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Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Im Überblick

Wissenschaftliche Unterstützung: Prof. Dr. Baptist Gallwitz

Herz-Kreislauf-Erkrankungen zählen – wie starkes Übergewicht (Adipositas) und Diabetes – zu den sogenannten nicht-übertragbaren Erkrankungen (NCD) und stellen in Deutschland die häufigste Todesursache dar. Unter den Herzkrankheiten sind die Koronare Herzkrankheit (KHK), Herzinfarkt und Herzinsuffizienz die häufigsten Todesursachen. Zusammen mit Bluthochdruck und Vorhofflimmern – einer bestimmten Form der Herzrhythmusstörungen – sind 20 von 100 Todesfällen in Deutschland auf sie zurückzuführen. 

Die gute Nachricht: Den meisten Herz-Kreislauf-Erkrankungen kann durch einen gesundheitsförderlichen Lebensstil mit  

  • einer ausgewogenen Ernährung,
  • regelmäßiger Bewegung,
  • dem Verzicht auf Zigaretten und Alkohol,
  • ausreichend Schlaf sowie
  • dem Abbau von bestehendem Übergewicht und Stress 

wirksam vorgebeugt werden. Auch bereits bestehende Herz-Kreislauf-Erkrankungen können durch den Lebensstil positiv beeinflusst werden. 

Neben diesen beeinflussbaren Lebensstilfaktoren wirken sich aber auch das Alter, Geschlecht und die erbliche (familiäre) Vorbelastung auf das Risiko für die Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen aus.

Im Folgenden finden Sie Informationen zur Bestimmung des persönlichen Risikos für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und zur Vorbeugung sowie einen Überblick über die häufigsten Herz-Kreislauf-Erkrankungen. 



1. Wie hoch ist mein Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen?

Das persönliche Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen kann auf verschiedene Art und Weise erfasst werden: Neben einer ärztlichen Untersuchung im Rahmen eines Check-ups stellt der DIfE – Herz-Kreislauf-Erkrankungs-Risiko-Test eine weitere Möglichkeit dar. Beim Herz-Kreislauf-Erkrankungs-Risiko-Test handelt es sich um einen wissenschaftlich geprüften und anerkannten Fragebogen des Deutschen Instituts für Ernährungsforschung (DIfE), der kostenlos online oder in Papierform ausgefüllt werden kann.

Anhand des Fragebogens kann das individuelle Risiko ermittelt werden, in den nächsten 10 Jahren einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu bekommen. Der Test richtet sich an erwachsene Personen, die bis zum Zeitpunkt der Durchführung noch keinen Herzinfarkt oder Schlaganfall hatten.

Neben der Risikoeinschätzung zeigt der Test an, welche Faktoren sich bereits positiv auf das persönliche Herz-Kreislauf-Erkrankungs-Risiko auswirken und durch welche Lebensstiländerungen das Risiko zusätzlich gesenkt werden könnte.

Testen Sie jetzt, wie hoch Ihr Risiko ist, innerhalb der nächsten 10 Jahre an einem Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erkranken.
 

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2. Was kann ich tun, um Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorzubeugen?

Das Risiko für die Entwicklung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen wird durch eine Vielzahl von Risikofaktoren beeinflusst. Dabei kann zwischen beeinflussbaren und nicht beeinflussbaren Risikofaktoren unterschieden werden. Zu den beeinflussbaren Risikofaktoren zählen zum Beispiel eine ungesunde Ernährung, wenig Bewegung, Nikotin- und Alkoholkonsum sowie Stress. Durch eine Umstellung hin zu einem gesundheitsförderlichen Lebensstil kann das persönliche Risiko für die Entwicklung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen aktiv reduziert werden.

Zudem beugt ein gesunder Lebensstil auch weiteren nicht-übertragbaren Erkrankungen wie Typ-2-Diabetes, starkem Übergewicht (Adipositas) und Fettstoffwechselstörungen vor.

Mehr Informationen, was Sie tun können, um Ihr Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu senken, finden Sie hier.
 

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3. Angina pectoris und Koronare Herzkrankheit (KHK)

Bei einer Angina pectoris kommt es durch eine Arteriosklerose (Arterienverkalkung) zu Ablagerungen in den Blutgefäßen des Herzens. Dadurch werden die Herzkranzgefäße verengt und nur noch unzureichend durchblutet.

Als Folge treten anfallartige Schmerzen im Brustkorb auf. Die Angina pectoris wird deswegen im Volksmund auch als Brustenge bezeichnet. Sie ist das Hauptsymptom der Koronaren Herzkrankheit (KHK). Im schlimmsten Fall kommt es zu einem Gefäßverschluss und Herzinfarkt.

Das Risiko für eine Angina pectoris und KHK wird durch Rauchen, Übergewicht und Diabetes deutlich erhöht. Die Umstellung auf einen gesunden Lebensstil ist neben der ärztlich verordneten Therapie wichtig für die erfolgreiche Behandlung einer Angina pectoris und KHK – und für deren Vorbeugung.

Mehr Informationen über das Krankheitsbild, die Symptome sowie Möglichkeiten der Behandlung und Vorbeugung von Angina pectoris und der zugrunde liegenden Koronaren Herzkrankheit (KHK) finden Sie in unserem Hintergrundartikel.
 

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4. Arteriosklerose (Arterienverkalkung)

Bei einer Arteriosklerose, vielen bekannt als Arterienverkalkung, verengen Ablagerungen die Blutgefäße, was den Blutfluss einschränkt oder im Extremfall blockiert. Zu den Risikofaktoren gehören zum Beispiel Bewegungsmangel, ungesunde Ernährung, Übergewicht, Bluthochdruck, Diabetes und Stress.

Eine ausgeprägte Arteriosklerose kann verschiedene schwerwiegende Folgen für die Gesundheit nach sich ziehen, zum Beispiel einen Schlaganfall oder Herzinfarkt.

Behandelt wird eine Arteriosklerose in der Regel mit Medikamenten. Mitunter müssen verstopfte oder verengte Gefäße durch einen chirurgischen Eingriff geöffnet oder geweitet werden. Ein gesundheitsförderlicher Lebensstil verringert das Risiko für die Entstehung und das Fortschreiten eine Arteriosklerose.

Mehr Informationen über das Krankheitsbild, die Symptome sowie Möglichkeiten der Behandlung und Vorbeugung der Arteriosklerose finden Sie in unserem Hintergrundartikel.
 

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5. Bluthochdruck (Hypertonie)

Bluthochdruck, medizinisch als Hypertonie bezeichnet, verursacht in der Regel zunächst keine Beschwerden. Dieser kann jedoch das Risiko für Folgeerkrankungen wie Herzinfarkt, Schlaganfall, Nierenschwäche, Durchblutungsstörungen in den Beinen und Schäden an den Augen erhöhen. Umso wichtiger ist es deshalb, den Blutdruck regelmäßig zu überprüfen und aktiv gegen Bluthochdruck vorzugehen.

Faktoren wie starkes Übergewicht (Adipositas), Rauchen, erhöhter Salzkonsum, Bewegungsmangel, Diabetes und zunehmendes Alter erhöhen das Risiko, an Bluthochdruck zu erkranken.

Mehr Informationen über das Krankheitsbild, die Symptome sowie Möglichkeiten der Behandlung und Vorbeugung von Bluthochdruck finden Sie in unserem Hintergrundartikel.
 

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6. Herzinfarkt (Myokardinfarkt)

Pro Jahr erleiden in Deutschland etwa 300.000 Menschen einen Herzinfarkt (Myokardinfarkt). Dabei verschließt ein Blutgerinnsel eine oder mehrere Arterien, die den Herzmuskel mit Blut versorgen. Der Blutfluss zum Herzen ist dann teilweise blockiert, was zur Schädigung des betroffenen Herzgewebes führt.

Typische Beschwerden sind

  • Starke Schmerzen
  • Druck
  • Engegefühl
  • Schweregefühl
  • Brennen in der Brust

Die Symptome halten normalerweise länger als 5 Minuten an und können in einen Arm oder beide Arme, den Kiefer, den Nacken, den Rücken oder den Bauch ausstrahlen. Darüber hinaus können weitere Beschwerden auftreten, die bei Frauen und Männern unterschiedlich sein können. Treten diese Anzeichen auf, handelt es sich immer um einen Notfall, der akut behandelt werden muss. Bei Verdacht auf einen Herzinfarkt gilt es, sofort den Notruf 112 zu wählen.

Die Umstellung auf einen gesundheitsförderlichen Lebensstil mit viel Bewegung, Rauchverzicht, ausgewogener Ernährung, dem Abbau von Übergewicht sowie der Kontrolle und Stabilisierung von Blutdruck und Blutzucker kann das Risiko für einen (weiteren) Herzinfarkt deutlich senken.

Mehr Informationen über das Krankheitsbild, die Symptome sowie Möglichkeiten der Behandlung und Vorbeugung des Herzinfarkts finden Sie in unserem Hintergrundartikel.
 

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7. Herzinsuffizienz (Herzschwäche)

Bei einer Herzinsuffizienz, häufig auch als Herzschwäche bezeichnet, ist die Pumpkraft des Herzens nicht mehr stark genug, um den Körper und die Organe mit ausreichend Blut und Sauerstoff zu versorgen. In Deutschland sind rund 4 Millionen Menschen von einer Herzinsuffizienz betroffen, Tendenz steigend.

Die Herzinsuffizienz ist oft die Folge anderer Herzerkrankungen. Häufige Symptome sind

  • Atemnot
  • Erschöpfung
  • Müdigkeit
  • Geschwollene Knöchel oder Unterschenkel
  • Trockener Husten, insbesondere nachts

Die Beschwerden treten auch ohne Belastung oder Anstrengung auf.

Um die Herzinsuffizienz zu behandeln, gilt es zunächst, die ursächliche Erkrankung zu finden und zu behandeln. Darüber hinaus gibt es spezielle Medikamente für die Herzinsuffizienz. Ein weiterer wichtiger Faktor für die Behandlung ist ein gesunder Lebenswandel. Dieser wirkt auch vorbeugend.

Mehr Informationen über das Krankheitsbild, die Symptome sowie Möglichkeiten der Behandlung und Vorbeugung der Herzinsuffizienz finden Sie in unserem Hintergrundartikel.
 

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8. Herzrhythmusstörungen

Rund 1,6 Millionen Menschen sind in Deutschland von Herzrhythmusstörungen betroffen. Dabei gerät das Herz aus dem Takt – es schlägt zu schnell, zu langsam und/oder unregelmäßig. Herzrhythmusstörungen sind oft harmlos. Das gilt besonders dann, wenn den Herzrhythmusstörungen keine andere Herzkrankheit zugrunde liegt.

Bestimmte Herzrhythmusstörungen wie das Vorhofflimmern können jedoch gefährlich sein, da sie das Risiko für einen Schlaganfall deutlich erhöhen. Durch eine ausführliche ärztliche Untersuchung kann festgestellt werden, ob die Herzrhythmusstörungen harmlos oder potenziell gefährlich sind.

Auslöser von Herzrhythmusstörungen kann vieles sein, so auch Alkohol, zu viel Kaffee, starkes Übergewicht (Adipositas), Atemstörungen während des Schlafs (Schlafapnoe-Syndrom), Diabetes, Bluthochdruck oder andere Herzerkrankungen.

Mehr Informationen über das Krankheitsbild, die Symptome sowie Möglichkeiten der Behandlung und Vorbeugung von Herzrhythmusstörungen finden Sie in unserem Hintergrundartikel.
 

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9. Periphere arterielle Verschlusskrankheit (PAVK)

Die periphere arterielle Verschlusskrankheit (PAVK) bezeichnet eine Durchblutungsstörung in den Beinen und Füßen durch geschädigte oder verengte Blutgefäße. Sie wird umgangssprachlich auch Schaufensterkrankheit genannt, da betroffene Personen alle paar Meter anhalten, als würden sie von einem Schaufenster zum nächsten schlendern.

Tatsächlich ist der Grund ein anderer: Die Muskeln werden nur noch unzureichend durchblutet. Das kann beim Gehen derart starke Schmerzen verursachen, dass betroffene Personen regelmäßig stehen bleiben müssen. Zwischen 3 und 10 von 100 Menschen in den Industrienationen sind von einer PAVK betroffen.

Die PAVK wird mittels spezieller Blutdruckmessungen sowie bildgebenden Verfahren diagnostiziert. Um sie erfolgreich zu behandeln, gilt es, Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Diabetes, bestehendes Übergewicht oder Nikotinkonsum entgegenzuwirken. Zudem kommen gerinnungshemmende Medikamente und chirurgische Eingriffe zum Einsatz, um die Durchblutung in den Beinen zu verbessern. Durch einen gesunden Lebensstil lässt sich der Schaufensterkrankheit vorbeugen.

Mehr Informationen über das Krankheitsbild, die Symptome sowie Möglichkeiten der Behandlung und Vorbeugung der PAVK finden Sie in unserem Hintergrundartikel.
 

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10. Schlaganfall

Bei einem Schlaganfall ist die Blutzufuhr zu einem Teil des Gehirns blockiert. Die Ursache ist entweder ein verschlossenes oder ein geplatztes Blutgefäß. Menschen mit Bluthochdruck, Bewegungsmangel, starkem Übergewicht (Adipositas) oder weiteren Erkrankungen haben ein erhöhtes Risiko für einen Schlaganfall.

Häufige Symptome eines Schlaganfalls sind plötzliche Schwäche in einem oder beiden Armen, Sprachstörungen und Lähmungserscheinungen im Gesicht. Bei Verdacht auf einen Schlaganfall gilt es, sofort den Notruf 112 zu wählen.

Durch eine regelmäßige Blutdruckkontrolle und einen gesunden Lebensstil mit ausgewogener Ernährung, viel Bewegung, Rauchverzicht, keinem oder möglichst wenig Alkohol und Stress sowie genügend Schlaf können viele Schlaganfälle vermieden werden.

Mehr Informationen über das Krankheitsbild, die Symptome sowie Möglichkeiten der Behandlung und Vorbeugung eines Schlaganfalls finden Sie in unserem Hintergrundartikel.
 

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Quellen:

Bundesärztekammer et al.: Nationale Versorgungsleitlinie Hypertonie. Langfassung. Version 1.0. 2023
Bundesärztekammer et al.: Nationale Versorgungsleitlinie Chronische Herzinsuffizienz. Langfassung. Version 4.0. 2023
Bundesärztekammer et al.: Nationale Versorgungsleitlinie Chronische KHK. Langfassung. Version 6.0. 2022
Byrne, R. A. et al.: 2023 ESC Guidelines for the management of acute coronary syndromes: Developed by the task force on the management of acute coronary syndromes of the European Society of Cardiology (ESC). In: Eur Heart J, 2023, 44: 3720-3826
Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin e.V.: S3-Leitlinie Schlaganfall. Langfassung. 2020
Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin e.V.: S3 Leitlinie Hausärztliche Risikoberatung zur kardiovaskulären Prävention. 2017 (Gültigkeit abgelaufen, in Überarbeitung)
Deutsche Gesellschaft für Angiologie – Gesellschaft für Gefäßmedizin: S3-Leitlinie zur Diagnostik, Therapie und Nachsorge der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit. 2015 (Gültigkeit abgelaufen, in Überarbeitung)
Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e.V. et al.: ESC Pocket Guidelines: Diagnose und Behandlung von Vorhofflimmern. Version 2020
Deutsche Gesellschaft für Prävention und Rehabilitation von Herz-Kreislauferkrankungen e.V.: Pocket-Leitlinie zur Rehabilitation von Patienten mit Herz-Kreislauferkrankungen. 2008
Deutsche Herzstiftung: Deutscher Herzbericht. 2022 (Letzter Abruf: 07.05.2024)
Joglar, J. A. et al.: 2023 ACC/AHA/ACCP/HRS Guideline for the Diagnosis and Management of Atrial Fibrillation: A Report of the American College of Cardiology/American Heart Association Joint Committee on Clinical Practice Guidelines. In: Circulation, 2024, 149: e1-e156
Marx, N. et al. (Hrsg.) (2023): Klinische Kardiologie – Krankheiten des Herzens, des Kreislaufs und der herznahen Gefäße. 9. Auflage. Springer Verlag, Berlin/Heidelberg, ISBN: 978-3-662-62931-4
Marx, N. et al.: 2023 ESC Guidelines for the management of cardiovascular disease in patients with diabetes: Developed by the task force on the management of cardiovascular disease in patients with diabetes of the European Society of Cardiology (ESC). In: Eur Heart J, 2023, 44: 4043-4140
Schiborn, C. et al.: A newly developed and externally validated non-clinical score accurately predicts 10-year cardiovascular disease risk in the general adult population. In: Sci Rep, 2021, 11: 19609
Visseren, F. L. J. et al.: 2021 ESC Guidelines on cardiovascular disease prevention in clinical practice: Developed by the Task Force for cardiovascular disease prevention in clinical practice with representatives of the European Society of Cardiology and 12 medical societies With the special contribution of the European Association of Preventive Cardiology (EAPC). In: Eur Heart J, 2021, 42: 3227-3337
Whelton, P. K. et al.: 2017 ACC/AHA/AAPA/ABC/ACPM/AGS/APhA/ASH/ASPC/NMA/PCNA Guideline for the Prevention, Detection, Evaluation, and Management of High Blood Pressure in Adults: A Report of the American College of Cardiology/American Heart Association Task Force on Clinical Practice Guidelines. In: Hypertension, 2018, 71: 1269-1324
Stand: 07.05.2024