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Diabetes durch eine gestörte Hormonproduktion

Wissenschaftliche Unterstützung: Dr. Oana Patricia Zaharia

Hormone sind wichtige Botenstoffe im Körper. Zahlreiche Drüsen in unterschiedlichen Körperregionen schütten Hormone aus. Sie erfüllen unterschiedliche Funktionen, wie beispielsweise die Übermittlung von Informationen. Hormone steuern so tausende verschiedene Vorgänge im Körper. Die Lehre von Hormonen wird auch Endokrinologie genannt.

Manche Menschen leiden an Erkrankungen, die die Hormonproduktion beeinflussen. Bei diesen Menschen funktionieren entweder die Hormondrüsen nicht richtig oder die Hormone wirken falsch an ihrem Zielorgan. Fachleute nennen diese Erkrankungen Endokrinopathien.

Manchmal beeinflussen diese Erkrankungen den Zuckerstoffwechsel und die Wirkung von Insulin. Insulin ist ein lebenswichtiges Hormon, das in der Bauchspeicheldrüse gebildet wird. Es sorgt dafür, dass der Zucker aus der Nahrung vom Blut in die Körperzellen aufgenommen wird. Aus dem Zucker gewinnen die Zellen wichtige Energie.

Bei Endokrinopathien werden manchmal sehr hohe Mengen bestimmter Hormone ausgeschüttet. Eine zu hohe Menge bestimmter Hormone sorgt dafür, dass die Bauchspeicheldrüse nicht mehr ausreichend Insulin herstellt. Bei anderen Hormonen wiederum führt eine übermäßig große Menge dazu, dass Insulin an den Körperzellen nicht mehr richtig wirken kann. Dadurch kann der Zucker nicht in die Körperzellen aufgenommen werden. Er verbleibt im Blut, der Blutzuckerspiegel steigt an und es entsteht Diabetes.

Um den Diabetes, der durch eine gestörte Hormonproduktion verursacht wurde, in den Griff zu bekommen, behandeln Ärztinnen und Ärzte – wenn möglich – als erstes die zugrundeliegende Erkrankung.

Bei welchen Hormonsystem-Erkrankungen kann ein Diabetes auftreten?

Für mehr Details klicken Sie bitte auf die nachfolgenden Krankheitsbilder.

Bei Menschen mit Akromegalie schüttet die Hypophyse (Hirnanhangsdrüse), eine der wichtigsten Hormondrüsen im Gehirn, zu viel Wachstumshormon aus. Dieses Wachstumshormon ist ein Gegenspieler von Insulin. Es sorgt dafür, dass Insulin am Insulinrezeptor nicht mehr wirkt und so Zelltüren für den Zucker nicht mehr richtig öffnen kann. Fachleute sprechen dann von einer Insulinresistenz. Die Bauchspeicheldrüse muss immer mehr Insulin herstellen, damit der Zucker in die Zellen gelangt. Wenn die Bauchspeicheldrüse das nicht mehr ausgleichen kann, entstehen hohe Blutzuckerspiegel und damit Diabetes.

Das Cushing Syndrom entsteht, weil die Nebenniere zu viel von dem Stresshormon Kortison ausschüttet. Die Nebenniere ist eine Hormondrüse, die an die Nieren angelagert ist. Sie schüttet verschiedene Hormone aus, unter anderem Kortison.

Es gibt verschiedene Gründe für das Cushing Syndrom. Beispielsweise kann eine Geschwulst oder eine starke Vergrößerung der Nebenniere zu einer erhöhten Ausschüttung von Kortison führen. Ein weiterer Grund kann sein, dass die Nebenniere durch ein anderes Hormon besonders stark angeregt wird. Bei manchen Erkrankungen schüttet die Hypophyse hohe Mengen eines bestimmten Hormons aus, das wiederum die Nebenniere befeuert. Die Nebenniere setzt dann besonders viel Kortison frei.

Das Hormon Kortison ist ein Gegenspieler von Insulin, das beispielsweise auch bei Unterzuckerungen gesteigert ausgeschüttet wird. Kortison sorgt dafür, dass die Bauchspeicheldrüse weniger Insulin herstellt und Insulin die Zelltüren für den Zucker nicht mehr richtig öffnen kann. Fachleute sprechen dann von einer Insulinresistenz. Der Zucker verbleibt im Blut, der Blutzuckerspiegel steigt an und es entsteht ein Diabetes.

Als Phäochromazytom bezeichnen Fachleute einen Tumor in der Nebenniere. Er kommt sehr selten vor und ist in den meisten Fällen gutartig. Die Nebenniere ist eine Hormondrüse, die an die Nieren angelagert ist. Sie schüttet verschiedene Hormone aus. Durch das Phäochromazytom schüttet die Nebenniere besonders hohe Mengen von 3 Hormonen aus, dem Noradrenalin, Adrenalin und Dopamin.

Diese Hormone sind Gegenspieler von Insulin. Sie sorgen beispielsweise dafür, dass die Bauchspeicheldrüse weniger Insulin herstellt. Außerdem setzt die Leber durch diese 3 Hormone ihren gespeicherten Leberzucker frei und schüttet ihn ins Blut aus. Durch diese beiden Vorgänge kann der Blutzuckerspiegel ansteigen und Diabetes entstehen.

Die Schilddrüse ist eine wichtige Hormondrüse im menschlichen Körper. Bei einer Schilddrüsenüberfunktion, auch Hyperthyreose genannt, ist die Schilddrüse überaktiv und produziert zu viel Schilddrüsenhormone.

Diese Schilddrüsenhormone sind Gegenspieler von Insulin. Sie sorgen beispielsweise dafür, dass die Bauchspeicheldrüse weniger Insulin herstellt. Hohe Mengen von Schilddrüsenhormonen führen dazu, dass die Leber ihren gespeicherten Leberzucker freisetzt und ihn ins Blut ausschüttet. Beide Vorgänge bewirken, dass der Blutzuckerspiegel ansteigt und ein Diabetes entsteht.

Ein Glukagonom ist ein sehr seltener Tumor in der Bauchspeicheldrüse. Er stellt große Mengen des Hormons Glukagon her. Dieses Hormon ist ein Gegenspieler von Insulin. Glukagon sorgt dafür, dass die Leber ihren gespeicherten Leberzucker ins Blut ausschüttet. Dadurch steigt der Blutzuckerspiegel an und es entsteht Diabetes.

Ein Somatostatinom ist ein sehr seltener Tumor. Er entsteht entweder in der Bauchspeicheldrüse oder im Darm. Ein Somatostatinom produziert große Mengen des Hormons Somatostatin. Dieses Hormon hemmt die Herstellung von Insulin in der Bauchspeicheldrüse. Wenn nicht genug Insulin vorhanden ist, kann der Zucker aus dem Blut nicht in die Körperzellen aufgenommen werden. Der Blutzucker steigt und es entsteht ein Diabetes.

Ein Conn-Syndrom entsteht in der Nebenniere. Die Nebenniere ist eine Hormondrüse, die an die Nieren angelagert ist. Sie schüttet verschiedene Hormone aus. Menschen mit einem Conn-Syndrom haben eine Geschwulst oder eine starke Vergrößerung der Nebenniere. Deshalb schüttet die Nebenniere ein bestimmtes Hormon besonders stark aus: das Aldosteron.

Aldosteron dient zur Aufrechterhaltung des Flüssigkeits-, Elektrolyt- und Säure-Basen-Haushaltes im Körper und reguliert den Blutdruck. Hohe Mengen von Aldosteron können aber über einige Abläufe im Körper dazu führen, dass die Bauchspeicheldrüse nicht genug Insulin herstellt. Außerdem sorgt das Hormon dafür, dass Insulin die Zelltüren für den Zucker aus dem Blut nicht mehr richtig öffnen kann. Fachleute sprechen dann von einer Insulinresistenz. Beide Vorgänge führen dazu, dass die Zellen den Zucker nicht aufnehmen. Der Zucker verbleibt im Blut und der Blutzuckerspiegel steigt. Es entsteht Diabetes.

Quellen:

American Diabetes Association: Diagnosis and Classification of Diabetes Mellitus. In: Diabetes Care, 2014, 37: S81-S90
Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie: Phäochromazytom / Paragangliom. (Letzter Abruf: 11.04.2019)
Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie: Primärer Hyperaldosteronismus (Conn-Syndrom). (Letzter Abruf: 11.04.2019)
Feingold, K. R. et al.: Atypical forms of diabetes. In: Endotext [Internet]. MDText.com, Inc. 2019
Koop, I. (2013): Gastroenterologie compact. Alles für Klinik und Praxis. 3. Auflage. Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart, ISBN: 9783131263131
Lehnert, H. (2014): Rationelle Diagnostik und Therapie in Endokrinologie, Diabetologie und Stoffwechsel. 4. Auflage. Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart, ISBN: 9783131295545
Schumm-Draeger, P. M.: Schilddrüse und Diabetes: Interaktion wird unterschätzt. In: Dtsch Arztebl, 2016, 113:4
Stand: 31.10.2019