Hauptinhalt anzeigen

Was ist Diabetes Typ 1?

Wissenschaftliche Unterstützung: Prof. Dr. Carolin Daniel

Bei Typ-1-Diabetes kann der Körper das lebenswichtige Hormon Insulin nicht mehr oder nur in unzureichender Menge produzieren. Ohne Insulin können die Körperzellen den Zucker aus der Nahrung nicht mehr aufnehmen. Der Blutzuckerspiegel steigt an – mit schwerwiegenden Folgen für die Gesundheit.

Typ-1-Diabetes ist bislang nicht heilbar. Menschen mit Typ-1-Diabetes müssen Insulin lebenslang durch Spritzen oder Insulinpumpen zuführen.

Typ-1-Diabetes ist die häufigste Stoffwechselerkrankung im Kindesalter. Meistens bricht die Erkrankung während der Pubertät aus, im Alter zwischen 10 und 15 Jahren. Daher wurde diese Diabetes-Form früher auch Jugenddiabetes genannt. Die Krankheit kann jedoch in jedem Lebensalter auftreten.


Informationen in Einfacher Sprache zum Thema "Typ-1-Diabetes" stehen Ihnen auf diabinfo.de ebenfalls zur Verfügung.

Dia­be­tes Typ 1: eine Au­to­im­mun­er­kran­kung

Anders als bei Typ-2-Diabetes spielen für die Entstehung von Typ-1-Diabetes der persönliche Lebensstil, Übergewicht oder Bewegungsmangel keine Rolle. Es handelt sich um eine Autoimmunerkrankung: Dabei zerstört das fehlgeleitete Immunsystem die insulinproduzierenden Zellen im eigenen Körper. Insulin wird von Betazellen produziert. Diese liegen in den sogenannten Langerhans-Inseln, bestimmten Zellbereichen der Bauchspeicheldrüse. Betazellen machen 65 bis 85 Prozent der Langerhans-Inseln aus. Deshalb werden sie oft auch als Inselzellen bezeichnet.

Die Bauchspeicheldrüse ist ein Organ, das im Oberbauch hinter dem Magen liegt. Sie gibt verschiedene Stoffe in den Darm oder direkt ins Blut ab und wirkt so an der Verdauung unserer Nahrung mit. 

Insulin ist ein lebenswichtiges Hormon, also ein Botenstoff, welcher von den Betazellen ins Blut ausgeschüttet wird. Ohne Insulin kommt es zu schweren Störungen des Zuckerstoffwechsels. Die Menge des Zuckers im Blut steigt an. 

Hier erfahren Sie mehr über die Abläufe im Körper und die Entstehung von Typ-1-Diabetes.

Was sind typische Anzeichen für Diabetes Typ 1?

Typische Symptome von Typ-1-Diabetes sind:

  • Starkes Durstgefühl
  • Häufiges Wasserlassen
  • Gewichtsabnahme
  • Muskelschwäche
  • Müdigkeit und Abgeschlagenheit
  • Schlechte Wundheilung
  • Trockene Haut
  • Sehstörungen

Bei Typ-1-Diabetes können sich diese Symptome innerhalb von wenigen Wochen oder sogar Tagen entwickeln. Relativ schnell und ohne Vorwarnung kann die anwachsende Überzuckerung des Körpers eine schwerwiegende Stoffwechselentgleisung auslösen, eine sogenannte diabetische Ketoazidose. Diese geht mit einer Übersäuerung des Körpers einher, die typische Symptome auslösen kann, wie beispielsweise:  

  • Bauchschmerzen 
  • Erbrechen 
  • Übelkeit 
  • Vertiefte zwanghafte Atmung 
  • Übelriechender Atem oder Urin 
  • Bewusstseinstrübung und -verlust bis hin zum Koma

Bei Verdacht auf eine Diabetes-Erkrankung bringt eine ärztliche Laboruntersuchung in der Regel schnell Klarheit. Typische Veränderungen in Blutbild und Urin sind:

  • Erhöhte Blutzuckerspiegel (Hyperglykämie)
  • Vermehrte Ausscheidung von Glukose mit dem Urin (Glukosurie)
  • Übersäuerung des Blutes durch eine Ansammlung von Ketonkörpern (Ketoazidose)

Gut zu wissen:

Für die Entstehung von Typ-1-Diabetes spielt der persönliche Lebensstil keine Rolle. Typ-1-Diabetes ist eine Autoimmunerkrankung

Bundesweite Präventionskampagne zur Früherkennung des Diabetes Typ 1

Um das Risiko für eine diabetische Ketoazidose bei Erkrankungsbeginn zu senken, führt die Arbeitsgemeinschaft für Pädiatrische Diabetologie (AGPD) zusammen mit dem Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) eine bundesweite Aufklärungskampagne zur Früherkennung des Typ-1-Diabetes durch.

Der Flyer zur bundesweiten Ketoazidose-Präventionskampagne der AGPD und des BVKJ steht Ihnen kostenlos zum Download zur Verfügung.

Diabetes kann zahlreiche Folgeerkrankungen nach sich ziehen. Ein hoher Zuckergehalt im Blut schädigt kleine und große Blutgefäße sowie die Nerven. Dies kann sich auf viele Organe auswirken. Regelmäßige ärztliche Kontrollen sind daher wichtig. Dies betrifft vor allem die Augen, die Nieren, das Gehirn, das Herz-Kreislauf-System sowie die Füße. Nervenschädigungen können zu einer verminderten Wahrnehmung von Schmerzen führen, so dass zum Beispiel kleine Verletzungen an den Füßen nicht bemerkt werden. Im ungünstigsten Fall entstehen schlecht heilende Wunden.

Welche möglichen Folgeerkrankungen von Typ-1-Diabetes gibt es und wie können diese verhindert werden?

Nach jedem Essen wird die Nahrung während der Verdauung in ihre Bestandteile zerkleinert. Die wichtigsten Stoffe sind dabei Eiweiß, Fett und Kohlenhydrate. Lebensmittel wie Brot, Nudeln, Reis oder Kartoffeln bestehen zum großen Teil aus Kohlenhydraten. Kohlenhydrate werden im Verdauungstrakt in kleine Zuckerbausteine zerlegt. Diese werden Traubenzucker oder Glukose genannt.

Glukose ist der wichtigste Energielieferant des Körpers. Nach dem Essen befindet sich viel Traubenzucker im Blut, der Blutglukosespiegel steigt an. Die Bauchspeicheldrüse misst laufend den Zuckergehalt im Blut. Steigende Werte sind das Signal, das Hormon Insulin in das Blut auszuschütten.

Ein Hormon ist ein körpereigener Botenstoff, der Nachrichten zwischen verschiedenen Körperzellen vermittelt. Insulin hat die Aufgabe, Zucker in die Körperzellen einzuschleusen. Das Blut transportiert Insulin zu den Körperzellen, zu den Muskeln und ins Gehirn. Wie ein Schlüssel sorgt Insulin dafür, dass der mit der Nahrung aufgenommene Zucker in die Körperzellen gelangen kann. Die Zellen sind auf Zucker als Energieträger angewiesen.

Die diabetische Ketoazidose tritt vor allem bei Menschen mit Typ-1-Diabetes auf. Sie entsteht bei einer starken Erhöhung des Blutglukosespiegels durch Mangel an Insulin. Ist zu wenig Insulin vorhanden, kann der Zucker aus dem Blut nicht in die Körperzellen aufgenommen werden – diesen fehlt dadurch Energie für die Stoffwechselprozesse. Der Körper greift daraufhin auf den Abbau von Fettgewebe zurück, um seinen Energiebedarf zu decken. Das Fett wird zu Fettsäuren, die Fettsäuren werden unvollständig zu so genannten Ketonkörpern abgebaut. Die erhöhte Konzentration von Ketonkörpern führt zu einer gefährlichen Übersäuerung des Blutes. Die entstehende Ketoazidose macht sich unter anderem mit den folgenden Symptomen bemerkbar:

  • Mundtrockenheit
  • Trockene Haut
  • Starke Übelkeit mit Erbrechen
  • Bauchschmerzen
  • Azetongeruch in der Atemluft (ähnelt dem Geruch von Nagellack oder verdorbenem Obst)
  • Tiefe Atmung (Kußmaul-Atmung)
  • Starke Müdigkeit / Schläfrigkeit
  • Durst
  • Häufiges Wasserlassen (Polyurie)
  • Nächtliches Wasserlassen (Nykturie)
  • Schwächegefühl
  • Benommenheit
  • Verwirrung
  • Sehstörungen

Unbehandelt kann die Ketoazidose zum diabetischen Koma führen, einer komplexen Stoffwechselentgleisung mit Bewusstseinsverlust und akuter Lebensgefahr für die betroffenen Personen. Eine diabetische Ketoazidose muss im Krankenhaus, meist auf der Intensivstation, behandelt werden.

Menschen mit Diabetes, die dauerhaft Blutzuckerwerte von über 240 mg/dl (13,3 mmol/l) messen, sollten den Ketongehalt ihres Urins mithilfe von Keton-Teststreifen überprüfen.

Weist der Test auf Ketonkörper im Urin hin (Ketonurie), sollte der Patient oder die Patientin viel trinken und körperliche Betätigung so weit wie möglich vermeiden. Verschwindet die Ketonurie innerhalb der nächsten 8 Stunden nicht, muss die betroffene Person umgehend eine Ärztin oder einen Arzt aufsuchen. So kann einer ketoazidotischen Stoffwechselentgleisung vorgebeugt werden.

Quellen:

Danne, T. et al. (2014): Diabetes bei Kindern und Jugendlichen. 7. Auflage. Springer Verlag, Heidelberg, ISBN: 978-3-642-24645-6
Fayfman, M. et al.: Management of Hyperglycemic Crises: Diabetic Ketoacidosis and Hyperglycemic Hyperosmolar State. In: Med Clin North Am, 2017, 101: 587-606
Häring, H.-U. et al. (2011): Diabetologie in Klinik und Praxis. 6. Auflage. Georg Thieme Verlag KG, ISBN: 9783135128061
Umpierrez, G. et al.: Diabetic emergencies — ketoacidosis, hyperglycaemic hyperosmolar state and hypoglycaemia. In: Nat Rev Endocrinol, 2016, 12: 222-232
Stand: 26.10.2019