Diabetes durch Infektionen
Wissenschaftliche Unterstützung: Dr. Oana Patricia Zaharia
Studien zeigen, dass einige Infektionen den Blutzucker stark beeinflussen und das Risiko für eine Diabetes-Erkrankung erhöhen. Einige Infektionen wurden mit den Ursachen von Typ-1-Diabetes in Verbindung gebracht. Ein Beispiel sind Atemwegsinfektionen in den ersten 6 Monaten eines Neugeborenen.
Die häufig vorkommende Parodontitis, eine Entzündung des Kieferknochens, kann hingegen mit einem Typ-2-Diabetes assoziiert sein.

Was ist eine Infektion?
Bei einer Infektion, auch Ansteckung genannt, dringen Krankheitserreger in den Körper ein und vermehren sich dort. Die Erreger können Bakterien, Pilze, Parasiten oder Viren sein.
Im Körper können sie Fieber, Schwellungen, Rötungen oder Schmerzen auslösen und zu schwerwiegenden Erkrankungen führen. Dies können beispielsweise einfache Erkältungen, Fußpilz oder auch Diabetes sein.
Welche Infektionen können zu Diabetes führen?
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Das 1. Lebenshalbjahr eines Kindes ist für die Entwicklung seines Immunsystems entscheidend. Kommt es in diesen ersten 6 Monaten zu Infektionen der Atemwege, steigt das Risiko, später an Typ -1-Diabetes zu erkranken, stark an. Auslöser von Atemwegsinfektionen können beispielsweise Enteroviren sein. Sie werden meist durch Tröpfcheninfektion, das heißt durch kleinste Speichel- oder Schleimtröpfchen beim Sprechen, Husten und Niesen, oder direkt über den Kontakt mit Speichel oder Stuhl übertragen.
Effektive Schutzmaßnahmen gegen Enteroviren sind gründliches Händewaschen und gegebenenfalls Desinfizieren, Speisen abkochen und Taschentücher nur einmal verwenden. Ein Impfstoff steht bislang noch nicht zur Verfügung.
Hepatitis C wird durch das Hepatitis-C-Virus ausgelöst und kann zu schweren Leberschädigungen, wie beispielsweise einer Leberzirrhose oder einer nicht-alkoholischen Fettlebererkrankung (NAFLD), führen. Gleichzeitig bestätigen Studien, dass Hepatitis C auch Typ-2-Diabetes auslösen kann. Das Risiko dafür beträgt bei Menschen mit Hepatitis 15 Prozent. Also etwa jede 7. Person mit Hepatitis C erkrankt auch an Typ-2-Diabetes. Noch höher ist das Risiko, wenn bereits eine Leberzirrhose, Übergewicht oder Diabetes in der Familie vorhanden ist.
Die Therapie für Hepatitis C kann unter Umständen auch Autoimmunerkrankungen wie Typ-1-Diabetes auslösen.
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Eine Parodontitis ist eine Entzündung des Kieferknochens, die unbehandelt nicht nur zum Ausfallen einzelner Zähne, sondern auch zu Diabetes führen kann. Die Entzündungen im Kiefer können über den Blutkreislauf in den ganzen Körper gelangen und dort den Stoffwechsel beeinflussen.
Menschen mit einer Parodontitis haben ein doppelt so hohes Risiko, an Typ-2-Diabetes zu erkranken, wie Menschen mit gesundem Zahnfleisch. Wenn eine Parodontitis vorliegt, hängt der Behandlungserfolg bei Patientinnen und Patienten mit Diabetes von der richtigen Blutzuckereinstellung ab.
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Erkrankungen, die sich auf die Bauchspeicheldrüse auswirken, können grundsätzlich immer zu Diabetes führen. Denn die Bauchspeicheldrüse produziert das wichtige und blutzuckersenkende Insulin. Laut Studien schädigen die Viren von Röteln und Mumps die insulinproduzierenden Zellen in der Bauchspeicheldrüse.
Kongenitale Röteln sind eine virale Infektion, die während der Schwangerschaft von der Mutter zum Neugeborenen übertragen wird. Die Folgen können verschiedene Organe betreffen, auch die Bauchspeicheldrüse, die darauffolgend kein Insulin produzieren kann. Wenn nicht genug Insulin vorhanden ist, kann der Zucker aus dem Blut nicht in die Körperzellen aufgenommen werden. Der Blutzucker steigt und es entsteht ein Diabetes.
Dank der Impfprogramme sind diese Erkrankungen selten geworden.
Quellen:
American Diabetes Association: Diagnosis and Classification of Diabetes Mellitus. In: Diabetes Care, 2014, 37: S81-S90
Beyerlein, A. et al.: Infections in Early Life and Development of Type 1 Diabetes. In: JAMA, 2016, 315: 1899-1901
Bundesärztekammer et al.: Patientenleitlinie zur Nationalen Versorgungsleitlinie Therapie des Typ-2-Diabetes. 1. Auflage. Version 1. 2015
Demmer, R. T. et al.: Periodontal Status and A1C Change - Longitudinal results from the Study of Health in Pomerania (SHIP). In: Diabetes Care, 2010, 33: 1037-1043
Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten: S2k Leitlinie - Nicht- alkoholische Fettlebererkrankungen. Erstauflage. 2015 (in Überarbeitung)
Feingold, K. R. et al.: Atypical forms of diabetes. In: Endotext [Internet]. MDText.com, Inc. 2019
Younossi, Z. et al.: Extra-Hepatic Manifestations of Hepatitis C: A Meta-Analysis of Prevalence, Quality of Life, and Economic Burden. In: Gastroenterology, 2016, 150: 1599-1608
Robert Koch-Institut: Enteroviren. (Letzter Abruf: 06.08.2019)
Stand: 06.12.2019