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Checkliste: Diabetische Begleit- und Folgeerkrankungen vorbeugen

Wissenschaftliche Unterstützung: Dr. Clara Möser

Dauerhaft erhöhte Blutglukosewerte können zu diabetesbedingten Begleit- und Folgeerkrankungen führen. Schädigungen an den kleinen und großen Blutgefäßen (Mikro- und Makroangiopathien) können verschiedene Organe im Körper beeinträchtigen. Aber auch Nervenschäden, Krebs und psychische Erkrankungen können mit Diabetes einhergehen.

Es gibt jedoch viele Möglichkeiten, wie Patientinnen und Patienten selbst frühzeitig gegensteuern und diabetesbedingten Langzeitfolgen vorbeugen können.

Die nachfolgenden Faktoren sowie die regelmäßige Teilnahme an ärztlichen Kontrolluntersuchungen können maßgeblich dazu beitragen, die Entstehung und das Voranschreiten von diabetischen Begleit- und Folgeerkrankungen zu verhindern oder zumindest hinauszuzögern:

  • Eine normnahe Blutzuckereinstellung
  • Übergewicht vermeiden und/oder vorhandenes Übergewicht reduzieren
  • Ein ausgewogener Lebensstil mit ausreichend Bewegung und gesunder Ernährung
  • Vermeidung und/oder konsequente Behandlung von Hypertonie
  • Vermeidung und/oder konsequente Behandlung von Dyslipidämien

Hier finden Sie einen Überblick über Maßnahmen zur Prävention von diabetischen Langzeitfolgen, die Patientinnen und Patienten selbstständig durchführen können.

Ergänzungen zur Infografik:

Blutdruck: Die aktuellen Leitlinien der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC) und der Europäischen Gesellschaft für Hypertonie (ESH) empfehlen eine antihypertensive Therapie für alle Patientinnen und Patienten bei einem Blutdruck von 140/90 mmHg oder höher. Der Blutdruck sollte bei Patientinnen und Patienten mit Hypertonie und Diabetes auf Zielwerte von 130/80 mmHg oder kleiner gesenkt werden. Individuelle Anpassungen des Zielblutdrucks erfolgen in Abhängigkeit von weiteren Begleiterkrankungen.

Blutfette und Cholesterinwerte: Die Europäische Gesellschaft für Kardiologie (ESC) stellt unter dem Link: http://www.scores.bnk.de/esc.html einen ESC-Kalkulator zur Verfügung. Mithilfe des Kalkulators kann der individuelle ESC-Score berechnet werden, um das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse in den nächsten 10 Jahren zu bestimmen und den individuellen LDL-Cholesterin-Zielbereich festzulegen.  

Was können Patientinnen und Patienten selbst in ihrem Alltag tun, um diabetischen Folgeerkrankungen vorzubeugen?

Diabetische Augenerkrankungen

  • Versuchen Sie, langfristig eine adäquate Blutzuckereinstellung zu erreichen.
  • Vermeiden Sie Bluthochdruck. Liegt ein Bluthochdruck vor, sollte eine entsprechende Behandlung erfolgen.
  • Rauchen Sie nicht.
  • Beachten Sie die Maßnahmen zur Vorbeugung von Nierenschäden.

 

Diabetisches Fußsyndrom

  • Versuchen Sie, langfristig eine adäquate Blutzuckereinstellung zu erreichen.
  • Pflegen und untersuchen Sie täglich Ihre Füße.
  • Eine entsprechende Anleitung liefert unsere Grafik Fürsorge für Füße – Die richtige Pflege bei Diabetes!
  • Achten Sie auf geeignetes Schuhwerk.
  • Bei Fehlstellungen und einem reduzierten Berührungsempfingen kann das Tragen von Einlagen, orthopädischen Schuhen oder speziellen Diabetes-Schutzschuhen ärztlich verordnet werden.
  • Liegen bereits Schädigungen der Füße, Nerven oder Gefäße vor, kann eine regelmäßige medizinische Fußpflege in einer podologischen Fachpraxis ärztlich verordnet werden.
  • Beachten Sie die Maßnahmen zur Vorbeugung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Nervenschäden – den Grunderkrankungen des diabetischen Fußsyndroms.

 

Erkrankungen von Gehirn und Psyche

Erhöhter Stress und Depression

  • Versuchen Sie, langfristig eine adäquate Blutzuckereinstellung zu erreichen.
  • Versuchen Sie möglichst Stress abzubauen. Regelmäßige Bewegung und sogenannte Stress-Coping-Strategien können bei der Stressbewältigung helfen.
  • Suchen Sie sich professionelle Hilfe bei Vorliegen oder Verdacht auf eine Depression.

Gedächtnisleistung und Demenz

  • Versuchen Sie, langfristig eine adäquate Blutzuckereinstellung zu erreichen.
  • Versuchen Sie schwere Unterzuckerungen – insbesondere solche, bei denen Fremdhilfe benötigt wird – zu vermeiden.
  • Vermeiden Sie Bluthochdruck. Liegt ein Bluthochdruck vor, sollte eine entsprechende diagnostische und gegebenenfalls therapeutische Behandlung erfolgen.
  • Achten Sie auf Ihre Blutfette und Cholesterinwerte.
  • Versuchen Sie, sich regelmäßig zu bewegen.
  • Rauchen Sie nicht.
  • Vermeiden Sie Übergewicht beziehungsweise versuchen Sie, bestehendes Übergewicht zu reduzieren.
  • Beachten Sie die Maßnahmen zur Vorbeugung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, um Durchblutungsstörungen zu verhindern.

Essstörung

  • Suchen Sie sich professionelle Hilfe bei Vorliegen oder Verdacht auf eine Essstörung.

 

Hautkrankheiten

  • Versuchen Sie, langfristig eine adäquate Blutzuckereinstellung zu erreichen und erhöhte Blutzuckerwerte zu vermeiden.
  • Pflegen und untersuchen Sie täglich Ihre Haut.
  • Teilen Sie Hautveränderungen frühzeitig Ihrer behandelnden Ärztin oder Ihrem behandelnden Arzt mit.
  • Achten Sie auf Ihre Blutfette und Harnsäurewerte.

Bei Hauttrockenheit:

  • Verwenden Sie geeignetes Hautpflegemittel.
  • Vermeiden Sie häufiges Waschen.
  • Nutzen Sie Ölbäder, harnstoffhaltige Cremes und/oder eine Lichttherapie bei starkem Juckreiz.

 

Herz-Kreislauf-Erkrankungen

  • Versuchen Sie, langfristig eine adäquate Blutzuckereinstellung zu erreichen.
  • Vermeiden Sie Bluthochdruck. Liegt ein Bluthochdruck vor, sollte eine entsprechende diagnostische und gegebenenfalls therapeutische Behandlung erfolgen.
  • Achten Sie auf Ihre Blutfette und Cholesterinwerte.
  • Versuchen Sie, sich regelmäßig zu bewegen.
  • Versuchen Sie, sich ausgewogen und gesund zu ernähren. Bevorzugen Sie Obst, Gemüse und Vollkornprodukte und vermeiden Sie tierische Fette.
    Eine Orientierung, wie sich eine ausgewogene und vollwertige Ernährung umsetzen lässt, liefern die 10 Regeln der Deutschen Gesellschaft für Ernährung.
  • Vermeiden Sie Übergewicht beziehungsweise versuchen Sie, bestehendes Übergewicht zu reduzieren.
  • Rauchen Sie nicht.
  • Vermeiden Sie übermäßigen Alkoholkonsum.
  • Achten Sie auf ausreichend Schlaf und einen regelmäßigen Schlafrhythmus.

 

Krebserkrankungen

  • Versuchen Sie, sich regelmäßig zu bewegen.
  • Versuchen Sie, sich ausgewogen und gesund zu ernähren mit viel Obst, Gemüse und Vollkornprodukten und vermeiden Sie tierische Fette.
    Eine Orientierung, wie sich eine ausgewogene und vollwertige Ernährung umsetzen lässt, liefern die 10 Regeln der Deutschen Gesellschaft für Ernährung.
  • Vermeiden Sie Übergewicht beziehungsweise versuchen Sie, bestehendes Übergewicht zu reduzieren.
  • Rauchen Sie nicht.
  • Vermeiden Sie übermäßigen Alkoholkonsum.
  • Vermeiden Sie Stress beziehungsweise versuchen Sie, Stress zu reduzieren.
  • Bei einer Insulintherapie gilt: Spritzen Sie so viel Insulin wie nötig, aber so wenig wie möglich.
  • Nehmen Sie regelmäßig und gewissenhaft an Krebsvorsorgeuntersuchungen teil.

 

Lebererkrankungen (Nicht-alkoholische Fettlebererkrankung / -entzündung)

  • Achten Sie auf einen aktiven Lebensstil mit regelmäßiger Bewegung.
  • Versuchen Sie, sich ausgewogen, kalorienreduziert und ballaststoffreich zu ernähren. Vermeiden Sie sehr energiereiche Lebensmittel mit vielen gesättigten Fetten und freien Zuckern (zum Beispiel Softdrinks, fette Käse- und Wurstwaren).
    Eine Orientierung, wie sich eine ausgewogene und vollwertige Ernährung umsetzen lässt, liefern die 10 Regeln der Deutschen Gesellschaft für Ernährung.
  • Vermeiden Sie Übergewicht beziehungsweise versuchen Sie, bestehendes Übergewicht zu reduzieren.
  • Rauchen Sie nicht.
  • Vermeiden Sie übermäßigen Alkoholkonsum.

 

Lungenerkrankungen

  • Versuchen Sie, langfristig eine adäquate Blutzuckereinstellung zu erreichen.
  • Versuchen Sie, sich regelmäßig zu bewegen.
  • Vermeiden Sie Übergewicht beziehungsweise versuchen Sie, bestehendes Übergewicht zu reduzieren.
  • Rauchen Sie nicht.
  • Lassen Sie sich gegen Grippe (Influenzavirus) (jährlich) und Pneumokokken (Grundimmunisierung sowie Auffrischungs- oder Nachholimpfung bei Risikogruppen) impfen.
  • Beachten Sie die Maßnahmen zur Vorbeugung von Nierenerkrankungen.

 

Nervenerkrankungen

  • Versuchen Sie, langfristig eine adäquate Blutzuckereinstellung zu erreichen.
  • Versuchen Sie, schwere Stoffwechselentgleisungen (Unter- und Überzuckerungen) – insbesondere solche, bei denen Fremdhilfe benötigt wird – zu vermeiden.
  • Vermeiden Sie Bluthochdruck. Liegt ein Bluthochdruck vor, sollte eine entsprechende diagnostische und gegebenenfalls therapeutische Behandlung erfolgen.
  • Achten Sie auf Ihre Blutfette und Cholesterinwerte.
  • Pflegen und untersuchen Sie täglich Ihre Füße.
  • Weitere Informationen finden Sie unter dem Punkt Diabetisches Fußsyndrom!
  • Versuchen Sie, sich ausgewogen zu ernähren. Bevorzugen Sie Lebensmittel mit einem niedrigen Fettgehalt.
    Eine Orientierung, wie sich eine ausgewogene und vollwertige Ernährung umsetzen lässt, liefern die 10 Regeln der Deutschen Gesellschaft für Ernährung.
  • Versuchen Sie, sich regelmäßig zu bewegen.
  • Vermeiden Sie Übergewicht beziehungsweise versuchen Sie, bestehendes Übergewicht zu reduzieren.
  • Vermeiden Sie übermäßigen Alkoholkonsum.
  • Rauchen Sie nicht.

 

Nierenerkrankungen

  • Versuchen Sie, langfristig eine adäquate Blutzuckereinstellung zu erreichen. Zu empfehlen sind Langzeit-Blutzuckerwerte (HbA1c) zwischen 6,5 - 7,5 % (48 - 58 mmol/mol).
  • Vermeiden Sie Bluthochdruck beziehungsweise streben Sie eine gute Blutdruckeinstellung in ärztlicher Rücksprache an.
  • Achten Sie auf Ihre Blutfette und Cholesterinwerte.
  • Ernähren Sie sich ausgewogen und ballaststoffreich. Bevorzugen Sie eine kochsalzreduzierte und eiweißbegrenzte Kost.
    Eine Orientierung, wie sich eine ausgewogene und vollwertige Ernährung umsetzen lässt, liefern die 10 Regeln der Deutschen Gesellschaft für Ernährung.
  • Versuchen Sie, sich regelmäßig zu bewegen.
  • Vermeiden Sie Übergewicht beziehungsweise versuchen Sie, bestehendes Übergewicht zu reduzieren.
  • Vermeiden Sie übermäßigen Alkoholkonsum.
  • Rauchen Sie nicht.

 

Sexuelle Funktionsstörungen

  • Versuchen Sie, langfristig eine adäquate Blutzuckereinstellung zu erreichen.
  • Vermeiden Sie Bluthochdruck beziehungsweise streben Sie eine gute Blutdruckeinstellung an.
  • Achten Sie auf Ihre Blutfette und Cholesterinwerte.
  • Vermeiden Sie Stress beziehungsweise versuchen Sie, Stress zu reduzieren.
  • Versuchen Sie, sich regelmäßig zu bewegen.
  • Versuchen Sie, sich ausgewogen zu ernähren.
  • Vermeiden Sie Übergewicht beziehungsweise versuchen Sie, bestehendes Übergewicht zu reduzieren.
  • Rauchen Sie nicht.
  • Beachten Sie die Maßnahmen zur Vorbeugung von Nerven- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

 

Zahnerkrankungen (Parodontitis)

  • Versuchen Sie, langfristig eine adäquate Blutzuckereinstellung zu erreichen.
  • Putzen Sie mindestens 2-mal pro Tag gründlich Ihre Zähne.
  • Reinigen Sie die Zahnzwischenräume mindestens 1-mal täglich mit Zahnseide oder einer Zahnzwischenraumbürste.
  • Verwenden Sie Mundspülungen ohne Alkohol.
  • Versuchen Sie, sich ausreichend zu bewegen.
  • Versuchen Sie, sich ausgewogen und abwechslungsreich zu ernähren. Vermeiden Sie stark zuckerhaltige Lebensmittel.
    Eine Orientierung, wie sich eine ausgewogene und vollwertige Ernährung umsetzen lässt, liefern die 10 Regeln der Deutschen Gesellschaft für Ernährung.
  • Vermeiden Sie Stress beziehungsweise versuchen Sie, Stress zu reduzieren.
  • Vermeiden Sie Übergewicht beziehungsweise versuchen Sie, bestehendes Übergewicht zu reduzieren.
  • Vermeiden Sie übermäßigen Alkoholkonsum.
  • Rauchen Sie nicht.
  • Testen Sie Ihr Parodontitis-Risiko mit dem Selbsttest der Deutschen Gesellschaft für Parodontologie (DG PARO).

Quellen:

Ärztliches Zentrum für Qualität in der Medizin: Diabetes - Schäden an den Füßen. (Letzter Abruf: 02.09.2020)
Bundesärztekammer et al.: Patientenleitlinie zur Nationalen Versorgungsleitlinie Diabetes – Schäden an der Netzhaut: Vorbeugen und behandeln. 2. Auflage. Version 2. 2016
Bundesärztekammer et al.: Patientenleitlinie zur Nationalen Versorgungsleitlinie Nervenschädigungen bei Diabetes. 1. Auflage. Version 1.0. 2014 (Gültigkeit abgelaufen; in Überarbeitung)
Bundesärztekammer et al.: Patientenleitlinie zur Nationalen Versorgungsleitlinie Nierenerkrankungen bei Diabetes im Erwachsenenalter. Version 1.0. 2012 (Gültigkeit abgelaufen; in Überarbeitung)
Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten: S2k-Leitlinie Nicht-alkoholische Fettlebererkrankungen. Langfassung. Version 1. 2015 (Gültigkeit abgelaufen, in Überarbeitung)
Deutsche Gesellschaft für Parodontologie et al.: Ratgeber Parodontitis & Diabetes. 2020 (Letzter Abruf: 04.09.2020)
Deutsche Gesellschaft für Psychosomatische Medizin und Ärztliche Psychotherapie et al.: S3-Leitlinie Diagnostik und Behandlung der Essstörungen. 2011
Khateeb, J. et al.: Diabetes and Lung Disease: A Neglected Relationship. In: Rev Diabet Stud, 2019, 15: 1-15
Konstantinow, A.: Diabetesassoziierte Hauterkrankungen – Verkannte Dermatosen. In: Dtsch Arztebl, 2016, 113: 16
Kulzer, B. et al.: S2-Leitlinie Psychosoziales und Diabetes – Langfassung (Teil 1). In: Diabetologie, 2013, 8: 198-242
Kulzer, B. et al.: S2-Leitlinie Psychosoziales und Diabetes – Langfassung (Teil 2). In: Diabetologie, 2013, 8: 292-324
Morbach, S. et al.: Diabetisches Fußsyndrom. In: Diabetologie, 2020, 15: S206-S215
Robert Koch-Institut: Epidemiologisches Bulletin. Empfehlungen der Ständigen Impfkommission beim Robert Koch-Institut 2020/2021. Berlin
Schütt, K. et al.: Diabetes mellitus und Herz. In: Diabetologie, 2019, 14: S232-234
Vigneri, P. et al.: Diabetes and cancer. In: Endocr Relat Cancer, 2009, 16: 1103-1123
Williams, B. et al.: 2018 ESC/ESH Guidelines for the management of arterial hypertension: The Task Force for the management of arterial hypertension of the European Society of Cardiology (ESC) and the European Society of Hypertension (ESH). In: European Heart Journal, 2018, 39: 3021-3104
Stand: 18.12.2020