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Prädiabetes – Die Vorstufe von Diabetes Typ 2

Wissenschaftliche Unterstützung: Prof. Dr. Robert Wagner

Prädiabetes ist die Vorstufe von Typ-2-Diabetes. Die Blutzuckerwerte sind bereits erhöht, allerdings noch nicht so hoch, um von einem Typ-2-Diabetes zu sprechen. Es handelt sich um eine Stoffwechselstörung, die sich über Jahre oft ohne begleitende Symptome entwickelt. Zu den Risikofaktoren gehört unter anderem ein ungünstiger Lebensstil. Jede 5. erwachsene Person hat Prädiabetes.

Langfristig erhöhte Blutzuckerwerte sind schädlich für die Gesundheit. Werden hohe Blutzuckerwerte erst spät erkannt oder nicht behandelt, erhöht sich das Risiko für viele Komplikationen an unterschiedlichen Organen.

Durch bestimmte Lebensstil-Maßnahmen können die Blutzuckerwerte gesenkt werden. So verringert sich das Risiko, später an Typ-2-Diabetes zu erkranken.

Forschende schlagen die Einteilung in verschiedene Subtypen des Prädiabetes vor. Dadurch können Personen erkannt werden, die ein hohes Risiko für einen schweren Verlauf haben. So wird eine sehr individuelle Behandlung ermöglicht, bei der auch Medikamente zum Einsatz kommen können.



1. Was ist Prädiabetes?

Viele Menschen haben Prädiabetes, ohne es zu wissen. Bleiben hohe Blutzuckerwerte lange unentdeckt und unbehandelt, sind spätere Komplikationen sehr wahrscheinlich. Nicht nur das Risiko für Typ-2-Diabetes steigt. Die erhöhten Blutzuckerwerte stören auch viele weitere Vorgänge im Körper und führen langfristig zu Folgeerkrankungen – beispielsweise am Herz-Kreislauf-System, den Augen und/oder Nieren.

Wenn die Diagnose Prädiabetes vorliegt, kann gezielt etwas dagegen unternommen werden. Bereits durch eine angepasste Ernährung und mehr Bewegung können sich die Blutzuckerwerte wieder normalisieren. Was dabei zu beachten ist, lesen Sie weiter unten. Schon kleine Umstellungen im Lebensstil können die Entwicklung von Typ-2-Diabetes und weiteren lebensstilbedingten Erkrankungen verhindern oder zumindest herauszögern.

Was passiert aber, wenn nach der Feststellung von Prädiabetes nichts unternommen wird? Dann ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass sich die Stoffwechsellage weiter verschlechtert und ein Typ-2-Diabetes entsteht. Typ-2-Diabetes wird in der Regel zu Beginn mit einer Umstellung der Ernährung und mehr Bewegung behandelt. Reichen diese Lebensstilmaßnahmen nicht aus, ist die Gabe von blutzuckersenkenden Medikamenten oder Insulin erforderlich.

Fest steht, dass Prädiabetes gesundheitsgefährdend ist, wenn nichts dagegen unternommen wird. Nehmen Sie die Diagnose als Anlass, frühzeitig etwas für Ihre Gesundheit zu tun!

diabinfo-Podcast Was Menschen mit Prädiabetes wissen sollten (Prof. Dr. Hans Hauner)

In unserem Podcast richtet sich der Wissenschaftler Prof. Dr. Hans Hauner an alle mit der Diagnose „Prädiabetes“. Er beantwortet häufig gestellte Fragen zur Ernährung, klärt über andere Behandlungsformen auf und gibt Tipps, wie sich Blutzuckerwerte wieder normalisieren lassen.

Zum Podcast „Was Menschen mit Prädiabetes wissen sollten“ mit Prof. Dr. Hans Hauner


2. Warum entsteht Prädiabetes?

Ein Prädiabetes liegt vor, wenn die Blutzuckerwerte dauerhaft in einem Graubereich erhöht sind – aber noch nicht so hoch, dass man von einem Typ-2-Diabetes spricht. Der eigene Körper schafft es nicht mehr ausreichend, den Zucker (Glukose) aus dem Blut in die Körperzellen zu transportieren. Das kann entweder daran liegen, dass zu wenig Insulin produziert wird (Insulinmangel) oder die Körperzellen nicht mehr so empfindlich auf Insulin reagieren (Insulinresistenz).

Was hat Insulin mit dem Blutzucker zu tun?

Insulin ist ein Hormon, das in der Bauchspeicheldrüse gebildet wird. Es ist lebenswichtig, weil es dafür sorgt, dass der Zucker aus dem Blut in die Körperzellen gelangt. Man kann sich Insulin also wie einen Schlüssel vorstellen, der das Schloss zur Körperzelle öffnet. Wenn etwas Zuckerhaltiges gegessen oder getrunken wird – beispielsweise Brot oder Saft –, dann steigt schon wenige Minuten später der Blutzuckerspiegel an. Das ist ganz normal. Die Bauchspeicheldrüse reagiert auf den erhöhten Blutzucker und gibt Insulin ins Blut ab. Das Insulin sorgt dafür, dass der Zucker aus dem Blut in die Körperzellen aufgenommen wird. In den Zellen wird der Zucker (Glukose) zu Energie umgewandelt, die wir zum Leben benötigen.

Bei einer Insulinresistenz reagieren die Körperzellen nicht mehr so sensibel auf das Hormon Insulin. Das führt dazu, dass mehr Insulin benötigt wird, um den Zucker aus dem Blut in die Körperzellen zu befördern. Während bei manchen Menschen eine Insulinresistenz Ursache für den Prädiabetes ist, ist bei anderen Menschen die körpereigene Insulinproduktion ungenügend. Man spricht auch von einem Insulinmangel. Das Insulin reicht also nicht aus, um den Zucker in die Körperzellen aufzunehmen. So bleibt der Blutzuckerspiegel auch Stunden nach dem Essen und im nüchternen Zustand im erhöhten Bereich.

Insulinresistenz: Ein Teufelskreis

Wenn das Insulin nicht mehr ausreicht, um den Blutzuckerspiegel zu senken, merkt das der Körper. Er reagiert darauf, indem die Bauchspeicheldrüse mehr Insulin freisetzt. Durch diesen Mechanismus bleibt der Blutzucker oft noch über viele Jahre hinweg unauffällig. Es treten keine Symptome auf.

Studien zeigen, dass die Bauchspeicheldrüse in der Lage ist, die Insulinproduktion zunächst auf ein Vielfaches zu steigern. Während dieser Zeit liegt der Blutzucker nach wie vor im Normbereich.

Der Körper kann irgendwann den hohen Insulinbedarf nicht mehr aus eigener Kraft decken. Erst dann – oft viele Jahre oder Jahrzehnte später – reicht das Insulin nicht mehr aus und der Blutzucker steigt an.

Auch wenn die Insulinproduktion stark erhöht ist, sprechen Fachleute in diesem Fall von einem relativen Insulinmangel. Als Ursache wird in vielen Fällen aber eine Insulinresistenz vermutet.

Aus welchem Grund kommt es zum Prädiabetes?

Prädiabetes entsteht nicht von heute auf morgen, sondern entwickelt sich über viele Jahre. Die Ursache für die erhöhten Blutzuckerwerte ist in erster Linie ein ungesunder Lebensstil. Wenn Typ-2-Diabetes bereits in der nahen Verwandtschaft – beispielsweise bei den Eltern – vorkommt, steigt die Wahrscheinlichkeit für die Stoffwechselstörung zusätzlich. Aber auch andere Faktoren beeinflussen das Risiko.

 

Folgende Risikofaktoren für Prädiabetes sind bekannt:

 

Da Prädiabetes die Vorstufe von Typ-2-Diabetes ist, sind die Risikofaktoren identisch. Lesen Sie hier mehr über die Entstehung und Risikofaktoren von Typ-2-Diabetes.


Video: Was passiert bei Diabetes?

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3. Welche Symptome deuten auf Prädiabetes hin?

Die meisten Menschen mit Prädiabetes spüren keine Symptome. Erst wenn der Blutzucker stark erhöht ist, können Symptome wie starker Durst, häufiges Wasserlassen, Müdigkeit und Abgeschlagenheit auftreten. In der Regel liegt dann bereits ein Typ-2-Diabetes vor.

In diesem Artikel erfahren Sie mehr zu den Symptomen von Typ-2-Diabetes.


4. Bei welchen Blutzucker- oder HbA1c-Werten spricht man von Prädiabetes?

Prädiabetes äußert sich in erhöhten Blutzuckerwerten. Diese können mit einer der folgenden Methoden festgestellt werden:

  • HbA1c: Der Blutzucker-Langzeitwert gibt Aufschluss darüber, wie der Blutzucker durchschnittlich in den vergangenen 8 bis 12 Wochen war. Bei einem HbA1c-Wert von 5,7 bis 6,4 Prozent (39 bis 47 mmol/mol) liegt ein Prädiabetes vor.
  • Nüchternblutzucker: Dieser Wert wird aus dem Blut einer Vene (venöses Plasma) bestimmt. Die Person darf zu dem Messzeitpunkt mindestens 8 Stunden nichts gegessen und nichts Zuckerhaltiges getrunken haben. Die Messung findet morgens statt. Ein Nüchternblutzuckerwert von 100 bis 125 mg/dl (5,6 bis 6,9 mmol/l) deutet auf einen Prädiabetes hin.
  • Oraler Glukosetoleranztest (oGTT): Mit einem oGTT wird getestet, wie gut der Zuckerstoffwechsel auf eine Kohlenhydrataufnahme reagiert. Hierzu trinkt die Person im nüchternen Zustand eine Zuckerlösung. Nach 2 Stunden wird der Blutzuckerwert im venösen Plasma bestimmt. Bei einem oGTT-2-Stunden-Blutzuckerwert von 140 bis 199 mg/dl (7,8 bis 11,0 mmol/l) liegt ein Prädiabetes vor.

 


5. Wie kann man einem Prädiabetes ohne Medikamente entgegenwirken?

Im Vordergrund der Behandlung des Prädiabetes steht immer eine gesündere Lebensweise. Dadurch wird die Ursache der Stoffwechselstörung bekämpft. Es gibt auch die Möglichkeit, hohe Blutzuckerwerte mit Medikamenten zu behandeln. Diese Option kommt meist aber erst dann zum Einsatz, wenn Typ-2-Diabetes diagnostiziert wurde und eine Ernährungsumstellung und mehr Bewegung nicht zum gewünschten Erfolg geführt haben.

Wenn Menschen mit Prädiabetes ihren Lebensstil anpassen, reduziert sich das Risiko, tatsächlich an Typ-2-Diabetes zu erkranken. So können Anpassungen des Lebensstils die Insulinempfindlichkeit des gesamten Körpers verbessern. Viele Studien zeigen sogar, dass eine Umstellung der Ernährung und mehr Bewegung die Blutzuckerwerte effektiver verbessern als Medikamente. Dies sollte aber immer ärztlich abgeklärt werden.

Ernährung bei Prädiabetes

Kohlenhydrathaltige Lebensmittel wirken sich am stärksten auf den Blutzucker aus und lassen ihn ansteigen. Es gibt Lebensmittel, die den Blutzucker besonders schnell ansteigen lassen und solche, die der Zuckergehalt im Blut langsamer erhöhen. Weil der Körper bei Prädiabetes Schwierigkeiten hat, den Blutzucker im Normbereich zu halten, sollten starke Anstiege vermieden werden.

 

Tipp 1:

Bei erhöhten Blutzuckerwerten eignet sich zum Beispiel eine vollwertige, ausgewogene Mischkost. Besonders häufig sollten Gemüse, Hülsenfrüchte, Vollkornprodukte, Nüsse, Samen und Obst verzehrt werden. Diese Lebensmittel enthalten viele Ballaststoffe, die den Blutzuckerspiegel nur langsam erhöhen.

Weitere Informationen zu anderen Ernährungsformen und welche sich eignen, um Typ-2-Diabetes vorzubeugen finden Sie hier.

 

Tipp 2:

Zucker muss nicht generell vermieden werden. Dennoch sollten große Mengen reduziert werden. Besonders Fruchtsäfte und Softdrinks lassen den Blutzucker schnell und stark ansteigen. Durch das Verdünnen mit Wasser oder Ersetzen mit zuckerfreien Alternativen wie ungesüßtem Tee kann ein starker Blutzuckeranstieg vermieden oder vermindert werden.

Andere Lebensmittel, die den Blutzucker schnell ansteigen lassen und deswegen eher nur in Maßen verzehrt werden sollten, sind: Weizennudeln, Weißbrot, stärkehaltige Gemüsesorten wie Kartoffeln, Süßigkeiten, mit Zucker gesüßte Getränke und süße Aufstriche wie Honig und Marmelade.

 

Tipp 3:

Achten Sie auf ausgewogene Mahlzeiten mit Kohlenhydraten, gesunden Fetten und Eiweißen (Proteine). Wenn Kohlenhydrate gemeinsam mit eiweiß- oder fettreichen Lebensmitteln verzehrt werden, fällt der Blutzuckeranstieg nach dem Essen meist weniger stark aus. Aus diesem Grund bietet es sich beispielsweise an, eine Scheibe Brot eher mit fettarmem Schinken oder Käse zu belegen als mit Marmelade oder Honig.

„Gesunde“ Fette sind unter anderem in Fisch, pflanzlichen Ölen wie Oliven- oder Rapsöl, Nüssen, Samen und Avocado enthalten. Als Eiweißquellen eignen sich zum Beispiel Hülsenfrüchte wie Bohnen, Erbsen und Linsen sowie Milch und Milchprodukte, Eier und Thunfisch.

 

Koch-Tipp: Im Vergleich zu verarbeiteten Lebensmitteln und Fertigprodukten wie Tiefkühlpizza, Spaghetti mit Fertigsoße oder gekauftem Früchtejoghurt haben weniger verarbeitete Lebensmittel viele Vorteile. Denn verarbeiteten Produkten sind oft viel Salz, Zucker und ungesunde Fette zugesetzt, um die Haltbarkeit zu verlängern. Auch sind darin häufig sehr wenige Ballaststoffe enthalten. Deshalb sollten Lebensmittel möglichst in ihrer ursprünglichen Form verzehrt und selbst zubereitet werden. Dadurch sind automatisch mehr wertvolle Nährstoffe in den Speisen enthalten.

Ein selbst zubereiteter Naturjoghurt mit klein geschnittenem Obst und Nüssen enthält beispielsweise mehr Ballaststoffe, als ein Früchtejoghurt aus dem Supermarkt. Zusätzlich hält es länger satt. Anstatt Spaghetti mit Fertigsoße bietet sich eine Gemüsepfanne mit Vollkornnudeln als Beilage an.

Weitere Informationen zu einer gesunden Ernährung finden Sie hier.

Bewegung bei Prädiabetes

Bewegung hat sowohl kurzfristige als auch langfristige Effekte auf den Blutzuckerspiegel. Kurzfristig senkt Bewegung den Blutzuckerspiegel. Wer also Spaziergänge im Alltag einbaut, an Bewegungskursen teilnimmt oder Krafttraining betreibt, kann laut vieler Studien die Blutzuckerwerte nachweislich senken. Langfristig sorgt Bewegung dafür, dass die Körperzellen sensibler auf Insulin reagieren. Dadurch wird weniger Insulin benötigt, um den Blutzuckerwert im Normalbereich zu halten. Empfohlen werden mindestens 150 bis 300 Minuten Bewegung pro Woche.

 

Tipp 4:

Ob eine mehrstündige Fahrradtour, ein 10-minütiger Spaziergang oder eine Zumba-Stunde: Auf die Art der körperlichen Bewegung kommt es nicht an. Hauptsache man bewegt sich und hat Spaß dabei. Es lohnt sich, neue Sportarten auszuprobieren. Wenn man ungern ins Fitnessstudio geht, bieten sich auch Online-Angebote an, an denen von zuhause aus teilgenommen wird.

 

Tipp 5:

Warum nicht den blutzuckersenkenden Effekt von Bewegung nutzen? Wenn doch mal ein Stück Kuchen gegessen wird, kann ein anschließender Spaziergang einen starken Blutzuckeranstieg verringern.

 

Tipp 6:

Sinnvoll ist auch, den Sport mit anderen Aufgaben zu verbinden. Zum Beispiel bringt auch ein Frühjahrsputz das Herz-Kreislauf-System auf Trapp. Wenn der Einkauf per Fahrrad oder zu Fuß erledigt wird, senkt das auch den Blutzucker. Überlegen Sie sich, was sowieso erledigt werden muss, und wie dies mit Bewegung kombiniert werden kann.

Bewegungspyramide

Die Bewegungspyramide zeigt, wie viel und welche Art der Bewegung im Alltag eingebaut werden sollte.

Weitere Tipps zu mehr Bewegung finden Sie hier.

Lebensstil langfristig umstellen

Bei der Umstellung zu einem gesünderen Lebensstil kommt es vor allem darauf an, dies langfristig durchzuhalten. Versuchen Sie daher, eine Ernährungsform zu finden, die Ihnen schmeckt und zu Ihnen passt, sowie die Art von Bewegung in den Alltag zu integrieren, die Ihnen Spaß macht.

 

Tipp 7:

Mit Unterstützung geht es leichter. Erzählen Sie Ihrem Partner, Ihrer Partnerin oder Freunden und Bekannten davon, was Sie vorhaben. Noch besser wäre es, wenn Sie die Umstellung gemeinsam angehen und sich gegenseitig motivieren.

Das Rauchen aufgeben

Neben Ernährung und Bewegung hat auch Tabakrauchen nachweislich einen Einfluss auf die Blutzuckerwerte. Daher, und auch wegen weiteren möglichen Folgeerkrankungen, sollte sowohl auf aktives als auch passives Rauchen verzichtet werden. Weitere Informationen zu Tabak und Diabetes finden Sie hier.


6. Können Medikamente bei Prädiabetes helfen?

Bis heute gibt es kein Medikament, mit dem man hohe Blutzuckerwerte am Ursprung bekämpfen kann. Es stehen aber Medikamente zur Verfügung, die verschiedene Vorgänge im Körper unterstützen können und vor allem bei Typ-2-Diabetes angewendet werden.

Wegen möglicher Risiken und Nebenwirkungen verschreiben Fachkräfte nur dann Medikamente, wenn deren gesundheitlicher Nutzen überwiegt. Manche Menschen mit Prädiabetes haben ein höheres Risiko für Begleit- oder Folgeerkrankungen als andere (siehe Subtypen des Prädiabetes). In diesem Fall kann es bereits bei leicht erhöhten Blutzuckerwerten sinnvoll sein, Medikamente einzunehmen. So könnten zum Beispiel Herz-Kreislauf-Erkrankungen beziehungsweise ein Fortschreiten des Prädiabetes verhindert werden.


7. Kann ein Diabetes Typ 2 verhindert werden?

Auch wenn das Risiko für Typ-2-Diabetes bei Menschen mit Prädiabetes besonders hoch ist, muss es nicht zwangsweise zur Erkrankung kommen. Studien zeigen, dass der Prädiabetes sich sogar zurückentwickeln kann. Die effektivste Methode ist die Umstellung hin zu einer gesünderen Lebensweise. Dadurch können sich die Blutzuckerwerte bereits innerhalb eines Jahres wieder normalisieren. Auch das Risiko für Folgeerkrankungen reduziert sich, wenn sich der Zuckerstoffwechsel durch gesunde Ernährung und mehr Bewegung verbessert.


8. Welche Subtypen des Prädiabetes gibt es und was sagen diese aus?

Forschende haben festgestellt, dass Typ-2-Diabetes nicht bei allen Menschen einheitlich verläuft. So haben manche Menschen ein besonders hohes Risiko für diabetesbedingte Folgeerkrankungen und bei anderen schlägt nur eine Therapie mit bestimmten Medikamenten an. Die Forschenden schlagen daher vor, Menschen mit Diabetes in 5 Diabetes-Subtypen einzuteilen. Für Menschen mit Prädiabetes werden aktuell 6 Subtypen diskutiert.

Die Einteilung des Prädiabetes in Subtypen könnte in der Zukunft eine individuelle Herangehensweise an einen Prädiabetes erlauben. Dadurch könnten auch diejenigen Personen mit Prädiabetes erkannt werden, die im Vergleich zu anderen Personen mit Prädiabetes ein höheres Risiko haben, später an Typ-2-Diabetes zu erkranken. Durch gezielte Therapien könnten die Entwicklung und weitere Folgeerkrankungen verhindert oder zumindest herausgezögert werden.

Es gibt 3 Prädiabetes-Subtypen, die ein niedriges Risiko für Typ-2-Diabetes aufweisen: Das sind die sogenannten „Cluster“ 1, 2 und 4. Dahingegen ist die Wahrscheinlichkeit für Typ-2-Diabetes beziehungsweise für Komplikationen bei den Personen hoch, die den Clustern 3, 5 oder 6 zugeordnet werden.

Personen mit Prädiabetes aus Cluster 3 haben eine gestörte Insulinproduktion und Typ-2-Diabetes liegt häufig bereits in der Familie vor. Das Risiko, später selbst an Typ-2-Diabetes zu erkranken, ist dadurch erhöht. Zudem treten bei Personen dieses Subtyps häufig Herz-Kreislauf- und Nierenerkrankungen auf.

Personen, die dem Cluster 5 zugeordnet werden, sind dahingegen insulinresistent und weisen einen hohen Leberfettanteil auf. Auch deren Risiko für Typ-2-Diabetes und Herz-Kreislauf- sowie Nierenerkrankungen ist stark erhöht.

Personen aus Cluster 6 weisen einen hohen Anteil an Bauchfett auf. Das unmittelbare Risiko für Typ-2-Diabetes ist zwar niedrig, jedoch ist bei ihnen die Wahrscheinlichkeit hoch, später Nierenerkrankungen zu entwickeln.

 

Weiter Informationen zu den 6 Subtypen des Prädiabetes finden Sie in diesem Dokument vom Deutschen Zentrum für Diabetesforschung (DZD).

diabinfo-Podcast 6 Subtypen des Prädiabetes (Prof. Dr. Robert Wagner)

Der Wissenschaftler vom Deutschen Diabetes-Zentrum (DDZ) Prof. Dr. Robert Wagner erklärt, wie sich die Subtypen des Prädiabetes voneinander unterscheiden und welche Vorteile diese neue Einteilung in der Praxis hat.

Zum Podcast „6 Subtypen des Prädiabetes" mit Prof. Dr. Robert Wagner

Quellen:

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Bundesärztekammer et al.: Nationale Versorgungsleitlinie Typ-2-Diabetes. Langfassung. Version 3.0. 2023
Bundesärztekammer et al.: Nationale Versorgungsleitlinie Therapie des Typ-2-Diabetes. Langfassung. 1. Auflage. Version 4. 2014 (Gültigkeit abgelaufen, in Überarbeitung)
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Stand: 24.05.2023