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Folgeerkrankungen

Dauerhafte Nierenersatztherapie bei Menschen mit Diabetes

Wissenschaftliche Unterstützung: Prof. Dr. Dr. Andrea Icks

Chronisches Nierenversagen ist eine schwerwiegende Komplikation bei Menschen mit Diabetes, die zu einer schlechteren Lebensqualität, einer erhöhten Sterblichkeit und erhöhten Kosten für das Gesundheitssystem führt. Die Patientinnen und Patienten sind auf Nierenersatztherapien wie eine Dialyse oder Nierentransplantation angewiesen.

Eine großangelegte deutschlandweite Studie mit Daten von rund 25 Millionen Personen hat nun gezeigt, dass Menschen mit Diabetes 6-mal häufiger eine Nierenersatztherapie benötigen als Menschen, die nicht an Diabetes erkrankt sind.

Ziel der Studie war es, herauszufinden, wie häufig Menschen mit und ohne Diabetes eine dauerhafte Nierenersatztherapie wie eine Dialyse oder Nierentransplantation benötigen. Zudem wurde die zeitliche Entwicklung der Zahl der Nierenersatztherapien untersucht. Eine begonnene dauerhafte Nierenersatztherapie wurde als Anzeichen für das Nierenversagen gesehen. Dafür hat das Forschungsteam Versichertendaten von gesetzlichen Krankenkassen (Allgemeine Ortskrankenkasse (AOK) und Betriebskrankenkassen (BKK)) über 7 Jahre zwischen 2010 und 2016 analysiert.

 

Nierenersatztherapie bei Menschen mit Diabetes deutlich häufiger im Vergleich zu Menschen ohne Diabetes

Etwa ein Achtel aller Versicherten (12,5 Prozent) hatte eine Diabetes-Diagnose. Dabei spielte die Diabetesform keine Rolle. Während der Beobachtungszeit erhielten 73.638 Versicherte erstmals eine dauerhafte Nierenersatztherapie. 6 von 10 betroffenen Personen (insgesamt 44.607 Personen) hatten eine Diabetes-Diagnose. Bei Beginn einer Nierenersatztherapie waren die Personen durchschnittlich 71 Jahre alt. Dabei waren Menschen mit Diabetes mit 73 Jahren im Durchschnitt älter als Menschen ohne Diabetes (69 Jahre).

Die Analyse ergab, dass Menschen mit Diabetes 6-mal häufiger eine Nierenersatztherapie benötigen als Menschen, die nicht an Diabetes erkrankt sind.

 

Einsatz der Nierenersatztherapie bei Diabetes im Verlauf rückläufig

Des Weiteren zeigte die Studie bei Versicherten mit Diabetes einen beständigen Rückgang (rund 3 Prozent pro Jahr) der Zahl der beginnenden Nierenersatztherapien. Das galt für Frauen und Männer sowie für fast alle Altersklassen. Verantwortlich für den beobachteten Rückgang sei wahrscheinlich zumindest teilweise die im Laufe der Jahre verbesserte Diabetes-Versorgung, vor allem die striktere Blutglukosekontrolle und die Betreuung der Menschen in sogenannten Disease Management Programmen (DMPs), vermutet das Forschungsteam.

Bei Versicherten ohne eine Diabetes-Diagnose veränderte sich die Zahl beginnender Nierenersatztherapien insgesamt nicht. Lediglich bei Frauen unter 40 Jahre sowie bei Personen über 80 Jahre war ein Rückgang dieser Zahlen zu beobachten.

Männer mit und ohne Diabetes hatten jeweils ein doppelt so hohes Risiko für eine Nierenersatztherapie im Vergleich zu Frauen.

 

Fazit: Die Zahl beginnender Nierenersatztherapien bei Diabetes ging in den letzten Jahren zurück, bleibt jedoch deutlich höher als bei Menschen ohne Diabetes

Die Ergebnisse der Studie zeigen: Nierenersatztherapien wurden häufiger bei Menschen mit einer Diabetes-Diagnose als bei Menschen ohne Diabetes-Diagnose verwendet. Männer wiesen ein höheres Risiko im Vergleich zu Frauen auf. Weiterhin war ein merklicher Rückgang der beginnenden Nierenersatztherapien bei Menschen mit Diabetes, nicht jedoch bei Menschen ohne Diabetes zu erkennen.


Quelle:
Claessen, H. et al.: Renal Replacement Therapy in People With and Without Diabetes in Germany, 2010–2016: An Analysis of More Than 25 Million Inhabitants. In: Diabetes Care, 2021, 44: 1-9