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Was ist Adipositas?

Wissenschaftliche Unterstützung: Theresa Kössler

Der Begriff Adipositas beschreibt starkes Übergewicht. Umgangssprachlich wird Adipositas häufig auch als Fettleibigkeit bezeichnet.

Bei Adipositas handelt es sich nicht nur um ein kosmetisches Problem, sondern eine chronische Krankheit, die mit schwerwiegenden gesundheitlichen Problemen einhergehen kann. Sie stellt zum Beispiel einen Risikofaktor für Typ-2-Diabetes, Herz-Kreislauf- und bestimmte Krebskrankheiten dar.

In Deutschland sind 67 Prozent der Männer und 53 Prozent der Frauen übergewichtig. Dabei gilt etwa ein Viertel als adipös.

Wie entsteht eine Adipositas?

Eine Adipositas entwickelt sich, wenn mehr Energie aufgenommen als verbraucht wird. Dabei steht meist eine zu hohe Nahrungsaufnahme einer zu geringen körperlichen Aktivität gegenüber. Bereits ein geringes Ungleichgewicht zwischen Energieaufnahme und -verbrauch kann über einen längeren Zeitraum zu Übergewicht bis hin zu Adipositas führen.

Neben dem Lebensstil spielen aber auch genetische und psychische Faktoren eine wichtige Rolle bei der Entstehung von Adipositas.

Was erhöht das Risiko für Adipositas?

Eine Reihe von Faktoren können das Auftreten einer Adipositas begünstigen:

  • Häufiges Vorkommen von Adipositas in der Familie
  • Ungesunder Lebensstil:
    • Bewegungsmangel
    • Aufnahme von größeren Portionen und ständige Verfügbarkeit energiereicher Lebensmittel
    • Höherer Kaloriengehalt der Nahrungsmittel
    • Ballaststoffarme und/oder fettreiche Ernährung
  • Stress, Depression und Schlafmangel
  • Essstörungen
  • Stoffwechsel-Krankheiten (zum Beispiel Schilddrüsenunterfunktion oder Cushing-Syndrom)
  • Medikamente, die sich auch auf das Körpergewicht auswirken können (beispielsweise Kortison sowie manche Arzneimittel gegen Depressionen, Bluthochdruck oder Diabetes)

Wie wird Adipositas diagnostiziert?

Der Body-Mass-Index (BMI) stellt ein Maß zur Bewertung des Körpergewichts im Verhältnis zur Körpergröße dar. Er ergibt sich aus dem Körpergewicht (in kg) geteilt durch die Körpergröße zum Quadrat (in m²).

Als normalgewichtig gilt ein BMI zwischen 18,5 und 24,9 kg/m². Übergewicht ist definiert als ein BMI von 25 kg/m² oder größer. Ab einem BMI von 30 kg/m² spricht man von einer Adipositas.

Gut zu wissen:

Formel zur Berechnung des Body-Mass-Index (BMI):

BMI = Körpergewicht (kg) / Körpergröße zum Quadrat (m²)

Je höher der BMI, desto höher ist auch das Risiko an weiteren Krankheiten zu erkranken.

Klassifizierung

Body-Mass-Index (BMI) [kg/m²]

Risiko für Folgeerkrankungen

Untergewicht

unter 18,5

Niedrig

Normalgewicht

18,5 bis 24,9

Durchschnittlich

Übergewicht

25 bis 29,9

Gering erhöht

Adipositas

ab 30

 

     1. Grades

30 bis 34,9

Erhöht

     2. Grades

35 bis 39,9

Hoch

     3. Grades

über 40

Sehr hoch


Allerdings ist nicht allein das Gewicht ausschlaggebend für das Risiko Folgeerkrankungen zu entwickeln. Auch die Verteilung des Körperfetts spielt eine wichtige Rolle. Dabei ist besonders ein stark vermehrtes Bauchfett mit einem hohen Gesundheitsrisiko verbunden. Durch die Messung des Taillenumfangs kann das Bauchfett beurteilt werden.

Ein deutlich erhöhtes Risiko für Stoffwechselerkrankungen und Herz-Kreislauf-Krankheiten besteht

  • bei Frauen ab einem Taillenumfang von 88 Zentimetern oder mehr,
  • bei Männern ab einem Taillenumfang von 102 Zentimetern oder mehr.

Durch mehrere Maßnahmen kann die Entwicklung von Übergewicht und Adipositas verhindert werden. Dabei spielt besonders der Lebensstil eine entscheidende Rolle:

  • Versuchen Sie sich ausgewogen und ballaststoffreich zu ernähren.
    Vermeiden Sie energiereiche Lebensmittel mit vielen ungesunden Fetten und freien Zuckern. Dazu zählen zum Beispiel Softdrinks, süße Snacks, Fast Food und fette Wurstwaren. Im Gegenzug sollten Sie den Verzehr von Lebensmitteln mit einer niedrigen Energiedichte, wie Gemüse, Obst und Vollkornprodukte, steigern.
  • Probieren Sie, möglichst auf alkoholische Getränke zu verzichten.
  • Versuchen Sie, sich regelmäßig zu bewegen und körperliche Aktivität in Ihren Alltag zu integrieren.

Gut zu wissen:

Hilfreiche Tipps für einen gesunden und ausgewogenen Lebensstil finden Sie unter den Menüpunkten "Was kann ich tun?" und "Wie motiviere ich mich?".

Adipositas kann zu vielen verschiedenen gesundheitlichen Problemen führen und sich stark auf die Lebensqualität auswirken. Es gibt kaum ein Organ oder Organsystem, das nicht von Krankheiten betroffen sein kann, die mit Adipositas zusammenhängen (Adipositas-assoziiert sind).

Besonders hervorzuheben ist der enge Zusammenhang zwischen dem Körpergewicht beziehungsweise dem Taillenumfang und dem Risiko für Typ-2-Diabetes. Dabei spielen besonders die Dauer und die Ausprägung der Adipositas eine entscheidende Rolle: Je 1 kg/m² höherem BMI erhöht sich das Typ-2-Diabetes-Risiko um 20 Prozent.

Weitere Informationen zur Entstehung eines Typ-2-Diabetes finden Sie hier!

Gut zu wissen:

Adipositas ist mit einem erhöhten Diabetes-Risiko verbunden.

Generell gilt: Je länger Übergewicht besteht und je stärker ausgeprägt es ist, desto schwieriger ist seine Therapie und die der Adipositas-assoziierten Folgeerkrankungen. In einigen Fällen können mögliche Folgeerkrankungen nicht mehr rückgängig gemacht werden.

diabinfo Podcast Wie ungesund ist Kör­per­fett? (Prof. Dr. An­dre­as Frit­sche)

Hauptziele der Adipositas-Behandlung sind:

  • Langfristige Reduktion des Körpergewichts
  • Therapie beziehungsweise Vorbeugung von Adipositas-assoziierten Folgeerkrankungen
  • Steigerung der Lebensqualität

Für einen bestmöglichen Erfolg ist es wichtig, dass die Behandlungsziele realistisch und an die individuellen Voraussetzungen angepasst sind. Bereits eine Abnahme um 5 bis 10 Prozent des eigenen Körpergewichts hat positive Effekte auf die Gesundheit.

Zusätzlich ist es wichtig, eine langfristige Gewichtskontrolle über die eigentliche Phase der Gewichtsabnahme hinaus zu erreichen.

Folgenden Personen wird eine Gewichtsreduktion empfohlen:

  • Adipösen Menschen mit einem BMI von 30 kg/m² oder höher
  • Übergewichtigen Menschen mit einem BMI zwischen 25 und 29,9 kg/m², die zusätzlich
    • andere Krankheiten, wie Bluthochdruck oder Typ-2-Diabetes,
    • eine bauchbetonte Fettverteilung mit einem Taillenumfang über 88 (Frauen) beziehungsweise 102 Zentimetern (Männern) oder
    • eine erhöhte psychosoziale Belastung aufweisen.

Gut zu wissen:

Schon eine Abnahme von 5 bis 10 Prozent des Ausgangsgewichts verbessert die Gesundheit.

Gut zu wissen:

Auf der Webseite von Adipositas Selbsthilfe finden Sie eine Übersicht von Adipositas-Selbsthilfegruppen in Deutschland, Österreich und der Schweiz.

3 Säulen bilden das Basisprogramm zur Behandlung der Adipositas: Ernährung, Bewegung und das eigene Verhalten.

Ernährung

Um abzunehmen, muss dem Körper weniger Energie zugeführt werden als er verbraucht. Pro Tag sollte die Energieaufnahme um etwa 500 Kilokalorien (kurz kcal, umgangssprachlich häufig auch nur als Kalorien bezeichnet) des eigentlichen Bedarfs gesenkt werden. So kann eine kontinuierliche Gewichtsreduktion von etwa 1 bis 2 Kilogramm pro Monat erreicht werden.

Dabei ist es egal, ob die reduzierte Energieaufnahme durch eine verminderte Aufnahme von Fett, Kohlenhydraten oder einer Kombination aus beidem erreicht wird. Wichtig ist, dass man sich auf eine Ernährungsform festlegt, die gut zu einem passt und die auch langfristig umsetzbar ist. Zusätzlich sollte immer darauf geachtet werden, dass der Körper weiterhin mit allen wichtigen Nährstoffen versorgt wird.

Erfahren Sie hier, wie eine ausgewogene Ernährung aussieht!

Bewegung

Körperliche Aktivität führt zu einem erhöhten Energieverbrauch und verhindert den Abbau von Muskelmasse. Dies wirkt sich positiv auf die Gewichtsreduktion und -stabilisierung aus.

Des Weiteren hat regelmäßige Bewegung günstige Effekte auf die Gesundheit und Lebensqualität.

Lesen Sie hier, wie sich Bewegung auf die Gesundheit auswirkt!

Pro Woche sollte man sich mindestens 150 Minuten bewegen. Dabei eignen sich besonders Ausdauersportarten wie Wandern, Walken, Joggen, Radfahren oder Schwimmen. Art und Intensität der Bewegung sollten individuell nach dem Gesundheitszustand sowie den jeweiligen Vorlieben ausgewählt werden. Wichtig ist, dass die Bewegung Spaß macht!

Hier erhalten Sie wertvolle Tipps, um in Schwung zu kommen und sich mehr zu bewegen!

Ebenfalls sollten Sie versuchen, mehr Bewegung in ihren Alltag einzubauen. Dafür gibt es zahlreiche Möglichkeiten, wie zum Beispiel:

  • Nutzen Sie öfters mal die Treppe anstelle des Fahrstuhls.
  • Verzichten Sie für kürzere Wege auf das Auto, die Straßenbahn oder den Bus.
  • Machen Sie abends einen entspannenden Spaziergang.
  • Platzieren Sie häufig benötigte Arbeitsgeräte außerhalb der bequemen Reichweite.

Verhalten

Neben der Ernährung und der Bewegung spielt auch das eigene Verhalten eine wichtige Rolle bei der Behandlung von Übergewicht. Denn häufig müssen auch die bisherigen Lebensgewohnheiten angepasst werden, um das Körpergewicht zu senken und langfristig stabil zu halten. Dabei kann die Teilnahme an einer Verhaltenstherapie eine gute Hilfestellung sein.

Weitere Behandlungsoptionen

Wenn durch das Basisprogramm keine oder nur eine geringe Gewichtsabnahme erzielt wurde, können zum Teil auch medikamentöse oder chirurgische Maßnahmen zur Adipositas-Therapie eingesetzt werden.

Allerdings sind diese Behandlungsoptionen mit möglichen Nebenwirkungen und Risiken verbunden und sollten nur in Betracht gezogen werden, wenn die konservativen Behandlungsansätze vollständig erschöpft sind, und

  • eine extreme Adipositas vorliegt, oder
  • die Betroffenen starkes Übergewicht und Folgeerkrankungen, wie Typ-2-Diabetes oder Bluthochdruck, aufweisen.

Weitere Informationen zu diesen Maßnahmen finden Sie auf unserem Portal Leben mit Diabetes!

Quellen:

Deutsche Adipositas-Gesellschaft et al.: Interdisziplinäre Leitlinie der Qualität S3 zur „Prävention und Therapie der Adipositas“. Version 2.0. 2014
Deutsche Diabetes Gesellschaft et al.: Deutscher Gesundheitsbericht Diabetes 2020. Kirchheim Verlag, Mainz, 2020
Hauner, H. et al.: Adipositas und Diabetes mellitus. In: Diabetologie, 2018, 13: 192-198
Hauner, H.: Ernährungsmedizinische Konzepte bei Adipositas. In: Internist, 2015, 56: 137-142
Nationale Diabetes-Surveillance am Robert Koch-Institut: Diabetes in Deutschland – Bericht der Nationalen Diabetes-Surveillance 2019. Robert Koch-Institut, Berlin
SRH Hochschule für Gesundheit et al.: Patientenleitlinie zur Diagnose und Behandlung der Adipositas. 1. Auflage. 2019
Wirth, A. et al.: Clinical practice guideline: The prevention and treatment of obesity. In: Dtsch Arztebl Int, 2014, 111: 705-713
World Health Organization: Obesity: preventing and managing the global epidemic. Report of a WHO consultation. In: World Health Organ Tech Rep Ser, 2000, 894: 1-253
Stand: 09.01.2020