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Verhindert die Früherkennung von Diabetes Typ 1 schwere Ketoazidosen?

Welche Symptome hatten Sie beziehungsweise Ihr Kind bei der Typ-1-Diabetes-Diagnose? Im Schnitt kommt es bei 2 von 10 Kindern bei der Diagnose zu einer lebensgefährlichen Stoffwechselentgleisung. Eine neue Studie zeigt: Ist das Erkrankungs-Risiko früh bekannt, treten solch extreme Komplikationen sehr viel seltener auf.

 

Die diabetische Ketoazidose und ihre Folgen

Die Erkrankung Typ-1-Diabetes entwickelt sich über längere Zeit hinweg. Kommt es dann zur Manifestation, brechen die Symptome innerhalb weniger Tage aus: Extremer Durst, häufiges Wasserlassen, Müdigkeit, starke Gewichtsabnahme. Unbehandelt kommt es dann zur sogenannten diabetischen Ketoazidose.

Eine diabetische Ketoazidose muss sofort behandelt werden. Je später dies erfolgt – und hier geht es um Stunden –, desto lebensbedrohlicher kann diese sein. Und selbst wenn es endlich gelingt, den hohen Blutzuckerwert mit Insulin zu senken, ist bei Personen, die einen schweren Start hatten, das Risiko für später auftretende diabetische Folgeerkrankungen erhöht. Eine starke Stoffwechselentgleisung bei der Typ-1-Diabetes-Diagnose kann zudem mit kognitiven Beeinträchtigungen einhergehen.

Eine neue Meta-Analyse bestätigt nun zusätzlich den Verdacht, dass seit der Corona-Pandemie nicht nur mehr Kinder an Typ-1-Diabetes erkranken als zuvor. Die Erkrankung beginnt auch häufiger mit einer diabetischen Ketoazidose.

 

„Fr1da“: Eine Studie zur Früherkennung

Bereits seit vielen Jahren dreht es sich am Helmholtz Munich Institut für Diabetesforschung vor allem um eines: Wie können Kinder bereits Jahre vor dem Ausbruch von Typ-1-Diabetes erkannt werden? Heute ist ein solcher Test möglich. Es genügen wenige Blutstropfen, um das erhöhte Risiko zu erkennen.

Laut der Forschenden hat dies vor allem den Vorteil, dass die Angehörigen über die Symptome aufgeklärt werden und auf den Ausbruch von Typ-1-Diabetes vorbereitet sind.

 

Frühes Wissen sorgt für bessere Werte

Die Forschenden der Fr1da-Studie untersuchten, ob die Früherkennung tatsächlich dazu beiträgt, schwere Stoffwechselentgleisungen zu verhindern.

Das Ergebnis zeigt, dass die Kinder, die bereits früh auf das erhöhte Risiko aufmerksam gemacht wurden, bei der Erstdiagnose eine in vielerlei Hinsicht bessere Ausgangsposition hatten: Nicht nur die HbA1c-Werte, sondern auch die Nüchternblutzuckerwerte waren signifikant niedriger, im Vergleich zu den Kindern, die an keinem Früherkennungs-Programm teilnahmen. Auch die C-Peptid-Werte waren besser. All das weist auf eine verbesserte langfristige Blutzuckereinstellung und ein niedrigeres Risiko für spätere Komplikationen hin.

Letztlich kam es bei 2,5 Prozent der Kinder bei der Diagnose zu einer diabetischen Ketoazidose. Im Vergleich zu Kindern, die bis dahin nichts von ihrem Diabetesrisiko wussten, sind das 7,5 Prozent weniger.

Die Forschenden schlussfolgern daraus, dass ein bevölkerungsbasiertes Typ-1-Diabetes-Screening, das beispielsweise in der Regelversorgung verankert ist, das Potential hat, schwere Komplikationen zum Start der Erkrankung und im späteren Leben zu verhindern beziehungsweise zu minimieren.

 

Hintergrund

Wie sinnvoll die Früherkennung von Typ-1-Diabetes ist, wird unter Forschenden stark diskutiert. Dabei geht es nicht nur um Chancen und Risiken, sondern auch um ethische Aspekte. Die Argumente für und gegen die Früherkennung können in dieser Pressemitteilung der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) nachgelesen werden.

Weitere Informationen zu der Fr1da-Studie finden Sie hier: http://www.fr1da.de.

 

Quellen:

Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG): Wie sinnvoll ist die Früherkennung bei Kindern auf Typ-1-Diabetes? Diabetes-Experten diskutieren über Chancen, Risiken und ethische Aspekte. Pressemeldung vom 10.05.2023 (Letzter Abruf: 04.07.2023)

D’Souza, D. et al.: Incidence of diabetes in children and adolescents during the COVID-19 pandemic: A systematic review and meta-analysis. In: JAMA Network Open, 2023, 6: e2321281.

Helmholtz Munich: Typ-1-Diabetes: Fr1da Studie zeigt milderen Start in die Erkrankung durch Früherkennung. Pressemeldung vom 29.06.2023 (Letzter Abruf: 04.07.2023)

Hummel, S. et al.: Children diagnosed with presymptomatic type 1 diabetes through public health screening have milder diabetes at clinical manifestation. In: Diabetologia, 2023 (online)