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Ernährungsforschung

Wissenschaftliche Unterstützung: Dr. Stefan Kabisch

Was sollten wir essen? Welche Ernährungsweise hält uns gesund, welche macht krank? Wie wirken bestimmte Nahrungsbestandteile oder Lebensmittel auf unseren Körper? Werden wir in Zukunft anders essen? All das und noch viele weitere Fragen versucht die Ernährungsforschung zu beantworten.

In Deutschland und weltweit gehen zahlreiche Forschungsgruppen an Hochschulen, außeruniversitären Einrichtungen und aus der Wirtschaft Fragen zum Thema Ernährung auf den Grund.

 

Welche Ziele verfolgen die Forscherinnen und Forscher?

Ein großes Ziel ist die Vermeidung von Krankheiten und die Erhaltung der Gesundheit durch die richtige Ernährung. Dafür ist es wichtig, herauszufinden, warum ernährungsbedingte Krankheiten immer weiter zunehmen und welche Rolle die Ernährung dabei spielt.

Beispielsweise entwickeln immer mehr Menschen krankhaftes Übergewicht und Typ-2-Diabetes. Mittlerweile sind sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sicher, dass Ernährung und Bewegung einen wesentlichen Einfluss auf diese Krankheiten haben. Doch gibt es eine Ernährungsweise, die sich besonders gut eignet, um Diabetes vorzubeugen oder zu behandeln?

In 4 Kompetenzclustern der Ernährungsforschung (enable, nutriCARD, NutriAct und DietBB) schließen sich durch die Förderung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung verschiedene Forschungsteams zusammen. Sie entwickeln gemeinsam neue Produkte oder Empfehlungen für eine gesündere Ernährung. Eins der Cluster (deutsch: Verbünde) will beispielsweise der Frage nachgehen, wie man mit neuen Technologien schmackhafte und gleichzeitig gesundheitsförderliche Fertiggerichte herstellen und gezielt Werbung für eine gesunde Ernährungsweise machen kann.

Im nationalen Verbund für Diabetesforschung, dem Deutschen Zentrum für Diabetesforschung, wird intensiv an dem Einfluss von Ernährung auf Diabetes geforscht.

OptiFiT-Studie

Neue Ergebnisse über die vorbeugende Wirkung von bestimmten Ballaststoffen aus Hafer auf Typ-2-Diabetes brachte die 2-jährige OptiFiT-Studie. Ein Forschungsteam aus dem Deutschen Institut für Ernährungsforschung, Partner im Deutschen Zentrum für Diabetesforschung, untersuchte dafür 180 Menschen mit einem Prädiabetes.

Die Personen erhielten täglich ein Getränk mit entweder 15 Gramm Hafer-Ballaststoffen oder einem Placebo. Anschließend untersuchte das Forschungsteam in regelmäßigen Check-Ups den Stoffwechsel der Teilnehmenden. Und tatsächlich veränderte sich ihr Stoffwechsel durch das Ballaststoff-Getränk. Das Risiko an Typ-2-Diabetes zu erkranken, schien bei der Gruppe, die die Ballaststoffe zu sich nahm, um 42 Prozent geringer als bei der Gruppe, die nur das Placebo trank. Der Langzeitzucker stieg in der Placebo-Gruppe weiter an, während er in der Gruppe, die Ballaststoffe trank, gleichblieb.

Gut zu wissen:

Personen mit einem Prädiabetes haben bereits einen erhöhten Blutzucker. Der ist aber noch nicht so hoch, dass Fachleute von einem Typ-2-Diabetes sprechen. Viele Personen mit Prädiabetes sind übergewichtig und haben eine Fettleber.

Die Forscherinnen und Forscher werden noch weitere Analysen durchführen. Basierend auf diesen und anderen Ergebnissen könnten nun beispielsweise Nahrungsmittel entwickelt werden, denen diese speziellen Ballaststoffe hinzugefügt werden.

DiNA-P-Studie

Welche Ernährungsform eignet sich besser, um einem Typ-2-Diabetes vorzubeugen – Low-Carb oder Low-Fat? Das untersuchen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler derzeit in der DiNA-P-Studie an 250 Personen mit einem Prädiabetes.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer werden zufällig in 2 Gruppen eingeteilt. Ein Jahr lang nehmen sie an einer Ernährungsberatung teil. Dabei soll die eine Gruppe sich mit wenig Kohlenhydraten ernähren, dabei aber auf viele gesunde Fette achten. Die andere Gruppe soll sich generell fettreduziert ernähren und vorrangig hochwertige Kohlenhydrate verzehren. Das Forschungsteam untersucht, ob, und falls ja, in welcher Gruppe, sich beispielsweise das Körpergewicht, das Leberfett, der Blutzucker und die Blutfette deutlicher verbessern.

Die Studie wird voraussichtlich im Jahr 2020 abgeschlossen und dann Ergebnisse bereitstellen.

Warum gibt es immer wieder neue oder unterschiedliche Forschungsergebnisse in der Ernährungsforschung?

Forscherinnen und Forscher nutzen verschiedene Arten von Experimenten und Studien, um die Wirkung der Ernährung auf die Gesundheit zu untersuchen. Nicht immer werden Ernährungseffekte direkt am Menschen untersucht. Forschungsteams suchen beispielsweise auch Effekte bestimmter Nährstoffe auf Zellen im Reagenzglas. Oder Sie untersuchen bestimmte Diäten in Tierexperimenten. Ob die Ergebnisse dann auch für uns Menschen gelten, ist nicht immer klar.

Aber auch wenn die Ernährung am Menschen untersucht wird, kann es zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen. Viele Unsicherheiten sorgen dafür, dass Ergebnisse verzerrt oder auch gegensätzlich sein können:

  • Ernährung ist ein komplexes Gebilde aus verschiedenen Lebensmitteln und Nährstoffen. Deshalb ist es schwer, zu untersuchen und abzugrenzen, welche Effekte ein einzelner Nährstoff oder ein einzelnes Lebensmittel auf die Gesundheit hat.
  • Zudem ist nicht immer klar, ob die Teilnehmerinnen und Teilnehmer einer Ernährungsstudie die vorgeschriebene Diät auch einhalten. Beispielsweise kann es sein, dass ihnen gewisse Lebensmittel nicht schmecken oder sie aufwendig zuzubereiten sind.
  • Auch die Methoden, mit denen Forschungsteams das Ernährungsverhalten der Teilnehmerinnen und Teilnehmer messen, können anfällig für Fehler sein.

Einzelne Studienergebnisse, die eine bestimmte Diät anpreisen oder die Gefahr einzelner Nährstoffe herausstellen, müssen also zunächst kritisch betrachtet werden. Doch alle Untersuchungen, egal ob im Labor, an Tieren oder mit Menschen, geben gemeinsam Hinweise auf bestimmte Ernährungseffekte; auch wenn keines alleine perfekt und ideal ist.

Je mehr Studien den gleichen Ernährungseffekt beschreiben, desto sicherer ist er. Manche Studien fassen die Ergebnisse vieler anderer Studien zusammen. Das nennt man Metaanalyse. Wenn in diesen Metaanalysen ein bestimmter Ernährungseffekt gezeigt wird, gilt er als besonders sicher.

Quellen:

Bundesministerium für Bildung und Forschung: Ernährungsforschung – Was uns gesund hält. (Letzter Abruf: 16.09.2019)
Bundesministerium für Bildung und Forschung: Kompetenzcluster Ernährungsforschung – Enable: "Förderung einer gesunden Ernährung in allen Lebensphasen". (Letzter Abruf: 16.09.2019)
Deutsches Institut für Ernährungsforschung: DZD-Forschung am DIfE. (Letzter Abruf: 26.08.2020)
Honsek, C. et al.: Fibre supplementation for the prevention of type 2 diabetes and improvement of glucose metabolism: the randomised controlled Optimal Fibre Trial (OptiFiT). In: Diabetologia, 2018, 61: 1295-1305
Landgraf, R. et al.: Therapie des Typ-2-Diabetes. In: Diabetologie, 2018, 13: S144-S165
Nationale Diabetes-Surveillance am Robert Koch-Institut: Diabetes in Deutschland – Bericht der Nationalen Diabetes-Surveillance 2019. Robert Koch-Institut, Berlin
Weaver, C. M. et al.: Challenges in conducting clinical nutrition research. In: Nutr Rev, 2017, 75: 491-499
Stand: 21.07.2020