Was ist Schwangerschaftsdiabetes?
Wissenschaftliche Unterstützung: PD Dr. Sandra Hummel
Während einer Schwangerschaft verändert sich der Hormonhaushalt der Frau. Das kann sich auf den Stoffwechsel der Mutter auswirken und den Blutzuckerspiegel in die Höhe treiben. Werden dauerhaft bestimmte Blutzuckerwerte überschritten, spricht man von Schwangerschaftsdiabetes (Gestationsdiabetes).
Symptome treten bei Schwangerschaftsdiabetes meistens nicht auf. Daher ist ein Blutzuckersuchtest (Glukosetoleranztest) zwischen der 24. und 28. Schwangerschaftswoche wichtig, um die Erkrankung frühzeitig zu erkennen und behandeln zu können. Erst bei deutlich erhöhten Blutzuckerwerten können Anzeichen wie Müdigkeit und starker Durst auftreten.

Ab der 20. Schwangerschaftswoche (SSW) überfluten verschiedene Hormone den Körper einer Schwangeren. Sie verändern körperliche Vorgänge, um das Wachstum des Ungeborenen zu ermöglichen. Auch der Zuckerstoffwechsel passt sich an, indem der Blutzucker verstärkt über die Nabelschnur zum Kind gelangt.
Überschreiten die Blutzuckerwerte dauerhaft einen bestimmten Grenzwert, liegt ein Schwangerschaftsdiabetes (Gestationsdiabetes) vor. Die zu hohen Blutzuckerwerte können kurz- und langfristige Folgen für die Gesundheit der Mutter und das Kind haben. Deshalb ist es wichtig, den Schwangerschaftsdiabetes frühzeitig zu erkennen und zu behandeln. In den meisten Fällen normalisiert sich der Zuckerstoffwechsel nach der Geburt des Kindes wieder.
Bei Schwangerschaftsdiabetes handelt es sich, ähnlich wie bei Typ-2-Diabetes, um ein Zusammenwirken von erhöhter Insulinresistenz und eingeschränkter Insulinausschüttung.
Lesen Sie mehr über die Entstehung von Schwangerschaftsdiabetes.
Gut zu wissen:
Schwangerschaftsdiabetes ist eine Stoffwechselstörung, die erstmals während der Schwangerschaft diagnostiziert wird. Sie verschwindet danach häufig wieder.
Wie häufig ist Schwangerschaftsdiabetes?
Im Jahr 2020 hatten etwa 56.000 von ca. 600.000 Frauen, die in einer Klinik entbunden haben, einen Schwangerschaftsdiabetes. Das entspricht etwa 9 von 100 Schwangeren. Die Zahl steigt seit dem Jahr 2002 kontinuierlich an. Dies liegt einerseits daran, dass es immer mehr ältere und übergewichtige Schwangere gibt – 2 Risikofaktoren für die Überzuckerung in der Schwangerschaft. Andererseits übernehmen die Krankenkassen seit dem Jahr 2012 die Kosten für den Glukosetoleranztest. Deswegen wird der Schwangerschaftsdiabetes häufiger festgestellt und dokumentiert.
Gibt es Symptome für einen Schwangerschaftsdiabetes?
Ein Schwangerschaftsdiabetes verursacht in vielen Fällen keine Symptome. Erst bei sehr hohen Blutzuckerwerten können ähnliche Anzeichen wie bei anderen Diabetesformen einsetzen:
- Schwäche
- Müdigkeit
- Gesteigerter Durst
- Häufiges Wasserlassen
Oft werden diese Symptome mit gewöhnlichen Begleiterscheinungen einer Schwangerschaft verwechselt. Regelmäßige ärztliche Kontrollen und Blutzuckertests auf Schwangerschaftsdiabetes sind daher umso wichtiger. Weitere Anzeichen sind ein wiederholter Nachweis von Zucker im Urin oder eine vermehrte Fruchtwassermenge.
Gut zu wissen:
Schwangere bemerken einen zu hohen Blutzucker selten selbst. Mit einem „Zuckertest“ (Glukosetoleranztest) kann ein Schwangerschaftsdiabetes nachgewiesen werden.
Wer erkrankt an Schwangerschaftsdiabetes?
Anfällig für Schwangerschaftsdiabetes sind insbesondere Frauen mit Übergewicht und einem höheren Schwangerschaftsalter. Neben weiteren Faktoren erhöht auch die Zugehörigkeit zu bestimmten ethnischen Gruppen das Risiko für die Stoffwechselstörung.
Vorbeugung von Schwangerschaftsdiabetes
Sowohl Übergewicht als auch eine übermäßige Gewichtszunahme während der Schwangerschaft begünstigen die Entstehung eines Schwangerschaftsdiabetes. Empfohlen wird deshalb, dass Frauen durch einen gesunden Lebensstil beide Risikofaktoren minimieren. Die aktuelle Forschung beschäftigt sich vor allem mit der Fragestellung, welche Frauen am meisten von Lebensstil-Interventionen profitieren. Anstelle von pauschalen Empfehlungen zum Lebensstil während der Schwangerschaft sollen zukünftig individuelle Risikofaktoren und Verhaltensweisen berücksichtigt werden.
Gut zu wissen:
Nach der Geburt sollten Frauen mit Schwangerschaftsdiabetes weiterhin körperlich aktiv bleiben. Denn: Das Risiko, innerhalb der nächsten Jahre einen Typ-2-Diabetes zu entwickeln, ist erhöht.
Weitere Informationen zu Schwangerschaftsdiabetes
Quellen:
Deutsche Diabetes Gesellschaft et al.: S3-Leilinie Gestationsdiabetes mellitus (GDM) - Diagnostik, Therapie und Nachsorge. Langfassung. 2. Auflage. 2018
Deutsche Diabetes Gesellschaft et al.: S3-Leilinie Gestationsdiabetes mellitus (GDM) - Diagnostik, Therapie und Nachsorge. Patientinnenempfehlung. 2. Auflage. 2018
Diabetes Surveillance: Diabetes in Deutschland – Erwachsene. Prävalenz Gestationsdiabetes. (Letzter Abruf: 14.12.2022)
Institut für Qualitätssicherung und Transparenz im Gesundheitswesen: Bundesauswertung zum Erfassungsjahr 2020 - Geburtshilfe. 2021
Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen. Schwangerschaftsdiabetes. (Letzter Abruf: 14.12.2022)
Nationale Diabetes-Surveillance am Robert Koch-Institut: Diabetes in Deutschland – Bericht der Nationalen Diabetes-Surveillance 2019. 2019
Stand: 14.12.2022