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Bluthochdruck: Vorbeugen, erkennen, behandeln

Wissenschaftliche Unterstützung: Prof. Dr. Monika Kellerer

Bei Bluthochdruck (Hypertonie) ist der Blutdruck über einen Wert von 140/90 mmHg erhöht. Dies kann das Risiko für die Entwicklung von Folgeerkrankungen wie Herzinfarkt, Schlaganfall oder Nierenschwäche erhöhen. Das Tückische: Bluthochdruck verursacht oft keine Symptome. Viele Menschen wissen deshalb gar nicht, dass sie einen zu hohen Blutdruck haben.

Das Risiko für Bluthochdruck wird zum Beispiel durch starkes Übergewicht (Adipositas), Rauchen, Bewegungsmangel und/oder Diabetes erhöht. Auch Bluthochdruck in der Familie und ein höheres Alter stellen Risikofaktoren für Bluthochdruck dar.

Um den Blutdruck zu senken, ist eine Umstellung des Lebensstils erforderlich. Auch Medikamente werden in der Behandlung des Bluthochdrucks eingesetzt. Meist empfiehlt die Ärztin oder der Arzt eine Kombination beider Maßnahmen.



1. Was ist Bluthochdruck?

Das Herz versorgt die Organe des Körpers mit Blut. Das mit jedem Herzschlag in die Blutgefäße gepumpte Blut übt Druck auf die Gefäßwände aus. Diesen Druck bezeichnet man als Blutdruck.

Man unterscheidet beim Blutdruck 2 Werte:

  • Systolischer Blutdruck: Der Druck, wenn sich der Herzmuskel zusammenzieht (kontrahiert) und sauerstoffreiches Blut in die Gefäße pumpt.
  • Diastolischer Blutdruck: Der Druck, wenn der Herzmuskel erschlafft.

 

Bei der Messung des Blutdrucks werden die beiden Werte immer paarweise angegeben: Vorne steht der systolische Wert (der höhere) und hinten der diastolische Wert (der niedrigere). Hat eine Person zum Beispiel einen Blutdruckwert von 120/90 mmHg, hat sie einen systolischen Blutdruck von 120 mmHg und einen diastolischen Blutdruck von 90 mmHg. Dabei steht „mmHg“ für „Millimeter Quecksilbersäule“ und ist die Einheit des Blutdrucks.

Von Bluthochdruck oder einer Hypertonie sprechen Ärztinnen und Ärzte, wenn der Blutdruck über einen Wert von 140/90 mmHg ansteigt.

Gut zu wissen:

Bluthochdruck wird auch als arterielle Hypertonie bezeichnet, da der Blutdruck meist in den vom Herzen wegführenden Blutgefäßen, den Arterien, erhöht ist.

Bluthochdruck wird in verschiedene Schweregrade eingeteilt. Diese haben unter anderem Einfluss auf die Therapie. Insgesamt gibt es 3 Schweregrade. Sie sind wie folgt definiert:
 

Schweregrad

Systolischer Wert

Diastolischer Wert

1

140 bis 159 mmHg

90 bis 99 mmHg

2

160 bis 179 mmHg

100 bis 109 mmHg

3

180 mmHg oder höher

110 mmHg oder höher

 

Auch ein niedriger Blutdruck unter 120/70 mmHg sollte vermieden werden, da er das Risiko für Durchblutungsstörungen erhöhen kann.

Mehr als ein Drittel aller Deutschen hat einen Bluthochdruck (Hypertonie). Männer sind etwas häufiger betroffen als Frauen. Insbesondere im höheren Alter steigt das Risiko für Bluthochdruck stark an. Im Alter über 65 Jahren haben mehr als 60 von 100 Personen in Deutschland eine Hypertonie.


2. Was sind die Folgen von Bluthochdruck?

Ein dauerhaft erhöhter Blutdruck kann schwerwiegende Folgen haben. Er schädigt die kleinen und großen Blutgefäße und fördert so die Verkalkung der Arterien (Arteriosklerose). Diese können dann ihre Aufgabe, den Blutfluss zu den Organen aufrechtzuerhalten, nicht mehr ausreichend ausüben. Da potenziell weniger Blut zu den Organen gelangt, werden diese schlechter mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt und können Schaden nehmen.

Mögliche Folgen von Bluthochdruck sind:

 

Menschen mit einem hohen Blutdruck haben auch ein erhöhtes Sterberisiko.


3. Was erhöht das Risiko für Bluthochdruck?

Es gibt verschiedene Faktoren, die das Risiko, einen Bluthochdruck zu entwickeln, erhöhen können. Viele davon hängen mit dem Lebensstil zusammen und können beeinflusst werden. Andere Ursachen von Bluthochdruck sind unveränderlich.

 

Zu den wichtigsten beeinflussbaren Risikofaktoren von Bluthochdruck zählen:

  • Starkes Übergewicht (Adipositas)
  • Rauchen
  • Hoher Alkoholkonsum
  • Erhöhte Blutzuckerwerte
  • Erhöhte Blutfette
  • Bewegungsmangel
  • Stress
  • Nierenerkrankungen

 

Nicht beeinflussbare Risikofaktoren für Bluthochdruck sind:

  • Alter: Mit steigendem Alter tritt Bluthochdruck häufiger auf.
  • Geschlecht: Männer erkranken häufiger als Frauen.
  • Erbliche (familiäre) Faktoren: Haben enge Verwandte (Großeltern, Eltern) einen Bluthochdruck, ist die Wahrscheinlichkeit größer, ebenfalls einen Bluthochdruck zu entwickeln.

4. Wie kann Bluthochdruck vorgebeugt werden?

Mit einem gesunden Lebensstil kann jede Person dazu beitragen, das eigene Risiko für Bluthochdruck zu senken. Dazu gehören:

  • Ausgewogene Ernährung
  • Wenig Salz
  • Regelmäßige Bewegung
  • Gesundes Körpergewicht
  • Keinen oder wenig Alkohol
  • Nicht rauchen
  • Stress reduzieren

Unter dem Menüpunkt "Was kann ich tun?" finden Sie ausführliche Informationen zur Vorbeugung von nicht-übertragbaren Erkrankungen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und Adipositas.

Kurz erklärt:

Ein erhöhter Salzkonsum führt dazu, dass mehr Wasser im Körper gebunden wird, wodurch die Blutmenge steigt. Dies erhöht den Druck in den Blutgefäßen und begünstigt Bluthochdruck.

Gut zu wissen:

Die aktuelle Studienlage zeigt, dass der Konsum von Kaffee keinen Einfluss auf das Risiko für Bluthochdruck hat. Auch bei Personen, die bereits einen Bluthochdruck aufweisen, erhöht Kaffee den Blutdruck nicht. Menschen mit Bluthochdruck müssen deshalb nicht auf Kaffee verzichten. Ein moderater Kaffeekonsum von 3 bis 4 Tassen am Tag gilt als unbedenklich.


5. Wie hängen Bluthochdruck, Diabetes und Adipositas zusammen?

Bluthochdruck geht häufig mit starkem Übergewicht (Adipositas) und weiteren nicht-übertragbaren Erkrankungen wie Diabetes einher. Bestehen Bluthochdruck, starkes Übergewicht (Adipositas) und Typ-2-Diabetes gemeinsam, zum Beispiel bei Menschen mit einem Metabolischen Syndrom, ist das Risiko für Folgeerkrankungen wie einen Herzinfarkt oder Schlaganfall besonders stark erhöht.

Studien zeigen, dass Menschen mit Typ-2-Diabetes ein geringeres Risiko für Komplikationen wie Schlaganfälle haben, wenn ein vorliegender Bluthochdruck gesenkt wird. Auch eine Gewichtsreduktion bei bestehendem Übergewicht hat bei Diabetes einen positiven Effekt auf den Stoffwechsel.

Bei Personen mit Typ-1-Diabetes ist in den ersten Jahren der Erkrankung der Blutdruck meist nicht erhöht. Er steigt aber häufig mit der Diabetes-Dauer an. In der Folge ist auch bei Personen mit Typ-1-Diabetes das Risiko für Bluthochdruck im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung erhöht. Durch eine normnahe Blutzuckereinstellung kann das Risiko für Bluthochdruck gesenkt werden.


6. Was sind die Beschwerden (Symptome) bei Bluthochdruck?

Ein Bluthochdruck verursacht oft keine Symptome. Viele Menschen wissen deshalb gar nicht, dass sie einen zu hohen Blutdruck haben. Es wird geschätzt, dass die Dunkelziffer – also die Zahl der Personen mit einem unerkannten Bluthochdruck – in Deutschland bei 30 Prozent liegt. Das bedeutet: 30 von 100 betroffenen Personen wissen nicht, dass sie einen Bluthochdruck haben.

Nur wenn der Blutdruck extrem ansteigt, kann es zu Symptomen kommen, wie:

  • Kopfschmerzen
  • Schwindel
  • Sehstörungen
  • Roter Kopf oder Wangen
  • Herzklopfen, Herzrasen oder Herzstolpern
  • Übelkeit
  • Unruhe

 

Auch wenn Bluthochdruck keine direkt spürbaren Beschwerden verursacht, ist er ein Risikofaktor für eine Vielzahl von Erkrankungen wie Herzinfarkt, Schlaganfall, Nierenschwäche und Durchblutungsstörungen in den Beinen sowie Schäden an den Augen.

Gut zu wissen:

Die regelmäßige Einnahme der verordneten Medikamente und die Einhaltung der empfohlenen Lebensstilmaßnahmen ist wichtig, selbst wenn der diagnostizierte Bluthochdruck keine akuten Beschwerden verursacht. Denn eine unzureichende Blutdrucksenkung kann das Risiko für die Entwicklung von Folgeerkrankungen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall erhöhen.


7. Wie wird Bluthochdruck diagnostiziert?

Besteht der Verdacht auf einen Bluthochdruck, weil Symptome oder Risikofaktoren für einen Bluthochdruck vorliegen, wird die Hausärztin oder der Hausarzt eine Blutdruckmessung durchführen. Das kann eine 24-Stunden-Blutdruckmessung sein, für die eine Blutdruckmanschette und ein Messgerät für 24 Stunden am Körper getragen werden. Eine weitere Möglichkeit ist die tägliche Messung des Blutdrucks mit einem Heimmessgerät über 7 Tage – jeweils 2-mal morgens und 2-mal abends mit jeweils 1 bis 2 Minuten Abstand. Ein Bluthochdruck liegt vor, wenn der Tagesmittelwert (bei 24-Stunden-Messung) oder der Mittelwert aller Messungen einer Woche 135/85 mmHg oder höher ist.

Für die direkte Diagnose eines Bluthochdrucks in der Arztpraxis finden 3 Blutdruckmessungen im Abstand von jeweils 2 Minuten statt. Aus der 2. und 3. Messung wird ein Mittelwert gebildet. Bei einem Wert von 140/90 mmHg oder höher liegt ein Bluthochdruck vor.


8. Wie wird Bluthochdruck behandelt?

Die Behandlung von Bluthochdruck kann mit oder ohne Medikamente erfolgen. Meist werden jedoch nicht-medikamentöse Maßnahmen, dazu gehören vor allem Veränderungen des Lebensstils, mit der Einnahme von Medikamenten kombiniert. Gemeinsam mit der behandelnden Ärztin oder dem behandelnden Arzt werden individuelle Zielwerte für die Behandlung des Bluthochdrucks festgelegt.

 

Veränderungen des Lebensstils, die den Blutdruck senken können, sind:

  • Ernährung: Günstig ist es, viel Obst, Gemüse, Hülsenfrüchte, Vollkornprodukte und fettarme Milch und Milchprodukte auf dem Speiseplan zu haben. Auch Fisch und Nüsse sowie bei Bedarf ergänzend mageres Fleisch sind empfehlenswert. Versuchen Sie, Zucker zu vermeiden oder möglichst sparsam einzusetzen.
  • Salz: Essen Sie möglichst nicht mehr als 6 Gramm Salz pro Tag. Das entspricht etwa einem Teelöffel. Beachten Sie, dass viele Fertigprodukte eine hohe Menge an Salz enthalten.
  • Übergewicht: Versuchen Sie, bestehendes Übergewicht durch eine ausgewogene Ernährung mit reduziertem Kaloriengehalt und ausreichend Bewegung zu reduzieren.
  • Bewegung: Bewegen Sie sich regelmäßig. Empfehlenswert sind Aktivitäten von moderater Intensität, zum Beispiel Radfahren oder zügiges Spazierengehen, und dies insgesamt mindestens 2 Stunden pro Woche. Klären Sie im Vorfeld mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt, worauf Sie bei körperlicher Aktivität achten sollten und wie anstrengend das Training sein sollte.
  • Rauchstopp: Geben Sie das Rauchen auf und vermeiden Sie auch Passivrauchen.
  • Alkohol: Verzichten Sie auf Alkohol oder versuchen Sie, möglichst Ihren Alkoholkonsum zu reduzieren. Übermäßiger Alkoholkonsum kann unter anderem den Blutdruck erhöhen. Nach aktuellem Stand der Wissenschaft können selbst geringe Mengen Alkohol schädlich sein.
  • Entspannung: Erlernen Sie Entspannungsverfahren zur Stressreduktion (zum Beispiel Yoga) und bauen Sie diese regelmäßig in Ihren Alltag ein.

 

Reicht die Lebensstiländerung nicht aus, um den Blutdruck (ausreichend) zu senken, gibt es verschiedene Medikamente in Tablettenform, die ärztlich verschrieben werden können. Welches Medikament davon für Sie am besten geeignet ist, ist abhängig

  • vom Schweregrad des Bluthochdrucks
  • von eventuellen Begleiterkrankungen
  • von dem allgemeinen Gesundheitszustand

 

Wer zusätzlich zum Bluthochdruck einen Diabetes hat, benötigt unter Umständen einen anderen Wirkstoff gegen Bluthochdruck, sogenannte Blutdrucksenker, als jemand, der schon einmal einen Schlaganfall hatte. Und wer einen Bluthochdruck vom Schweregrad 3 (180/110 mmHg oder höher) hat, kann von der Kombination von 2 oder mehreren verschiedenen Blutdrucksenkern profitieren.

Quellen:

Ärztliches Zentrum für Qualität in der Medizin: Bluthochdruck – Was hat Salz mit dem Blutdruck zu tun? 2024 (Letzter Abruf: 07.05.2024)
Ärztliches Zentrum für Qualität in der Medizin: Bluthochdruck – Welche Rolle spielen Gewicht, Ernährung und Alkohol? 2023 (Letzter Abruf: 07.05.2024)
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Bundesärztekammer et al.: Nationale Versorgungsleitlinie Hypertonie. Langfassung. Version 1.0. 2023
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Stand: 07.05.2024