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Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Entwicklung kardiovaskulärer Erkrankungen bei Typ-1-Diabetes

Das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist bei Personen, die seit dem Kindesalter an Typ-1-Diabetes erkrankt sind, im Laufe der Zeit zurückgegangen. Allerdings besteht bei Personen mit Typ-1-Diabetes im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung nach wie vor ein erheblich erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Diese Ergebnisse wurden kürzlich in einer groß angelegten Studie, die in Finnland durchgeführt wurde, veröffentlicht.

 

11.766 Personen mit Typ-1-Diabetes wurden viele Jahre hinsichtlich kardiovaskulärer Erkrankungen beobachtet

Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind die häufigsten Folgeerkrankungen, die durch einen Diabetes entstehen können. Dass adäquate Blutglukosewerte, ein normaler Blutdruck, niedrige Blutfettwerte sowie vor allem ein gesunder Lebensstil das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen maßgeblich reduzieren, ist bereits vielfach belegt. In einer Finnland-weiten retrospektiven Kohortenstudie untersuchten Forschende nun die zeitliche Entwicklung der verschiedenen Arten von kardiovaskulären Erkrankungen bei Personen mit Typ-1-Diabetes. In die Analyse miteingeschlossen wurden die Erkrankungen koronare Herzkrankheit, Schlaganfall, peripherere Herzkrankheit und Herzinsuffizienz.

Insgesamt wurden 11.766 Personen in die Studie aufgenommen, bei denen zwischen dem 1. Januar 1965 und dem 31. Dezember 1999 ein Typ-1-Diabetes diagnostiziert wurde und die zum Zeitpunkt der Diagnosestellung jünger als 15 Jahre waren. Die Teilnehmenden wurden bis Ende 2016 hinsichtlich des Auftretens von kardiovaskulären Erkrankungen und bis Ende 2017 hinsichtlich der Mortalität (Sterblichkeit) an Herz-Kreislauf-Erkrankungen beobachtet. Zur Analyse wurden die Personen je nach Jahr der Diabetes-Diagnose in Gruppen eingeteilt. Die erhobenen Daten wurden mit Werten der finnischen Allgemeinbevölkerung aus dem Register für kardiovaskuläre Erkrankungen des Nationalen Instituts für Gesundheit und Soziales in Finnland verglichen.

 

Je später die Diabetes-Diagnose, desto geringer das kardiovaskuläre Risiko

In der Nachbeobachtungszeit traten bis Ende des Jahres 2016 bei insgesamt 1.761 Personen einzelne oder mehrere Herz-Kreislauf-Erkrankungen auf. Verzeichnet wurden dabei die folgenden 2.686 Ereignisse:

  • 864 Ereignisse (32,2 Prozent) mit koronarer Herzkrankheit, davon 663 akute Myokardinfarkte
  • 497 Ereignisse (18,5 Prozent) mit Schlaganfällen
  • 854 Ereignisse (31,8 Prozent) mit peripheren Arterienerkrankungen, davon 498 Amputationen der unteren Extremitäten
  • 471 Ereignisse (17,5 Prozent) mit Herzinsuffizienz

Bis Ende des Jahres 2017 wurden außerdem 1.467 Todesfälle gemeldet.

Unter Einbeziehung des Jahres der Diabetes-Diagnose und dem Auftreten von kardiovaskulären Erkrankungen schlossen die Forschenden darauf, dass das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen mit jedem späteren Kalenderjahr der Diabetes-Diagnose um 3,8 Prozent linear sank. Die Daten zeigen zudem, dass das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen bei Personen, die seit dem Kindesalter an Typ-1-Diabetes erkrankt sind, im Laufe der Zeit zurückging. Dennoch, so die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, sei das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen bei Personen mit Typ-1-Diabetes im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung stark erhöht.

Als Fazit der Studie weisen die Forschenden insbesondere auf die Notwendigkeit weiterer Studien über die Mechanismen der Atherosklerose ab dem Zeitpunkt der Diagnose von Typ-1-Diabetes hin, um eine frühzeitige und wirksame Prävention von kardiovaskulären Erkrankungen zu ermöglichen.

 

Materialien für den Berufsalltag von Diabetes-Fachkräften

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Eine detaillierte Beschreibung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen für Menschen mit Diabetes finden Sie in diesem Beitrag.

 

Quelle:

Harjutsalo, V. et al.: Long-term population-based trends in the incidence of cardiovascular disease in individuals with type 1 diabetes from Finland: a retrospective, nationwide, cohort study. In: Lancet Diabetes Endocrinol, 2021, 9: 575-585