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Was ist Adipositas?

Wissenschaftliche Unterstützung: Prof. Dr. Christina Holzapfel

Die Bezeichnung Adipositas steht für starkes Übergewicht. Adipositas entsteht, wenn sich aufgrund eines Ungleichgewichts zwischen Energieaufnahme und -verbrauch Fett im Körper übermäßig ansammelt.

Adipositas ist eine chronische Krankheit, die eine lebenslange Betreuung und Behandlung erfordert. Zudem geht Adipositas mit weiteren Krankheitsrisiken wie Typ-2-Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen einher und kann zu schwerwiegenden gesundheitlichen Problemen führen.



1. Adipositas: Krankheit und Risikofaktor

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) stuft Adipositas als chronische Erkrankung ein. Seit Sommer 2020 ist Adipositas auch vom Deutschen Bundestag als chronische, fortschreitende Krankheit anerkannt.

Zuvor wurde Adipositas in Deutschland lange Zeit nur als Risikofaktor für nicht-übertragbare Erkrankungen wie Typ-2-Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen und nicht als eigenständiges Krankheitsbild angesehen. Denn Adipositas geht mit einem erhöhten Risiko für zahlreiche Begleit- und Folgeerkrankungen einher. Zudem kann sie sich negativ auf das Wohlbefinden und die Lebensqualität auswirken. Die gesundheitlichen Risiken sind dabei individuell sehr verschieden.

Als chronische Erkrankung bedarf Adipositas einer umfassenden und lebenslangen Behandlung.

Gut zu wissen:

Anfang 2025 hat eine internationale Kommission eine neue Einteilung in 2 Kategorien für die Definition der Adipositas vorgeschlagen: „klinische Adipositas“ und „präklinische Adipositas“. Klinische Adipositas wird definiert als eine chronische Erkrankung, die durch Adipositas-bedingte, anhaltende Organfunktionsstörungen gekennzeichnet ist. Hingegen besteht bei einer präklinischen Adipositas ein erhöhtes Gesundheitsrisiko, jedoch noch keine dauerhafte Erkrankung. 

diabinfo-Podcast "Wie ungesund ist Körperfett?" mit Prof. Dr. An­dre­as Frit­sche

Prof. Dr. Andreas Fritsche vom Uniklinikum Tübingen erklärt im diabinfo-Podcast, dass Fett nicht gleich Fett ist. Während volle Speicher direkt unter der Haut meist unbedenklich sind, erhöht Fett im Bauchraum oder in der Leber das Risiko für Typ-2-Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Auch schlanke Menschen können dieses gefährliche Fett in sich tragen.


2. Was sind die Symptome für Adipositas?

Wenn mehr Energie (Kilokalorien) aufgenommen als verbraucht wird, führt dies zu einer Zunahme des Körpergewichts und mit der Zeit zu Übergewicht. Steigt das Körpergewicht durch einen erhöhten Fettanteil weiter an, entwickelt sich Übergewicht zu einer Adipositas. Übergewicht und Adipositas werden definiert durch den Body-Mass-Index (BMI) – das Verhältnis von Körpergewicht zu Körpergröße:

  • Ein BMI zwischen 18,5 kg/m² und 24,9 kg/m² gilt als Normalgewicht.
  • Bei einem BMI von 25 kg/m² oder höher liegt Übergewicht vor.
  • Ab einem BMI von 30 kg/m² oder höher spricht man von Adipositas.

Neben dem BMI ist auch die Verteilung des Fettgewebes von Bedeutung. Dabei wird häufig zwischen dem sogenannten „Apfeltyp“ und „Birnentyp“ unterschieden: Beim Apfeltyp lagert sich das Fett hauptsächlich im Bauchbereich an, beim Birnentyp sind eher die Hüfte, das Gesäß und die Oberschenkel betroffen. Besonders das Bauchfett (Apfeltyp) ist sehr stoffwechselaktiv und geht mit einem erhöhten Gesundheitsrisiko einher. Ein Maß, um das Bauchfett zu bestimmen, stellt der Taillenumfang dar. Ab einem Taillenumfang von 88 Zentimetern bei Frauen und 102 Zentimetern bei Männern, liegt eine bauchbetone (abdominelle) Adipositas vor.

Weitere Informationen, wie Adipositas diagnostiziert wird, finden Sie hier.


3. Welche Folgen können mit Adipositas einhergehen?

Eine Adipositas erhöht das Risiko für die Entwicklung von zahlreichen Begleit- und Folgeerkrankungen. Häufig geht Adipositas mit einer verminderten körperlichen Leistungsfähigkeit und Bewegungseinschränkungen sowie Atemstörungen während des Schlafs (Schlafapnoe-Syndrom) einher. Zudem stellt Adipositas einen der wichtigsten Einflussfaktoren bei der Entstehung eines Typ-2-Diabetes dar. Auch das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und bestimmte Krebserkrankungen steigt durch Adipositas deutlich an. Die vielfältigen Folgen der Adipositas können den ganzen Körper betreffen.

Lesen Sie hier mehr zu den möglichen Begleit- und Folgeerkrankungen von Adipositas.

Gut zu wissen:

Je länger eine Adipositas besteht und je ausgeprägter sie ist, desto höher ist das Risiko, Begleit- und Folgeerkrankungen zu entwickeln.


4. Wer erkrankt an Adipositas?

Verschiedene Faktoren beeinflussen das individuelle Risiko, an Adipositas zu erkranken. Eine Rolle spielt die Genetik. Menschen mit einer genetischen Vorbelastung fällt es schwer, ein normales Körpergewicht zu halten.

Daneben wirkt sich der eigene Lebensstil wesentlich auf das Erkrankungsrisiko aus: Menschen, die sich zu kalorienreich ernähren und zu wenig bewegen, haben ein erhöhtes Risiko für Übergewicht und Adipositas. Auch anhaltender Stress und schlechter Schlaf wirken sich negativ auf die Gesundheit aus und können zu einer Gewichtszunahme beitragen.

Hier erfahren Sie mehr über die Risikofaktoren von Adipositas.


5. Wie entsteht eine Adipositas?

Eine Adipositas entsteht, wenn mehr Energie (Kilokalorien) über die Nahrung aufgenommen wird, als der Körper verbraucht. Dabei steht meist eine zu hohe Nahrungsaufnahme einer zu geringen körperlichen Aktivität gegenüber. Die überschüssige Energie speichert der Körper in Form von Fettzellen. Einmal entstandene Fettdepots werden nicht automatisch wieder abgebaut, solange der Körper nicht in eine anhaltende negative Energiebilanz – das heißt der Körper verbraucht mehr Energie als er aufnimmt – kommt. Deswegen kann schon ein geringes Ungleichgewicht zwischen Energieaufnahme und -verbrauch über einen längeren Zeitraum zu Übergewicht bis hin zu Adipositas führen.

Neben dem eigenen Lebensstil spielen aber auch genetische, biologische, sozioökonomische (zum Beispiel Bildung, Arbeitsverhältnis, Einkommen) und psychische Faktoren eine wichtige Rolle bei der Entstehung von Adipositas. Die genetische Veranlagung und epigenetische Prägung wirken sich auf den Stoffwechsel und Energieverbrauch aus. Aber auch das Geschlecht, Alter, bestehende Erkrankungen und das Geburtsgewicht haben einen Einfluss.

Hinzu kommen Umweltfaktoren und Lebensbedingungen, die dem evolutionsbiologisch angelegten Verhalten nicht mehr entsprechen: Früher war es für den menschlichen Körper überlebenswichtig, Fettreserven aufzubauen, um Zeiten mit geringer Nahrungsverfügbarkeit zu überleben. Heute tragen zum Beispiel die ständige Verfügbarkeit von energiereichen Lebensmitteln und Getränken sowie große Portionen in Verbindung mit einem überwiegend sitzenden Lebensstil zur Entstehung von Übergewicht und Adipositas bei. Fachkräfte sprechen in diesem Zusammenhang von einer übergewichtsfördernden oder adipogenen Umwelt (engl.: obesogenic environment).

 

Quellen:

Blüher, M.: Obesity: global epidemiology and pathogenesis. In: Nat Rev Endocrinol, 2019, 15: 288-298
Deutsche Adipositas-Gesellschaft et al.: S3-Leitlinie Adipositas - Prävention und Therapie. Version 5.0. 2024
Deutsche Gesellschaft für Ernährung (Hrsg.): 15. DGE-Ernährungsbericht. Bonn. 2024
Guh, D. P. et al.: The incidence of co-morbidities related to obesity and overweight: A systematic review and meta-analysis. In: BMC Public Health, 2009, 9: 88
Rubino, F. et al.: Definition and diagnostic criteria of clinical obesity. In: Lancet Diabetes Endocrinol, 2025 (Online ahead of print)
World Health Organization: WHO European Regional Obesity Report 2022. 2022. Copenhagen
World Health Organization: Obesity: preventing and managing the global epidemic. Report of a WHO consultation. In: World Health Organ Tech Rep Ser, 2000, 894: 1-253
Stand: 17.02.2025