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Begleit- und Folgeerkrankungen

Adipositas – Multimorbidität vorprogrammiert

Adipositas ist ein Risikofaktor für viele weitere Erkrankungen. Dennoch ist bisher wenig über das gleichzeitige Auftreten mehrerer Erkrankungen bekannt. Studienergebnisse zeigen nun, welche Mehrfachbelastung Adipositas für die betroffenen Personen darstellt.

 

 

Multimorbidität bei Fettleibigkeit

Mit Adipositas können viele verschiedene Erkrankungen einhergehen, wie zum Beispiel Typ-2-Diabetes, kardiovaskuläre Erkrankungen sowie bestimmte Krebserkrankungen. Über diese sogenannte Multimorbidität liegen bisher jedoch nur wenige Studienergebnisse vor. Forschende untersuchten daher das Risiko für häufig auftretende Erkrankungen bei adipösen Menschen und welche Rolle die Fettleibigkeit bei der Entwicklung komplexer Multimorbidität im höheren Alter spielt.

Die Forschenden analysierten Daten aus 2 finnischen Kohortenstudien mit insgesamt 114.657 Teilnehmenden zwischen 16 und 78 Jahren, die zwischen 1998 und 2013 an den Studien teilgenommen haben. Die Studienergebnisse wurden mittels einer Kohortenstudie aus Großbritannien mit 499.357 Teilnehmenden im Alter von 38 bis 73 Jahren, die zwischen 2006 und 2010 durchgeführt wurde, repliziert.

Die Gruppierung der Studienteilnehmenden nach Body-Mass-Index (BMI) erfolgte in 4 Gruppen:

  1. Fettleibigkeit (30 kg/m² oder größer)
  2. Übergewicht (25 bis 29,9 kg/m²)
  3. Normalgewicht (18,5 bis 29,9 kg/m2)
  4. Untergewicht (unter 18,5 kg/m²)

 

Fettleibigkeit großer Nachteil für krankheitsfreie Zukunft

Teilnehmende mit Fettleibigkeit hatten im Vergleich zu Personen mit gesundem Körpergewicht sowohl ein höheres Risiko für eine einfache (2 Krankheiten) als auch komplexe (4 oder mehr Krankheiten) Multimorbidität. Das Risiko war mit Fettleibigkeit um das 5-fache für eine einfache und um das 12-fache für eine komplexe Multimorbidität erhöht. Über die Hälfte der Personen mit Fettleibigkeit (53,3 Prozent) hatte im Alter von 75 Jahren eine einfache und 8,3 Prozent eine komplexe Multimorbidität.

Bei Personen mit Adipositas tritt die Multimorbidität zudem oft früher auf als bei Personen mit gesundem Körpergewicht. So hatten in der Gruppe mit Adipositas bereits im Alter von 55 Jahren genauso viele Personen eine einfache beziehungsweise komplexe Multimorbidität vorliegen, wie in der Gruppe mit gesundem Körpergewicht im Alter von 75 Jahren.

Es war zudem von Bedeutung, zu welchem Zeitpunkt die Fettleibigkeit bestand: Vor dem 50. Lebensjahr stand diese in stärkerem Zusammenhang mit komplexer Multimorbidität im Vergleich zu einer später auftretenden Fettleibigkeit. Gleiches galt auch für eine einfache Multimorbidität. Das Risiko, eine komplexe Multimorbidität zu entwickeln, war zudem umso größer, je stärker die Fettleibigkeit ausgeprägt war.

Trotz der hohen Morbiditätsbelastung war Fettleibigkeit nur gering mit der Sterblichkeit verknüpft. Das deutet darauf hin, dass sich die Fettleibigkeit vor allem negativ auf krankheitsfreie Lebensjahre auswirkt, nicht aber so sehr auf die allgemeine Sterblichkeit.

 

Bei Fettleibigkeit Diabetes Typ 2 auf Platz 1

Jede 3. Person mit Fettleibigkeit und komplexer Multimorbidität hatte Typ-2-Diabetes. Dies war vor Hypertonie (71,8 Prozent) und Schlafstörungen (42,6 Prozent) die häufigste Erkrankung bei den Teilnehmenden mit Fettleibigkeit. Auch bei Personen mit Fettleibigkeit und einfacher Multimorbidität war Typ-2-Diabetes auf Platz 1.  

Fachkräfte können die Patientinnen und Patienten dabei unterstützen, ein gesünderes Lebensumfeld zu schaffen. Dies kann sich schließlich auch auf eine Verringerung der Multimorbidität auswirken. In unserem Download-Bereich für Fachkreise finden Sie viele verschiedene Fact Sheets für das Gespräch mit Patientinnen und Patienten sowie Informationsmaterial mit verständlichen Infografiken und Checklisten, das Sie Interessierten mit nach Hause geben können.

 

Quelle:

Kivimäki, M. et al.: Body-mass index and risk of obesity-related complex multimorbidity: an observational multicohort study. In: Lancet Diabetes Endocrinology, 2022, 10: 253-263