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Was ist der Nutri-Score?

Wissenschaftliche Unterstützung: Theresa Kössler

Bei vielen Erkrankungen, zum Beispiel Übergewicht und Typ-2-Diabetes, spielt ein ungesunder Lebensstil mit zu wenig Bewegung und ungesunder Ernährung eine entscheidende Rolle. Auf beide Faktoren können wir aktiv Einfluss nehmen und damit unser persönliches Erkrankungsrisiko beeinflussen.

Gerade beim Thema Ernährung ist es jedoch nicht immer einfach, sich im Dschungel der zahlreichen Lebensmittel-Angebote zurechtzufinden. Das gilt insbesondere für industriell hergestellte, vorverpackte Lebensmittel. Oftmals verbergen sich hier wahre Fett- und Zuckerfallen.

Um die Nährwertqualität vorverpackter Lebensmittel auf einen Blick zumindest grob erfassen zu können, ist mit dem Nutri-Score ein einfaches Kennzeichnungssystem in Deutschland eingeführt worden.

Der Nutri-Score ist ein Logo mit einer 5-stufigen Farbskala von A bis E. Er befindet sich auf der Vorderseite von vorverpackten Lebensmitteln. Die Buchstaben A bis E kennzeichnen zusammen mit den Farben (dunkelgrün, hellgrün, gelb, orange und rot) die Qualitätsstufen.

Gut zu wissen:

Der leicht verständliche Nutri-Score trägt dazu bei, mit nur einem kurzen Blick eine gesündere Lebensmittel-Wahl treffen zu können.

Mit dem Nutri-Score lässt sich die Nährwertqualität von Lebensmitteln leicht verständlich und schnell erfassen: Anhand der Kennzeichnung können Verbraucherinnen und Verbraucher direkt auf der Verpackung erkennen, ob ein Produkt einer bestimmten Produktgruppe viel Fett, gesättigte Fettsäuren, Zucker oder Salz enthält. Ein hervorgehobenes dunkelgrünes A steht zum Beispiel für ein Produkt mit eher günstigen Bestandteilen, das heißt für ein „gesünderes“ Produkt. Ein hervorgehobenes rotes E bedeutet, dass dieses Lebensmittel eher nachteilig ist. So können verschiedene Lebensmittel, die zu einer Produktgruppe gehören, miteinander verglichen werden.

Wie wird der Nutri-Score berechnet?

Beim Nutri-Score werden ungünstige und günstige Nährwertbestandteile sowie der Kaloriengehalt mit Punkten bewertet und miteinander verrechnet.

In die Bewertung gehen die Kalorienzahl sowie der Gehalt an Fett, gesättigten Fettsäuren, Zucker und Salz pro 100 Gramm oder 100 Milliliter eines Produkts ein. Für diese Nährwertbestandteile wird jeweils eine bestimmte Punktzahl vergeben – von 0 (optimal) bis 40 (schlecht).

Aber auch andere, günstige Bestandteile wie der Obst- und Gemüseanteil, Ballaststoffe, Proteine und Nüsse werden berücksichtigt. Für diese Nahrungsbestandteile werden Punkte abgezogen – von 0 (nichts vorhanden) bis 15 (höhere Menge der vorteilhaften Nährstoffe vorhanden).

Gut zu wissen:

Der Nutri-Score teilt vorverpackte Lebensmittel in 5 Nährwert-Kategorien ein (A = beste Bewertung, E = schlechteste Bewertung):

  • A dunkelgrün
  • B hellgrün
  • C gelb
  • D orange
  • E rot

Die erreichte Kategorie wird optisch hervorgehoben.

Die vergebenen Punktzahlen werden miteinander verrechnet, sodass ungünstige Lebensmitteleigenschaften die Gesamtpunktzahl erhöhen und damit den Nutri-Score verschlechtern. Positive Bestandteile senken hingegen die Gesamtpunktzahl und verbessern dadurch den Nutri-Score. Je niedriger die Gesamtpunktzahl der Nährwertbestandteile sowie des Kaloriengehalts ausfällt, umso besser ist die Nährwertqualität des Produkts und dementsprechend auch der Nutri-Score.

Die höchste Qualitätsstufe erhält ein dunkelgrünes A. Enthält das Produkt hingegen sehr viele ungünstige Bestandteile wie Fett, gesättigte Fettsäuren, Zucker und/oder Salz, wird es mit einem roten E gekennzeichnet. Konsumentinnen und Konsumenten sollten also aus ernährungsphysiologischer Sicht eher auf A- und B-Produkte als auf D- und E-Produkte innerhalb einer Produktgruppe zurückgreifen.

Die detaillierte Nutri-Score Formel ist auf der Website von Santé publique France in Englisch und Französisch öffentlich zugänglich.

Im Internet sind außerdem Apps verfügbar, um den Nutri-Score für verschiedene Produkte anhand der aufgedruckten Nährwertangaben zu ermitteln. Eine entsprechende App bietet die Organisation Open Food Facts an.

In Deutschland sind rund 47 Prozent der Frauen, 62 Prozent der Männer und 15 Prozent der Kinder und Jugendlichen übergewichtig. Zuviel Fette, gesättigte Fettsäuren, Zucker und Salz tragen zum Übergewicht bei und erhöhen das Risiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten und andere chronische Erkrankungen wie Typ-2-Diabetes.

Der Nutri-Score liefert eine schnelle Orientierung, ob ein vorverpacktes Lebensmittel viele ungünstige oder eher günstige Nährwertbestandteile enthält. Ein weiterer Vorteil: Da sich der Score immer auf 100 Gramm beziehungsweise 100 Milliliter eines Lebensmittels bezieht, lässt sich die Nährwertqualität von Lebensmitteln der gleichen Kategorie einfach und schnell vergleichen.

Gut zu wissen:

Der Nutri-Score bietet eine schnelle Orientierung, wo Fett- und Zuckerfallen lauern.

Ernährungswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler aus Frankreich und England haben mit Unterstützung des französischen Gesundheitsministeriums das Konzept für den Nutri-Score entwickelt. Der Score basiert auf einem wissenschaftlich bereits anerkannten Nährwertmodell, dem Food Standards Agency Score beziehungsweise FSA-Score.

Alle Kennzeichnungssysteme haben jedoch Lücken: Der Nutri-Score ist einerseits einfach und ermöglicht die Bewertung auf einen Blick. Andererseits kann der Nutri-Score kein umfassendes Bewertungssystem für Lebensmittel sein. Beispielsweise bleiben positive Inhaltsstoffe wie Vitamine, Mineralstoffe oder ungesättigte Fettsäuren unberücksichtigt. Auch zahlreiche Zusatzstoffe, wie Geschmacksverstärker, Süßstoffe oder Aromen, sind in der Nutri-Score-Bewertung nicht enthalten.

Wer also gezielt auf einzelne Nährstoffe achten muss oder möchte, für den reicht der Nutri-Score nicht aus. Hier ist weiterhin ein Blick auf die ausführliche Nährwerttabelle notwendig. Die Nährwerttabelle, die der Hersteller aufdrucken muss, befindet sich meistens auf der Rückseite der Verpackung.

Kritikerinnen und Kritiker der einfachen Nährwertkennzeichnung geben darüber hinaus zu bedenken, dass es nicht auf das Produkt im Einzelnen ankomme, sondern vielmehr auf das, was über einen längeren Zeitraum insgesamt verzehrt würde.

Die Befürwortenden der einfachen Nährwertkennzeichnung erhoffen sich zum einen, dass Verbraucherinnen und Verbraucher durch einen kurzen Blick auf den Nutri-Score vermehrt zu Lebensmitteln mit höherer Qualitätsstufe greifen. Zum anderen kann der Nutri-Score auch dazu beitragen, dass Hersteller ihre Rezepte zugunsten „gesünderer“ Bestandteile verändern.

Verbraucherbefragung in Deutschland

In einer Studie mit mehr als 1.600 Teilnehmerinnen und Teilnehmern hatte das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) den Verbraucherinnen und Verbrauchern 4 verschiedene Modelle für eine einfache zusätzliche Nährwertkennzeichnung vorgestellt. Bei der Befragung schnitt der Nutri-Score als bestes Modell ab. Rund 90 Prozent der Teilnehmenden bezeichneten den Nutri-Score als "schnell und intuitiv verständlich".

Nach geltendem EU-Recht sind Hersteller von vorverpackten Lebensmitteln dazu verpflichtet, auf der Verpackung den Gehalt an Energie, Fett, gesättigten Fettsäuren, Kohlenhydraten, Zucker, Eiweiß und Salz anzugeben. Für viele Konsumentinnen und Konsumenten ist es jedoch nicht einfach, zu beurteilen, ob die angegebenen Werte viel oder wenig sind. Hier hilft der Nutri-Score: Die einfache Kennzeichnung von A (dunkelgrün) bis E (rot) lässt auf einen Blick erkennen, ob das Lebensmittel innerhalb seiner Produktgruppe eher eine hohe oder eine niedrige Nährwertqualität hat.

Frankreich hat den Nutri-Score auf freiwilliger Basis bereits im Jahr 2017 eingeführt. Belgien und Spanien folgten 2018. In Deutschland können Unternehmen ihre vorverpackten Lebensmittel seit November 2020 rechtssicher mit dem Nutri-Score kennzeichnen. Andere Länder wie Luxemburg, Portugal, die Niederlande und die Schweiz planen ebenfalls, den Nutri-Score einzuführen.

Das EU-Recht besagt allerdings auch, dass die vereinfachte zusätzliche Nährwertkennzeichnung national nicht verpflichtend gelten darf. Der Nutri-Score ist also nur eine „Empfehlung". Die Verwendung bleibt den Herstellern freigestellt.

Quellen:

Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft: Erweiterte Nährwertkennzeichnung: Verbraucherinnen und Verbraucher wollen Nutri-Score. (Letzter Abruf: 26.10.2020)
Bundeszentrum für Ernährung: Modell zur Nährwertkennzeichnung: Der Nutri-Score. (Letzter Abruf: 26.10.2020)
Cecchini, M. et al.: Impact of food labelling systems on food choices and eating behaviours: A systematic review and meta-analysis of randomized studies. In: Obesity Reviews, 2015, 17: 201-210
Egnell, M. et al.: Objective Understanding of Front-of-Package Nutrition Labels: An International Comparative Experimental Study across 12 Countries. In: Nutrients, 2018, 10: 1542
Julia, C. et al.: Nutri-Score: Evidence of the effectiveness of the French front-of-pack nutrition label. In: Ernaehrungs Umschau international, 2017, 64: 181-187
Mhurchu, C. N. et al.: Do nutrition labels influence healthier food choices? Analysis of label viewing behaviour and subsequent food purchases in a labelling intervention trial. In: Appetite, 2018, 121: 360-365
Open Food Facts: Vergleichen Sie die Nährwertqualität von Lebensmitteln mit dem Nutri-Score! (Letzter Abruf: 26.10.2020)
Presse- und Informationsamt der Bundesregierung: Fragen und Antworten: Nutri-Score®-Kennzeichen kommt. 2020 (Letzter Abruf: 26.10.2020)
Rayner, M.: Nutrient profiling for regulatory purposes. In: Proc Nutr Soc, 2017, 76: 230-236
Santé publique France: Nutri-Score Frequently Asked Questions. 2020 (Letzter Abruf: 26.10.2020)
Verbraucherzentrale Bundesverband: Nutri-Score: Gesünder essen dank Ampelfarben. 2019 (Letzter Abruf: 26.10.2020)
Verbraucherzentrale NRW e.V.: Entscheidung für den Nutri-Score: Nährwertkennzeichnung kommt. 2020 (Letzter Abruf: 26.10.2020)
Stand: 07.10.2021