Diabetes durch eine Bauchspeicheldrüsenerkrankung
Wissenschaftliche Unterstützung: Dr. Oana Patricia Zaharia
Diabetes kann auch bei Menschen auftreten, die eigentlich an einer anderen Erkrankung der Bauchspeicheldrüse leiden. Diese Erkrankung wurde früher auch als „Typ-3c-Diabetes“ bezeichnet.
Die Bauchspeicheldrüse – auch Pankreas genannt – liegt im Oberbauch hinter dem Magen. Sie ist eine der größten Drüsen des menschlichen Körpers und erfüllt lebenswichtige Funktionen. Zum einen stellt sie Verdauungssäfte her, welche die Nahrung im Darm zerkleinern und aufschlüsseln, zum anderen bildet sie die Hormone Insulin und Glukagon.

Wenn sich die Bauchspeicheldrüse beispielsweise entzündet, durch einen Unfall verletzt wird, oder bei einer Operation teilweise oder ganz entfernt werden muss, kann sie ihre Aufgaben nicht mehr richtig ausführen. Dann wird nicht mehr ausreichend Insulin hergestellt und der Zucker kann dadurch nicht in die Körperzellen aufgenommen werden. Er verbleibt im Blut, der Blutzucker steigt an und es entsteht ein Diabetes.
Diabetes-Symptome spüren Betroffene erst, wenn die Blutzuckerwerte bereits sehr hoch sind. Dann können Anzeichen wie ein starkes Durstgefühl, häufiges Wasserlassen, Gewichtsabnahme, Müdigkeit und Abgeschlagenheit oder Sehstörungen auftreten. Bei manchen Menschen kann es sogar zu einer schwerwiegenden Stoffwechselentgleisung kommen, einer sogenannten diabetischen Ketoazidose. Diese geht mit einer Übersäuerung des Körpers einher, die bis zum Koma führen kann.
Ärztinnen und Ärzte stellen diesen Diabetes-Typ mit den gleichen Untersuchungen fest, die auch für die Diagnose des Typ-1- und Typ-2-Diabetes genutzt werden. Manchmal ist es für Fachleute nicht leicht, diesen Diabetes-Typ vom Typ-1- oder Typ-2-Diabetes zu unterscheiden. Wenn jedoch auch eine andere Erkrankung der Bauchspeicheldrüse festgestellt wird, liegt der Verdacht nahe. Spezifische Diagnosekriterien fehlen aber bisher.
Hier erfahren Sie mehr zur Diagnose von Typ-1-Diabetes und Typ-2-Diabetes!
Auch bei der Behandlung gibt es bisher keine einheitlichen Standards. Die Ärztin oder der Arzt behandelt individuell je nach Schwere der Bauchspeicheldrüsenerkrankung und des Diabetes. Besonderes Augenmerk wird auf die spezifische Therapie der zugrundeliegenden Bauchspeicheldrüsenerkrankung gelegt. Häufig müssen zusätzlich Medikamente wie Metformin eingenommen oder Insulin gespritzt werden. Manchmal hilft auch eine Umstellung des Lebensstils hin zu mehr Bewegung und einer ausgewogenen Ernährung.
Bei welchen Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse kann ein Diabetes auftreten?
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Eine chronische Bauchspeicheldrüsenentzündung – auch Pankreatitis genannt – ist der häufigste Grund für diesen Diabetes-Typ. Sie führt dazu, dass sowohl Verdauungssäfte als auch Hormone, darunter auch Insulin, nicht mehr hergestellt und ausgeschüttet werden. Ursachen sind in vielen Fällen Alkoholmissbrauch oder Gallensteine. Anzeichen für eine Entzündung der Bauchspeicheldrüse sind starke Schmerzen im Oberbauch.
Auch Bauchspeicheldrüsenkrebs löst bei vielen Betroffenen einen Diabetes aus. Es ist sogar möglich, dass Betroffene und Fachleute zuerst die Diabetes-Erkrankung feststellen, bevor die Krebserkrankung erkannt wird.
Bisher hat die Wissenschaft noch nicht geklärt, warum Bauchspeicheldrüsenkrebs auch zu Diabetes führt.
Verletzungen der Bauchspeicheldrüse können beispielweise durch einen Unfall entstehen. Dann kann der Pankreas sowohl Verdauungssäfte als auch Hormone, darunter auch Insulin, nicht mehr herstellen und ausschütten.
Möglich ist auch, dass die Bauchspeicheldrüse durch eine Operation entfernt werden muss.
Mukoviszidose, auch cystische Fibrose genannt, ist eine Erbkrankheit, bei der in den inneren Organen zähflüssige Sekrete entstehen. Auch die Bauchspeicheldrüse ist davon betroffen.
Durch das Sekret können Insulin und andere Hormone nicht mehr ausreichend hergestellt werden. Außerdem werden die Ausfuhrgänge verstopft. Anzeichen für eine Mukoviszidose können ständiger Husten, Atemnot oder wiederkehrende Infekte sein.
Die Hämochromatose, auch Eisenspeicherkrankheit genannt, ist eine Erbkrankheit. Bei dieser Krankheit nimmt der Darm besonders viel Eisen aus der Nahrung auf. Das Eisen lagert sich in den einzelnen Organen im Körper an, auch in der Bauchspeicheldrüse. Durch die Eisenüberladung kann die Bauchspeicheldrüse nicht mehr ausreichend Insulin herstellen und ausschütten.
Die frühen Hämochromatose-Symptome – dazu gehören beispielsweise Müdigkeit oder Gewichtsverlust – sind oft nicht spezifisch. Im Erwachsenenalter treten schließlich Komplikationen in Form von Störungen von verschiedenen Organfunktionen auf. Wenn die Bauchspeicheldrüse betroffen ist, kann Diabetes entstehen. Es ist möglich, dass zuerst die Diabetes-Erkrankung festgestellt wird, bevor die Hämochromatose erkannt wird.
Quellen:
Ärztliches Zentrum für Qualität in der Medizin: Mukoviszidose - was Eltern darüber wissen sollten. 2. Auflage. 2018
American Diabetes Association: Diagnosis and Classification of Diabetes Mellitus. In: Diabetes Care, 2014, 37: S81-S90
Deutsche Leberhilfe e. V.: Hämochromatose (Eisenspeicherkrankheit). (Letzter Abruf: 27.05.2019)
Duggan, S. N. et al.: The nutritional management of type 3c (pancreatogenic) diabetes in chronic pancreatitis. In: Eur J Clin Nutr, 2017, 71: 3-8
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Nauck, M. et al.: Definition, Klassifikation und Diagnostik des Diabetes mellitus. In: Diabetologie, 2018, 13: S90-S96
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Stand: 31.10.2019