Wie viele Menschen haben Diabetes?
Wissenschaftliche Unterstützung: Dr. Esther Seidel-Jacobs
Diabetes mellitus ist eine Volkskrankheit. Mehr als 8,9 Millionen Menschen in Deutschland leben mit einem Diabetes.
Die große Mehrheit, rund 93 Prozent, ist an Typ-2-Diabetes erkrankt. Dabei wissen viele Menschen nicht von ihrer Diabetes-Erkrankung. Schätzungen zufolge ist in Deutschland von etwa 2 Millionen Menschen mit unerkanntem Diabetes auszugehen. Jedes Jahr erhalten in Deutschland rund 450.000 Menschen erstmalig die Diagnose Typ-2-Diabetes.
Typ-1-Diabetes ist mit etwa 6 Prozent in Deutschland deutlich seltener. Etwa 35.100 Kinder und Jugendliche und 341.000 Erwachsene leben in Deutschland mit der Diagnose Typ-1-Diabetes.

Diabetes auf dem Vormarsch: Immer mehr Menschen erkranken an Diabetes
Je nach Studientyp und Datenquelle werden unterschiedliche Schätzungen zur aktuellen Häufigkeit von Typ-2-Diabetes in Deutschland genannt. Diese liegen zwischen 9 und 12 Prozent. Menschen im hohen Alter haben am häufigsten einen Typ-2-Diabetes. Die Krankheitshäufigkeit (Prävalenz) ist am höchsten bei den über 80-Jährigen. Dort lebt jede 3. Person mit Typ-2-Diabetes (33 Prozent).
In den kommenden Jahrzehnten ist davon auszugehen, dass immer mehr Menschen an Diabetes erkranken werden. Laut einer aktuellen Vorausberechnung ist im Vergleich zum Jahr 2015 von einer Verdopplung der Menschen mit Typ-2-Diabetes bis zum Jahr 2040 auszugehen.
Das liegt vor allem an der älter werdenden Bevölkerung und einer verringerten Sterblichkeit aufgrund verbesserter Therapieoptionen bei Menschen mit Typ-2-Diabetes. Während die Anzahl an Neuerkrankungen in den höheren Altersgruppen (ab 60 Jahren) in den letzten Jahren erfreulicherweise sank, zeigte sich ein Anstieg in der Altersgruppe der 20- bis 39-Jährigen.
Des Weiteren zeigen bundesweite Registerdaten in den letzten Jahren einen Anstieg der Krankheitshäufigkeit des Typ-2-Diabetes bei Jugendlichen, auch wenn die absolute Anzahl betroffener Jugendlicher mit etwa 950 im Alter von 11 bis 18 Jahren bislang gering ist. Ein Anstieg der Krankheitshäufigkeit des Typ-2-Diabetes konnte insbesondere in der Altersgruppe der 15- bis 19-Jährigen gezeigt werden.
Mehr Informationen über die Ursachen und Entstehung von Typ-2-Diabetes finden Sie hier.
Gut zu wissen:
In Deutschland haben etwa 8,9 Millionen Menschen Diabetes.
Auch beim Typ-1-Diabetes steigt die Zahl der Kinder und Jugendlichen kontinuierlich an. Auf Basis eines bundesweiten Diabetesregisters stieg die Krankheitshäufigkeit in den letzten 2 Jahrzehnten in Deutschland im Durchschnitt jährlich um 3 Prozent. Im Jahr 2020 wurde bei Jungen häufiger die Diagnose Typ-1-Diabetes gestellt als bei Mädchen. Bei Jungen wird die Diagnose am häufigsten im Alter von 11 bis 17 Jahren und bei Mädchen im Alter von 7 bis 13 Jahren gestellt.
Gut zu wissen:
Typ-1-Diabetes ist die häufigste Stoffwechselerkrankung im Kindes- und Jugendalter.
Mehr Informationen über die Ursachen und Entstehung von Typ-1-Diabetes finden Sie hier.
Welche anderen Diabetesformen gibt es?
Eine weitere Form des Diabetes ist Schwangerschaftsdiabetes. Eine Stoffwechselstörung, die erstmals während der Schwangerschaft auftritt. Frauen, die einen Schwangerschaftsdiabetes hatten, haben langfristig ein deutlich erhöhtes Risiko, im Laufe ihres Lebens einen Typ-2-Diabetes zu entwickeln.
Hier geht es zum Diabetes-Risiko-Test nach einem Schwangerschaftsdiabetes.
Auswertungen von Daten einer großen deutschen Krankenkasse zeigen, dass im Verlauf der Jahre immer mehr Frauen einen Schwangerschaftsdiabetes diagnostiziert bekommen: Waren es 2010 noch etwa 9 von 100 Schwangeren, hatten 2020 bereits 15 von 100 Schwangeren einen Schwangerschaftsdiabetes.
Neben diesen Formen gibt es noch weitere Diabetesformen wie MODY und seltene Diabetesformen.
Welche Risikofaktoren gibt es?
Die meisten Menschen mit Diabetes leben mit einem Typ-2-Diabetes. Es gibt verschiedene Risikofaktoren, die einen Typ-2-Diabetes begünstigen. Neben unveränderbaren Risikofaktoren wie dem Alter oder einer erblichen Veranlagung, spielen vor allem Risikofaktoren eine Rolle, auf die wir selbst Einfluss nehmen können.
Dazu zählen zum Beispiel:
- Bewegungsmangel
- Unausgewogene Ernährung
- Starkes Übergewicht (Adipositas), vor allem am Bauch, das sogenannte viszerale Fett
Der moderne, ungesunde Lebensstil führt in vielen Fällen dazu, dass auch Menschen an Typ-2-Diabetes erkranken, die gesund bleiben könnten.
In unserem animierten Video erfahren Sie mehr über die Risikofaktoren von Typ-2-Diabetes. Zudem geben wir Anregungen, wie ein gesundheitsförderliches Verhalten gestärkt werden kann.
Die Risikofaktoren für Typ-1-Diabetes unterscheiden sich von denen eines Typ-2-Diabetes und sind bis heute nicht vollständig geklärt.
Wie ist Diabetes weltweit verbreitet?
Weltweit sind etwa 537 Millionen Menschen zwischen 20 und 79 Jahren an Diabetes erkrankt – etwa 10 von 100 Personen (9,8 Prozent). Das zeigen Berechnungen der Internationalen Diabetes-Föderation (IDF) aus dem Jahr 2021. Zudem wird geschätzt, dass die Anzahl der Menschen mit Diabetes bis 2045 weltweit auf 783 Millionen ansteigen wird.
Mit etwa 90 Prozent ist Typ-2-Diabetes die häufigste Diabetesform weltweit. Es wird angenommen, dass insgesamt etwa 8,75 Millionen Menschen einen Typ-1-Diabetes haben. Die große Mehrheit (64 Prozent) ist zwischen 20 und 59 Jahre alt.
Die meisten Menschen mit Diabetes leben in der Westpazifik-Region und Südostasien. In den nächsten 20 Jahren ist von einem starken Anstieg der Menschen mit Diabetes auszugehen. Dies wird vor allem die Regionen Afrika (plus 134 Prozent), den mittleren Osten und Nordafrika (plus 87 Prozent) und Südostasien (plus 68 Prozent) betreffen. In Niedriglohnländern kommen aktuell auf einen Menschen mit der Diagnose Diabetes etwa 2 Menschen, die nichts von ihrer Erkrankung wissen. Zum Vergleich: In Deutschland geht man davon aus, dass etwa 22 Prozent, also nur jede 5. Person unwissend mit Diabetes lebt.
Weitere Zahlen rund um die verschiedenen Diabetesformen, regionale Unterschiede, Trends und Entwicklungen sowie Statistiken zu weiteren Themen finden Sie in unserem Artikel Zahlen und Fakten.
Quellen:
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Deutsche Diabetes Gesellschaft et al.: Deutscher Gesundheitsbericht Diabetes 2023. Kirchheim Verlag, Mainz, 2022
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Stand: 28.05.2024