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Diabetes Typ F: Informationen für Familie und Freunde

Wissenschaftliche Unterstützung: Dr. Elisabeth Huber

Diabetes – ganz egal welche Form – kann nicht nur das Leben der betroffenen Person auf den Kopf stellen, sondern auch das ihrer Angehörigen. Denn: Diabetes betrifft auch die Familie und den Freundeskreis. Dies wird seit einiger Zeit unter dem Begriff Diabetes Typ F zusammengefasst.

Wie gelingt eine hilfreiche Unterstützung im Alltag? Wo finden Angehörige Gleichgesinnte? Und was hat es überhaupt mit der Stoffwechselerkrankung auf sich?

Die folgende Seite bietet einen Überblick für Familien und Angehörige von Menschen mit Diabetes.



1. Allgemeine Fragen und Antworten

Wenn ein Mensch an Diabetes erkrankt, nimmt das auch Einfluss auf das Leben der Familienmitglieder, der engen Angehörigen sowie der Freundinnen und Freunde. Im gemeinsamen Alltag entstehen plötzlich neue Situationen, Gefühle, Sorgen oder ganz praktische Fragen. Im Folgenden finden Sie Antworten auf häufige Fragen.

Was ist Diabetes genau?

Diabetes ist eine Stoffwechselerkrankung. Je nach Diabetesform sind Ursache und Behandlung ganz verschieden. Was die Diabetesformen gemeinsam haben: dauerhaft zu hohe Blutzuckerwerte. Der Grund dafür kann verschieden sein. Entweder wird das das Hormon Insulin gar nicht mehr oder nicht mehr ausreichend produziert und/oder kann nicht mehr richtig an den Körperzellen wirken (Insulinresistenz).

Hier finden Sie weitere Informationen zu den einzelnen Diabetesformen.

Wie läuft die Behandlung ab?

Ziel jeder Behandlung ist es, den Blutzuckerspiegel zu senken, denn: Dauerhaft erhöhte Blutzuckerwerte können Blutgefäße, Nerven und Organe schädigen.

Typ-2-Diabetes und Schwangerschaftsdiabetes sind unter anderem durch starkes Übergewicht oder eine genetische Veranlagung bedingt. In vielen Fällen kann eine Umstellung des Lebensstils mit mehr Bewegung und einer ausgewogenen Ernährung eine Verbesserung der Erkrankung erzielen.

Es gibt aber auch Fälle, bei denen eine Behandlung mit Insulin oder anderen Medikamenten notwendig ist. Schwangerschaftsdiabetes verschwindet nach der Geburt des Kindes in den meisten Fällen wieder. Allerdings ist das Risiko, später an einem Typ-2-Diabetes zu erkranken, erhöht.

Bei Typ-1-Diabetes handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung. Die genauen Ursachen sind noch unklar. Die Diabetesform ist bis heute nicht heilbar und muss ein Leben lang mit Insulin behandelt werden.

Ändert sich der Alltag durch Diabetes?

Je nach Behandlungsform bedeutet eine Diabetes-Erkrankung eine große Umstellung im Alltag. Bei einer Behandlung mit Insulin müssen die Kohlenhydratmengen meist genau abgeschätzt und sportliche Aktivität gut eingeplant werden. Für Menschen mit Typ-1-Diabetes gibt es keine bestimmte Ernährungsform oder Einschränkung in ihren Aktivitäten – sie dürfen „alles“ essen und können alle Aktivitäten meistern, solange sie die Zuckerwerte im Blick haben.

Menschen mit Typ-2-Diabetes oder Schwangerschaftsdiabetes sollten besonders auf eine ausgewogene und abwechslungsreiche Ernährung und regelmäßige Bewegung achten. Dies bildet die Basistherapie. Hier lesen Sie mehr zur Behandlung von Typ-2-Diabetes sowie zur Behandlung von Schwangerschaftsdiabetes.

Wie kann ich die Person im Alltag unterstützen?

Bieten Sie der betroffenen Person an, über den Diabetes zu sprechen – manche Menschen möchten ihr Umfeld schützen, indem sie alle Sorgen bei sich behalten. In Beziehungen mit Partnerinnen, Partnern oder engen Angehörigen ist dies meist der falsche Weg. Ein offener Umgang hilft in vielen Fällen weiter.

Zeigen Sie Verständnis für die Situation und Erkrankung. Diabetes kann kräfteraubend sein und oft sind Blutzuckerwerte einfach nicht erklärbar. Geben Sie der Person mit Diabetes nicht die Schuld für bestimmte Situationen, sondern bieten Sie stattdessen Unterstützung an.

Menschen, die sich Insulin spritzen oder bestimmte blutzuckersenkende Medikamente einnehmen, haben ein erhöhtes Risiko für Unterzuckerungen. Wenn Sie als Begleitperson zusätzlich Notfall-Kohlenhydrate mitnehmen, zeigt das, dass Sie mitdenken und da unterstützen, wo es geht. Geeignet dafür sind zum Beispiel Traubenzuckerblättchen oder kleine Safttütchen.

Welche Notfälle können entstehen?

Je nach Behandlungsform besteht die Gefahr für starke Über- oder Unterzuckerungen. Beide Situationen können lebensbedrohlich sein und müssen ernst genommen werden. Hier können Sie sich darüber informieren, wie Sie in einem Notfall vorgehen sollten.

Ich mach mir doch nur Sorgen – warum lässt meine Partnerin, mein Partner oder mein Kind mich nicht (mehr) teilhaben? 

Personen mit Diabetes können sich persönlich angegriffen fühlen, wenn Außenstehende beispielsweise dauernd nach den Blutzuckerwerten fragen. Sprechen Sie mit der Person und teilen Sie ihr mit, dass Sie nur unterstützen möchten. Aber geben Sie ihr auch genügend Freiraum – besonders dann, wenn die Person den Diabetes selbst gut im Griff hat.

Warum verhält sich meine Freundin oder mein Freund manchmal aggressiv oder unberechenbar?

Hohe oder niedrige Blutzuckerwerte gehen mit Symptomen einher. Besonders bei extrem niedrigen Blutzuckerwerten können Personen mit Diabetes aggressiv wirken. Oft lassen sie sich in solchen Situationen auch nicht gerne helfen. Sprechen Sie in ruhigem Ton mit der Person und ermuntern Sie sie, die Werte ernst zu nehmen und entsprechend entgegenzuwirken.  Rufen Sie bei großen Unsicherheiten oder Bewusstseinsverlust den Notruf.

Gut zu wissen:

Wissen über die Diabetesformen kann helfen. Denn wer ein Grundwissen über Diabetes besitzt, gewinnt Sicherheit und kann Situationen selbst besser einschätzen. Die Informationen und Hilfsmittel in den folgenden Abschnitten können Sie dabei unterstützen. Es gibt auch Schulungsprogramme, die sich direkt an Angehörige richten.

Informationen zu Selbsthilfegruppen und Anlaufstellen für Menschen mit Diabetes und ihre Angehörigen finden Sie hier.


2. Diabetes Typ 1: Informationen für Angehörige und Freunde

Vielleicht hat eine Freundin oder ein Freund, Ihre Partnerin oder Ihr Partner oder auch eine Kollegin oder ein Kollege von Ihnen Typ-1-Diabetes. Ganz egal ob diese Person Typ-1-Diabetes bereits seit der Kindheit hat oder die chronische Erkrankung im Erwachsenenalter ausbricht: Es kann hilfreich für Menschen mit Diabetes sein, sich mit nahestehenden Personen über das Leben mit Diabetes auszutauschen. Vielleicht haben Sie die Person auch gerade erst kennengelernt und möchten einfach mehr über die Erkrankung erfahren. Mit einem guten Wissensstand kann der Alltag von Menschen mit Diabetes besser verstanden und in einem Notfall gegebenenfalls geholfen werden.

Erkrankt das eigene Kind an Typ-1-Diabetes, ist dies meist für die ganze Familie ein einschneidendes Erlebnis. Oft kommt die Diagnose plötzlich von heute auf morgen und geht mit einem Krankenhausaufenthalt oder sogar einer Notfallsituation einher. In kürzester Zeit stürmt sehr viel Neues auf die Eltern und die Geschwister von Kindern mit Typ-1-Diabetes ein. Von nun an gehört der Diabetes zum Alltag fest dazu – das bringt neue Herausforderungen und Aufgaben für die gesamte Familie mit sich.

Mehr Informationen zu Typ-1-Diabetes in verschiedenen Lebensabschnitten, zur Behandlung des Typ-1-Diabetes und Vorbeugung von Folgeerkrankungen finden Sie in unseren Hintergrundartikeln.

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Praktische Informationsmaterialen zum Herunterladen finden Sie hier.

diabinfo-Podcast Wie wir als Familie mit Diabetes Typ 1 leben (Erfahrungsbericht-Podcast mit Julia Schmid)

In dieser diabinfo-Podcastfolge erzählt Julia Schmid von ihrem Leben mit Typ-1-Diabetes. Das Besondere: Nicht nur sie, sondern auch ihr Sohn hat Typ-1-Diabetes. Vieles klappt dadurch besser oder schneller, aber auch Familie Schmid hat mit den kleinen und großen Herausforderungen in der Schule, im Urlaub und der Schwangerschaft zu kämpfen. Hören Sie jetzt rein!

Weitere Podcasts und Erklärvideos finden Sie in unserer Mediathek.


3. Diabetes Typ 2: Informationen für Angehörige und Freunde

Erhält ein nahestehender Mensch die Diagnose Typ-2-Diabetes, wirft das viele Fragen auf: Was bedeutet das für den Alltag? Welche gesundheitlichen Auswirkungen kann die Krankheit haben? Muss die Person Insulin spritzen? Welche Notfälle können entstehen und wie kann ich helfen?

Auch als Angehöriger über die Stoffwechselerkrankung Bescheid zu wissen, macht das alltägliche Leben für alle Beteiligten leichter. So kann auch in problematischen Situationen, wie einem Notfall, entsprechend geholfen werden. 

Mehr Informationen zu Typ-2-Diabetes in verschiedenen Lebensabschnitten, zur Behandlung des Typ-2-Diabetes, Vorbeugung von Folgeerkrankungen sowie zu vielen Situationen im Alltag finden Sie in unseren Hintergrundartikeln.

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Nach der überraschenden Diagnose während eines Reha-Aufenthaltes musste Bettina Meiselbach erst einmal den Schock verdauen. Doch dann ging es recht schnell zur Diabetes-Schulung und darum, die individuellen Stellschrauben zu verstehen, mit denen der eigene Typ-2-Diabetes behandelt werden kann: Ernährung, Bewegung und Medikamente. Bettina Meiselbach erzählt, wie es ihr ergangen ist und wie der Typ-2-Diabetes sie zur Bloggerin gemacht hat. In ihrem Fokus: genussvoll essen – mit Typ-2-Diabetes! 

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4. Schwangerschaftsdiabetes: Informationen für Angehörige und Freunde

Ihre Partnerin, Tochter, Freundin oder eine nahestehende Person hat die Diagnose Schwangerschaftsdiabetes erhalten? Das kann zunächst Sorgen und Fragen aufwerfen – mit den richtigen Informationen können Sie die Schwangere in ihrem neuen Alltag unterstützen.

In unseren Hintergrundartikeln finden Sie viele Informationen und Antworten auf Fragen wie zum Beispiel: Wie läuft die Behandlung bei Schwangerschaftsdiabetes ab? Gibt es Folgen für das Baby oder die Mutter? Wie entsteht Schwangerschaftsdiabetes?

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In dieser Folge des diabinfo-Podcasts erzählt Julia Gagelmann von ihrer Diagnose und ihrem Leben mit Schwangerschaftsdiabetes. Sie berichtet über Ihre Sorgen, neuen Routinen und was nach der Schwangerschaft wichtig ist.

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5. Andere Diabetesformen: Informationen für Angehörige und Freunde

Neben Typ-1- und Typ-2-Diabetes gibt es noch weitere Diabetesformen wie MODY-Diabetes oder Diabetesformen, die neben oder aufgrund weiterer Erkrankungen entstehen. Auch hier kann es hilfreich sein, sich über das Krankheitsbild zu informieren, um die betroffene Person zu unterstützen.

Mehr Informationen zu seltenen Diabetesformen finden Sie in unseren Hintergrundartikeln.

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6. Praktische Informationsmaterialien rund um Diabetes zum Herunterladen

Quellen:

Bernard, M. et al.: Efficacy of DiaLife, an education program for relatives of adult patients with diabetes–study protocol of a cluster randomized controlled trial. In: Trials, 2019, 20: 523
Bundesärztekammer et al.: Nationale Versorgungsleitlinie Typ-2-Diabetes. Teilpublikation der Langfassung. 2. Auflage. Version 1. 2021
Danne, T. et al. (2014): Diabetes bei Kindern und Jugendlichen. 7. Auflage. Springer Verlag, Heidelberg, ISBN: 978-3-642-24645-6
Deutsche Diabetes Gesellschaft et al.: S3-Leitlinie Diagnostik, Therapie und Verlaufskontrolle des Diabetes mellitus im Kindes- und Jugendalter. Langfassung. 2015 (Gültigkeit abgelaufen, in Überarbeitung)
Deutsche Diabetes Gesellschaft et al.: S3-Leilinie Gestationsdiabetes mellitus (GDM) - Diagnostik, Therapie und Nachsorge. Langfassung. 2. Auflage. 2018 (Gültigkeit abgelaufen, in Überarbeitung)
Landgraf, R. et al.: Therapie des Typ-2-Diabetes. In: Diabetologie, 2020, 15: S65-S92
Nauck, M. et al.: Definition, Klassifikation und Diagnostik des Diabetes mellitus. In: Diabetologie, 2018, 13: S90-S96
Schäfer-Graf, U. et al.: Gestationsdiabetes mellitus (GDM), Diagnostik, Therapie und Nachsorge – Kurzfassung der S3-Leitlinie. In: Diabetologie, 2021, 16: S215-S225
Stand: 19.09.2023