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Was erhöht das Risiko für Diabetes Typ 1?

Wissenschaftliche Unterstützung: Prof. Dr. Carolin Daniel, Dr. Martin Scherm

Warum es genau zu Typ-1-Diabetes kommt, ist nicht vollständig geklärt. Allerdings sind Faktoren bekannt, die das Risiko für den Ausbruch eines Typ-1-Diabetes beeinflussen können. Dazu gehört vor allem eine erbliche Veranlagung für die Erkrankung. Die Veranlagung allein führt aber noch nicht zum Typ-1-Diabetes.

Daneben scheinen auch Umwelteinflüsse eine Rolle zu spielen. Zum Beispiel können frühe Infektionen mit bestimmten Viren oder bestimmte Ernährungsfaktoren das Risiko für den Ausbruch eines Typ-1-Diabetes erhöhen. Mit Früherkennungsuntersuchungen lässt sich die Gefährdung für einen Typ-1-Diabetes abschätzen.

Typ-1-Diabetes ist eine Autoimmunerkrankung und wesentlich seltener als Typ-2-Diabetes. Meistens bricht Typ-1-Diabetes im Kindes- oder Jugendalter aus. Bei dieser Erkrankung greift das körpereigene Immunsystem bestimmte Zellen in der Bauchspeicheldrüse an.


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Wann ist das Risiko für Diabetes Typ 1 erhöht?

Die Vererbung spielt eine wichtige Rolle

Sicher ist, dass Typ-1-Diabetes vererbt werden kann. So entwickeln rund 10 von 100 Personen im Laufe Ihres Lebens Typ-1-Diabetes, wenn die Erkrankung in der nahen Verwandtschaft auftritt. Wenn der Vater die Autoimmunerkrankung hat, ist das Risiko der Vererbung höher, als wenn die Mutter Typ-1-Diabetes hat.

Klar ist aber auch: Das eine Typ-1-Gen gibt es nicht. An der Entstehung der Krankheit sind viele verschiedene Gene beteiligt. In der Allgemeinbevölkerung erkranken rund 3 bis 4 von 1.000 Personen an Typ-1-Diabetes.

 

Auch Um­welt­fak­to­ren haben Einfluss

Es gibt Hinweise, dass bestimmte Umwelteinflüsse die Entstehung eines Typ-1-Diabetes begünstigen. Dazu gehören zum Beispiel frühe Infektionen mit bestimmten Viren (Coxsackie-Viren, Rötelnviren, Mumpsviren), das Zufüttern glutenhaltiger Lebensmittel bei Säuglingen, ein Vitamin-D-Mangel oder auch eine ungünstige Zusammensetzung der Darmflora. Kinder, die per Kaiserschnitt auf die Welt kommen, haben ebenfalls ein etwas höheres Risiko für Typ-1-Diabetes.

 

Autoantikörper zeigen Beginn der Autoimmunreaktion

Bei Typ-1-Diabetes richtet sich die körpereigene Immunabwehr gegen Zellen in der Bauchspeicheldrüse. Die Werkzeuge, die das Immunsystem dabei einsetzt, sind bestimmte Autoantikörper (= Antikörper, die Zellen des eigenen Körpers angreifen). Diese Autoantikörper finden sich oft bereits Jahre vor dem Ausbruch der Erkrankung im Blut der betroffenen Personen. Sie weisen darauf hin, dass die Autoimmunreaktion einer Typ-1-Diabetes-Erkrankung beginnt.

 

Erfahren Sie hier mehr darüber, wie ein Typ-1-Diabetes entsteht.


Lässt sich ein erhöhtes Risiko vor Ausbruch von Diabetes Typ 1 feststellen?

Die Vererbung spielt bei der Entstehung von Typ-1-Diabetes eine wesentliche Rolle. Heutzutage gibt es Gentests, mit denen bereits bei Neugeborenen geprüft werden kann, ob eine Veranlagung für Typ-1-Diabetes besteht. Werden in dem Test bestimmte Risikogene gefunden, ist die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass sich ein Typ-1-Diabetes entwickelt.

Bei Kleinkindern und Kindern kann das Blut außerdem auf die charakteristischen Autoantikörper bei Typ-1-Diabetes untersucht werden. Diese lassen sich oft bereits lange vor Ausbruch der symptomatischen Erkrankung nachweisen.

Typ-1-Diabetes bricht aus, wenn bereits so viele Zellen in der Bauchspeicheldrüse zerstört wurden, dass der Körper nicht mehr in ausreichender Menge Insulin herstellt. Durch den Insulinmangel steigen die Blutzuckerwerte an.

Mögliche Anzeichen für den Blutzuckeranstieg bei Typ-1-Diabetes sind übermäßiger Durst, häufiges Wasserlassen, Müdigkeit oder Gewichtsverlust.

Tipp:

Es laufen verschiedene Studien zur Früherkennung von Typ-1-Diabetes. Eine Studienteilnahme ist bei Interesse möglich.


Kann der Ausbruch von Diabetes Typ 1 verhindert werden?

Forschende gehen in ihren Studien der Entstehung von Typ-1-Diabetes auf den Grund. Sie forschen auch dazu, wie das Risiko für den Ausbruch von Typ-1-Diabetes gesenkt werden kann.

Unter anderem ist die Ernährung zu Beginn des Lebens ein Forschungsthema. Es gibt zum Beispiel Hinweise, dass die Zufütterung glutenhaltiger Lebensmittel vor dem 3. Lebensmonat das Risiko für Typ-1-Diabetes erhöht.

Andere Inhaltsstoffe der Nahrung, wie Omega-3-Fettsäuren und Vitamin D, könnten sich hingegen günstig auswirken. Ähnliches gilt für die Gabe bestimmter Probiotika während des 1. Lebensmonats. Probiotika sind lebende Mikroorganismen, denen eine gesundheitsfördernde Wirkung zugesprochen wird. Forscher konnten einen gewissen Schutzeffekt von Probiotika bei Kindern zeigen, die ein erhöhtes genetisches Risiko für Typ-1-Diabetes hatten.

Wichtig ist: All diese Hinweise aus Studien sind noch nicht abgesichert. Deshalb sollte man ohne Absprache mit der Diabetologin oder dem Diabetologen beziehungsweise der Kinderärztin oder dem Kinderarzt keine eigenständigen Ernährungs-Experimente durchführen.


Video: Wie kann man Typ-1-Diabetes früh erkennen und vorbeugen?

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Stand: 12.05.2023