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Gestationsdiabetes: Steigende Prävalenz

Gestationsdiabetes ist eine der häufigsten Begleiterkrankungen in der Schwangerschaft. Das Robert Koch-Institut hat nun die Daten zu allen Krankenhaus-Geburten in Deutschland zwischen 2013 und 2018 ausgewertet. Dabei zeigt sich, dass die Prävalenz von Gestationsdiabetes in diesem Zeitraum von 4,6 Prozent auf 6,8 Prozent angestiegen ist.

 

Gestationsdiabetes ist eine Störung des Blutglukosestoffwechsels, die während der Schwangerschaft auftritt und in der Regel mit der Entbindung wieder verschwindet. Der mütterliche Blutglukosespiegel übersteigt dabei bestimmte Grenzwerte. Unerkannt stellt Gestationsdiabetes ein Risiko für die Mutter und insbesondere für das ungeborene Kind dar. Durch ein Screening zwischen der 24. und 28. Schwangerschaftswoche im Rahmen der Vorsorgeuntersuchungen kann die Erkrankung aber frühzeitig erkannt und behandelt werden.

Frauen mit Gestationsdiabetes haben ein erhöhtes Risiko, bei einer weiteren Schwangerschaft erneut einen Gestationsdiabetes oder im späteren Verlauf des Lebens einen Typ-2-Diabetes zu entwickeln.

Weiterführende Informationen finden Sie in unserem Hintergrundartikel „Gestationsdiabetes“. Zudem steht Ihnen auch ein Fact Sheet zum Thema „Gestationsdiabetes – Was Ihre Patientinnen wissen sollten“ zur Verfügung.

 

Krankenhaus-Daten zur Erfassung der Versorgungsqualität

Das Ziel der vorliegenden Erhebung war es, die zeitliche Entwicklung der Prävalenz (2013 bis 2018) sowie die Screeningquote (2016 bis 2018) von Gestationsdiabetes zu erfassen. Dafür werteten die Forschenden Daten zu allen Geburten in deutschen Krankenhäusern während dieser Zeiträume aus, die zur Qualitätssicherung im Bereich der Geburtshilfe zusammengeführt werden. Von der Analyse ausgeschlossen wurden Frauen, die bereits vor der Schwangerschaft einen manifesten Diabetes aufwiesen.

 

Test auf Gestationsdiabetes

Beim Screening auf Gestationsdiabetes wird zwischen 2 Glukosetoleranztesten unterschieden: einem sogenannten Vortest (50-Gramm-Suchtest oder Glucose Challenge Test) und dem Diagnosetest (75-Gramm-Glukosetoleranztest). Beim Vortest trinkt die Schwangere ein Glas Wasser, in welchem 50 Gramm Glukose gelöst sind (Zuckerlösung). Die werdende Mutter muss dabei nicht nüchtern sein. Nach einer Stunde erfolgt eine Blutabnahme. Bei einem Blutglukosewert von 135 mg/dl (7,5 mmol/l) oder mehr, wird ein Diagnosetest durchgeführt.

Der Diagnosetest umfasst die orale Einnahme von 75 Gramm Glukose im nüchternen Zustand. Sowohl vor der Glukosegabe als auch 1 und 2 Stunden danach findet eine Blutentnahme statt. Die Diagnose Gestationsdiabetes wird gestellt, wenn einer der 3 folgenden Blutglukosewerte erreicht oder überschritten ist:

  • Nüchtern: 92 mg/dl (5,1 mmol/l)
  • Nach 1 Stunde: 180 mg/dl (10,0 mmol/l)
  • Nach 2 Stunden: 153 mg/dl (8,5 mmol/l)

Bei einem Nüchtern-Blutglukosewert von 126 mg/dl (6,9 mmol/l) oder höher oder einem Blutglukosewert von 200 mg/dl (11,1 mmol/l) oder höher nach 2 Stunden liegt ein in der Schwangerschaft neu aufgetretener manifester Diabetes vor.

 

Zunahme der Prävalenz und Screeningquote

Zwischen 2013 und 2018 ergab sich ein stetiger Anstieg der Prävalenz des Gestationsdiabetes in Deutschland: Hatten im Jahr 2013 noch 4,6 Prozent der schwangeren Frauen, die ein Kind im Krankenhaus zur Welt brachten, einen dokumentierten Gestationsdiabetes, waren es 2018 bereits 6,8 Prozent. Somit lag bei mehr als 50.000 Frauen in Deutschland 2018 bei der Geburt ihres Kindes im Krankenhaus ein Gestationsdiabetes vor.

Auch für die Screeningquote konnte anhand der Daten ein Anstieg aufgezeigt werden. Lag die Screeningquote 2016 noch bei 83,4 Prozent, wurde 2018 bei 89,9 Prozent der Frauen mit Klinikgeburt ein Screening auf Gestationsdiabetes durchgeführt. Gleichzeitig sank der Anteil an Frauen, bei denen kein Test durchgeführt wurde. In Bezug auf das Testergebnis stieg der Anteil an positiven Screenings mit dem Alter an.

 

Ursachen erforschen

Wie in der vorliegenden Analyse in Deutschland, wird auch weltweit ein Anstieg der Prävalenz von Gestationsdiabetes beobachtet. Weitere Studien sowie die fortlaufende Erfassung der Screening-Untersuchungen und mütterlicher Risikofaktoren sind notwendig, um die Ursachen dieser Entwicklung erfassen zu können.

 

Quelle:
Reitzle, L. et al.: Gestationsdiabetes in Deutschland: Zeitliche Entwicklung von Screeningquote und Prävalenz. In: Journal of Health Monitoring, 2021, 6: 3-19