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Diabetes-Prävention

Einsatz von Diabetes-Risiko-Tests in Hausarztpraxen

Wissenschaftliche Unterstützung: Dr. Esther Seidel-Jacobs

Typ-2-Diabetes bleibt oft jahrelang unentdeckt. Mit Hilfe von Diabetes-Risiko-Tests kann das persönliche Typ-2-Diabetes-Risiko schon frühzeitig bestimmt werden. Eine Studie ist nun der Frage nachgegangen, wie sich der Einsatz des Deutschen Diabetes-Risiko-Tests® in Hausarztpraxen auf das Gesundheitsverhalten von Menschen mit Übergewicht auswirkt.

 

Risikoabschätzung anhand einfacher Variablen

Ein Typ-2-Diabetes tritt nicht plötzlich auf, sondern entwickelt sich über Jahre — häufig ohne Symptome. Ist aber bereits frühzeitig ein erhöhtes Risiko bekannt, so kann oftmals durch Lebensstiländerungen der Ausbruch der Erkrankung verhindert oder zumindest hinausgezögert werden. Diabetes-Risiko-Tests stellen eine Möglichkeit dar, das persönliche Risiko in den nächsten Jahren an Typ-2-Diabetes zu erkranken, zu ermitteln.

Der Deutsche Diabetes-Risiko-Test®, entwickelt vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE) und dem Deutschen Zentrum für Diabetesforschung (DZD), fokussiert sich neben typischen Risikofaktoren von Typ-2-Diabetes wie Alter, Taillenumfang und familiärer Vorbelastung auch auf die Ernährungsgewohnheiten.

Allerdings gibt es bisher nur sehr wenige Studien, die sich mit dem Nutzen und der Wirkung solcher Fragebögen beschäftigt haben. Vor diesem Hintergrund wurde nun untersucht, ob der Einsatz des Deutschen Diabetes-Risiko-Tests® bei übergewichtigen Personen zu einer Steigerung der körperlichen Aktivität führt oder auch unerwünschte Konsequenzen, beispielsweise Ängste, hervorrufen kann.

 

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Randomisierte kontrollierte Studie

Die Studie wurde in 30 Hausarztpraxen durchgeführt, die randomisiert einer Kontroll- und einer Interventionsgruppe zugeordnet wurden:

  • In der einen Gruppe wurde eine routinemäßige Gesundheitsuntersuchung (Check-up 35) durchgeführt (Kontrollgruppe).
  • In der anderen Gruppe wurde zusätzlich der Deutsche Diabetes-Risiko-Test® eingesetzt (Interventionsgruppe) und anschließend das Ergebnis mit der Hausärztin beziehungsweise dem Hausarzt besprochen.

Insgesamt nahmen 315 Personen über 35 Jahre, ohne bekannten Diabetes und mit einem Body-Mass-Index (BMI) ab 27 kg/m² an der Studie teil. Primäres Ziel war es, die Veränderung der körperlichen Aktivität 12 Monate nach der Gesundheitsuntersuchung zu messen. Zusätzlich wurden Unterschiede hinsichtlich körperlicher (BMI und Taillenumfang) und mentaler Veränderungen (empfundene Gesundheit, Angst, Depression) sowie die Motivation zur Lebensstiländerung ausgewertet.

 

Wenige Effekte nach 12 Monaten

Nach 12 Monaten wurde in der Interventionsgruppe im Vergleich zur Kontrollgruppe nur ein leichter Anstieg der körperlichen Aktivität beobachtet: Beispielsweise circa 30 Minuten moderate Aktivität beim Fahrradfahren oder das Tragen leichter Lasten an 3 Tagen pro Woche. Hinsichtlich der physischen und mentalen Endpunkte zeigten sich keine relevanten Unterschiede zwischen den Gruppen. Die Motivation für eine Lebensstiländerung (Reduktion des Körpergewichts, Steigerung der körperlichen Aktivität und gesunde Ernährungsgewohnheiten) war bei Personen in der Interventionsgruppe gegenüber der Kontrollgruppe ebenfalls nur geringfügig erhöht.

 

Test allein nicht ausreichend

Die Ergebnisse zeigen, dass der Deutsche Diabetes-Risiko-Test® inklusive Einordnung der Ergebnisse durch eine Fachkraft als alleinige Intervention nicht ausreicht, um die körperliche Aktivität bei übergewichtigen Personen zu steigern beziehungsweise das Verhalten zu ändern. Die Forschenden vermuten, dass möglicherweise die Art und Intensität der Gesprächsführung zwischen Hausärztin oder Hausarzt und der betroffenen Person einen Einfluss auf die Effektivität der Maßnahme hat. Dies sollte in weiteren Studien untersucht werden.

Trotz der Ergebnisse ist der Einsatz von solchen Fragebögen in der hausärztlichen Praxis sinnvoll, um das Risiko für die Entwicklung eines Diabetes objektiv quantifizieren zu können. Regelmäßige Unterstützung und Begleitung durch Fachkräfte können maßgeblich zur Motivation und einer langfristigen Umsetzung einer Lebensstiländerung beitragen.

 

Quellen:

Deutsches Diabetes-Zentrum: Welche Auswirkungen haben die Diabetes-Risiko-Scores beim Hausarzt? Pressemitteilung vom 28.06.2022

Seidel-Jacobs, E. et al.: Impact of applying a diabetes risk score in primary care on change in physical activity: a pragmatic cluster randomised trial. In: Acta Diabetol, 2022, 59: 1031-1040