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Wie wird Diabetes Typ 1 diagnostiziert?

Wissenschaftliche Unterstützung: Prof. Dr. Carolin Daniel

Hinweise auf einen durch Typ-1-Diabetes erhöhten Blutzucker sind unter anderem:

  • ein starkes Durstgefühl
  • häufiges Wasserlassen
  • allgemeine Abgeschlagenheit
  • und eine Gewichtsabnahme

Bei Verdacht auf Typ-1-Diabetes nimmt der Arzt oder die Ärztin zuerst eine Blutprobe, um zu prüfen, ob der Blutzuckerspiegel (Glukosespiegel) erhöht ist. Üblich ist heutzutage, dazu die Glukose im venösen Plasma zu messen. Blutplasma ist der flüssige Anteil des Blutes, ohne die Blutzellen.

Werden im Labor Blutzuckerwerte von 200 mg/dl (11,1 mmol/l) oder mehr gemessen, weist das auf das Vorliegen eines Diabetes hin. Dies gilt unabhängig davon, ob und was der- oder diejenige vorher gegessen hat.

Ist der Blutzuckerwert erhöht, wird die Messung im nächsten Schritt im nüchternen Zustand wiederholt, also nachdem die betreffende Person 8 bis 12 Stunden keine Nahrung zu sich genommen hat.

Wann spricht man von Diabetes? 

  • Ein Diabetes liegt vor bei Nüchtern-Blutzuckerwerten von 126 mg/dl (7,0 mmol/l) oder mehr im venösen Plasma.
  • Der Blutzucker-Langzeitwert (HbA1c) gibt Aufschluss über die durchschnittlichen Blutzuckerwerte der letzten 2 bis 3 Monate. Diabetes liegt vor bei einem HbA1c von 6,5 Prozent (48 mmol/mol) oder mehr. Der HbA1c-Wert reagiert jedoch nur auf hohe Blutzuckerkonzentrationen. Frühe Phasen einer Typ-1-Diabetes-Erkrankung sind damit nicht feststellbar.

Der orale Glukosetoleranztest (oGTT) spielt bei Typ-1-Diabetes eher eine untergeordnete Rolle.

Eine vermehrte Ausscheidung von Zucker lässt sich auch mit einem Urintest feststellen. Dazu werden spezielle Teststreifen in den Urin getaucht, die den Zuckergehalt des Urins anhand einer Farbreaktion sichtbar machen. Diese sehr einfache Methode erkennt Diabetes jedoch erst in einem fortgeschrittenen Stadium. Mit den Teststreifen sind erhöhte Blutzuckerwerte erst ab 160 bis 180 mg/dl (8,9 bis 10 mmol/l) nachweisbar.

Antikörpertest zur Früherkennung von Diabetes Typ 1

Falls Zweifel bestehen, um welche Diabetes-Form es sich handelt (Typ-1-Diabetes, Typ-2-Diabetes oder andere Formen), kann ein Test auf Autoantikörper sinnvoll sein. Bei der Autoimmunerkrankung Typ-1-Diabetes lassen sich bereits Insel-Autoantikörper im Blut nachweisen, lange bevor die ersten Krankheitsanzeichen auftreten. Bei Typ-2-Diabetes liegen diese Autoantikörper nicht vor. Typ-2-Diabetes ist keine Autoimmunerkrankung.

Wie kann man Typ-1-Diabetes früh erkennen und vorbeugen?

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Die Angriffe des Immunsystems gegen insulinproduzierende Betazellen in der frühen Phase der Entstehung des Typ-1-Diabetes dauern Monate bis Jahre. Anfangs treten keine Beschwerden auf. Der Nüchtern-Blutzuckerwert steigt erst an, wenn etwa 80 Prozent der Betazellen zerstört sind. Eine Blutzuckeruntersuchung liefert also erst sehr spät einen Hinweis auf eine Schädigung der insulinproduzierenden Betazellen.

Wie oben beschrieben, lassen sich bei fast allen Betroffenen schon Jahre vor dem Ausbruch von Typ-1-Diabetes im Blut Antikörper gegen verschiedene Strukturen (Antigene) der Langerhans-Inseln in der Bauchspeicheldrüse finden (Insel-Autoantikörper, Test zur Früherkennung). Die größte diagnostische Bedeutung kommt den folgenden Insel-Autoantikörpertypen zu:

  • Autoantikörper gegen zytoplasmatische Inselzellbestandteile (ICA)
  • Autoantikörper gegen Insulin (IAA)
  • Autoantikörper gegen das Enzym Glutaminsäure-Decarboxylase (GADA)
  • Autoantikörper gegen den Zink-Transporter-8 (ZnT8A)
  • Autoantikörper gegen das Enzym Tyrosinphosphatase (IA2) 

Quellen:

American Diabetes Association: Standards of Medical Care in Diabetes - 2019. In: Diabetes Care, 2019, 42: S1-S193
Danne, T. et al. (2014): Diabetes bei Kindern und Jugendlichen. 7. Auflage. Springer Verlag, Heidelberg, ISBN: 978-3-642-24645-6
Deutsche Diabetes Gesellschaft et al.: S3-Leitlinie Diagnostik, Therapie und Verlaufskontrolle des Diabetes mellitus im Kindes- und Jugendalter. Langfassung. 2015
Häring, H.-U. et al. (Hrsg.) (2011): Diabetologie in Klinik und Praxis. 6. Auflage. Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart, ISBN: 9783135128061
Nauck, M. et al.: Definition, Klassifikation und Diagnostik des Diabetes mellitus. In: Diabetologie, 2017, 12: S94-S100
Ziegler, A. G. et al.: Type 1 Diabetes Prevention – A Goal Dependent on Accepting a Diagnosis of Asymptomatic Disease. In: Diabetes, 2016, 65: S3233-S3239
Ziegler, A. G. et al.: 3 Screen ELISA for High-Throughput Detection of Beta Cell Autoantibodies in Capillary Blood. In: Diabetes Technol Ther, 2016, 18: 687-693
Stand: 31.10.2019