und mindert den Appetit (Studienlage mit geringer Evidenz). Metformin beeinflusst nicht direkt die Ausschüttung von Insulin, sodass bei einer alleinigen Therapie mit Metformin ein geringes Risiko für das Auftreten von Unterzuckerungen (Hypoglykämien) besteht. Die Substanz kann mit anderen Antidiabetika und mit Insulin kombiniert werden.

Die vorliegenden Endpunktstudien deuten darauf hin, dass Metformin die Häufigkeit von diabetesbedingten Herz-Kreislauf-Erkrankungen und die Gesamtsterblichkeit verringern kann (Studienlage mit geringer Evidenz).

Anfangs können bei der Einnahme von Metformin sehr häufig Magen-Darm-Beschwerden wie Übelkeit, Appetitlosigkeit, Bauchschmerzen, Erbrechen und Durchfall auftreten. Zudem kann es zum Beispiel zu Geschmacksveränderungen kommen. Deshalb beginnt die Behandlung mit einer niedrigen Dosis und steigert diese langsam. Begrenzt wird die Anwendung von Metformin vor allem bei Nierenschwäche. Die Nierenfunktion muss unter Metformingabe alle 3 bis 6 Monate kontrolliert werden. Bei einer geschätzten glomerulären Filtrationsrate (eGFR) unter 30 ml/min sollte die Metformingabe laut der Praxisempfehlung „Therapie des Typ-2-Diabetes“ (2020) der Deutschen Diabetes Gesellschaft abgesetzt werden.

Alpha-Glukosidasehemmer

Dazu zählen Substanzen wie Acarbose und Miglitol

Alpha-Glukosidasehemmer werden zum Essen eingenommen und verzögern den Abbau von Kohlenhydraten, indem sie Enzyme, die im Darm für die Aufspaltung von Kohlenhydraten in kleine Zuckerbausteine (Einfachzucker) zuständig sind, hemmen. Der Zucker (Glukose) wird daher langsamer ins Blut aufgenommen, wodurch vor allem die erhöhten Blutzuckerspiegel nach den Mahlzeiten (postprandiale Hyperglykämien) sinken. Sie haben jedoch nur einen begrenzten Einfluss auf den Blutzucker und werden heutzutage nur noch selten in der Diabetes-Therapie eingesetzt.

Alpha-Glukosidasehemmer verursachen in der alleinigen Therapie keine Unterzuckerung und keine Gewichtszunahme. Beispiele für typische Nebenwirkungen sind Blähungen und weitere Magen-Darm-Probleme bis hin zu Durchfall. Auch kann es zu einem Anstieg der Leberenzyme kommen. Eine langsame Steigerung der Dosierung zu Beginn der Therapie mit Alpha-Glukosidasehemmern kann die Magen-Darm-Beschwerden begrenzen.

Glitazone / Thiazolidindione

Dazu zählen Substanzen wie Pioglitazon

Glitazone beziehungsweise Thiazolidindione wie Pioglitazon verbessern die Insulinsensitivität von Fettgewebe, Leber und Muskulatur und damit die Glukoseaufnahme und senken in der Folge den Blutzucker nüchtern sowie nach dem Essen.

Typische Nebenwirkungen dieser Substanzgruppe sind eine Zunahme des Fettgewebes, Infektionen der oberen Atemwege, Wasseransammlungen und Sehstörungen (meist zu Beginn der Therapie aufgrund von Blutzuckerschwankungen) sowie ein erhöhtes Risiko für Osteoporose und Knochenbrüche. Aufgrund der Nebenwirkungen werden Glitazone nur noch in Ausnahmesituationen zur Therapie des Typ-2-Diabetes verwendet.

Die vorliegenden Endpunktstudien, deuten auf eine mögliche Risikoreduktion für das Auftreten von Herz-Kreislauf-Erkrankungen (kardiovaskuläre Erkrankungen) durch Pioglitazon hin (Studienlage mit geringer Evidenz).

Sulfonylharnstoffe

Dazu zählen Substanzen wie Glibenclamid, Glimepirid, Gliclazid und Gliquidon

Sulfonylharnstoffe wirken, indem sie die Freisetzung von Insulin aus der Bauchspeicheldrüse anregen. Da dies unabhängig von der Höhe des aktuellen Blutzuckerspiegels geschieht, ist das Risiko für Unterzuckerungen erhöht. Die Blutzuckersenkung kann durch Wechselwirkungen mit zahlreichen anderen Medikamenten (zum Beispiel Aspirin und andere Schmerzmittel sowie Gerinnungshemmer) weiter verstärkt werden.

Die bisherigen Endpunktstudien weisen darauf hin, dass Sulfonylharnstoffe diabetesbedingte Folgeerkrankungen an den Augen (Retinopathie), Nieren (Nephropathie), Nerven (Neuropathie) und Füßen (Diabetisches Fußsyndrom) verhindern können (Studienlage mit geringer Evidenz).

Bei längerer Anwendung nimmt die Wirksamkeit der Sulfonylharnstoffe bei Typ-2-Diabetes mit der Zeit ab und es kommt meist zu einer Gewichtszunahme unter Therapie mit Sulfonylharnstoffen. Weitere typische Nebenwirkungen sind zum Beispiel Magen-Darm-Beschwerden.

Glinide

Dazu zählen Substanzen wie Repaglinid und Nateglinid

Ähnlich wie Sulfonylharnstoffe, steigern Glinide ebenfalls die körpereigene Produktion und Freisetzung von Insulin in der Bauchspeicheldrüse unabhängig vom aktuellen Blutzuckerspiegel. Im Gegensatz zu den Sulfonylharnstoffen setzt ihre Wirkung rasch ein und hält nur kurz an. Die Gefahr von Unterzuckerungen ist dadurch immer noch gegeben allerdings wesentlich geringer. Die Glinide werden vor einer Mahlzeit eingenommen und können den Anstieg des Blutzuckers durch das Essen reduzieren. Vor allem bei Menschen, die unregelmäßig essen, ist durch die kurze Wirkungsdauer ein flexibler Einsatz im Vergleich zu Sulfonylharnstoffen möglich.

Zusätzlich können Glinide – wie auch Sulfonylharnstoffe – beispielsweise zu einer Gewichtszunahme und Magen-Darm-Beschwerden wie Bauchschmerzen, Übelkeit und Durchfall führen.

Aufgrund des fehlenden Nachweises ihres therapeutischen Nutzens, werden Glinide heutzutage nur noch in begründeten Ausnahmesituationen zur Behandlung des Typ-2-Diabetes eingesetzt.

DPP-4-Hemmer (Gliptine)

Dazu zählen Substanzen wie Saxagliptin, Sitagliptin, Vildagliptin und Linagliptin

Durch die Gabe von DPP-4 (Dipeptidylpeptidase-4)-Hemmern (Gliptinen) wird das Enzym DPP-4 im Blut gehemmt. Dadurch werden bestimmte Darmhormone im Blut verlangsamt abgebaut, die die Insulinfreisetzung anregen. In der Folge wird der Blutzuckerspiegel nach Mahlzeiten gesenkt, nicht jedoch im Nüchternzustand. Zusätzlich vermindern sie die Produktion von Zucker in der Leber. In der Monotherapie besteht eine geringe Unterzuckerungsgefahr. Zudem sind weder eine Gewichtszunahme noch eine nachlassende Wirkung bei dauerhafter Anwendung bekannt. Die vorliegenden Endpunktstudien konnten bisher nicht belegen, ob sie diabetesbedingte Begleit- und Folgeerkrankungen verhindern können.

DPP-4-Hemmer können mit anderen Antidiabetika kombiniert werden, wobei auch Fixkombinationen (zum Beispiel Metformin und Sitagliptin in einer Tablette) zur Verfügung stehen.

Beispiele für typische Nebenwirkungen sind Infektionen der oberen Atemwege und Harnwege, Magen-Darm-Beschwerden und Erschöpfungssymptome, Hautausschlag, Kopfschmerzen und Schwindel sowie eine Nasennebenhöhlen-, Magen-Darm- und/oder Bauchspeicheldrüsenentzündung.

SGLT-2-Hemmer (Gliflozine)

Dazu zählen Substanzen wie Dapagliflozin, Empagliflozin, Ertugliflozin und Canagliflozin

SGLT-2 (Sodium dependent glucose co-transporter 2)-Hemmer (Gliflozine) senken den Blutzuckerspiegel, indem sie das Enzym SGLT-2 in den Nieren blockieren. Ohne das Enzym wird weniger Zucker (Glukose) aus den Nieren zurück ins Blut geleitet und mehr Glukose über die Nieren im Urin ausgeschieden. Der Blutzuckerspiegel sinkt.

Durch die „Kalorienausscheidung“ sinkt auch das Körpergewicht. Zusätzlich kann der Blutdruck sinken. Auch zeigte sich in mehreren Endpunktstudien, dass einige Medikamente der Wirkstoffklasse der SGLT-2-Hemmer den Verlauf von Nierenerkrankungen (Nephropathie) und Herzschwäche (Herzinsuffizienz) positiv beeinflussen und eine frühzeitige Sterblichkeit verhindern können sowie bei Patientinnen und Patienten mit Typ-2-Diabetes und Vorerkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems das Herzinfarkt- und Sterbe-Risiko deutlich senken (hohe bis mäßige Evidenzstärke).

SGLT-2-Hemmer erhöhen in der Monotherapie das Risiko für Unterzuckerungen nicht. Mögliche Nebenwirkungen sind zum Beispiel Harnwegs- und Genitalinfektionen, Flüssigkeitsverlust, Hautausschlag und Juckreiz, Schwindel, Verstopfung und/oder Übelkeit, gesteigertem Durst und/oder Harndrang sowie eine diabetische Ketoazidose.

GLP-1-Rezeptoragonisten (Glutide)

Dazu zählen Substanzen wie Dulaglutid, Exenatid, Liraglutid, Semaglutid, Lixisenatid und Albiglutid

Die Abkürzung GLP-1 steht für „Glucagon-like Peptide-1“ und beschreibt ein Eiweiß, das zu den Darmhormonen zählt. GLP-1 wird als Reaktion auf die Nahrungsaufnahme ausgeschüttet und ist an der Steuerung des Zuckerstoffwechsels beteiligt: Es fördert die Abgabe von Insulin aus der Bauchspeicheldrüse und hemmt gleichzeitig das Hormon Glukagon, einen „Gegenspieler“ des Insulins. Die GLP-1-Rezeptoragonisten (Glutide) ahmen die Wirkung des Darmhormons GLP-1 nach. Auch setzt das Sättigungsgefühl früher ein und es kommt zu einer Körpergewichtsabnahme.

Im Gegensatz zu den anderen aufgeführten Substanzklassen müssen die meisten GLP-1-Rezeptoragonisten derzeit noch subkutan, das heißt in das Unterhautfettgewebe, gespritzt werden. Das können Patientinnen und Patienten 1-mal oder 2-mal täglich oder 1-mal wöchentlich selbst vornehmen. Seit April 2020 ist der Wirkstoff Semaglutid auch in Tablettenform in Europa zugelassen.

Die Substanzen zeigen insbesondere eine reduzierende Wirkung auf das Körpergewicht. Aktuelle Endpunktstudien zeigen, dass einige GLP-1-Rezeptoragonisten zudem das Risiko für Herz-Kreislauf- (kardiovaskuläre) und Nierenerkrankungen (Nephropathie) sowie eine vorzeitige Sterblichkeit verringern können – besonders bei Personen mit einer vorbestehenden Herzerkrankung (hohe bis mäßige Evidenzstärke).

Magen-Darm-Beschwerden, wie Übelkeit und Völlegefühl kommen häufig vor, bessern sich aber oft im Laufe der Behandlung. Weitere typische Nebenwirkungen sind zum Beispiel Hautausschlag, Kopfschmerzen und Schwindel, Müdigkeit, eine Entzündung der Nase und des Rachens und/oder der Gallenblase sowie erhöhte Enzymwerte, eine erhöhte Herzfrequenz und/oder Herzrhythmusstörungen.

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Quellen:

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Stand: 26.07.2021